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Neraka Wortedrechsler
Alter: 31 Beiträge: 70
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27.11.2012 12:10
von Neraka
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Mir persönlich hat die erste Version sogar mehr gefallen, muss ich ehrlich sagen, aber das ist natürlich einfach persönlicher Geschmack.
Ich fand z.B. die Wortwahl "Hausherrin" sehr gut gewählt, da man einen Augenblick überlegen musste, und dann kam der "Aha"-Effekt.
Die Zweite gefällt mir aber auch
Liebe Grüße,
Neraka
_________________ Wait, until you take a look inside yourself -
Recognize, what is growing there.
Oh seeker,
A leaf in this garden,
Means more than all leaves
You will find in paradise.
-Faun- |
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Doris D. Gänsefüßchen
D
Beiträge: 46
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D 27.11.2012 14:17
von Doris D.
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Hallo Neraka,
auch wenige Zeilen zu ändern ist keinesfalls einfach. Ich wollte den Text dicht und atmosphärisch.
Es ist schon so: Jeder liest anders.
Gerade an dieser Stelle mit der Hausherrin hatten ja einige Leser Schwierigkeiten, zu folgen.
Danke dir.
LG,
Doris D.
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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27.11.2012 20:33
von Mardii
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Hallo Doris,
so richtig stellt mich deine Überarbeitung nicht zufrieden, weil du das eigentliche Problem nicht bearbeitet hast.
Ich versuchs mal durch Markierungen im Text und Erläuterung darunter aufzuzeigen.
Doris D. hat Folgendes geschrieben: | Der Kuhstall ist voller Fliegen.
Es riecht nach frischem Dung und frischer Milch, eine unwiderstehliche Mischung.
Durch die schmalen schmutzigen Fensterscheiben dringt kaum Licht. In ihren Ecken hängen Netze.
Es ist leicht, Insekten zu fangen.
Die dicken Brummer sind langsam. Ihre Leiber schillern smaragdgrün und türkisblau.
Ich fange einen Grünen. Er zappelt. Es klingelt. Alamiert eilt die Achtbeinige herbei, ihre Speise einzuwickeln.
Der grüne Leib summt, bis er verstummt und verknotet wird im Strickmuster der Spinnfadengardinen.
Die Fliege fängt sich schwerer, doch meine kleinen Finger sind flinker. Das Fenster begrenzt.
Sie wehrt sich, strampelt gegen die klebrigen Fäden, die ihre Freiheit verschnüren.
Schon erscheint die dicke Schwarze, balanciert geschickt auf den Schwebeseilen.
Fast hat sie ihr Ziel erreicht, als ein Strohhalm ihre Speise befreit.
Ich lasse ihn fallen und gehe aus dem Kuhstall.
Er ist voller Fliegen. |
Erst fängt LyrIch einen dicken Brummer, setzt ihn ins Netz und sieht zu, wie die Spinne ihn tötet. So weit ist die Geschichte klar. Dann kommt das schwerere Fangen der Fliege und hier setzt m.Mn. das Missverständnis ein. Der Brummer ist ebenfalls eine Fliege, also müsstest du die zweite Fliege entweder näher spezifizieren, also eine Stubenfliege oder eine kleine Fliege schreiben, oder den unbestimmten Artikel verwenden und den Vergleich zum komparativen "schwerer" mit einem Nebensatz beenden:
Eine (Stuben-/kleine)Fliege fängt sich schwerer, als eine Schmeißfliege/Brummer.
Möglicherweise denkt LyrIch an einen Lehrer oder eine andere päd. Bezugsperson, als er denkt: Die Fliege fängt sich schwerer. weil der/die Person auch in der Art doziert.?
Aber das konnte ich alles zusammen mit dem Klingeln bei Frau Spinne nicht realisieren, so dass ich bei der zweiten Fliege an den Brummer dachte und nicht davon ausging, dass es sich dabei um eine andere Fliege handelt. Denn Fliege ist der Oberbegriff für beide Insekten.
