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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 11/2014
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag02.11.2014 20:00
Zurück auf Los
von Jenni
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Zurück auf Los



Fahren, halten, Gesichter, fahren.
Halten, Gesichter, die sich im Scheinwerferlicht der Mobiltelefone aus der Winterdämmerung abheben. Fahren.
Gesichter, die keine Erinnerungen wecken, auch nicht mehrfach gespiegelt im Kalt der Scheibe. Wenn dich niemand sieht, bist du nicht da. Du löst dich mit ihnen in den Lichtern auf, die Zivilisationsmuster in den vorbeiziehenden Abend zeichnen. Lichtkarierte Hochhäuser, noch fünf Stationen, gelbliche Lichtkegel vor der schon damals verlassenen Tankstelle, Lichterketten an den Zäunen der Reihenhaussiedlung, noch drei. Du warst lange nicht da, werden sie sagen, und fährst du schon wieder, das auch, aber es wird kein Vorwurf in ihren Worten mitschwingen, sie werden es feststellen, und haben sie nicht Recht. Die Vorwürfe machest du dir, würde deine Therapeutin nicht sagen, dich nur ansehen, bis du es selber denkst und dich fragst, ob du so weit schon bist. Wieder Gesichter, das leise Rattern im Gleis kündigt sie an, abgewandte Gesichter hier wie dort, nur eine sitzt wie du, die Stirn an die Scheibe gelehnt und schaut herüber, ihr Blick kreuzt deinen, bevor die Züge aneinander vorbeigerauscht sind, wie die Menschen darin und ihre Erinnerungen.
Sie fährt in die falsche Richtung, ich sehe mich um, doch sie ist weg.

Dieses Mädchen, das immer mit mir im Zug gefahren ist, weißt du noch, wie sie heißt, frage ich meine Mutter. Sie sieht aus wie ein Skelett, meine Mutter, aber wenn sie spricht wird sie lebendig. Welches Mädchen, sagt sie, von hier draußen ist kaum jemand auf deine Schule gegangen. Wir mussten auch Opfer bringen, um es dir zu ermöglichen, denkt sie vielleicht, aber es ist nicht wichtig. Fährst du schon wieder? Eine Feststellung, und ich entscheide zu bleiben, diese eine Nacht. Am Morgen liegt erster Schnee und ohne mich anzuziehen gehe ich hinaus in den Garten und sie ist mir gefolgt und ich sehe sie an, und wir wissen, dass wir glücklich sind. Abschied impliziert. Die Groenevelds hier in der Straße, das rote Haus mit den schönen Giebelfenstern, deren Sohn ist in deine Schule gegangen, fällt ihr ein. Vielleicht kennen sie das Mädchen. Sie kennen nicht einmal mich auf den ersten Blick, aber dann. Aus Joshis Schule, du lässt dich auch nicht oft sehen, er ist jetzt Berater, viel unterwegs und wenig Zeit für seine alten Eltern, aber er verdient gut und hat eine reizende Tochter, der Stolz überwiegt den leisen Schmerz der Zurückweisung. Er wohnt in der Stadt, man gibt mir seine Nummer und Grüße soll ich ausrichten. Du fährst wieder, stellt meine Mutter fest. Ich habe etwas zu erledigen, komme am Abend zurück, beruhige ich sie und mich.

Am Tag ist der Zug voller Erinnerungen oder ich wieder Kind. Es riecht nach Urin und die Sitzbezüge haben noch das gleiche Muster, vielleicht steht noch irgendwo mit Edding geschrieben: Claudi und - ich habe ihren Namen vergessen. Nicht einmal mehr ein Name. Manchmal waren wir albern, aber wir waren auch Existentialistinnen, sie zuerst. Wir waren uns unserer ganzen Verantwortung bewusst, das ist das Schlimme. Die Telefonnummer auf dem Zettel habe ich noch nicht angerufen, ich weiß nicht, ob er einer der Jungs aus dem Zug war, die wir nicht mochten. Sie zuerst, mochte sie zuerst nicht, oder umgekehrt.
Am Tag sind auch die Veränderungen deutlicher sichtbar.
Der Ort, an dem ich sieben Jahre meines Lebens verbracht habe, morgens hin, zurück am Nachmittag, ist asbestsaniert und hat jetzt eine Mensa, um diese Zeit ist sie leer, wie ich durch die Glasfassade sehen kann. Im Sekretariat gibt man sich hilfsbereit aber kann mir leider nicht weiterhelfen, länger als zehn Jahre werden die Schulakten nicht aufbewahrt. Aber die Jahresberichte, fällt der hübscheren der beiden ein, vielleicht würde ich meine Freundin auf den Fotos erkennen. An die Klassenfotos habe ich nicht gedacht, meine Mutter hat sie sicher aufbewahrt.

