Schneeflocken-Methode (vs. Heldenreise)

[Rocys]

Hallo zusammen,

zunächst einmal bedanke ich mich nach Jahren des passiven Mitlesens jetzt noch einmal förmlich für die Aufnahme in die Community und sage allen ein herzliches Hallo!

Anschließend möchte ich direkt zur Sache kommen:
Ich stehe aktuell sehr am Anfang der Entwicklung einer Geschichte. Ich habe sehr genaue Stimmungen, etwas vage Bilder und eine grobe Idee des Plots, der "Aussage" und der Figuren im Kopf. Das ist alles auf recht chaotischen Notizen festgehalten und möchte jetzt gern in eine strengere und handhabbarere Form gebracht und weiterentwickelt und verfeinert werden.

Vielleicht ist es noch wichtig, ein paar Worte über meine Art zu arbeiten zu sagen: Ich bin von Natur aus ein fürchterlich fauler Mensch und habe im Laufe der Jahre aber diverse Strategien entwickelt, um dies auszugleichen. Insbesondere hilft mir eine möglichst enge Struktur in der Arbeitsweise und -organisation. Wenn ich mir keine Gedanken über äußere Umstände und das "Ob" der Arbeit machen muss, kann ich im Rahmen meiner Möglichkeiten sehr kreativ sein und mich ganz auf das "Was" und "Wie" konzentrieren.

Aus diesem Grund möchte ich schon jetzt eine möglichst strenge Struktur mir auferlegen, ohne dass diese unbedingt sklavisch und starr eingehalten werden muss. Natürlich war mir die Schneeflockenmethode sofort als eine Methode, die diesen Ansätzen entspricht ins Auge gefallen. Grundsätzlich gefällt mir der geordnete Ansatz sehr. Allerdings habe ich einige Probleme entdeckt. Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich diese auflösen will und kann und wäre Euch dankbar für Vorschläge und Anregungen aber auch einfach für die Duldung meiner Gedankengänge im Erkenntnisprozess

Aktuell hänge ich mich schon in Schritt zwei auf.
Einerseits fällt es mir wahnsinnig schwer, in prägnanter Weise die einzelnen Katastrophen/Stationen der Geschichte zu formulieren. Eigentlich ist doch jede dieser Katastrophen ein eigener Zwei- oder Dreischritt der Form "Ausgangspunkt->Impuls->Katatrophe", oder sehe ich das falsch? Will ich das nämlich in einem Satz formulieren, wird es noch fürchterlich verschachtelter als ich ohnehin gern schreibe.

Andererseits finde ich die Heldenreise als Schema ungemein überzeugend und verlockend. Diese Struktur passt zu mir und meinen Figuren perfekt und ich habe Lust, um sie herum die Geschichte zu entwickeln. Aber kollidiert sie nicht mit der 5-Satz- bzw. 3-Akt-Struktur, die die Schneeflockenmethode empfiehlt? Macht es Sinn, die Geschichte quasi auf einer den Figuren übergeordneten Ebene dennoch nach 3-Akten zu strukturieren und dem die einzelnen Heldenreisen unterzuordnen? Sollte ich die Schneeflockenmethode insofern anpassen? Wenn ja, wie könnte das sinnvoll aussehen?

Und schließlich: Welche Dummheiten mache ich hier gerade noch, auf die Ihr mich gerne aufmerksam machen möchtet?

Ich danke Euch schon jetzt für die Unterstützung und möchte um Verzeihung bitten, falls ich forenspezifische Nettiquette übersehen habe.

[Jen91]

Hallo,
ich versuche dir mal zu helfen. Ich selber arbeite auch mit beiden Plotmethoden gleichzeitig. Ich handhabe es so:

1. Erster und zweiter Schritt der Schneeflockenmethode. Dabei konzentriere ich mich erstmal auf den Grundplot.

2. Die Heldenreise plus Teile aus Schritt 3 der Schneeflockenmethode: Hier plotte ich zunächst mit der Heldenreise die Charaktere und nutze aus der Schneeflockenmethode nur die Sache mit Motivation, Ziel usw. Den einen Satz und den einen Absatz für den Charakter lass ich erstmal außer acht.

3. Ich erweitere beide Schritte. Das heißt, ich werde bei meinem Schritt 1 ausführlicher, wie es die Schneeflockenmethode auch vorschlägt.
Bei der Heldenreise werde ich jetzt aber auch ausführlicher, als ob ich die Schneeflockenmethode auch da benutzt hätte.

4. Ich versuche alles zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Da ich bis jetzt mehrere Bänder geplottet habe, teile ich es jetzt in einzelne Bänder und versuche alles in die 3 Katastrophen der Schneeflockenmethode zu bringen oder ich nehme noch Zwischenpunkte dazu. Das mache ich, wie es mir gerade am besten gefällt.
Ab diesem Punkt halte ich mich wieder an die Schneeflockenmethode und lege eine Szenenliste an.

Das ist mein Vorgehen, vielleicht hilft es dir ein wenig.

Zu deinen direkten Fragen.
Wenn dir Schritt zwei nicht so gut gelingt, wieso hälst du dich dann genau daran? Schreib es länger und ich würde auch sagen, es ist Ausgangspunkt, Impuls, Katastrophe.

Wie ich es angepasst habe, habe ich dir ja schon erzählt. Vielleicht ist das eine Möglichkeit für dich. Dummheiten erkenne ich jetzt nicht bei dir.

Lieben Gruß
Jen

[Rocys]

Vielen Dank. Das ist eine gute Anregung!