Wüstensand -1-

[Alogius]

Wüstensand -1-

Die Einsamen

Aus dem hohen Palast hören wir Armen und Einsamen den Gesang der Scheherazade.
Wir aber liegen weit darunter, so dass ihre zarte Stimme auf dem Weg durch die Gassen in die Tiefen nur noch ein leiser Hauch ist. Einem kühlen Wind gleich, der den Durstigen der Wüste salbt, steigt er in unsere Augen. Sie sehen nicht mehr das Licht und fürchten die Sonne; wenn sie aufgeht, verbrennt sie uns schon; wenn sie am Mittag den Basar der Reichen berührt, hört man unter dem Lärm unser Klagen nicht.
Hier neben uns liegst du, armer Wanderer. Dein Gesicht ist der Verwesung unterworfen, der wir dienen. Wenn ich nun zuerst in deine Brust fasse, weil ich dein Herz verspeisen will, zuckst du schon nicht mehr.
Der Wesir hat dich in die Gosse verstoßen, wo du gestorben bist. Jetzt wollen wir einsamen und armen Ghule dich verzehren, weil man uns zu den großen Festen nicht einladen kann. Niemand ahnt, dass wir euch fressen, weil wir das Licht fürchten und nur darum Teil der Dunkelheit geworden sind.
Die Stimme der Sängerin vernehmen wir nicht mehr, wenn wir uns dem Schicksal fügen und uns der Nahrung hingeben.