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Autor |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 904 Wohnort: die alte Stadt
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11.03.2018 01:45 teilweise von Tula
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teilweise
Die scheuen Augen, die sich noch verschanzen.
Der Müde, der die Fügung noch verkennt.
Die Freske schöpft die Fülle eines Ganzen,
doch ohne Finger wär' das Werk Fragment.
Die Berge, die als blaue Orgel steigen.
Ihr Spieltisch Wald. An ihm vorbei treibt still
der Fluss, vor dessen Bild wir staunend schweigen.
Ein weißes Segel macht es zum Idyll.
Die Primel, die ich schenken wollte, schmückte
ein Tropfen Tau, der an der Blüte hing.
Was mich bei jener Schönen so entzückte?
Es war ihr Lächeln, als sie weiterging.
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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Silvian Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 706 Wohnort: kurz vor Köln
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11.03.2018 03:11
von Silvian
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Ein wunderbarer Text, sprachlich schön, so schön, ein shakespeareskes Paradestück und (Beinahe-)Sonett.
Und danke für die Blume, die Du meinem Alter Ego in die Vase der Konkurrenz gesteckt hast.
LG
Silvian
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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11.03.2018 08:09
von BlueNote
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Hi!
Sehr schön erdacht, komponiert und lyrisch umgesetzt, mit einer Schlusszeile, die länger nachwirkt.
Zauberhaft, geheimnisvoll!
BN
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Rainer Zufall Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 801
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11.03.2018 11:00
von Rainer Zufall
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Da sag ich jetzt auch gar nicht viel dazu.
Einfach schön.
Reim, Metrum - für mich fügt sich das elegant zu einer hübschen kleinen Szene.
Viele Grüße
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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11.03.2018 13:05
von poetnick
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Hallo Tula,
Dein Gedicht scheint mir wie eine liebliche Ode an das hinweisende Detail im Ganzen, das den Dingen ihren Lidschlag verleiht, dem Augenblick die Sekunde schenkt.
Das Schöne, treibend in einem sanften Sprachfluss erkennbar.
Und - eine feine Begegnung an diesem Sonntag.
Liebe Grüsse - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 11.03.2018 14:40
von Aranka
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Ich habe diese Verse mit viel Genuss und Freude gelesen. Sie sind mit Bedacht und Festigkeit gesetzt.
Das LI lässt seinen Blick denkend und fühlend schweifen, erfasst das Kleine, das Flüchtige ebenso wie die mächtigen Erscheinungen der Natur. Es ist ein liebevoll, fast ehrfürchtiger, staunender Blick, der den Dingen einen Platz zuweist, ein Blick, der das Ganze sucht und das Detail wahrnimmt.
War die Welt in den ersten zwei Strophen eher Kulisse, tritt in Strophe drei das Ali dann auf diese Bühne und schaut auf sich und das, was es schenken wollte und auf jene Schöne.
Wunderbar geheimnisvolle zwei letzte Zeilen setzen einen gelungenen Schlussakord.
Sehr gerne gelesen. LG Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 904 Wohnort: die alte Stadt
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12.03.2018 00:41
von Tula
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Liebe Leser Silvian, BlueNote, Rainer, Poetnick und Aranka
euch allen ein herzliches Dankeschön für den Zuspruch und die wohlwollenden Kommentare.
Zum Inhalt will ich jetzt auch gar nichts mehr hinzufügen, vielleicht nur, dass das Lächeln in der Tat Anstoß für dieses Gedicht war (der Lidschlag der Schönen wäre es natürlich auch gewesen , um so mehr freut' es mich, dass besonders die letzten zwei Zeilen eine nachhaltige Wirkung erzielen.
Was den Titel anbelangt, sollte das 'weise' noch unterstreichen, dass mit den Jahren genau diese Erkenntnis wächst, dass wahre Vollkommenheit immer irgendwo im Detail liegt, mal davon abgesehen, dass jeder Mensch mit einem Lächeln schöner wird.
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2451 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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12.03.2018 09:02
von menetekel
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Zitat: | teilweise
Die scheuen Augen, die sich noch verschanzen.
Der Müde, der die Fügung noch verkennt.
Die Freske schöpft die Fülle eines Ganzen,
doch ohne Finger wär' das Werk Fragment.