Meine Mutter kann den meisten Gesichtern auf den Fotos sogar noch die Namen zuordnen, hatte immer schon ein gutes Gedächtnis, doch sie ist nicht dabei. Warum ist es dir so wichtig, dieses Mädchen zu finden? Manchmal wird einem die Bedeutung einer Begegnung eben erst viel später bewusst - aber manchmal auch sofort. Vielleicht war die Frau in dem Zug ja gar nicht deine Freundin von damals, versucht sie mich zu trösten. Ich weiß, sage ich und zwinge mich zu lächeln, mehr als unwahrscheinlich sogar. Vielleicht ist sie nicht in die Schule gegangen, vielleicht hat sie in der Stadt gearbeitet. Sie war erwachsener als die meisten, ernster, manchmal albern, aber die Albernheiten der Anderen haben sie angeekelt. Mich dann auch.

Joshi Groeneveld ist zufällig gerade nicht unterwegs, schiebt mich zwischen Zürich und Shanghai. Als er das Café am Bahnhof betritt, erkenne ich ihn sofort als einen der Jungs, die wir nicht mochten. Ich anfangs schon. Du versuchst ihnen zu gefallen, unterstellte sie mir, vielleicht in unserem ersten Gespräch, vielleicht war das der Anlass für das Gespräch und vielleicht war es der Grund für ihre Abneigung ihnen gegenüber. Wir sind anders, besser anders, beschwor sie, und ich tat mein Bestes, sie nicht zu enttäuschen. Wir hatten schließlich Verantwortung. Joshi erkennt mich ebenfalls, winkt mir quer über die Köpfe der Reisenden zu, und er ist auch heute noch einer dieser Männer, die wir nicht mögen, weil ihre Aufmerksamkeit eitlen Stolz in uns weckt. Er sieht gut aus, er erwidert mein Lächeln, er bestellt im Vorbeilaufen am Tresen Cascara, und auf den hilflosen Blick des Barista hin verbessert er sich mit nachsichtiger Geste: Kaffee. Er wirkt: nett. Wir lachen beide verlegen, und ich erzähle ihm von meiner Suche. Er schüttelt den Kopf, überlegt, schüttelt den Kopf. Er erinnere sich nicht – an mich dagegen schon, so sagt er, unvermittelt ernst. Du hast uns nie leiden können, wir waren überrascht, als du die Einladung angenommen hast. Es war unser letztes Gespräch, das weiß ich plötzlich, in dem sie mich davon abzuhalten versuchte, zu dieser Party zu gehen. Ich war auch heute überrascht, dass du mich treffen willst, das sagt er wie eine Frage und ein bisschen anklagend. Ich verteidige mich nicht. Ich hatte keine klare Vorstellung davon, was ich wirklich wollte. Vielleicht war es ein Impuls unbewusster Loyalität oder die Konsequenz eines dieser ironischen Zwänge, die in den Gegebenheiten der menschlichen Existenz lauern. Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen. Aber ich ging hin. Sie war auch da. Und in jener Nacht.
Du erinnerst dich nicht, sagt Joshi, und ich sage, nein, ich erinnere mich nicht.

