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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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16.07.2009 11:17 Allein -1- von Alogius
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Allein -1-
Atem
Unser Atem hängt noch an den Fenstern, und langsam löst er sich auf, während ich dich küsse. Der Morgen dringt langsam ein in unsere Nacht.
Du stehst auf, malst mit den Fingern ein Herz an die Scheibe; langsam rinnen die letzten Morgentropfen darüber. Ich schaue dir nach, wie du zur Tür gehst.
Eigentlich will ich dich rufen und fragen, ob du bleibst. Kein Wort spreche ich, weil ich den Augenblick festhalte.
Schon höre ich deine Schritte auf der Treppe. Sie werden immer leiser, dann ist es still, weil du ja nicht umkehren wirst.
Weitere Werke von Alogius:
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7760 Wohnort: Oderint, dum probent.
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16.07.2009 13:19
von Brynhilda
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Hallo Tom!
Das ist wirklich sehr schön geschrieben. Das Bild mit dem Herz und den Regentropfen gefällt mir. Es wirkt zwar ein wenig klischeehaft, aber die Regentropfen reißen es heraus und machen es zu einer besonderen Empfindung.
Ansonsten würde ich nur ein paar winhzige Kleinigkeiten verändern.
Zitat: | Du stehst auf, malst mit den Fingern ein Herz an die Scheibe |
Hier würde ich ein "und" einfügen: Du stehst auf und malst mit den Fingern....
Zitat: | Kein Wort spreche ich, weil ich den Augenblick festhalte. |
Hier würde ich aus dem "kein Wort sprechen" ein "schweigen" machen, und aus dem "weil" ein "denn". Das klänge für mich besser.
Zitat: | Sie werden immer leiser, dann ist es still, weil du ja nicht umkehren wirst. |
Hier nun zu guter Letzt würde ich das "ja" weglassen, weil es zu umgangssprachlich klingt.
Ich neige auch zu solchen "jas" . Die kommen manchmal eben einfach so über einen, aber sie sind kleine Störenfriede, deshalb müssen wir versuchen, sie übertönen.
Ach, ich bin so kleinlich.
Denn mir gefällt der Text ja. (Kuck, da ist es wieder!) Er hat mich wirklich berührt, und das ist doch das wichtigste!
Liebe Grüße,
Ilka
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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16.07.2009 13:50
von Alogius
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Erstmal ein Danke.
Zum "ja":
Ich weiß, Umgangssprache; schien mir in dem Fall aber (a) gar nicht so schlimm und (b) sollte es auf bestimmte Art das "Wissen", die sichere Ahnung des Ichs unterstreichen. Es steht fest -oder auch nicht?
Die anderen Anmerkungen werde ich einfließen lassen in eine später bereinigte Version.
Lg
T.
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18344
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16.07.2009 15:40 Re: Allein -1- von MosesBob
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Hallo Alogius!
Melancholisches Stückchen Kurzprosa, knackedicht und ergreifend. Ein grauer, verregneter Morgen und ein grauer, verregneter Abschied aus einem grauen, verregneten Leben. Unheimlich trostlos, aber auch unheimlich schön geschrieben. Eine Sache würde ich ändern:
Alogius hat Folgendes geschrieben: | Unser Atem hängt noch an den Fenstern, und langsam löst er sich auf, während ich dich küsse. Der Morgen dringt langsam ein in unsere Nacht. |
"Ein" reißt den Rhythmus mittendrin nach unten. Lies beide Sätze mal ohne das Wort. Für mich klingt's dann flüssiger.
Beste Grüße,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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16.07.2009 17:47
von Alogius
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Danke, Moses.
Stimmt.
Kommt in die gleich überarbeitete Version!
Gruß,
T.
_________________ Aus einem Traum:
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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16.07.2009 17:51
von Alogius
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Allein -1-
Atem
Unser Atem hängt noch an den Fenstern, und langsam löst er sich auf, während ich dich küsse. Der Morgen dringt langsam in unsere Nacht.
