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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2015
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lupus
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Beitrag31.03.2015 22:38

von lupus
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@SL

Dass mich die langen Sätze nicht im geringsten stören, is ja wohl klar Wink Du arbeitest hier mit Kunstgriffen, wie sie mE eher für kurze Prosa dienlich sind.

@ Magnus

Ich glaub du hast dich da in etwas verrannt; ich würd dir raten, einfach eine deutsche Grammatik und eine kleine Stilkunde zu Rate zu ziehen. Passiert jedem einmal, is ja kein Beinbruch. Ansonsten und ganz prinzipiell: wenn du hierfür Quellen willst, wäre das so als bräuchtest du Quellen für die TAtsache, dass 2+2 im Allgemeinen 4 ist. Nimm's doch einfach so: was du sagst ist falsch, Klemens hat recht. Das ist - wie gesagt - kein Beinbruch.

@Piratin

Man kann doch ganz einfach zwischen direkter und indirekter Rede in diesem Text unterscheiden. Das liegt daran, weil SL es genau so macht, dass man es unterscheiden kann. Also braucht man auch keine Anführungszeichen.

Der Wechsel von der indirekten Rede zur direkten wird schön genutzt, die Unmittelbarkeit zu erhöhen; wenn - wie SL da macht - der auktorialen Erzähler konsequent durchgehalten wird, ist das natürlich eine wunderbare Möglichkeit.

Das Leben sei derart
Wie die Treppe sei das Leben
Ich hoffe, dass es so sein wird. Das Leben. Wie die Treppe.

Das hat fast lyrische Schönheit - mit dieser (etwas verzögerten) Anadilpose

lgl


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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firstoffertio
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Beitrag31.03.2015 22:40

von firstoffertio
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Ich denke auch, man kann ein ganzes Buch mit nur indirekter Rede schreiben. Es ist nur eine andere Möglichkeit, die nicht so häufig genutzt wird.t.

Er sagte: "Ich hab ein bisschen Skrupel, das an dieser Stelle(!) weiter zu vertiefen. Bisher bezog sich alles auf den Wettbewerbstext. Jetzt aber entfernen wir uns davon. Ich weiß nicht, wie wir hier vorgehen können. Vielleicht kann ein Admin den Thread an einer sinnvollen Stelle abtrennen. So kenne ich das aus anderen Foren. Bitte um Stellungnahme. "

Er sagte, er habe ein bisschen Skrupel, das an dieser Stelle weiter zu vertreten. Bisher bezöge sich alles auf den Wettbewerbstext, jetzt aber entfernten wir uns davon. Er wisse nicht, wie wir hier vorgehen könnten. Vielleicht könne ein Admin...
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

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Beitrag31.03.2015 22:41

von lupus
Antworten mit Zitat

Die Vermessung der Welt, Kehlmann

z.B. - natürlich geht das


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Bananenfischin
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Beitrag31.03.2015 23:09

von Bananenfischin
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Zu einem Großteil im Konjunktiv verfasst: Kathrin Röggla "wir schlafen nicht"
Link zur Leseprobe
Vielleicht auch eine interessante Lektüre zum Thema: Armin Ayren "Buhl oder Der Konjunktiv". Handelt von einem Mann, dem die Auseinandersetzung mit dem Konjunktiv zur Lebensphilosophie wird.
Nur mal kurz eingeworfen.

Ob hier etwas abgetrennt werden sollte, entscheidet wohl am besten Sleepless selbst.


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Magnus Soter
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Beitrag31.03.2015 23:17

von Magnus Soter
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lupus hat Folgendes geschrieben:
wenn du hierfür Quellen willst, wäre das so als bräuchtest du Quellen für die TAtsache, dass 2+2 im Allgemeinen 4 ist. Nimm's doch einfach so: was du sagst ist falsch, Klemens hat recht.

Wenn du bitte noch mal nachlesen würdest, was ich Klemens geantwortet habe, erspart mir das ein weitere Erklärung.
Kann ja mal passieren. Ist kein Beinbruch.


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lupus
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Beitrag31.03.2015 23:24

von lupus
Antworten mit Zitat

@Magnus --> PN

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Magnus Soter
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Beitrag01.04.2015 01:33

von Magnus Soter
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Magnus Soter hat Folgendes geschrieben:
Tatsächlich kenne ich das auch nicht so aus bereits zu Gemüte geführter Lektüre. Ich lese allerdings auch keine "anspruchsvolle Literatur".


