dorian

[Silvian]

du sonnst schon
früh am morgen
deine jugendhaut
geschont hoch oben
im olymp

du summst dazu
forever young
betont sonor
stets froh gestimmt
seit zwölftausend tagen

von gott gewollt
und meisterhand gemalt
so siehst du deine züge
im diamantenspiegel
eures himmlischen boudoirs

dagegen mein portrait in öl
schon lang erblasst mit patina
schau herunter du wirst staunen
über aschegraue zauselhaare
narben warzen gramesfalten

du magst dich kaum entdecken
in jenem fremden ebenbild
erst wenn alle farbe blättert
aus dem rand zu staub zerfällt
sollst du mich darin erkennen

möchte ich uns neu begegnen
schlägt mein dunkler puls die snare
knock-knock-knockin' on heaven's door
erfragt man droben einen namen
sag ich endlich: dorian zwei

[Gast]

[Babella]

Na, Dorian zwei wird wohl ein Nachfolger Dorian Gray sein, der von Oscar Wilde. Das Bildnis altert, der Mensch bleibt "forever young". Eigentlich hübsch, das aufzugreifen.

Leider komme ich hier ein bisschen durcheinander mit dem LI und dem "Du" und "uns". Der Maler ist involviert? In welcher Weise?

[Silvian]

Hallo ihr beiden,

das LI ist Dorian II, das LD Dorian I. Letzteres, das wird im Text aber nicht klar ausgedrückt (wahrscheinlich deshalb die Verwirrung), ist der vor ca. 33 Jahren verstorbene Zwilling des LI. Es bleibt also - in einer irgendwie gearteten Existenz - in der Vorstellung des LI jung und schön, während dieses selbst altert und damit nicht sehr gut zurecht kommt. Das LD betrachtet das LI von oben wie das zitierte Bildnis, das an seiner Statt altert.

Am Ende kommt die Sehnsucht des LI nach einer Wiedervereinigung (in "Heaven") zum Ausdruck.

LG
Silvian

[Gast]

Hallo Silvian,

Tut mir leid, da lag ich vollkommen daneben. Eine traurige Geschichte, ich hoffe, sie hat nichts mit dir zu tun.

Ja, vielleicht solltest du es ein wenig umschreiben, das könnte sich durchaus auszahlen.

Herzlichen Grüße
dulce

[Silvian]

Hallo dulce,

umschreiben möchte ich es eigentlich nicht, mir gefällt es. Dass es für Leser nicht unbedingt verständlich ist, finde ich nicht so tragisch. Ich wollte, dass der Hintergrund des Textes tatsächlich im Hintergrund bleibt.

LG
Silvian