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Beispielrechnung eines "Verlages"

 
 
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fischli
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
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Beiträge: 23
Wohnort: Münsterland


F
Beitrag28.11.2008 00:41
Beispielrechnung eines "Verlages"
von fischli
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Auf Wunsch hierher geschoben (hoffe, liebe Mods, es ist ok):

Leute, lasst die Finger von allen "Verlagen", die von euch Geld wollen. Es sind Dienstleister, die nur an eurem Geld verdienen und zwar so:

grobe Beispielrechnung (NICHT FIKTIV!!):

Ladenpreis: knapp 25 €
angebliche Herstellungskosten: ca 16.000 €
Honorar: 35 %
Auflage 1000

Beteiligung des Autors: mehr als 6.000 €

Aaaber: Der Autor bekommt höchstens 30 Exemplare kostenlos. Für jedes weitere zahlt er 70 % des Ladenpreises. Die darf er dann zum Ladenpreis weiter verkaufen.

Erst bei einer Neuauflage (also wenn die ersten 1000 verkauft sind) bekommt der Autor die zugesagten 35 % Honorar.

Werbung macht der "Verlag" keine. Warum auch? Er hat ja schon genügend Geld verdient. Beim Autor. Und was glaubt ihr wohl, wie viele Bücher verkauft werden? Sucht doch selbst mal in großen Buchläden nach Büchern aus Dienstleisterverlagen.

Und dann, nach einer im Vertrag festgelegten Zeit (zwei oder drei Jahre) meldet sich der Verlag und bedauert es uuuuunendlich, dass nicht mehr Bücher verkauft worden sind, bla, bla, bla. Und dass man jetzt Lagerplatz bräuchte und deine Bücher nun vernichtet werden müssen. Dein Herz rast. Aber zum Glück bietet man dir an, die 869 nicht verkauften Bücher zum Preis von 50 % des Ladenpreises an dich zu verkaufen.

Und? Fragen?

Prima Idee, so sein Geld zu verdienen, da muss man erst mal drauf kommen.

Übrigens gibt es Druckerein, bei denen man pi mal Daumen ausrechnen kann, was so ein Buchdruck kostet. Rechnet mal nach. Euch werden die Augen übergehen. Vor allen Dingen rechnet mal bitte aus, wie viel ihr dann pro Buch bezahlt habt, wenn ihr die Tätigkeit eines solchen Dienstleisters in Anspruch genommen habt.
Shocked

Auch wenn ich mir den ein oder anderen Finger dabei verbrannt habe. Es ist und bleibt meine Meinung: Bei solchen "Verlagen" wird euch nur das Geld aus der Tasche gezogen.

Ein Druckkostenzuschuss mag seine Berechtigung haben bei Veröffentlichungen von Doktorarbeiten oder ganz speziellen Ausgaben. Aber mit Sicherheit nicht bei einem ganz normalen Roman.

Euer fischli


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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag28.11.2008 08:20

von Harald
Antworten mit Zitat

Hallo fischli,

die Finger verbrennen kannst Du dir nicht, Du hast ja keinen Namen genannt!

Aber zur Richtigstellung folgendes bezüglich DKZV:

Es gibt solche und solche, Du kannst an kleine geraten, deren Verdienstspanne sich zusammensetzt aus dem Entgelt für Lektorat, Gestaltung, Cover, Anmeldung und dann ein nicht sehr hoher Anteil pro verkauftem Buch. Dafür wird dein Buch  vom Verlag mit beworben, wie erfolgreich, das bleibt dahingestellt. Nach den ersten 25 Büchern, Mindestabnahme da Druck durch BoD sonst zu teuer, kannst Du Bücher nachordern, je nach Menge zwischen 50 und 70 Prozent des Ladenpreises.

Mir ist der Fall einer betagten Autorinbekannt, die über Lesungen an allen erreichbaren Stellen, ( Buchhandlungen, Heimatvereinen, Freundeskreis ) dabei ist, die 500 Stück Marke zu knacken und das alles fast ausschließlich im Direktverkauf, das Konto steht inzwischen auf der Haben Seite.

Auf der anderen Seite der von Dir geschilderte Fall, ich  gehe davon aus, das bei Namensnennug dses Verlages/der Verlage jeder sagen würde: " Ach diieee!" ...