Ich bleibe noch einen Tag länger und werde mit einem guten Tag belohnt. Einem Tag, an dem mein Vater in seinem Lieblingssessel im Wohnzimmer sitzt, am Fenster zur Veranda, blasse Sonnenstrahlen fallen auf sein Gesicht. Du hast mir nicht gesagt, dass wir Besuch haben, lächelt er, und meine Mutter drückt meinen Arm mit knochig festem Griff. Manchmal erinnert er sich, flüstert sie so laut, als könne er sie sowieso nicht hören. Ich knie mich neben ihn, nehme seine Hand. Dieses Mädchen, das immer mit mir im Zug gefahren ist, weißt du noch, wie sie hieß, frage ich ihn. Er lächelt, hat mich vielleicht nicht verstanden, aber dann sagt er, ja, ich erinnere mich, da war ein Mädchen. Sie hieß Claudia. Er nickt zufrieden.
Ich halte seine Hand und wir schauen den Schneeflocken vor dem Fenster beim Fallen zu.

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saher
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 39
Beiträge: 154
Wohnort: baiuvarische Großstadt


Beitrag03.11.2014 09:56

von saher
Antworten mit Zitat

So, das ist der erste Text aus diesem Wettbewerb, den ich kommentieren werde, also los:

Erstmal ist der so was von sicher und routiniert geschrieben, dass ich dir das fast böse nehme, dass mich mit der 'unangekündigten' wörtlichen Rede ärgerst. Weiter ist die Sache super durchdacht. An ein paar Stellen hast du mich allerdings (vielleicht gerade deshalb) verloren. Ich kann den Finger nicht drauf legen, vielleicht kommt das ja noch vor Ende der Bewertungsfrist, aber da sind Brüche drin, durch das Durchdachte.
Zum Beispiel hast du im ersten Abschnitt derart wunderbar die Distanz der Prota zum Rest der Welt herausgeschrieben, dass man sie regelrecht spüren konnte. Dieses plötzliche ranziehen danach, denn es ist schon mehr als nur Zoomen, zerstört diese Anonymität, ist fast schon ein Einbruch in die Sphäre des Lesers, der sich für einen Moment in der gleichen Lage befindet. Gewissermaßen hast du mir also nach dem ersten Abschnitt den Boden unter den Füßen weggezogen, den du zuvor ausgerollt hast. Respekt!

Jetzt kommt der Teil, dem ich leider nichts abgewinnen konnte. Klar, die Suche nach der Kindheitsfreundin. Der Versuch noch näher ranzuzerren, was außer Sicht ist. Aber es bleibt beim Versuch. Das ist das, was mich am Ende doch etwas frustriert zurückgelassen hat.

Dann der Teil mit dem kranken Vater. Das wiederum hätte gut und gerne eine eigenständige Geschichte geben können.  

Es ist nur eben so, als wären dort drei verschiedene Geschichten zusammengeschnitten. Für eine Kurzgeschichte ist das in meinen Augen einfach zu viel.

Ehrlich, nach dem Anfang habe ich noch gedacht: Toll, mein Favorit steht fest! Und dann wurde es immer zerrissener. Echt schade. Ich hab bis jetzt (letzter Bewertungstag) gezögert, mit der Bewertung für diesen Text. Für den Anfang hättest du dir's Federchen verdient.
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Merope
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 716
Wohnort: Am Ende des Tals
Der Goldene Käse


Beitrag03.11.2014 17:40

von Merope
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Wehmütig, traurig, suchend.
Gerne gelesen!
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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag03.11.2014 22:57

von Einar Inperson
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Hallo Mr Conrad, hallo Ms Conrad,

ich liebe deinen Text. Bei jedem Lesen lässt er sich anders betonen und entfaltet eine neue Poesie.

Lieblingssatz des Wettbewerbs
Inko hat Folgendes geschrieben:
Wenn dich niemand sieht, bist du nicht da.


Ein Finden und eine Verlieren wird in meinem Lesen angedeutet und ausgerechnet da, wo der Verlust ist, kommt die Antwort und still fallen die Flocken.

Ich kann nur 10 Texte mit Punkten bedenken. Ob du dabei bist, werde ich mir erlesen.

