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Bariton Erklärbär
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Beiträge: 2 Wohnort: München
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B 19.02.2018 17:25 Korrekturen der jungen Verlagslektorin von Bariton
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Liebe Autorengemeinde,
ich schreibe ein Buch zu einem historischen Thema. Biographie, nicht streng wissenschaftlich, unterhaltsam angelegt, aber unter Verwendung vieler historischer Quellen. Habe einen Verlagsvertrag, mittelkleines Haus. Leider hat die Lektorin, die das Projekt ursprünglich betreute, nun kurzfristig fünf Krimis oder dergleichen am Hals und musste (mit großem Bedauern, wie sie versicherte) mein Buch an eine Kollegin abgeben.
An diese habe ich nun einen Großteil des Manuskripts geschickt. Sie ist mit den meisten Kapiteln glücklich, aber bei einigen möchte sie nun stark in mein künstlerisches Konzept eingreifen. Es geht u.a. um den Einbau belletristischer Elemente und um meiner Meinung nach eher schulbuchmäßige Leitlinien, die ich aus stilistischen Gründen nicht immer sklavisch befolge... Ihre Kollegin hatte mir eigentlich gesagt, dass der Verlag möglichst wenig in den Stil des Autors eingreift - und ich bin auch kein kompletter Neuling in der Branche.
Wie geht Ihr denn so mit den Korrekturen der Verlagslektoren um?
Danke und Gruß
Bariton
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Gerling Exposéadler
G Alter: 59 Beiträge: 2385 Wohnort: Braunschweig
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G 19.02.2018 17:38 Re: Korrekturen der jungen Verlagslektorin von Gerling
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Bariton hat Folgendes geschrieben: | Ihre Kollegin hatte mir eigentlich gesagt, dass der Verlag möglichst wenig in den Stil des Autors eingreift |
Das tut ein Verlag normalerweise auch nicht. Lektorat bedeutet ja nicht, den Stil des Autors zu ändern. Vielmehr geht es um den schon vielzitierten Feinschliff.
_________________ Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
Tag X - Bookspot Verlag (2020)
Caldera - Bookspot Verlag (März 2021)
Brandmale - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Argusaugen - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Kopfgeld - Rowohlt Verlag (April 2022)
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Schluri Leseratte
Alter: 36 Beiträge: 159
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19.02.2018 17:59
von Schluri
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Bei meinem ersten Lektorat wusste ich auch nicht wie sehr ich auf den Punkten beharren darf, die ich nicht geändert haben will. Man will ja als Neuling nicht gleich als unbequem und schwierig verschrien sein.
Aber letztendlich sind das, was der Lektor macht nur Vorschläge. Die allermeisten davon waren bei mir äußerst sinnvoll, aber es gab auch die ein oder andere Sache, die ich so nicht machen wollte, weil ich mich damit nicht wohl gefühlt hätte. Es steht ja nachher dein Name drauf und nicht ihrer.
Ich bin sehr gut damit gefahren ausführlich zu begründen, warum ich das gerne nicht geändert haben möchte und im Endeffekt war sie auch zufrieden damit, oftmals haben wir auch einen (i.d.R. von mir angestoßenen) Kompromiss gefunden. Wichtig war vermutlich, dass ich offen und ehrlich war und es ihr erklärt habe.
Beim zweiten Lektorat mit ihr hat sie sich die Sachen gemerkt und nicht mehr angemarkert, genau so, wie ich unheimlich viel von ihr mitgenommen hab.
Ich denke es ist wichtig hierbei in einen offenen Dialog zu gehen.
_________________ Liebe Grüße
Ronja |
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Mina Minus Leseratte
M
Beiträge: 173
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M 19.02.2018 19:08
von Mina Minus
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Mal aus anderer Sicht:
Ich bin zwar ursprünglich aus einer anderen Jobsparte, habe aber den Beruf gewechselt und bin Lektorin – aber deswegen eben angelernt, nicht via Volo ausgebildet (mein ehemaliger Job war aber sehr nah dran, bevor es hier Aufschreie gibt).
Bei uns ist es (logischerweise) auch so, dass der Autor das letzte Wort hat und Änderungen natürlich auch ablehnen darf. Nur sieht es in der Realität so aus, dass diese Entscheidungen sehr oft zum Nachteil des Buchs getroffen werden. Hatten wir erst letztens wieder und das hat sich finanziell deutlich niedergeschlagen.