Die Berge, die als blaue Orgel steigen.
Ihr Spieltisch Wald. An ihm vorbei treibt still
der Fluss, vor dessen Bild wir staunend schweigen.
Ein weißes Segel macht es zum Idyll.
Die Primel, die ich schenken wollte, schmückte
ein Tropfen Tau, der an der Blüte hing.
Was mich bei jener Schönen so entzückte?
Es war ihr Lächeln, als sie weiterging. |
Hallo Tula,
für mich ist das Kunst in der Betrachtung von Kunst.
Ich denke unwillkürlich an Michelangelos "(Die) Versuchung des Hl. Antonius", ein Werk, auf dem sich die Hände der Ur-Eva und die der weiblichen Schlange berühren.
Das Werk selber wird von dir eigenwillig intrpretiert.
Deine Schöne weicht der Versuchung aus (nämlich dem primelbietenden Bewunderer) und lächelt im Vorbeigehen.
Die Welt als Paradies, wie sie vielleicht noch immer sein könnte, wenn ...
so ist sie es nur teilweise, wenn überhaupt.
Vermutlich hattest du ein anderes Kunstwerk im Auge ... mir fiel aber spontan Michelangelo ein, der ja auch in der "Erschaffung Adams" den Focus auf die Hände legte. Oder, besser, auf die Lücke dazwischen.
Eigentlich ist das betrachtete Werk in deinem Werk nicht so erheblich. Ein gottnaher Nebenschauplatz, der sich im Lächeln einer Vorübergehenden spiegelt.
Aus meiner Sicht ist dir ein ganz wunderbares Gedicht gelungen. Eine kunstvolle Momentaufnahme, dem Thema angemessen.
Herzliche Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 904 Wohnort: die alte Stadt
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13.03.2018 00:31
von Tula
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Liebe Menetekel
es hat mich sehr gefreut, wie du auf die Betrachtung von Kunst eingegangen bist, und ja, bei Michelangelo liegst du auf jeden Fall richtig. Die Vorlage war in der Tat die Erschaffung Adams, die scheuen Augen auf der rechten Seite des Bildes, noch hinter dem Arm Gottes versteckt, für viele die noch ungeborene Eva; dann links der noch müde wirkende Adam, der von seiner göttlichen Bestimmung noch nichts ahnt. Das "schöpft" im Gedicht sollte auch eine doppelte Deutung haben, immerhin geht es in der Freske um den biblischen Schöpfungsakt an sich.
Ich grübelte eine Weile, welches Kunstwerk wohl am besten zur Idee des Gedichtes passt, und kam dann auf dieses. Die fast-Berührung der Finger und die Eleganz, die in dieser Darstellung steckt, empfand ich als absolut beispielhaft.
Zitat: | Ein gottnaher Nebenschauplatz, der sich im Lächeln einer Vorübergehenden spiegelt. |
Über diese Interpretation habe ich mich besonders gefreut . Entspricht ganz meiner eigenen Vision weiblicher Schönheit und ihrer Vollendung durch ein Lächeln
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18344
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13.03.2018 17:07
von MosesBob
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Hallo Tula,
die Erschaffung Adams hängt bei mir auf Keilrahmen überm Bettchen – zumindest der Ausschnitt der Finger. Mittlerweile finde ich die Darstellung Gottes in dem Gemälde wesentlich interessanter, seit ich darauf gestoßen bin, dass Michelangelo ihn in der Form des menschlichen Gehirns darstellt. Aber das nur nebenbei. Eigentlich wollte ich dir nur schreiben, dass ich dein Gedicht umwerfend gut finde: Reime, Bildsprache, Metrum – ganz, ganz große Klasse.
Viele Grüße,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 904 Wohnort: die alte Stadt
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15.03.2018 01:07
von Tula
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Hallo Martin
ja, ich hatte vom Vergleich mit dem menschlichen Hirn auch gelesen und eben nochmal im Internet 'nachgeschlagen'. Ich fand nicht wenige Seiten, die sich damit beschäftigen.
Und überhaupt komme ich jetzt ins Grübeln, ob es wirklich die Übung ist, die den Meister macht. Sicher nicht verkehrt, aber wenn ich z.B. lese, dass er das von menetekel genannte Werk (Versuchung des Hl. Antonius) mit 12 oder 13 malte, bleibt kein Zweifel mehr, dass Michelangelo ein wahrhaftes Genie war.