Zu der Sache mit dem Alarmfaden: Mir gefällt die bildliche Ausdrucksweise deiner ersten Version besser. Das Missverständliche beruht auf etwas anderem, was ich diesmal wieder im Text versuche zu erklären:
Doris D. hat Folgendes geschrieben: | Der Kuhstall ist voller Fliegen.
Es riecht nach frischem Dung und frischer Milch, eine unwiderstehliche Mischung.
Durch die schmalen schmutzigen Fensterscheiben dringt kaum Licht. In ihren Ecken hängen Netze.
Es ist leicht, Insekten zu fangen.
Die dicken Brummer sind langsam. Ihre Leiber schillern smaragdgrün und türkisblau.
Ich fange einen Grünen. Er zappelt. Der Brummer befindet sich in der Hand des LyrIchs. Es klingelt. Der Brummer befindet sich immer noch in der Hand. Alamiert eilt die Achtbeinige herbei, ihre Speise einzuwickeln. Der Brummer befindet sich meines Wissens noch in der Hand, wer also hat den Alarmfaden gezogen?
Der grüne Leib summt, bis er verstummt und verknotet wird im Strickmuster der Spinnfadengardinen. Da der Brummer sich noch in der Hand von LyrIch befindet, kann er also nicht im Netz der Spinne sein und damit auch nicht getötet worden sein.
Die Fliege fängt sich schwerer, doch meine kleinen Finger sind flinker. Das Fenster begrenzt.
Sie wehrt sich, strampelt gegen die klebrigen Fäden, die ihre Freiheit verschnüren.
Schon erscheint die dicke Schwarze, balanciert geschickt auf den Schwebeseilen.
Fast hat sie ihr Ziel erreicht, als ein Strohhalm ihre Speise befreit.
Ich lasse ihn fallen und gehe aus dem Kuhstall.
Er ist voller Fliegen. |
Was ich damit sagen will: In dem von mir farbig markierten Abschnitt muss der Hinweis kommen, dass LyrIch den Brummer in das Netz setzt. Am sinnvollsten vor oder nach Er zappelt. Sonst kann man nicht nachvollziehen, dass die Spinne alarmiert aus ihrem Versteck gelaufen kommt und die Stelle bietet unzulässigen Raum für weitläufige Assoziationen. Wenn man gleich weiß und nicht erst nach mehrfachen Lesen erraten muss, dass LyrIch die Fliege in das Netz setzt, dann kann man, ohne über das natürliche Alarmsystem der Spinne informiert zu sein, darauf kommen, dass mit es klingelt etwas in der Art gemeint ist.
Okay. Ich hoffe, mich verständlich erklärt zu haben.
Liebe Grüße
von Mardii
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Wolfi Klammeraffe
Beiträge: 600 Wohnort: München
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27.11.2012 21:01
von Wolfi
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Mardii hat Folgendes geschrieben: | Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben: | Grüne Fliegen werden auch nicht auf Scheißhaufen im Stall sitzen, weil die meistens auf Aas und Verwesungen fliegen, vielleicht draußen, in der Sonne auf alten Misthaufen sitzen, wo sich noch verwesende Teile von Nachgeburten befinden, an denen sie genüsslich saugen. |
Zitat: | Da sieht man wer Ahnung von Land und Leben hat. Habe heute die Auferstehung einer Fliege erlebt: Sie kam aus irgend einer Ecke taumelnd geflogen und platschte mir mittig ins Gesicht. Ich spuckte sie gleich in meine Kaffeetasse, wo sie ein paar Runden gierig schwimmend Koffein tankte. Den Kaffee kippte ich von Ekel erregt aus dem Fenster. Es war auch kein grünlich-bläulicher Brummer, obwohl ich nahe beim Hauptfriedhof wohne. | |
Ach Mardii,
Du hast etwas vergessen!!!
