18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Belletristik
[KGe] Der Maskenball des Jeremias Greif

 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
monosoph
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 35
Beiträge: 336
Wohnort: Da, wo ich gebraucht werde


Beitrag17.04.2007 16:25
[KGe] Der Maskenball des Jeremias Greif
von monosoph
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der Maskenball des Jeremias Greif

?Einladung zum Maskenball. Heute Abend. Bei mir!? Mehr steht nicht auf dem schmucklosen Blatt Papier, das Jeremias Greif in den Händen hält. Es ist durch den verrosteten Briefschlitz der Haustüre geräuschlos hereingeflogen, als er auf dem Weg war, der silbernen Morgensonne seinen Respekt zu zollen.
Doch hat niemand das Gartentor geöffnet, ist niemand den Kieselweg zur Haustüre gegangen und wurde niemand von dem geifernden Bronzelöwen belauert.
Jeremias Greifs nächster Gedanke gilt der Verkleidung. Er steht bereits vor einer gewaltigen Holztruhe mit acht Schlössern. Er öffnet sie ohne Schlüssel und verschwindet darin.
In dem selben Dachzimmer wie die Truhe strahlt ein verstaubter Spiegel mannshoch sein lichtes Ebenbild an die gegenüberliegende Wand.
Davor betrachtet sich ein italienischer Marquis von allen Seiten. Er trägt einen weißgoldenen Umhang, darunter einen roten Staatsrock. Auf seinem Kopf präsentiert sich ein schwarzer Dreispitz mit einer ausladenden roten Feder. Das Gesicht wird durch eine schillerndweiße Maske verdeckt, deren Grinsen lange schon erfroren ist.
Sein Spiegelbild nickt ihm anerkennend zu, dann verschwindet es aus dem goldbarocken Rahmen. Der Marquis zieht seinen Hut zum Abschied und verlässt dann sein Lustschloss. Die kühle Nachtluft wildert durch den symmetrischen Park, die paarigen Pinien und den parallelen Liguster und jagt die einsame rote Feder.
Vor dem verrosteten Tor wartet ein Vierspänner auf seinen Herrn. Der Marquis steigt auf den Bockthron und nimmt die Rosenpeitsche in die Hand, die feuerspeiende Schlachtrosse zum dampfenden Galopp antreibend.
Der Mond geht nicht unter, obwohl die Reise des Marquis drei Tage dauert. Es bleibt sternenklare Nacht. Flammend erhellt die irdene Sichel die Schattenwelt und wirft fahles Licht auf den italienischen Marquis.
Der schreitet indessen eine lange und geschwungene Treppe aus buntem Marmor hinauf zu dem Ballsaal, aus dessen Fenstern bereits Licht und Lärm eines rauschenden Festes drängen.
Die Luft selber wird zur Gefängnismauer, das Flackern der diamantenen Kronleuchter bringt Dunkelheit. Und doch schreitet der Marquis hoch erhobenen Hauptes hinein in die wollüstigen Wogen des Hofes.
Schon drohen die sündigen Fluten über ihm zusammenzuschlagen, ihn hinfortzuspülen, doch der italienische Marquis schafft es, Halt zu finden.
Eine elfenbeinerne Gräfin, deren Lächeln Eis erstarren lassen könnte, hakt sich bei ihm ein, macht ihm wortlose Komplimente, die sein maskiertes Lächeln nicht zu ändern vermögen.
Doch da öffnet die Menge eine Gasse und wo am einen Ende der Marquis mit seiner Gräfin eisern schäkert, reckt sich am anderen ein Dämon in die erhitzte Höhe.
Sein wildes Haar liebkost seine kantigen Schultern, sein lippenloser Mund verzieht sich zu einem höflichen Lächeln während seine purpurnen Augen Funken des Hasses sprühen. Er fordert den Marquis heraus, verspottet ihn und macht ihn mit seinem Hohn zum Gespött der Anwesenden. Selbst die elfenbeinerne Gräfin kann sich ein olympisches Grinsen nicht verkneifen.
Der italienische Marquis schiebt sich zwischen Masken aller Art hindurch, um dem Dämon zu entkommen, und schließlich steht vor ihm ein Harlekin, der ihm auffordernd die blau behandschuhte Hand entgegenhält.
?Wahnsinnsnebel mich umgibt, mich behütet, sachte wiegt.
  Folge mir ins Labyrinth, da alle Menschen Kinder sind.
  Lebe ewig sorgenfrei, in meinem schillernd Wahrheitshain.?
Der italienische Marquis weicht entsetzt zurück, stößt die Hand von sich und zwängt sich wieder in die Menge.
Da entpuppt sich vor ihm eine graue Gestalt aus der verschwommenen Masse, die ihn aus weißschwarz umrandeten Augen mit allem Schmerz eines einzelnen Menschen ansieht. Sie spricht kein Wort, bewegt den Mund nicht einmal, um zu lächeln oder zu schmollen. Nur ihre Hände fließen in allessagenden Bewegungen vor den Augen des Marquis umher.
?Ewig Stille, Traurigkeit, grauartge Vollkommenheit
findet der, der ewig sucht, denn Sehnsucht ist am Ende Flucht.
Komm mit mir und lebe dort, in Einsamkeitens staubig Hort:?
Erneut packt Entsetzen den italienischen Marquis und er rennt blindlings in das wogende Publikum hinein. Überall Fratzen, Kinder des Dämons, Wahnsinnsboten...
Endlich gelangt er an eines der Fenster, durch das ein brennender Sternenhimmel zu erkennen ist. Hier stehen keine Maskierten. Nur ein alter Mann ohne jegliche Verkleidung in einem Nadelzwirn, mit einem perfekten kristallenen Seitenscheitel wartet als Silhouette vor dem roten Nachthimmel.
Er sieht den Marquis an, lässt ihm den nächsten Zug. Im Hintergrund krampfen die Gäste zu der schleppenden Melodie eines Walzers, die die Luft mit triefender Süße erfüllt.
Der italienische Marquis betrachtet den Mann, sucht die Grenzen zwischen Maske und Haut und findet keine.
?Wer sind Sie? Was machen Sie hier?? Er spricht es nicht aus, aber sein Gegenüber errät seine Gedanken.
?Ich bin ein einfacher Bote. Ohne mich könnte diese Fest nicht stattfinden.?, sagt der Mann mit ruhiger und ewiger Stimme.
Der Gastgeber? Den hat der Marquis sich anders vorgestellt.
?Mir gehört dieses Palais nicht. Es gehört niemandem. Und nein, Sie werden es nicht mehr verlassen.?
Da springt aus der Menge der Dämon hervor und sein scharfes Lachen verwundet den Marquis tödlich. Durch den gelben Schleier, der sich über seine Augen legt, erkennt der italienische Marquis die Wahrheit.

