Was die Alten dir geben daran halte fest im Leben

[Hallogallo]

steht über dem Eingang meiner Grundschule geschrieben

gut
dass ich mich nie daran gehalten habe

und deshalb Kids
hört nicht auf mein Gelaber
und nehmt euch um Himmels Willen kein Beispiel an mir

vergesst die Bands
die ich höre
und werft die Bücher weg
die ich empfehle

was die Alten dir geben
kannst du in die Tonne treten
die machen sich nur wichtig
weil sie sonst keiner beachtet

weil ihnen ihr Leben zwischen den Fingern zerrinnt
und sie Angst haben
dass nichts bleibt von ihrer Mittelmäßigkeit

[Anoa]

Lieber Hallogallo,

genauso ist es. Ich mag ausserdem Gedichte, die nicht nur von der Natur oder Gefühlen handeln, sonder sich auf Leben und Alltag beziehen. Ich habe z. B. eines über Kaufland geschrieben.

Weiter so!

Grüsse aus Berlin,

Anoa

[Babella]

Nein, so ist es eben nicht. Die Alten gaben mir zunächst mal mein Leben, ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen, sie lehrten mich sprechen und schreiben und Kanon singen. Ohne "die Alten" säßen wir noch auf den Bäumen.

Der Spruch über deiner Grundschule gefällt mir auch nicht, aber vor allem deshalb, weil er so pauschal ist. Denn natürlich halten wir nicht an allem Althergebrachten fest. Aber deshalb alles in die Tonne treten ist ebenso falsch.

Aber ich hatte auch ein bisschen mehr Lyrik erwartet hier. Das sind doch nur unterbrochene Sätze, schade. Das Thema ist eigentlich ein Schönes, das hätte man etwas feinsinniger angehen können und nicht so plump von wegen klopp es in die Tonne.

Im Übrigen ist ja auch das schon wieder ein widersprüchlicher Vorschlag. Die jungen Leute machen das ja vor allem, weil sie den Anweisungen der Älteren zuwider handeln wollen. Wenn man sie dazu auffordert, wirkt das nicht mehr.

[menetekel]

Hallo Gallo,
für mich leider ein recht eindimensionales Gedicht.
Zwar kann ich von (d)einer Grundschule nicht erwarten, dass sich darin versierte Lyriker tummeln, gleichwohl sollte ein so peinlicher Patzer nicht vorkommen. Es heißt nämlich (jambisch):

[Babella]

Sag ich ja, es ist ein schönes Thema.

An der Grundschule wirkt das aber wie eine Drohung, vor allem mit dem "geben" statt "gegeben", heißt es doch: Kommt rein und hört euch von den Scheintoten an, worauf es ankommt, und vergesst es nie wieder.

Meine erste Grundschullehrerin schwang einen Stock und bedrohte uns mit Tod und Teufel. Nein, daran wollte ich nicht festhalten, obzwar sie mich das Lesen lehrte. Aber oft es es schwer, das, was man da so hört, tatsächlich in die Tonne zu treten. Kleine Kinder glauben ja so ziemlich alles.

Im Übrigen ist auch mancher auf ganz und gar unrühmliche Art unsterblich geworden. An dem will ich auch nicht festhalten.

Aber die, die vor uns waren und uns beschenkten, so reich beschenkten mit Musik, Literatur, Kunst, die möchte ich ganz, ganz festhalten. Und mit den jungen Menschen möchte ich sie bekannt machen, das ist mir ein Bedürfnis, du weißt vielleicht besser, woher das kommt mit steigendem Alter.