Auf Grund des Schocks, welche die Fliege in mir ausgelöst hatte, öffnete ich reflektorisch meinen Mund. In diesem Moment platschte die Fliege (jetzt nicht ins Gesicht) direkt auf meine Zunge.
Jetzt weiter, ich spukte sie gleich in meine Kaffeetasse, weil ich unbedingt das Getier schwimmen sehen wollte usw.
Den Kaffee trank ich dann mit Genuß und merkte, wie die Fliege über meinen Rachen und die Speiseröhre den Magen passierte, oder so ähnlich
da kann man doch viel draus machen, und hinterher wirds eine runde Geschichte.
Nix für ungut
Liebe Grüße
Wolfi
_________________ Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können.
(Albert Einstein) |
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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27.11.2012 21:25
von Mardii
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Wolfi, du glaubst mir wohl nicht, was ich Totensonntag erlebt habe?
Wolfi hat Folgendes geschrieben: | Auf Grund des Schocks, welche die Fliege in mir ausgelöst hatte, öffnete ich reflektorisch meinen Mund. In diesem Moment platschte die Fliege (jetzt nicht ins Gesicht) direkt auf meine Zunge. |
Nix, reflektorisch. Beim Kaffee süffeln habe ich die Schnute generell offen. Außer wenn ich schlucke. Aber, die Sache ist, dass ich immer spucke, wenn mir Fliegen in den Mund fliegen, bevor sie via Zunge in meine Speiseröhre gelangen.
Deine weiterführenden Ideen zu meinem Kommi hören sich schon interessant an, aber in dem Thread hier geht´s nicht darum. Also schreib doch lieber etwas zu Doris Geschichte.
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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27.11.2012 21:51
von BlueNote
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Ich mag den Text!
BN
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Wolfi Klammeraffe
Beiträge: 600 Wohnort: München
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27.11.2012 21:53
von Wolfi
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Mardii,
die Totensonntage haben es so in sich. Wird sicher eine interessante Geschichte. Und wenn Du öfters spuckst, bist Du sicher schon geübt in dieser Kunst. Bin gespannt was da noch draus wird.
Liebe Grüße
Wolfi
_________________ Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können.
(Albert Einstein) |
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Dienstwerk Reißwolf
Alter: 55 Beiträge: 1254 Wohnort: Gera/Markkleeberg
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27.11.2012 23:05
von Dienstwerk
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Mir hat die erste Version etwas besser gefallen.
LG, Ana
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Doris D. Gänsefüßchen
D
Beiträge: 46
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D 28.11.2012 05:13
von Doris D.
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Hallo Mardii,
ich danke dir sehr für deine Auseinandersetzung mit dem Text. Du plädierst für mehr Deutlichkeit, mehr Transparenz. Das verstehe ich und bin der gleichen Ansicht, wenn es sich um eine längere Geschichte handeln würde. Hier gehte es aber um Kurzprosa. Der Text muss durch Dichte und Atmosphäre bestechen. Wenn ich aber z.B. schreibe:
"Er zappelt. Ich setzte ihn in das Netz der Spinne und dort wird sein Zappeln zu einem Läuten. Er ruft durch die Strampelei selbst die Fressfeindin herbei."
Wo bleibt da die Athmosphäre? Der Text wird langweilig, weil ich dem Leser das Erleben nehme. Ich kaue ihm vor, was er schon tausendmal selbst gesehen hat. Durch die knappe Beschreibung aus Kindesaugen kann der Leser mitfühlen, miterleben, seine eigenen Erfahrungen mit dem Gelesenen vergleichen. Er wird etwas gefordert, sicher. Er kann nicht schnell über die Zeilen fliegen. Der Text verlangt Aufmerksamkeit und Entschleunigung. Eintauchen in die eigene Kindheit. Aber ich glaube, dass hier die eigene Assoziation des Lesers den Aha-Effekt ausmacht. Und das wiederum macht den Lesespaß aus.