Du stehst auf und malst mit den Fingern ein Herz an die Scheibe; langsam rinnen die letzten Morgentropfen darüber. Ich schaue dir nach, wie du zur Tür gehst.
Eigentlich will ich dich rufen und fragen, ob du bleibst. Ich schweige, denn ich halte den Augenblick fest.
Schon höre ich deine Schritte auf der Treppe. Sie werden immer leiser, dann ist es still, weil du nicht umkehren wirst.
_________________ Aus einem Traum:
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*Gast* Klammeraffe
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Beiträge: 504 Wohnort: Rheinland-Pfalz
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* 23.10.2009 11:31
von *Gast*
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Hallo Alogius,
so kurz und doch so bildhaft deutlich. Eine ganze Geschichte verbirgt sich in den wenigen Sätzen, lässt genug Raum, sie selbst auszugestalten.
Zitat: | Du stehst auf und malst mit den Fingern ein Herz an die Scheibe; langsam rinnen die letzten Morgentropfen darüber. | Ein wunderbarer Satz, da kann man die einzelnen Kondenstropfen noch sehen.
Sehr gerne gelesen!
Gruß
Sabine
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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23.10.2009 11:35
von Alogius
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Vielen lieben Dank!
Freut mich, wenn die Geschichte sich entfalten kann.
Gruß
Tom
_________________ Aus einem Traum:
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Traumtänzerin Fähnchen Fieselschreib
Alter: 30 Beiträge: 1178
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06.11.2009 09:17
von Traumtänzerin
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Morgen Tom.
1.) Ich schließe mich meinen Vorrednern an, was den Text angeht und
2.) Die Vertonung gefällt mir.
LG,
Traumtänzerin
_________________ Title sponsored by Boro, (c) by Alogius
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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Eine spitze Zunge ist in manchen Ländern schon unerlaubter Waffenbesitz.
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Dem wird befohlen, der sich selbst nicht gehorchen kann. (Nietzsche)
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Inquisition war in der frühen Neuzeit der ganz große Burner. |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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23.05.2010 08:20
von BlueNote
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Hi A.
dein Text wird für mich erst so richtig "veredelt" durch den letzten Satz. Sehr schön! Ich mag solche lakonischen Feststellungen. Da kann man dann ruhigen Gewissens auch die Herzchen akzeptieren, die vorher auf die Fensterscheibe gemalt wurden.
Bei deiner Lesestimme irritiert mich übrigens jedesmal, dass ich nicht den leisesten Anflug eines Dialektes erkennen kann.
BN
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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23.05.2010 10:34
von Alogius
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Moin,
es ist auch genau diese lakonische Feststellung, auf die alles abzielt. Die Herzchen verstärken das im Kontrast eigentlich nur.
Ich hab nur einen Dialekt, wenn ich ihn will.^^
Thx,
Tom
_________________ Aus einem Traum:
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Babsi Eselsohr
Beiträge: 232
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07.09.2011 21:08
von Babsi
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bin so traurig auf einmal, warum?
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kaffabüffel Schneckenpost
K
Beiträge: 10 Wohnort: new york, salzburg, shanghai
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K 18.02.2012 12:24
von kaffabüffel
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es iss ungemein schwer, abschied und ähnliches, zwischen den herzvorkammern quetschende, zu vermitteln, spüren zu lassen, annähernd jeder versuch mündet in jämmerlichkeit, hilflosigkeit, wird mit gelernten sensibilitätsformen, in ductus, wie auch form, bearbeitet, gelingt niemanden, bei trakl ein hauch von ahnung, auch t. bernhards hora mortis eventuell, ansonsten bleibt es beim ofenschuss.
sicher geb ich keine wortandersverwenden ratschläge, etc., wohl mich dieses "eigentlich" so unendlich gähnen läßt,
doch, doch, dein tiefes dringen, ringen, war spürbar, es blieb beim versuch, beim feinen, das ja, das ja.
kaff....
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