Übrigens ist eigener Druck über BoD eine durchaus ndenkbare Alternative, man hat dann aber alles in einer Hand, nichts für Anfänger! Wenn ich in Rente gehe, dann...

Mal sehen

LG

Harald
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ziegenranch
Wortedrechsler
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Alter: 59
Beiträge: 83



Z
Beitrag28.11.2008 10:56

von ziegenranch
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Sorry, Harald, aber bei DKzVs gibt es nur solche (wie Fischli beschrieben hat). Und das Beispiel der betagten Autorin, welches Du vom Hörensagen kennst (die stille Post lässt grüßen): Es kann ja wohl kein leuchtendes Vorbild sein, im besten Fall mal irgendwann in die schwarzen Zahlen zu kommen! Bei richtigen Verlagen ist der Autor spätestens mit Abgabe des druckreifen Manuskripts finanziell aus dem Schneider.

Die einzige echte Alternative stellt BoD dar, und zwar für Kleinpublikationen, mit denen Verwandschaft und Bekannschaft bedacht werden sollen. Dazu sollte der Autor aber ein Ass im Lektorieren sein oder ein solches kennen, welches ihm kostenfrei zur Seite steht.

Gruß

Peter


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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag01.12.2008 10:55

von Harald
Antworten mit Zitat

Nochmal zur Richtigstelling:

Es gibt kleine DKZVs, die sich im Prinzip die " Facharbeit" bezahlen lassen und  die nicht die Abzockmasche drauf haben, sich schon einmal bezahlte Bücher bei Bestellung durch den Autor nochmal bezahlen zu lassen.

Diese Kleinverlage arbeiten natürlich mit BoD, und es gibt genügend Möchtegernschriftsteller die dort ihre Werke drucken lassen und nicht über den Tisch gezogen werden.

Und wer hier immer wieder behauptet, die einzige Art, seine eigenen Werke gedruckt zu bekommen sei, nach mehrfachem Einreichen bei verschiedenen Verlagen dort auf herkömmliche Art verlegt zu werden und Geld zu bekommen, der verschließt die Augen vor der Wirklichkeit..

Wenn man alles druckbereit hat, ist natürlich Druck in Eigenregie über BoD das Richtige.

Harald
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Skywhite
Leseratte


Beiträge: 128
Wohnort: Karlsruhe


Beitrag01.12.2008 20:27

von Skywhite
Antworten mit Zitat

Harald hat Folgendes geschrieben:
Mir ist der Fall einer betagten Autorinbekannt, die über Lesungen an allen erreichbaren Stellen, ( Buchhandlungen, Heimatvereinen, Freundeskreis ) dabei ist, die 500 Stück Marke zu knacken und das alles fast ausschließlich im Direktverkauf, das Konto steht inzwischen auf der Haben Seite.


Sind dort auch die Kosten enthalten, die die Dame aufwenden musste, um zu den zahlreichen Lesungsorten zu gelangen?


Sky
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Hoody
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2273
Wohnort: Alpen


Beitrag01.12.2008 20:33

von Hoody
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Vielen Dank fischli, sehr interessanter Bericht.
Und ich hab mich entschieden nie an solchen Verlagen meine Geschichten hinzuschicken. Da Binde ich sie mir lieber Zuhause mit einer näh Schnur selber zusammen und male irgendein Bild vorne drauf und Verkauf es selber.

lg Jarda


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Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.

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WhereIsGoth
Eselsohr
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Beiträge: 442
Wohnort: Club der toten Dichter


W
Beitrag01.12.2008 21:03

von WhereIsGoth
Antworten mit Zitat

Aufschlussreich, aber wer glaubt die Literaturbranche wär etwas heiliges lebt fernab der Realität. Primitiver Komerz im kleinen Rahmen - der den 'Dienstleistungsverlag' bereichert - ist den Menschen oft mehr Wert, als Qualität.

Machen wir uns nichts vor. Die wenigsten guten Schriftsteller werden bekannt und jene die bekannt werden haben in der Regel Kontakte. Kontakte sind das A und O in der Verlags- und Medienwelt. Mit Glück schaffen es die wenigsten.
Am Ende kommen dann so tragische Geschichten, wie bei Charles Baudelaire heraus.