Da ich ja selbst auch schreibe, weiß ich, wie betriebsblind man beim eigenen Text wird. Und ja, ich finde auch oft, dass mein Lektor nicht recht hat. Aber ich habe mich dazu durchgerungen, ihm zu vertrauen – und so langsam glaube ich sogar, dass seine Sicht der Dinge gar nicht so verkehrt war
Deshalb kann ich nur empfehlen, wirklich ganz genau zu überlegen, warum ich Änderungen ablehne (und unbedingt darüber sprechen, das führt evtl. zu guten Zwischenlösungen).
Außerdem ist es vielleicht für deinen Kopf auch hilfreich, den Lektor als Testleser zu sehen. Was er komisch, unverständlich oder doof findet, wird beim Kunden wahrscheinlich auch so ankommen. Eine elegante Methode wäre wohl, mit einem privaten Testleser die „Lektorenversion“ durchzugehen und dessen Meinung zu beiden Varianten zu hören. Damit kannst du dich etwas besser absichern.
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Gerling Exposéadler
G Alter: 59 Beiträge: 2385 Wohnort: Braunschweig
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G 19.02.2018 20:18
von Gerling
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Hab ich hier etwas falsch verstanden? Das ein Lektor Änderungen vorschlägt, ist normal. Das ist ja auch sein/ihr Job. Das Problem ist doch, dass im aktuellen Fall in den Stil des Autors eingegriffen wird. Und das ist etwas vollkommen anderes ...
_________________ Die Ewigen (Juni 2018)
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Mika Schachtelkönig
Alter: 42 Beiträge: 1046 Wohnort: NRW
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19.02.2018 20:21
von Mika
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Ich kenn das jetzt auch aus beiden Blickwinkeln.
Als Autor hab ich jetzt zwei Lektoren gehabt, die mein Herzblutwerk durchgeackert haben (beide vom selben Verlag, das war einmal eine Art Basic-Lektorat und dann ein Detail-Lektorat). Meine Erfahrungen hierbei sind sehr positiv und angenehm, weil ich - zunächst zum Teil zähneknirschend, geb ich zu - einige Punkte hin- und hergewälzt, und dann schlussendlich so übernommen habe, die ich sinnvoll fand.
Ich hab aber auch nicht alles übernommen. Klar, kleinere Dinge sind ja eh relativ optional manchmal - aber ich hab mich auch gegen einige etwas größere Änderungen gestellt, weil ich mich damit nicht anfreunden konnte. Zum Beispiel wollte Lektor #2 eine sehr, sehr wichtige Szene arg kürzen. Grade diese Szene hat mir allerdings sowohl bei den Testlesern, als auch hier in der AG derart positives Feedback beschert und ist in Hinblick auf den nächsten Teil zu wichtig, um da irgendwas rauszunehmen.
Hatte Anfangs auch immer Schiss, da jetzt zu viel aufzubegehren, aber meine Sorge war eigentlich unbegründet. Kurz drüber geredet, Gründe erklärt, war ok - passt.
Einmal kam nur ein "Ich wollts dir nur sagen, weil das manchen Lesern evtl nicht gefallen könnte, aber du hast ja eine gute Begründung dafür und bist gewappnet, wenn solche Meldungen kommen." ;D
Jo - das nehm ich dann auf meine Kappe.
Umgekehrt lektoriere ich gelegentlich auch selbst, seit Anfang des Monats auch für meinen Verlag - und bin da jetzt auch schon so'n paar Mal über Dinge gestolpert, die mich ganz furchtbar gestört haben, ich aber dann doch letztendlich nicht angemeckert hab, weils eben persönlicher Stil ist. Das muss man irgendwie zu unterscheiden lernen mit der Zeit. Ich bin da recht penibel und zücke manchmal etwas zu schnell den Rotstift, fürchte ich, aber ich denk mir immer, dass man meine Vorschläge ruhig auch ablehnen kann - wenigstens hab ich welche gemacht.
Glaub damit fahre ich so ganz gut. Ich will ja auch nicht das Buch von jemand anderem umschreiben und zu meinem machen - das ist ja nicht der Sinn der Sache.