Lord Jim sagt: 12 Punkte


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer
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crim
Geschlecht:männlichsex, crim & rock'n'roll


Beiträge: 1578
Wohnort: München
Die lange Johanne in Gold Lezepo 2015
Pokapro und Lezepo 2014 Pokapro VII & Lezepo V



Beitrag04.11.2014 09:42

von crim
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Sehr gekonnt. Die Eingewobenheit der Dialoge. Die Umsetzung des lansamen Vergessens. Bildhaft. Präzise Figurenzeichnung. Gefällt mir sehr gut.
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4292

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag06.11.2014 12:11

von hobbes
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Fein smile Noch so eine Geschichte, der ich beim ersten Lesen spontan 12 Punkte geben will. Hier mag ich vor allem all das, was sich zwischen den Zeilen verbirgt.

edit:
Und - na sowas - auch beim erneuten Lesen will ich das noch (12 Punkte vergeben).
Ja, was ist passiert in dieser Nacht? Ich glaub, ich will es gar nicht wissen. Ich will auch nicht wissen, ob sie nach sich selbst sucht oder ob es da wirklich ein Mädchen gab. Obwohl - auch wenn sie nach sich selbst sucht, wird es das Mädchen (das sie mal war) gegeben haben. Wer ist man, wer war man, kann man jemand anderes sein - stehen diese Fragen wirklich in der Geschichte, oder lese ich sie nur hinein? Egal, ich mag sie einfach. Die Geschichte.

Und die Abschiede, natürlich. Mit jedem Lesen scheinen es mehr zu werden.
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shatgloom
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Wohnort: ja, gelegentlich


Beitrag06.11.2014 21:56

von shatgloom
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Der Anfang dieses Textes gefällt mir besonders gut. Ab dem Besuch bei Joshi hast du mich dann etwas verloren.
Ich habe den Text mehrmals gelesen und bin immer begeistert, bis ich eben zu der Stelle komme. Das Ende finde ich dann wieder besser.

Ja, jetzt wird es schwierig. Die Beurteilung fällt mir hier besonders schwer, weil es eigentlich einer meiner Lieblingstexte ist. Ruhig und doch fesselnd geht es nicht so sehr um eine Geschichte, sondern um die Stimmung in verschiedenen Situationen. Die Szenen im Zug haben es mir besonders angetan. Was mir hier fehlt, ist des Andere, Außergewöhnliche, das Experiment.
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gold
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Beiträge: 4936
Wohnort: unter Wasser
DSFo-Sponsor


Beitrag06.11.2014 22:14

von gold
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Hallo Inko,

dein Text gehört zu den Texten, die ich immer wieder lese um mir ein Urteil bilden zu können. Aber es gelingt mir nicht wirklich. Die Suche nach dem Mädchen erscheint mir etwas trivial, zu trivial, als dass man eine Geschichte daraus erstellen kann.

Tut mir Leid.

LG gold


_________________
es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern

Make Tofu Not War (Goshka Macuga)

Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso)
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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag06.11.2014 23:23

von tronde
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Zurück auf Los

Die unten folgende Liste war mir Anhaltspunkt, eine Reihenfolge in die Texte zu bekommen.
Es gab nach subjektiver Einschätzung Plus- oder Minuspunkte für die Stichpunkte, am Ende noch Minuspunkte für Fehler. Grob jeweils von +2 bis -2, wobei es keine absoluten Bewertungsmaßstäbe gab, und - so befürchte ich - die Bewertung auch von den unterschiedlichen Tagen/Stimmungen abhängen könnte. Rechenfehler gehen auf meine Kappe.

Das Subjektive sei besonders bei den Punkte Neue Wege und die Frage nach dem E vorgehoben, weil ich das einerseits gar nicht bewerten will/kann, es aber hinsichtlich der Aufgabe dazugehört. Falls Du (AutorIn) dich falsch verstanden fühlst, liegt das möglicherweise an meinem fehlenden Wissen/Verständnis. Das gilt auch für alle anderen Dinge, die ich nicht wahrgenommen habe. Nachvollziehbar wäre für mich auch, wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlen würde.

Weil es mir schwerfiel, eine Reihenfolge zu erstellen, war ich bei der Rechtschreibung, Satz recht pingelig, nur alleinige doppelte Leerzeichen haben keinen Abzug gegeben.

Bei Gleichstand unter den 10 platzierten Texten hat das Subjektive den Ausschlag gegeben.

Cut-off für die Platzierungen: ≥ 8,5

Aus Zeitgründen fallen die Kommentar nicht ausführlicher aus, sondern bestehen aus meinen kaum überarbeiteten Notizen beim Lesen der Texte. Wenn Ihr genauere Anmerkungen zu Stichpunkten haben wollt, meldet Euch. Inhaltlicher Art; Fragen zur Punktevergabe werden nicht beantwortet, weil diese subjektiv ist und auch nicht korrigiert wird.