Schreibe ich den Text zu offensichtlich, verliert er- wie die Kommentare nach der zweiten Version deutlich machen - die Leser, die dichte Texte mögen.
Ich merke, ich kann nicht alle kriegen ...
Also bleibe ich bei der Originalversion und muss ertragen, dass sie nicht jeden einfängt.
Herzlichen Dank für die intensive Besprechung.
Und vielen Dank an alle für das Feedback!
LG,
Doris D.
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gold Papiertiger
Beiträge: 4926 Wohnort: unter Wasser
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28.11.2012 06:00
von gold
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... jetzt habe ich den Kuhstallgeruch in der Nase und das am dunkellichtigen Morgen, puh!
Lg Gold
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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Hardy-Kern Kopfloser
Alter: 74 Beiträge: 4841 Wohnort: Deutschland
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28.11.2012 17:03
von Hardy-Kern
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gold hat Folgendes geschrieben: | ... jetzt habe ich den Kuhstallgeruch in der Nase und das am dunkellichtigen Morgen, puh! |
Hauptsache die Kaffeesahne riecht nicht auch nach Mist?
Doris hat leider den ersten Satz vom Geruch des Dungs und der Milch auch in der zweiten Version. Das stimmt so einfach nicht, liebe Doris, glaubs mir. Die Milch wird zur Molkerei oder Meyerei geliefert, dort wird sie auf Geruch und Geschmack untersucht, das heißt auf Qualität.
Danach richtet sich die Einstufung und kein Bauer kann sich Abschläge bei den schon so geringen Milcherzeugerpreisen leisten.
Kann hier nicht die vielen Melktechniken erläutern.
Ohne Zweifel eine nette Geschichte, jeder versucht zu helfen, aber wenn das Fachliche nicht stimmt, ist die Geschichte nun einmal angreifbar.
Zumindest müsste man erst einmal wissen, um welche Art eines Stalles es sich handelt, wer bewirtschaftet ihn und mit welcher Technik. Da ist soviel zu beachten. Ist der Stall modern, wird man kaum Spinnen finden, weil es auch nur wenige Fliegen geben wird. Und auch der Schwalben werden es nicht viele sein. Hatte ich oben schon angedeutet.
Ist etwas kompliziert, aber darum sollte man nicht gleich die "Fliege" machen.
Hardy
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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28.11.2012 23:18
von Mardii
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Hardy, es heißt aber nicht, dass die Milch riecht, sondern es riecht nach Milch und Dung. Ob das nun gegenseitigen Geruch annimmt, darum gehts glaube ich nicht. Du als Praktiker magst da deine berechtigten Einwände haben, aber für mich als Stall-Laiin impliziert die Fügung eine bäurische Atmosphäre.
Ich denke auch, der Text ist nicht in einer Zeit moderner Landwirtschaft angesiedelt. Nur hinterfrage ich gerade, ob frühere Landwirte achselzuckend der Vermehrung von Webspinnen gegenüber standen. Müssten dann mal Autoren vergangener Zeit auf Stallszenen untersucht werden. Aber vielleicht hast du da selbst Erfahrungen beizusteuern.
Doris D. hat Folgendes geschrieben: |
"Er zappelt. Ich setzte ihn in das Netz der Spinne und dort wird sein Zappeln zu einem Läuten. Er ruft durch die Strampelei selbst die Fressfeindin herbei." |
Ich hatte schon ein Bild vor Augen, wie eine in der Hand vibrierende Fliege in Nähe des Netzes losgelassen auf dem Hochbett landet und den Kletterbalken umwirft. Beim Strampeln und Toben mit ihrer Fressfeindin liefern sie sich eine Kissenschlacht und wenige Tage später fliegt ihr Nachwuchs an langen Fäden fort aus dem Stall.
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Doris D. Gänsefüßchen
D
Beiträge: 46
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D 29.11.2012 09:34
von Doris D.