Wenn man das ordentlich kommuniziert, sollte das ja im Grunde kein Problem sein.
Ich würd mich - jetzt wieder aus Autorensicht - entschieden dagegen sträuben, wenn man zu viel in meiner Schreibe rumpfuschen würde. Man muss allerdings auch irgendwie ein bisschen menschlich mit dem Lektor harmonieren, hab ich das Gefühl; wenn man so komplett vom anderen Stern ist, sind manchmal die Unterschiede einfach echt zu groß, um nen Kompromiss zu finden.
_________________ "If you don't know it's impossible it's easier to do."
- Neil Gaiman |
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Mina Minus Leseratte
M
Beiträge: 173
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M 19.02.2018 20:53
von Mina Minus
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Gerling hat Folgendes geschrieben: | Hab ich hier etwas falsch verstanden? Das ein Lektor Änderungen vorschlägt, ist normal. Das ist ja auch sein/ihr Job. Das Problem ist doch, dass im aktuellen Fall in den Stil des Autors eingegriffen wird. Und das ist etwas vollkommen anderes ... |
Naja, teilweise ist das halt ein fließender Übergang.
Im von mir genannten Fall hat der Autor teilweise sehr umgangssprachlich formuliert. Das war sein Stil, aber an manchen Stellen hatte das nicht gut gepasst.
Das ist also auch ein Eingriff in den Stil gewesen, der aber sicherlich gut getan hätte. Aber ich denke, kein Verlag zwingt zur Veränderung. Zumindest hab ich das noch nie gehört.
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Ruby Smith Reißwolf
Alter: 33 Beiträge: 1180 Wohnort: Kenten
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19.02.2018 21:34 Re: Korrekturen der jungen Verlagslektorin von Ruby Smith
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Ich finde es schwer da jetzt etwas zu zu sagen, ohne deinen Text und die Kritik deiner Lektorin zu kennen.
Ich denke, dass an ihrer Kritik bestimmt etwas dran sein wird, denn die Dame wird hoffentlich wissen, was sie tut. Sieh ihre Kritik erst einmal nur als Denkanstoß an und rede mit ihr persönlich einmal in Ruhe darüber, warum sie bestimmte Dinge ändern möchte und lass sie das begründen. Dadurch lässt sich vieles klären und du kannst ihr dann auch sagen, warum du gerne bestimmte Dinge einbauen würdest.
Du wirst sehen, am Ende löst sich das meistens alles in Wohlgefallen auf.
_________________ I'd like to add some beauty to life. I don't exactly want to make people know more... though I know that is the noblest ambition, but I'd love to make them have a pleasanter time because of me... to have some little joy or happy thought that would never have existed if I hadn't been born.
(Anne Shirley - Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery) |
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Bariton Erklärbär
B
Beiträge: 2 Wohnort: München
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Peter Waldbauer Leseratte
Alter: 57 Beiträge: 179 Wohnort: Heidelberg
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21.02.2018 02:55
von Peter Waldbauer
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Ja, mancher Lektor schreibt gerne mit (Zitat aus meinem Text: Autor ist doch kein Beruf!). Viel häufiger ist aber der Fall, dass der Lektor nur filigran lektoriert. Das ist dann der berühmte Feinschliff.
Wenn ein Lektor/Verlag umfassende Änderungswünsche bezügl. des angebotenen Manuskriptes hat, dann wird darüber normalerweise vor Vertragsabschluss geredet, weil Verleger/Lektor wissen, dass sie sonst auf Widerstand beim Autor stoßen.
Häufig geht es zu wie beim "Kampf ums Recht" zwischen Staatsanwalt und Verteidiger. Der Staatsanwalt fordert rigoros 4 Jahre Gefängnisstrafe, der Verteidiger fordert (völlig naiv) Freispruch. Was kommt heraus? 2 Jahre auf Bewährung. Der berühmte Mittelweg. Meistens enden auf diese Weise auch die "Kämpfe" zwischen Autor und Lektor. Falls nicht, muss der Verleger vermitteln.