Dieser Text steht vor allen meinen Kommentaren, beim nächsten könnt Ihr ihn überspringen.


Plus-/Minuspunkte
Neue Wege/Experimentell?: Ja, Nein, welche?
nein
0

Eigene Einstellung überprüfen, zum Nachdenken anregen, Mehrdimensionalität, Kanten?
ja, Verrat? der Freundin, Beziehung zu den Eltern
1

Zitat flüssig integriert?
ja
1

Bezug auf Loyalität (Regierung, Übergeordnet, auch Gegenüber)
schwach, Loyal zu den Jungs, die sie nicht mochte?
0,5

Aufbruchstellen (tatsächlich mehrere Aufbrüche/Aufbrüche an mehreren Stellen, in welchem Sinn auch immer?)
von zuhause, der Freundschaft
1

Einstieg
Schöne Beschreibung
1,5

Idee
Prota forscht nach dem Namen einer alten Freundin
1

Plot (Wendung?, Schlüssig?)
Nachvollziehbar
Der schönste Schluss
2

Titel
Was zurück auf los? die Suche, die Beziehung zu den Eltern
1

Stil
Flüssig geschrieben, natürlich wirkend, gute Beobachtungen
1,5

Subjektiv
Hinterlässt mich in einer heiteren Stimmung
1,5

MinusPunkte
Schrift (Schreibfehler, Komma, Grammatik)
0


Gesamtpunkte 12
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Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag06.11.2014 23:27

von Lapidar
Antworten mit Zitat

Kann es sein, dass sie sie selbst ist? Einfach eine innere Person, mit der sie sich gestritten hat?
Zitat gut untergebracht.


_________________
"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym.
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag07.11.2014 02:06
aw:ZurückaufLos
von lilli.vostry
Antworten mit Zitat

Hallo,

ich habe Deine Erinnerungs-Geschichte interessiert gelesen. Mir gefällt der ruhige, klare Ton, die Bilder die vorüberziehen, aufblitzen und dann wieder schemenhaft im Erinnerungsnebel versinken... Diese Schwebe im Text zwischen Suchen, (Wieder)Finden, Anderes Entdecken, Neu Sehen; was war und hätte sein können und was sein wird, wird bis zum Schluss durchgehalten und macht für mich den Reiz der Geschichte aus.
Ist sie nun er- oder gefunden, ein bisschen konstruiert zufällig wirkt sie schon, die Sache mit dem Mädchen im Zug, das an der Icherzählerin vorbeifährt und an eine bis dato längst vergessene Schulfreundin erinnert. Wieso ist sie auf einmal wieder so präsent? Das wird nicht ganz klar. Was ist damals in dieser Nacht passiert? Offenbar etwas, dass beide auseinander gebracht hat. Dass sie vergessen ließ. Ein Junge vielleicht...

Rührend komisch am Schluss, dass gerade der demente Vater den Namen des Mädchens weiß, den die Icherzählerin doch vorher schon im Zug suchte, einen Allerweltsnamen.

So ganz leuchtet mir der Titel aber doch nicht ein. Was dann auf Los  steht... Geht die Suche weiter, nach dem Mädchen - wozu? Das bleibt offen. Etwas mehr über sie hätte ich mir gewünscht. Es bleiben zu viele Fragen offen für mich.

Dennoch gerne gelesen.
5 Federn.

LG,
Lilli


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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag07.11.2014 02:09

von Constantine
Antworten mit Zitat

Bonjour!

Liebe/r Verfasser/in,

ich denke, deine Geschichte hätte noch etwas mehr Garzeit vertragen können, um die Aufgabenstellung besser zu erfüllen. Die Integration des Conrad-Zitats ist dir mMn nicht optimal gelungen. Du erwähnst in 2-3 Sätzen eine Party und beziehst darauf das Zitat. Leider fehlt mir hierbei der Zusammenhang, der sich mir aus deiner Geschichte nicht erschließt.

Es tut mir leid. Du hast es leider nicht unter die Texte geschafft, die Punkte bekommen:
zéro point.