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"Man kann eine Idee durch eine andere verdrängen, nur die der Freiheit nicht."
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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag01.12.2008 22:07

von Harald
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Hallo Skywhite,

besagte Dame hat sich einen Lebenstraum erfüllt, nach 10 langen Jahren auf der Suche nach einem Verlag ist sie dann bei einem, zu dieser Zeit noch DKZV Verlag gelandet, wo nur die Aufwandsentschädigungen bezahlt werden mussten.

Mit rund achtzig Jahren kam dann ihr erstes und einziges Buch heraus und sie  fährt mit Rad und Straßenbahn an alle möglichen Stellen, um es vorzustellen und zu verkaufen.

Das Highligt dürfte demnächst ein Bericht im bayrischen Fernsehen ( Kultur ) sein in dem sie und ihr Buch vorgestellt werden.

Ohne die freundliche und bezahlbare Hijfe eines Kleinverlages, der sich dies natürlich bezahlen ließ, wäre dieses Buch nie erschienen.

Schau mal rein>>

http://www.lerge-das-war-eine-zeit.de/

und noch das:

... hat mir gestern mitgeteilt, dass Sie mit ihrem Buch "LERGE, LERGE ... das war eine Zeit" demnächst ins Fernsehen kommt.

Wieland Backes, "Nachtcafé", hat ihr Buch gelesen und auf Aussagen von seiner Assistentin, Frau Zeh, wird er in einer der nächsten Sendungen, wenn über das Thema "Vertreibung" gesprochen wird, unsere Lerge, eingeladen.
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Olifant
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 417
Wohnort: München


Beitrag02.12.2008 01:04

von Olifant
Antworten mit Zitat

WhereIsGoth hat Folgendes geschrieben:
Machen wir uns nichts vor. Die wenigsten guten Schriftsteller werden bekannt und jene die bekannt werden haben in der Regel Kontakte. Kontakte sind das A und O in der Verlags- und Medienwelt. Mit Glück schaffen es die wenigsten.

Oha! Soll das etwa heißen, dass das mit dem Erfolg beim Schreiben genau so ist, wie der Rest des ganzen Lebens? Ich bin schockiert!
 wink
Aber zum Trost für alle: die Einen kriegen die Beziehungen zum 18. Geburtstag von Papi, die Anderen basteln sich selber welche.
Wer beides nicht will, bleibt einfach normal.  smile


_________________
Liebe Grüße,

Olifant
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pna
Geschlecht:männlichGrauzonenjunkie

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Wohnort: Wien, Ottakring


Paterson
Beitrag02.12.2008 12:49

von pna
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Harald hat Folgendes geschrieben:
Nochmal zur Richtigstelling:

Es gibt kleine DKZVs, die sich im Prinzip die " Facharbeit" bezahlen lassen und  die nicht die Abzockmasche drauf haben, sich schon einmal bezahlte Bücher bei Bestellung durch den Autor nochmal bezahlen zu lassen.

Diese Kleinverlage arbeiten natürlich mit BoD, und es gibt genügend Möchtegernschriftsteller die dort ihre Werke drucken lassen und nicht über den Tisch gezogen werden.

Und wer hier immer wieder behauptet, die einzige Art, seine eigenen Werke gedruckt zu bekommen sei, nach mehrfachem Einreichen bei verschiedenen Verlagen dort auf herkömmliche Art verlegt zu werden und Geld zu bekommen, der verschließt die Augen vor der Wirklichkeit..

Wenn man alles druckbereit hat, ist natürlich Druck in Eigenregie über BoD das Richtige.

Harald


Lieber Harald,

Das ist Unsinn. Ich verschließe meine Augen nicht vor der Wirklichkeit. Und ich habe bisher für die Publikationen noch keinen Pfennig bezahlt. Für mich ist dies die einzige Art, verlegt zu werden, und jeder Autor, der sein Werk schätzt, wird ebenso denken.

Die Gehirnwäsche der DKZV und BOD Dienstleister scheint verheerenderweise zu greifen.

lg/Peter


_________________

Mensch sein heißt, an dem Ort zu stehen, wo ein neugieriger Affe einem stürzenden Engel begegnet.
(Terry Pratchett)
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Harald
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Beiträge: 5132
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Beitrag02.12.2008 15:13

von Harald
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Hallo Peter,

ich spreche keinesfalls dem DKZV das Wort dessen alleiniges Bestreben die Abzocke des Autors ist, klassischerweise doppelt, indem man ihn erst den Druck bezahlen lässt und ihm nachher nochmal ungebürlich viel Geld beim Ordern der eigenen Bücher abnimmt.