Es fiele mir vielleicht leichter zu verstehen, wo unsere Meinungen auseinandergehen, wenn du präzisieren würdest, was du mit diesem "das" meinst.

Ich meinte damit tatsächlich alles, was ich zitiert hatte. Deine ganze Erklärung. Ich hielt die indirekte Rede in den von dir beschriebenen Formen bisher tatsächlich für falsch oder gar nicht existent. Aber sei dir versichert, dass ich mir das annehme, wenngleich ich es wahrscheinlich so nicht verwenden werde. Für mich sah indirekte Rede bisher so aus, und nur so:

"Klemens sagte, Klaus habe keine Ahnung von der indirekten Rede, und es scheint, er hat recht damit."


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sleepless_lives
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Beitrag01.04.2015 18:22

von sleepless_lives
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Abgetrennt und verschoben muss nichts werden. Ich bin selbst dafür bekannt, solche Diskussionen zu starten. Ich denke aber, dass die spezielle Frage von indirekter Rede und zeitlichem Zusammenhang jetzt hier soweit abgehandelt ist. Eine Vertiefung oder Erweiterung der Diskussion wären dann wohl eher was für das Selbsthilfe-Board, weil das sicher auch für Benutzer, die hier nicht mitlesen, von Interesse wäre.
Obwohl ... ich muss hier auch gleich noch was anfügen, also kann man das gerade Gesagte gleich wieder ignorieren: Ich selbst mag die indirekte Rede sehr gern. Sie klingt für mich nicht umständlich oder distanziert. Sie rückt in meinen Augen das Erzählen in den Vordergrund, aber nicht als eine Vermittelung oder eine Instanz, die zwischen die Handlung bzw. Figuren und die Leser tritt, sondern eher als eine kurzfristige Verschmelzung des Erzählens mit der Handlung. Ich setzte sie allerdings deswegen nur sehr bewusst und eher sparsam ein.


lupus hat Folgendes geschrieben:
Dass mich die langen Sätze nicht im geringsten stören, is ja wohl klar Wink

Natürlich war das klar, nicht nur wegen Bernhard.


Bananenfischin hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht auch eine interessante Lektüre zum Thema: Armin Ayren "Buhl oder Der Konjunktiv". Handelt von einem Mann, dem die Auseinandersetzung mit dem Konjunktiv zur Lebensphilosophie wird.

Das klingt in der Tat sehr interessant.


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anuphti
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Beitrag01.04.2015 23:01

von anuphti
Antworten mit Zitat

http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=54816

Weißt Du eigentlich wie verzweifelt ich Hans und Judith gegoogelt habe, weil ich fest davon überzeugt war, dass die Beiden historische Figuren sein müsstenß

Und, tadaaa, ich habe sie gefunden. Und Hans heißt dann auch noch Liebe mit Nachnamen ....

Soviel zu erfundenen Protas ... lol

LG
Nuff


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Merlinor
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Beitrag01.04.2015 23:38

von Merlinor
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Wohow

Nuff bringt auch hier die Nasen der Ermittler auf eine heiße Spur, getreu ihrem Schwur, die Geheimnisse der Texte des Pokapro, ob nun aus Klöstern oder Treppenhäusern, ins Licht der prosaischen Wahrheit zu zerren ...
Offen noch die Antwort des Dichters: Ist nun Hans Liebe realiter der Inspirator der Mär, oder erträumte der Dichter realiter den Liebe ... hmm


Ein anderes Geheimnis, dem ich vergeblich nachschnüffle ist, wie hier so heiß über die sprachlichen Qualitäten dieses Textes gestritten werden kann.
Die sind für mich so unbestritten, wie wenige sonst ...
Der Text verdichtet und trifft die Szene in genau der richtigen Sprache, ist einfach, wie er sein soll und ich schließe mich deshalb vorbehaltlos Lupus an:

lupus hat Folgendes geschrieben:
... Das ist ein wunderbarer Text, an dem ich, wenn's an mir läge, keinen Beistrich ändern würde ...
hab ja nicht bewertet, nur gelesen ... dieser Text sticht heraus. Chapeau ...