Merci beaucoup!

LG,
Constantine
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Lese Lina
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 58
Beiträge: 60
Wohnort: Teneriffa


Beitrag09.11.2014 02:55

von Lese Lina
Antworten mit Zitat

Eine Geschichte, die das Leben schreibt.

Liebe Grüße
Lese Lina
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Maria
Geschlecht:weiblichEvolutionsbremse

Alter: 52
Beiträge: 6000

DSFo-Sponsor Ei 1
Ei 4


Beitrag09.11.2014 18:00

von Maria
Antworten mit Zitat

Hey,

Familie! Yeah. Ich finde wir sollten einen Family affair Wettbewerb ausloben, ich mag diese Geschichten aus dem Mikrokosmos Familie.

Inhaltlich toll, gelungener "Aufbruch", nur das Zitat ist mir weniger geschmeidig, als bei den beiden anderen, die sich um den Topplatz prügeln.
Sprachlich bevorzuge ich die beiden anderen, es sind Winzigkeiten, die mich hier pieken. Nein, stören tut mich gar nichts, aber in manchen Sesseln sitzt man eben anders.

Beide Stränge laufen so parallel nebenher, gleichstark und gleich wichtig, umbemerkt gar. Toll.
Das Ende ist sehr ruhig und doch überwältigend. Joshi ist ein Ausflug in ihre Beobachtungsgabe, wie sie ihn betrachtet (der Kaffee) gibt Aufschluß auf sie - also schön ums Eck.

Herrlich beruhigter und unaufgesetzter Text mit einer hoffentlich guten Platzierung!

VG, Maria


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Give me sweet lies, and keep your bitter truths.
Tyrion Lannister
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag10.11.2014 15:20

von Mardii
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Aus der Gleichförmigkeit des Alltags und der Zugfahrt tritt eine Erinnerung immer deutlicher hervor und wird fast bis zum Letzten beleuchtet. Dieser Vorgang spiegelt sich in der Alterung der Eltern und der Ferne des Freundes wieder. Der demente Vater gibt zum Schluss das entscheidente Stichwort.
Souverän und bildhaft geschrieben.
Nur der Titel passt nicht so gut.


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag10.11.2014 19:14

von Malaga
Antworten mit Zitat

Neutraler Bewertungskommentar: 2 Punkte. Bei Interesse wird Begründung nachgereicht.
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Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

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Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
Der goldene Spiegel - Prosa DSFo-Sponsor


Beitrag10.11.2014 20:57

von Akiragirl
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Hallo Inko!

Ich versuche, jedem Text des Wettbewerbs einen kurzen Kommentar dazulassen, bitte aber um Verständnis dafür, dass ich denjenigen, die Punkte von mir bekommen, ausführlicher schreibe und allen anderen nur kurz umreißen kann, warum es nicht zu Punkten gereicht hat.

Dieser Text hat mich weniger auf inhaltlicher als vielmehr auf sprachlicher bzw. atmosphärischer Ebene überzeugt. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich so ganz verstanden habe, worum es geht.

Die Protagonistin kehrt zurück in den Ort, in dem sie aufwachsen ist und erinnert sich an ein Mädchen aus ihrer Schulzeit, sie stellt fragen – und es stellt sich heraus, dass wohl irgendetwas passiert ist, in einer Nacht, viele Jahre zuvor. Was da genau passiert ist, löst du nicht auf. In einem anderen Text würde mich das stören, die finde ich es aber passend.

Der Text lebt von seiner Sprache, den Bildern, der Atmosphäre und den Fragen, die er aufwirft. In diesem Sinne passt er ziemlich genau zur Vorgabe der E-Literatur (in meinen Augen). Es gibt einem einfach ein gutes Gefühl, ihn zu lesen. Er fließt angenehm dahin, nimmt einen mit; ist nie langweilig, auch wenn nichts weltbewegendes passiert.

Ich konnte mich zudem mit dem Gefühl des Zurückkehrens und auch mit den impliziten Vorwürfen der Mutter gut identifizieren. Du hast hier viele Themen drin, hauptsächlich aber das Erinnern und die Rückkehr, aber eben nur für kurze Zeit, weil man nicht mehr dahin zurückkann, wo man früher einmal war.