Dass dies in der Regel große, bekannte, werbewirksam überall auftretende Verlage sind ist hier schon zur Genüge diskutiert worden.

Daneben gibt es auch " Ein Personen Verlage ", die für relativ wenig Geld ein Werk in Form bringen  und über BoD drucken lassen ( wie die " Grossen " auch ), Menge nach Wünschen des Autors.

Da dies in der Regel Werke sind, die auf klassischem Wege nie zur Veröffentlichung kommen würden ist dieser von mir beschriebene Weg m.E. der duetlich günstigere, abhalten von der Veröffentlichung kannst Du diese Leute nicht, also zeige ihnen wenigstens Alternativen zu den Hochglanz-Profis mit dem Dollarzeichen im Auge.

Ich denke mal, dass zwischen jedem von Dir geschriebenem Statement, die einzige Art der Veröffentlichung von eigenen Werken sei die klassische, im höchsten Fall eines klassisch, aber mind. drei Dutzend über DKZV verlegt wurden, teilweise mit Kosten im fünfstelligen Eurobereich!

OK, vielleicht übertrieben, aber sicher gar nicht so weit hergeholt

Harald
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Olifant
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Beitrag02.12.2008 18:51

von Olifant
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Hallo Harald,

Statt die Verwandtschaft an Weihnachten mit Selbstgebasteltem zu belästigen ist Selbstgedrucktes sicher ein adäquater Ersatz. Mehr aber auch nicht.
In diesem Fall kann man sich aber getrost sämtliche DKZV-Leistungen sparen. Das Lektorat und einen windigen 5-Zeiler im lokalen Käseblatt inklusive.
Mit einem DKZV-Buch wird man schlicht und ergreifend kein Geld verdienen. Daran ändert auch ein wackeliges Gegenbeispiel mit 500 auf Veranstaltungen verkauften Büchern nichts.

Einen Unterschied zwischen DKZV zu machen, von denen man nur einmal abgezockt wird und solchen, die einen gleich öfter schröpfen, könnte man bestenfalls als „tolerant“ bezeichnen.
Abzocke bleibt Abzocke, oder lässt sich das steigern? Abzocker, Abzockerer, am Abzockersten?

Wer sein Buch mit irgendeiner Aussicht auf finanziellen Erfolg vermarkten möchte, der kommt um einen regulären Verlag nicht herum.


_________________
Liebe Grüße,

Olifant
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fischli
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
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Beiträge: 23
Wohnort: Münsterland


F
Beitrag12.02.2009 17:05

von fischli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hier gibts interessante Informationen zu Dienstleister-Verlagen:

http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1210975102

Liebe Grüße
fischli


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Gast







Beitrag12.02.2009 19:30

von Gast
Antworten mit Zitat

Ich muß jetzt mal Harald zur Seite stehen. Die wenigsten hier verstehen etwas von der Verlagswelt, ich tue es, ich bin dort schon sehr lange zu Hause, und ich gebe Harald recht.
Wenn eine alte Dame ihre Lebenserinnerungen veröffentlichen will und ihr ein kleiner Verlag das abnimmt, was sie nicht selbst machen kann (Lektorat eventuell, aber vor allem Satz, Covergestaltung und Druck – das scheinen die meisten zu vergessen: Ein Buch besteht nicht nur aus Text, die Wörter müssen auch gesetzt werden, das Cover muß jemand machen und drucken muß es auch jemand, und zwar nicht auf dem Laserdrucker zu Hause) und dafür, wie jeder normale Mensch, 30, 40 oder 50 Euro pro Stunde verlangt und auch wirklich nur die zehn oder zwölf Stunden berechnet, die er wirklich gebraucht hat, dann ist das keine Abzocke, das ist genauso legitim wie Brotkaufen beim Bäcker und nichts Schlimmes. Ich lasse ja auch den Bäcker mein Brot backen und bezahle ihn dafür.