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Hallo Hardy,
Zitat: |
Doris hat leider den ersten Satz vom Geruch des Dungs und der Milch auch in der zweiten Version. Das stimmt so einfach nicht, liebe Doris, glaubs mir. |
Das gibt es schon. Glaubs mir, lieber Hardy. Und Mardii erklärt es richtig. Nicht die Milch riecht nach Dung sondern die Luft riecht nach frischen Dung und frischer Milch. Frisch gemelkt riecht Milch sehr intensiv und dieser Geruch dringt aus der Milchkammer in den Stall. Gerüche finden einen Weg. Es ist in den kleinen Ställen nicht alles so hermetisch abgeriegelt, wie man es vielleicht von den großen Höfen kennt. Alles liegt dicht beisammen. Wenn die Tür zur Milchkammer geöffnet wird, um den Fluss oder die Mengen zu kontrollieren oder wenn für den Eigengebrauch Milch geschöpft wird, strömt der Milchduft heraus. Oder wenn kleinen neugierigen Mädchen gezeigt wird, wie der Euter mit der Hand angezapft und das Melkgeschirr angelegt wird. Wenn es den Weg der Milch aus dem Euter durch die Schläuche bis hin zum Edelstahlauffangbecken verfolgt und dann hineinschauen darf in die riesige Wanne mit der vielen Milch. Dann strömt der Duft heraus, verteilt sich im ganzen Gebäude.
Ich liebte meine Besuche auf dem Hof meines Onkels. Beim Melken war ich stets dabei, schaute zu, atmete die besondere Luft, fing die Fliegen an den Fenstern, streichelte die Kälber, trug voller Stolz einen Krug Milch von der Milchkammer in die Küche, ohne etwas zu verschütten.
LG,
Doris D.
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5133 Wohnort: Schlüchtern
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29.11.2012 09:47
von Harald
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Natürlich sind in der modernen Offenstallhaltung mit Aussenbereich und separatem Melkstand keinerlei solche Gerüche zu finden wie in den alten landwirtschaftlichen Gebäuden, in der die Milchkammer einen direkten Zugang zum Stall hatte, der wiederum damals eine ganz eigene Duftnote (Dung auf Stroh) hatte, anders als heute (Offenstall, Schwemmentmistung).
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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Doris D. Gänsefüßchen
D
Beiträge: 46
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Hardy-Kern Kopfloser
Alter: 74 Beiträge: 4841 Wohnort: Deutschland
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29.11.2012 16:33
von Hardy-Kern
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Doris D. hat Folgendes geschrieben: | Aber immer, wenn ich an meinen Onkel denke, stehe ich wieder im Stall und sehe ihn melken. |
.. und rieche die Milch?
Ich habe fast 30 Jahre in der Landwirtschaft gearbeitet, viele Jahre als Melker und viele Jahre als Brigadier. Tausende Fliegen haben mich freundlich umschwirrt, Spinnen mich gegrüßt und Schwalben zwitscherten über mich hinweg.
Es roch nach Dung, Stroh, Heu, frischem Gras, Luzerne oder säuerlicher Silage, aber das weiße Blut, auch Milch genannt, hat mich nie begrüßt. Gut soweit- will keinen wissenschaftlichen Vortrag halten.
Natürlich sind das schöne Erinnerungen, wenn man diese Drecksarbeit mit den laufend scheißenden Klacken nicht machen musste. Eine Kuh ist innerhalb eines Stalles wie eine eigene Werkbank, die sorgsam behandelt werden muss.
Mal der Tante eine Krucke Milch bringen auch nicht schlecht.
Bauernhofidylle, welche es kaum noch gibt.
Doris Zitat
"Ja Harald, genau um solch ein landwirtschaftliches Gebäude handelt es sich in dem Text. Die Erinnerungen daran sind halt schon ein wenig älter Wink und er ist auch nicht mehr in Betrieb."
Deshalb riecht es immer noch nicht nach Milch, weil die anderen Gerüche viel stärker sind. Und das könntest du in die Geschichte mit einfügen.