LG Merlinor


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Magnus Soter
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Beitrag02.04.2015 09:15

von Magnus Soter
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Hallo ihr Lieben,

das soll jetzt meine Letzte Wortmeldung zum Thema Konjunktiv sein.
Die Gemeinschaft der Autoren wischt sich den Schweiß von der Stirn.
Ich hab es jetzt kapiert, denke ich. Am besten hat mir momentan Wikipedia geholfen. Da werden drei Zeitformen erklärt, die da wären:

Gleichzeitigkeit von Geschehen und Wiedergabe durch den Dritten.
Vorzeitigkeit des Geschehens in Bezug auf die Wiedergabe durch den Dritten.
Nachzeitigkeit des Geschehens in Bezug auf die Wiedergabe durch den Dritten.


Ersteres war mir, am Präsens orientiert, bisher nicht geläufig, wahrscheinlich deshalb, weil ich für diesen Fall prinzipiell die direkte Rede verwendet habe (und es wohl auch weiterhin so halten werde).
Mir ist nicht klar geworden, aus welchem Grund man sich für diese Präsens-Form entscheiden sollte, klingt sie doch unnötig gestelzt. Vielleicht mag das noch jemand darstellen ...

Ansonsten bedanke ich mich für eure Geduld mit mir, die ich selbst oft nicht aufbringen kann.


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sleepless_lives
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Beitrag02.04.2015 16:50

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

@anuphti
anuphti hat Folgendes geschrieben:
http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=54816

Weißt Du eigentlich wie verzweifelt ich Hans und Judith gegoogelt habe, weil ich fest davon überzeugt war, dass die Beiden historische Figuren sein müsstenß

Und, tadaaa, ich habe sie gefunden. Und Hans heißt dann auch noch Liebe mit Nachnamen ....

Soviel zu erfundenen Protas ... lol

Was kann ich dafür, wenn meine Figuren als richtige Menschen gelebt haben, bevor sich sie geschrieben habe. Laughing Aber dass die da auch noch 1929/30 geheiratet haben.
Entschuldige bitte, dass ich dich zum verzweifelten Googlen veranlasst habe. Ich hatte nie beabsichtigt, dass die beiden historische Personen sein sollten. Es sollte nur so nah an der Realität dran sein wie möglich. Kann ja nicht ahnen, dass die dann gleich anfangen zu existieren. Wink



@Merlinor
Danke Merlinor, freut mich. Ich hoffe, wir sehen auch mal wieder eine Geschichte von dir bei einem Wettbewerb.



@Magnus Soter
Magnus Soter hat Folgendes geschrieben:
Mir ist nicht klar geworden, aus welchem Grund man sich für diese Präsens-Form entscheiden sollte, klingt sie doch unnötig gestelzt. Vielleicht mag das noch jemand darstellen ...

Das Präsens ist doch eher die grundlegendste Zeitform. Das Präsens oder ein Äquivalent dazu gibt es in jeder Sprache, die anderen Zeitformen nicht unbedingt. Du benutzt es ständig im realen Leben, in der gesprochenen Sprache und in Texten. Dein Post verwendet "klingt" und "mag".

Das Präsens in literarischen Texten gilt als unmittelbarer und das ist es wohl auch. Die Vergangenheitsform beinhaltet ja automatisch eine (zeitliche) Distanz. Im Grunde genommen sollte einem eine spannende Szene in der Vergangenheit als unsinnig vorkommen, denn der Erzähler weiß ja schon, wie es ausgeht. Das tut sie aber nicht, weil wir literarische und kulturelle Traditionen gewohnt sind, in denen nicht gleich am Anfang gesagt wird, das Siegfried von Hagen erstochen wird und Hagen später von Kriemhild. Gut, bei den Nibelungen wird das möglicherweise am Anfang gesagt, ist schon eine Weile her, dass ich sie gelesen habe. Aber im Allgemeinen verrät der Erzähler nicht das Ende, sondern nimmt seine Zuhörer oder Leser mit auf eine Reise, deren Ziel nur er kennt.

In meiner Geschichte dient das Präsens dazu, den besonderen Moment, der ihr zugrunde liegt, (das Warten auf der Treppe) herauszuarbeiten. Eine Situation, in der alles in der Schwebe ist: die beiden Figuren haben eine bestimmte Vergangenheit hinter sich gelassen, eine ganz andere und recht unbestimmte Zukunft steht vor ihnen. Es wäre falsch, das in der Vergangenheitsform zu erzählen, es würde die Offenheit und die Unmittelbarkeit nehmen. Es das Jetzt und Hier, das klar erkennbar ist, alles andere verschwimmt in Undeutlichkeit.