Diese Dame wollte vermutlich nie eine große Schriftstellerin sein und sie wollte auch nie viel Geld damit verdienen, sie wollte einfach nur erzählen, was sie erlebt hat, und zwar nicht nur ihren Enkeln. Sie betreibt einen großen Aufwand, um ihre Bücher zu verkaufen, aber ich wette, es macht ihr Spaß, denn wenn sie mit achtzig noch so fit auf dem Rad ist, wäre es langweilig für sie, zu Hause rumzusitzen. Und sein Buch zu verkaufen und Lesungen zu halten ist ja nun wahrlich besser als im Altersheim vor sich hin zu siechen.

Also bitte, seht doch mal die Relationen. Da geht es doch gar nicht um den großen Wurf, den großen Roman, die große Veröffentlichung. Und Du, Peter, Du hast wirklich Glück gehabt, ebenso wie ich. Weil Du schwul bist und weil ein schwuler Verlag nicht einfach einen schwulen Autor ablehnt, bevor er ihn gelesen hat. Und dabei haben sie entdeckt, daß Du gut bist bzw. daß man etwas aus Dir machen kann. Denn Du schriebst ja selbst, der Lektor hat viel mit Dir gearbeitet. Es ist absolut legitim, daß Du auf Deinen Erfolg stolz bist, ich bin es auf meinen auch, aber auch ich habe in gewisser Weise Glück gehabt, das ist mir durchaus bewußt. Und wenn ich jetzt eine alte Dame von 80 wäre, die ihre Lebenserinnerungen mit anderen teilen möchte, würde ich vielleicht auch zum Selbstbezahlen greifen, denn ich möchte mein Buch noch in Händen halten, bevor ich sterbe.

Unter diesem Aspekt ist es ganz anders als unter dem Aspekt, als Schriftsteller bekannt werden zu wollen. Und ein DKZV, der wie hier oben beschrieben handelt, ist natürlich ein Abzockerunternehmen. Aber bitte, bitte, ich frage Euch: Wie dumm muß man sein, um so viel Geld an einen "Verlag" zu bezahlen? Man kann sich in jedem Copyshop erkundigen, was das kostet. Und im Internet. Zu einer solchen Abzocke gehören immer zwei. Diese "Verlage" könnten nicht so erfolgreich sein, wenn die Menschen nicht so dumm wären. Sich heutzutage über solche Dinge zu informieren ist dermaßen einfach ...

Vor hundert Jahren war das etwas anderes, da haben irgendwelche armen Bauern auf dem Dorf vielleicht keine Chance gegen Abzocke gehabt, aber heute kann man sich informieren. Und wer das nicht tut, bevor er einen Vertrag unterschreibt, dem kann ich nicht wirklich Mitleid entgegenbringen. Ich würde niemals jemand 16.000 Euro in den Rachen schmeißen, ohne weitere Angebote einzuholen oder eben auf dem Internet – und wenn man das nicht hat oder will, wie vielleicht manche ältere Leute, in Zeitungen und Zeitschriften – nachzuschauen oder einfach mal bei einem ganz normalen Verlag anzufragen.

Ich glaube, wenn man Rowohlt anruft oder Fischer würden die einem auch am Telefon sagen, daß es den Autor nichts kostet, sein Buch drucken zu lassen, daß das der Verlag bezahlt.

Liebe Grüße
Angela
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fischli
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
F


Beiträge: 23
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F
Beitrag12.03.2009 11:23

von fischli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hier findet ihr aktuelle Infos zu Urteilen, die DKZV betreffen:

"Frankfurter Verlagsgruppe scheitert erneut vor Gericht"

http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?board=allgemein

Viele Grüße vom
fischli


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fischli
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Beiträge: 23
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Beitrag13.03.2009 13:14

von fischli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

DKZ-Abzocke - guckst du hier:

http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1235644753

Liebe Grüße
euer fischli


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Harald
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Beitrag13.03.2009 15:59

von Harald
Antworten mit Zitat

Ich habe Gestern als Taxifahrer auf der Heimfahrt von Frankfurt einen Bericht gehört, in dem ausgewiesene Fachleute einen Rückgang des Klassischen Verlagsweges Autor - Verlag beklagen, einen Rückgang der Veröffentlichungen im so genannten mittleren Bereich, dort, wo hauptsächlich Belletristik und Lyrik verlegt wird, Auflagen so 30 bis 40 Tausend - alles zugunsten solcher hoch beworbener "Lenenserinnerungen wie z.B. "Hirte, ich und meine Mundharmonika" und ähnlicher Schwachsinn.