Hardy
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5133 Wohnort: Schlüchtern
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29.11.2012 17:41
von Harald
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Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben: |
Ich habe fast 30 Jahre in der Landwirtschaft gearbeitet, viele Jahre als Melker und viele Jahre als Brigadier. Tausende Fliegen haben mich freundlich umschwirrt, Spinnen mich gegrüßt und Schwalben zwitscherten über mich hinweg.
Es roch nach Dung, Stroh, Heu, frischem Gras, Luzerne oder säuerlicher Silage, aber das weiße Blut, auch Milch genannt, hat mich nie begrüßt. Gut soweit- will keinen wissenschaftlichen Vortrag halten.
Natürlich sind das schöne Erinnerungen, wenn man diese Drecksarbeit mit den laufend scheißenden Klacken nicht machen musste. |
Ach Hardy,
diese Enge, 8 Kühe, einige Färsen, Kälber, alles auf der Größe, die heute manchen Wohnzimmern entspricht. Dann das Anmelken in Extraschälchen, die anschließend für die Katzen waren, zu zweit per Hand die Tiere gemolken, Kühe, die mit Namen wie Alma, Berta usw. angesprochen wurden. Die eine schlug die ständig die Schwanzquaste ins Gesicht, die andere lehnte sich mit immer mehr Gewicht freundlich gegen deinen angelehnten Kopf, die dritte haute dir mit einem gezielten Fußtritt den Melkeimer weg ...
Und heute?
Die Kühe streben in den Melkstand, werden "gescannt", der PC errechnet die Kraftfuttermenge und -Zusammensetzung und das Futter kommt. In der Zwischenzeit wurde das Euter gereinigt, desinfiziert, das Melkzeug angelegt - alles automatisch, millimetergenau gesteuert - und der Melkvorgang beginnt. Zum genau richtigen Zeitpunkt ist Ende, das Melkzeug fällt ab und die Kuh verlässt den Stand.
Nach Milch, handgemolken, aus offenen Eimern, umgeschüttet in andere Behälter, offen stehende Schälchen usw. kann es gar nicht riechen!
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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Hardy-Kern Kopfloser
Alter: 74 Beiträge: 4841 Wohnort: Deutschland
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30.11.2012 16:36
von Hardy-Kern
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Harald hat Folgendes geschrieben: |
Ach Hardy,
diese Enge, 8 Kühe, einige Färsen, Kälber, alles auf der Größe, die heute manchen Wohnzimmern entspricht. Dann das Anmelken in Extraschälchen, die anschließend für die Katzen waren, zu zweit per Hand die Tiere gemolken, Kühe, die mit Namen wie Alma, Berta usw. angesprochen wurden. Die eine schlug die ständig die Schwanzquaste ins Gesicht, die andere lehnte sich mit immer mehr Gewicht freundlich gegen deinen angelehnten Kopf, die dritte haute dir mit einem gezielten Fußtritt den Melkeimer weg ... |
... und die Vierte traf dein Handgelenk oder du knalltest gegen die Stallwand, erdrücktest einige Fliegen und hattest vielleicht eine Rippe gebrochen, wenns denn nicht so schlimm war. Das war die "liebe Rosi", welche Dresche bekam.
In den kleinen Butzenställen war die Luft ja noch schlimmer als in Großställen.
Alle Achtung, hast noch "Hand" gemolken!" Habe ich auch noch gelernt, aber später wurden nur noch Problemkühe ab und an mal so gemolken.
Oder die Kuh hielt die Milch, dann musste man sie nachstimulieren um den Rest mit der Hand auszumelken. (wegen Euterentzündungen)
Die industriemäßige Produktion hielt Einzug und Kühe per Hand zu melken war personell und zeittechnisch nicht mehr möglich.
Mal so ein kleiner Ausflug, in die Vergangenheit ist auch nicht schlecht.
Hardy
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