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Magnus Soter
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Beitrag02.04.2015 18:36

von Magnus Soter
Antworten mit Zitat

Hey Sleepless, da hast du meinen ganzen Beitrag missverstanden. Es bezieht sich natürlich alles auf den Konjunktiv. Meine Frage bezieht sich auf die erste der oben genannten drei Zeitformen des Konjunktivs, die Gleichzeitigkeit von Geschehen und Wiedergabe durch den Dritten, und da speziell auf die am Indikativ Präsens orientierte Form.
Das klingt jetzt kompliziert, sind aber genau die Formulierungen aus Wikipedia. Das dort gewählte Beispiel dazu ist folgendes:

Zitat:
Tom sagt: „Ich gehe heute ins Kino.“ (= direkte Rede)
wird zu

Tom sagt, er gehe heute ins Kino. (= indirekte Rede mit Hilfe einer Konjunktiv-I-Form; wegen der Gleichzeitigkeit des Geschehens mit der Äußerung Toms wird die Zeitform des Konjunktiv I genommen, die sich am Indikativ Präsens orientiert)

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Konjunktiv#Gleichzeitigkeit_von_Geschehen_und_Wiedergabe_durch_den_Dritten

Dieses Beispiel ist von der Form identisch mit der von dir verwendeten, in dem Satz:

Zitat:
Das Leben sei derart, sagt Judith, ...

Und die Frage dazu war nun, was mit der Verwendung des Konjunktivs in dieser Form bezweckt wird, außer es, im Gegensatz zur direkten Rede, zumindest in meinen Augen, gestelzt wirken zu lassen. Was also nützt in diesem Fall das Erzählen im Konjunktiv? Das hab ich nicht verstanden. Dass es korrekt ausgeführt ist, hab ich jetzt gelernt.


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Merlinor
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Beitrag02.04.2015 22:08

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Magnus Soter hat Folgendes geschrieben:
... Und die Frage dazu war nun, was mit der Verwendung des Konjunktivs in dieser Form bezweckt wird, außer es, im Gegensatz zur direkten Rede, zumindest in meinen Augen, gestelzt wirken zu lassen. Was also nützt in diesem Fall das Erzählen im Konjunktiv? ...


Hallo Magnus Soter

Bezweckt?
Ich weiß nicht, was sleepless_lives bezweckt, wenn er schreibt, aber ich weiß, wie es auf mich wirkt:
Der angesprochene Satz führt eine bestimmte Tonart ein: Der ganze Text kommt in der Folge ohne ein einziges Anführungszeichen aus und wechselt dabei doch ein um das andere Mal aus distanzierter Beobachtung in unmittelbare Aktion, aus indirekter in direkte Rede, ohne dass es dabei jemals einen Bruch gibt.

Gestelzt?
Du magst es so nennen. Für mich ist es ein stilistisches Glanzstück.
Es ist ein Stimmungsbild mit Handlung, in einer ruhigen und doch starken Sprache, deren Musik sich eindringlich in genau diesen Ort, diese Zeit, diese Situation und dieses Ambiente einfügt.
Eine Szene ohne eindeutige Perspektive, und doch wird der Leser durch diesen Tonfall, der so undramatisch daherkommt, geradezu hypnotisch in sie hineingezogen, wird dank der Kraft ihrer Bilder zum Teilnehmer gemacht, ohne es so richtig zu bemerken.

Diese Sprache schleicht sich an, nach außen hin unscheinbar, aber in ihrem Gehalt voller Wucht.
Sie führt dabei den Dialog der beiden Protagonisten eben mit besagtem Satz in indirekter Rede an, und stimmt den Leser auf diese Weise stilistisch für das Kommende ein.
Man muss das nicht mögen. Es ist ein sehr eigener Stil und Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.
Aber da einfach mal eben einen schnelleren Duktus, eine direkte Rede voran oder gar mitten hineinzusetzen, das würde alles zerstören ...

LG Merlinor


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Beitrag02.04.2015 22:29

von firstoffertio
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Für mich ist das mit diesem Konjunktiv erst mal eine Möglichkeit des Deutschen, und warum sie nicht nutzen.