Noch eine Zahl: Das Gros der sich selbst versichernden Autoren hat laut der Versicherunf ( und die prüfen mit Sicherheit) ein Jahreseinkommen von 15000 Euro brutto!

Gott sei Dank bin ich bald Rentner und habe eine geregelte Einnahmequelle um aus Hobby einige Bücher - übrigens mit Autorenvertrag und ohne Druckkosten bezahlen zu müssen - schreiben und verlegen lassen kann

Harald

Ach ja,an andrer Stelle geschrieben, gleiches Thema, anderer Ansatz:

Für alle, die es nicht glauben würden:

So sieht ein Kalkulationsbeispiel eines Verkages aus, der mit einer so genannten Null - Kosten - Garantie wirbt

Kosten:

Satz/Layout (1,60 Euro/Seite) 400,00 Euro
Umschlaggestaltung 200,00 Euro
Druck und Bindung 1.600,00 Euro
Summe 2.200,00 Euro
= Herstellungskosten pro Exemplar: 7,33 Euro
Erlöse:

Ladenpreis 16,00 Euro
durchschnittlicher Verlagsabgabepreis (bei 40% Rabatt) 9,60 Euro
davon: 67% Autorenhonorar 6,43 Euro

300 Exemplare á 6,43 Euro = 1929 Euro Autorenhonorar
50 Exemplare á 6,40 Euro = 320 Euro Gewinn aus Autorenrabatt
  = 2.249 Euro Erlöse gegenüber
   2.200 Euro Kosten


D. h. es ergibt sich rechnerische Kostendeckung bei einer verkauften Auflage von 297 Exemplaren.
Hinzu kommt die einmalige VG Wort-Ausschüttung für den Autor ca. 300,00 Euro, die Sie direkt bei der ersten Auflage als "Lohn der Arbeit" einstreichen können.

Für mich ergibt sich daraus eger eine Null - Einnahgmen - Garantie mit dem Risiko, mit 2.200 Euro für 300 Bücher in Vorlage zu treten und dann irgendwann, um aus Vertragspflichten herauszukommen  und wieder eigene Rechte an dem eigenen geschriebenen Wort zu bekommen pro nicht verkauftem Buch noch einmal 3,17 Euro bezahlen zu müssen.

Wenn über normale Verkaufswege nichts verkauft wird, was bei einer Minimal - Werbung solcher Verlage zu erwarten ist, so habt ihr am Ende für 300 Bücher  rund 3.000 Euro bezahlt, abzüglich dieser obskuren Ausschüttung immer noch 2.700 Euro!

In einem Books on  Demand-Verlag, nicht bei BoD sehen die Druckkosten so aus:

Ihr Angebot wurde berechnet:
Angaben zur Vorlage
Vorlagen für Buchinhalt: druckreife Datei
Vorlagen für Umschlag: druckreife Datei
Angaben zum Buch
Auflage: 300
Seitenzahl: 250
davon farbig: 0
Papier für Buchinhalt: 80g Laser holzfrei weiß
Breite: 148mm
Höhe: 210mm
Bindung: Softcover
Umschlagdruck: Digitaldruck
Umschlagmaterial: 250g holzfrei weiß
Umschlagfarbigkeit: 4/4-farbig
Umschlagveredelung: Glanzcellophanierung
Summe je Stück: 4,79 € netto
5,12 € brutto (inkl. 7% MwSt.)
Summe: 1437,00 € netto
1537,59 € brutto (inkl. 7% MwSt.)

Und alle Bücher gehören Dir. ohne wenn und aber!

Lektorat und Cover kann man erstellen lassen, da gibt es auch freie, siehe hier bei Gesuche und Angebote

Soviel zur Preisgestaltung von Eigendrucken/DKZV Verlagen!

Dann lieber einen kleinen Verlag suchen und von der Qualität des eigenen Buches überzeugen!

Harald
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Alexandermerow
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 45
Beiträge: 438
Wohnort: Berlin


Beitrag07.01.2010 02:20
Waaas?
von Alexandermerow
Antworten mit Zitat

Also wer bei einer solchen Rechnung nicht lieber die nächste Druckerei aufsucht, die 1000 Dinger herstellen lässt und dann selbst vertreibt, dem kann man nicht helfen. Bei so einer Abzocke ist man als Autor doch schön am Boden...
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