An einem frostigen Wintermorgen öffnete ein kleines, zartes Mädchen mit einem in ein Tuch eingewickelten Packen die Reste des Gartentores und ging den Kieselweg entlang zur Tür des Hauses, das sich im eisernen Griff hellen Efeus befand.
Seine Mutter hatte es geschickt, einem alten Freund ein paar Grüße zu überbringen. Sein Name war Jeremias Greif, doch in diesem Haus lebte schon lange niemand mehr.
So legte das Mädchen das Mitbringsel auf die Haustreppe und ging.
Der kalte Nordwind legte frei, was ein Geschenk für den alten Freund hatte sein sollen:
Eine dämonische Maske mit purpurnen Augen.



_________________
"...Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort."
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Das Ding
Schneckenpost


Beiträge: 9
Wohnort: Kerpen


Beitrag18.04.2007 00:14

von Das Ding
Antworten mit Zitat

So Luvinius,
Es wäre vermessen von mir, dich negativ zu kritisieren. Zum Einen, da ich selber meilenweit von deiner Kreativität und deinen prägnanten Bildern entfernt bin, zum Anderen, da ich überhaupt keine Ahnung hätte wo ich anfangen soll und andere dies ohnehin besser bewerkstelligen können.

Ich versuche dir mal just trivial mitzuteilen wie ich die Geschichte aufgenommen habe.