Schaue ich mir den Titel an, passt das hier. Es ist ein Text, der nicht durch Reden, Dialoge bestimmt ist, sondern sie sind, ja, nicht gerade zweitrangig, aber doch nicht erstrangig für das, was hier beschrieben wird. Darum passt der Konjunktiv für mich. Und da er am Anfang des Textes Zeichen gibt, dass  der Dialog nicht alleine wesentlich ist, kann später auch die Rede im Präsens ohne Anführungszeichen auskommen.

Wörtliche Rede im Präsens in Anführungszeichen hat ihren Sinn in Texten, in denen längere Dialoge für die Handlung tragend sind. Das sehe ich hier nicht.
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Beitrag02.04.2015 23:05

von Magnus Soter
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Danke, Merlinor und Firstoffertio. Das soll mir als Erklärung reichen. Ich finde es nun doch eher interessant als erschreckend, wie sehr unterschiedlich Texte wahrgenommen werden. Auf mich hat der Text einfach nicht diese, besonders von Merlinor beschriebene Wirkung. Vielleicht bin ich einfach noch nicht so weit, solche Texte lesen zu können. Vielleicht muss ich ihn noch einige Male auf mich wirken lassen. Manch ein Musikstück gefällt ja auch erst nach mehrmaligem Hören ...

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Beitrag02.04.2015 23:36

von Merlinor
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Magnus Soter hat Folgendes geschrieben:
... Ich finde es nun doch eher interessant als erschreckend, wie sehr unterschiedlich Texte wahrgenommen werden ...


Was sollte daran auch erschreckend sein? Es wäre schön langweilig auf der Welt, wenn dem nicht so wäre.
An diesem Wettbewerb hat mir besonders gut gefallen, dass die Autoren bei vorgegebenem Thema und Rahmen zu so unterschiedlichen Lösungen gekommen sind und dass dabei einige wirklich bemerkenswerte Texte herausgekommen sind, die sich eben nicht direkt vergleichen lassen, weder stilistisch, noch inhaltlich.
Nun, wenn es den Autoren schon so geht, dann kann die Rezeption durch die Leser auch nicht einheitlich sein.

LG Merlinor


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Beitrag03.04.2015 10:40

von sleepless_lives
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Magnus Soter hat Folgendes geschrieben:
Hey Sleepless, da hast du meinen ganzen Beitrag missverstanden. Es bezieht sich natürlich alles auf den Konjunktiv. Meine Frage bezieht sich auf die erste der oben genannten drei Zeitformen des Konjunktivs, die Gleichzeitigkeit von Geschehen und Wiedergabe durch den Dritten, und da speziell auf die am Indikativ Präsens orientierte Form

Ja, in der Tat habe ich dann deinen Beitrag missverstanden. Allerdings entgeht mir in dem Fall auch der Sinn deiner Frage. Wenn du insgesamt die indirekte Rede meinen würdest, wäre das nicht so überraschend. Manche Menschen mögen diese Art der Wiedergabe von Gesprochenen halt nicht. Aber du sagst ja, dass du sie mit der Vergangenheitsform durchaus einsetzt.
Magnus Soter hat Folgendes geschrieben:
"Klemens sagte, Klaus habe keine Ahnung von der indirekten Rede, ..."


Also im direkten Vergleich:

Er sagt(e): "Ich gehe jetzt und warte nicht auf Herrn Godot."
Er sagt(e), dass er jetzt gehe und nicht auf Herrn Godot warte.

Er sagt(e): "Ich bin dann gegangen und habe nicht auf Herrn Godot gewartet."
Er sagt(e), dass er dann gegangen sei und nicht auf Herrn Godot gewartet habe.

Wenn überhaupt, ist doch die Vergangenheit komplexer und umständlicher. 'Gestelzter' würde ich es sowieso nicht nennen, denn das kommt ja auf den Zusammenhang an.
   


Magnus Soter hat Folgendes geschrieben:
Und die Frage dazu war nun, was mit der Verwendung des Konjunktivs in dieser Form bezweckt wird, außer es, im Gegensatz zur direkten Rede, zumindest in meinen Augen, gestelzt wirken zu lassen. Was also nützt in diesem Fall das Erzählen im Konjunktiv? Das hab ich nicht verstanden.

Merlinor hat ja schon sehr schön seinen Eindruck beschrieben. Ich werde dem nichts mehr hinzufügen, denn es gibt einen Grad von Detailanalyse, die man als Autor nicht mehr vornehmen sollte, weil das langsam aber sicher die Unbefangenheit der eigenen Schreibe unterwandert.


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