Alles in allem für mich ein sehr gelungener Text, der einzig und allein „nur“ 6 Punkte von mir bekommt, weil die Texte darüber noch ein wenig originellere Ansätze hatten oder mich länger nach dem Lesen beschäftigt haben. Trotzdem: saubere Arbeit.

Liebe Grüße
Anne


_________________
"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
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holg
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Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag11.11.2014 21:28

von holg
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Das ist eine der schönsten und berührendsten Geschichten im Rennen. Meiner Meinung nach. Die Sprache ist karg. Der Stil passt. Da sind keine Effekthaschereien, keine doofen Wendungen kurz vor Schluss. Nur diese mir unverständliche Sequenz. Frage mich, ob die so beabsichtigt ist, oder ein Fauxpas:

"Sie war auch da. Und in jener Nacht.
Du erinnerst dich nicht, sagt Joshi, und ich sage, nein, ich erinnere mich nicht."

Das hier ist ein bisschen zu Erklärbär. Das kannst du besser:
..."Nachmittag, ist asbestsaniert und hat jetzt eine Mensa, um diese Zeit ist sie leer, wie ich durch die Glasfassade sehen kann."

Auch dieser Satz:
"Ich bleibe noch einen Tag länger und werde mit einem guten Tag belohnt."
liest sich sperrig.

Im Ganzen aber liest sich der Text angenehm, das Zitat ist gut eingebaut und schlüssig, was auf der Party passierte, bleibt im Dunkeln (wohltuend) und tritt in seiner Bedeutung hinter die Zeit mit den Eltern zurück. Man muss auch loslassen können. Was bleibt, ist ein schöner Tag. Und Schneeflocken.


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Why so testerical?
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Zinna
Geschlecht:weiblichschweißt zusammen, was


Beiträge: 1551
Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
Das Silberne Pfand Der silberne Durchblick
Lezepo 2015 Lezepo 2017
Podcast-Sonderpreis


Beitrag13.11.2014 20:52

von Zinna
Antworten mit Zitat

Hallo Inko!

Bewegung, gleich das Bahnfahren bringt Bilder und Bewegung, Aufbruch, ortsbezogen und auch im LI drinnen.
Sehr lebendige Geschichte, nicht dick aufgetragen. Eine Sekundenbruchteilbegegnung bringt das Li zur Suche nach einem Mädchen, das mit ihr gemeinsam früher Zug fuhr. Sie, das LI, findet dieses Mädchen nicht.
Ich denke, dass es überhaupt nicht real existiert(e).
Was damals bei der Party geschah, hat das LI verdrängt, verarbeitet nicht. Kontakt zu einer Therapeutin hat(te) es, doch das bleibt sehr offen.

Ein Text, der Punkte von mir bekommt.

Lieber Gruß
Zinna


_________________
Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag13.11.2014 22:28

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Die Geschichte mochte ich sehr gerne. Sie ist  traurig und berührend. Wie du die Atmosphäre hingekriegt hast, das finde ich sehr gut. Es ist voller feiner und genauer Beobachtungen. Das Ende schnürt einem den Hals zu.
Viele Grüße von Zufall
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag14.11.2014 00:48

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Aus Zeitmangel nur ein Kommentar zur Punktabgabe. Ausführlicher Kommentar vorbehalten.

Sechs Punkte.
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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag14.11.2014 14:04

von Ithanea
Antworten mit Zitat

Eine sprachlich sehr schöne Geschichte, die einige Rätsel offen lässt.
Gab es das Mädchen aus dem Zug überhaupt und wenn ja, warum denkt der Vater der Protagonistin ihr Name wäre der, wie offentsichtlich seine Tochter heißt? Was ist auf der Party passiert und warum ist Joshi anklagend, als sie darauf zu sprechen kommen? Warum hat das unbekannte Mädchen das Ich abhalten wollen und ist in dieser Nacht verschwunden? Haben sie denselben Namen, weil sie dieselbe Person sind und ist das unbekannte Mädchen in dieser Nacht gestorben, weil irgendetwas mit der Prota passierte? Ist der Vater wirr oder der einzige, der es kapiert hat?


_________________
Verschrieben. Verzettelt.
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