Zuallererst, die Kurzgeschichte ist ziemlich gruselig geworden. (wir haben jetzt 00.03h, ich werde wohl empfindlich) Ich vermute mal, das du hier einen Nosferatu-Maskenball beschrieben hast (so, mal...ins Blaue geschossen)

Allerdings, ist ja nicht schlimm, bin ich nicht komplett in der Lage dein Werk zu entschlüsseln.

Warum diese formlose unspezifische Einladung, wo unser Herr Greif den Gastgeber doch gar nicht kennt? Und warum reagiert unser lieber Herr Greif (magst du den eigentlich nicht, dem widerfährt niemals etwas Gutes)
sofort darauf indem er an seine Abendgarderobe denkt?

Und warum der Harlekin? Er erinnert ein wenig an die Diener des lachenden Gottes der Eldar?

Und warum legt sich ausgerechnet ein gelber Schleier um seine Augen? Symbolik?

Und wie kommt gerade die Maske in die Hände des kleinen Mädchens, und warum? Ein Zeichen von Endgültigkeit? Die Gewissheit das Herr Greif (schon wieder) verstorben ist?

Erfülle mir den Wunsch und erkläre dich mir ich bin unwürdig und schlafe wegen dir bestimmt schlecht.


_________________
Das Leben meistert man entweder lächelnd oder überhaupt nicht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
monosoph
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 35
Beiträge: 336
Wohnort: Da, wo ich gebraucht werde


Beitrag18.04.2007 01:25

von monosoph
pdf-Datei Antworten mit Zitat

tut mir leid...."das vampir-ding namens hagen" lol

ich hab deinen kommentar zu spät gesehen...wünsche angenehme nachtruhe.
ich habe nie gesagt, das jg den gastgeber nicht kennt. nur SO hat er ihn sich nicht vorgestellt.
das gegenstück zum harlekin ist der pantomime...klingelts da irgendwie bei dir? manie und ....mist jetzt hab ich das zweite schon wieder vergessen...
nach den hervorragenden english lessons with mrs. a. solltest du wissen, dass gelb die colour of decay ist, verfall....sozusagen....
und überleg mal...wie kommt die dämonenmaske in die hand des mädchens...das steht im text...es steht auch im text in welchem verhältnis der besitzer der maske zu jg steht...oder auch nicht....jenachdem wink
und du kennst doch faust II...faust trifft keine einzige person tatsächlich...es treffen prinzipien aufeinander, die these und antithese bilden und dann synthetisieren...ist jg denn wirklich gestorben.......??? ist er das denn in den anderen geschichten???? ok, das war jetzt fies...ja, er ist tatsächlich gestorben, aber er ist ja keine person...also als solche....eher ein symbol, eine wandelnde allegorie

jetzt bin ich garantiert auch noch an deiner nächsten schlaflosen nacht schuld  angel

grüße,
lukas


_________________
"...Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort."
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Das Ding
Schneckenpost


Beiträge: 9
Wohnort: Kerpen


Beitrag18.04.2007 13:15

von Das Ding
Antworten mit Zitat

Danke dir,
In Zukunft verleibe ich mir deine Texte doch lieber Tagsüber ein. (Konzentrationsstörung nach Mitternacht)

In tiefer Demut

Ich


_________________
Das Leben meistert man entweder lächelnd oder überhaupt nicht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Belletristik
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Kurse, Weiterbildung / Literatur, Links
Neue Seminare des BVjA
von Raven1303
Raven1303 Kurse, Weiterbildung / Literatur, Links 0 24.04.2024 21:00 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Der Glücksritter
von Peter Hort
Peter Hort Werkstatt 0 22.04.2024 20:39 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Einstand
Der Bandit
von dirkheg
dirkheg Einstand 5 22.04.2024 12:43 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Rechtliches / Urheberrecht / Copyright
Nach Vertragsabschluss wird der Verla...
von Mion
Mion Rechtliches / Urheberrecht / Copyright 33 22.04.2024 12:05 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Der rote Teppich hat Flecken - oder t...
von schreiby
schreiby Roter Teppich & Check-In 5 22.04.2024 10:09 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungBuch

von Thomas74

von Mercedes de Bonaventura

von Sue Ulmer

von Boudicca

von anuphti

von nicolailevin

von KeTam

von nicolailevin

von rieka

von Nordlicht

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!