Vielen Dank für deinen freundlichen Kommentar.
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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niko Eselsohr
Alter: 66 Beiträge: 233 Wohnort: Göttingen
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15.03.2018 21:13
von niko
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hallo tula!
sehr fließend gereimt und mit bedacht gesetzte zeilen. ich mag deinen text sehr.
danke!
herzlichst - niko
_________________ Ein Gedicht auf dem Hintergrund der Biographie des Autors zu interpretieren ist so, als würde man einem schwimmenden Schiff das Wasser nehmen. (NJK) |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 904 Wohnort: die alte Stadt
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16.03.2018 22:43
von Tula
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Hallo niko
Auch dir herzlichen Dank und Gruß
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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16.03.2018 22:47
von Abari
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Hey,
ein sehr angenehmer Text mit natürlich wirkenden Reimen und Metrum. Das Bild ist auch stimmig.
Gern gelesen.
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 904 Wohnort: die alte Stadt
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22.03.2018 01:56
von Tula
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Hallo Abari
auch an dich ein Dankeschön
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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Gast
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22.03.2018 19:50
von Gast
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Hallo Tula,
Noch so ein unverbesserlicher Poet . Ich finde, das ist ein sehr feinfühliges Werk, das zu diesem großen (religiösen) Meisterwerk einen sehr persönlichen, ja intimen Zugang eröffnet.
Herzliche Grüße
dulce
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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24.03.2018 00:40
von Berni
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Wunderschöner Text von dir, Tula.
Gereimte texte sind nicht so meins, aber deiner spricht mich an. Er packt den Leser, nimmt ihn mit ...
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 904 Wohnort: die alte Stadt
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26.03.2018 00:40
von Tula
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Hallo dulce und Berni
auch euch mein Dank. Ja Berni, die gereimte Lyrik ist nicht 'modern', eigentlich schade
Um so mehr und gerade deshalb freut mich dein ehrliches Lob.
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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26.03.2018 23:45
von firstoffertio
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Ich habe dies öfters schon gelesen, und den Kommentaren habe ich nicht viel hinzuzufügen, außer vielleicht: Was bedeutet der Titel?
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KingStevie Gänsefüßchen
K Alter: 61 Beiträge: 34 Wohnort: Hamburg
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K 27.03.2018 13:01 Sehr sehr geil! Respekt!!! von KingStevie
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Ihr Spieltisch Wald. An ihm vorbei treibt still
der Fluss, vor dessen Bild wir staunend schweigen.
Ich mag den bruch im text
und auch das ihr und das Du
_________________ CQ, CQ, CQ...
Hier spricht W9FOG
kommen bitte?
CQ, CQ
hier spricht W9FOG!
kommen bitte? |
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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27.03.2018 16:23
von Mardii
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Hallo Tula,
schön, dass ich diesen Text lesen durfte. Er hält Vergleiche mit ganz bekannten stand. Die Strophe mit dem Segel gefällt mir sehr gut. Und der Schluss ist erst grandios.
LG Mardii
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 904 Wohnort: die alte Stadt
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28.03.2018 00:04
von Tula
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Hallo firstoffertio, KingStevie und Mardii
Dank euch allen für die Grüße. Es freut mich hier besonders, dass die Leser verschiedene Stellen hervorheben.
Zum Titel: der ist sicher diskutierbar. Der Grundidee entsprechend geht es ums Detail oder eben schlicht um die Tatsache, dass gerade ein letztes Teil dem Ganzen seinen Glanz verleiht. Die Fähigkeit, sich an den kleinen Dingen zu erfreuen, wächst meines Erachtens nach mit dem Lebensalter, daher das 'weise' der Weisheit im Titel (ginge also auch teil-weise).
Das gilt insbesondere für die Erkenntnis, dass man schöne Dinge nicht (im weiteren Sinne) 'besitzen' muss, um sich Freude zu verschaffen, so wie das Lächeln der Schönen, die vom Lyri natürlich gar nichts wissen will. Es bleibt der Moment und die Erinnerung an ihn und das ist genug.
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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