_________________ Peter Waldbauer, Jahrgang 1966, ist Betriebswirt und wohnt als freiberuflicher Dozent und Autor in der Nähe von Heidelberg. Er veröffentlichte bisher Essays und ein Dutzend Bücher:
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Bryon Wortedrechsler
B
Beiträge: 95
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Gerling Exposéadler
G Alter: 59 Beiträge: 2385 Wohnort: Braunschweig
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G 21.02.2018 08:40
von Gerling
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Peter Waldbauer hat Folgendes geschrieben: | Wenn ein Lektor/Verlag umfassende Änderungswünsche bezügl. des angebotenen Manuskriptes hat, dann wird darüber normalerweise vor Vertragsabschluss geredet |
und zwar dergestalt, dass es einen Vertrag erst nach der entsprechenden Überarbeitung gibt. Und auch nur dann, wenn die Überarbeitung gut war und die Geschichte nicht zerstört hat.
_________________ Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
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Die Schuldigen - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Der Seelsorger - Rowohlt Verlag (Juli 2023) |
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PhilipS Leseratte
Beiträge: 109
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24.02.2018 12:04
von PhilipS
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Ich habe viele Änderungsvorschläge, die mein Lektor gemacht hat, mit ihm telephonisch besprochen und diskutiert, wenn ich mit ihnen nicht einverstanden war. Er hat begründet, warum er sie für sinnvoll hielt, ich habe meine Gründe dagegen vorgebracht. In einigen Fällen hat er mich überzeugt, in anderen habe ich nicht nachgegeben. Er hat aber immer wieder klargestellt, dass es mein Text ist, und ich das letzte Wort habe. Die Eingriffe, die Du beschreibst, kommen mir unangemessen vor. Gibt es vielleicht die Möglichkeit, mit der vorigen Lektorin in Verbindung zu treten, damit sie die Kollegin an die Richtlinien des Hauses erinnert?
_________________ Schreibt die Texte, die Ihr selber gerne lesen möchtet. |
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Unstern Klammeraffe
Beiträge: 749 Wohnort: Leonding (Österreich)
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25.02.2018 21:33
von Unstern
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Was mir schon auffällt, dass Du das "jung" gleich in der Überschrift betonst. Kann es vielleicht sein, dass Du glaubst, mehr Erfahrung zu haben und Dir genau das sauer aufstößt? - Es ist ja eigentlich egal, was ein Lektor für einen Hintergrund hat, wenn der Verlag den ausgesucht hat, dann ist es halt so.
Ansonsten: Vom Autor wird erwartet, dass er alle Vorschläge "durchdenkt", nicht, dass er alles ändert. Man kann auch dagegen argumentieren. Ich habe mich selbst auch oft schon über was sehr geärgert. Mir hilft da eines: Erst mal weg mit allem, sacken lassen, darüber schlafen. Und dann Schritt für Schritt. Das leicht zu ändernde zuerst, dann sieht man Licht im Dschungel. Und auch wenn man mal was nicht ganz so einsieht: Wenn es nicht viel zu ändern gibt und einem "eigentlich egal" ist, zeigt man Kompromissbereitschaft und schafft keine verhärteten Fronten.
Das genannte Beispiel mit Dr. Braun wundert mich zwar auch, aber würde Dir ein Stein aus der Krone fallen, wenn Du noch Michael, Johannes oder sonstwas einfügst? Es wird m.E. nicht besser dadurch, aber auch nicht schlechter und die Energie das zu diskutieren ist bei wichtigerem besser aufgehoben.
Und es ist ja sicher auch einiges dabei, wo man sich tatsächlich: "Na so was Blödes, was hab ich da geschrieben?" denkt. Für solche Fälle ist ein Lob für den Lektor angebracht (z.B. "Ich bin froh, dass Ihnen das aufgefallen ist!") - da schafft man eine positive Stimmung und dann fängt man bei einem "Nein" an einem anderen Punkt nicht so schnell zu streiten an.
Und manchmal reicht es vielleicht auch, wenn man es sich einfach macht. Ich hatte mal bei einer Geschichte einen langen Absatz Kommentar. Ich habe den Nebensatz rausgelöscht, in dem ich den Stein des Anstoßes vermutet habe, den Text wieder geschickt und siehe da: Kein Problem mehr damit.
Und beim Rest: Ja, in wesentlichen Dingen kann man auch mal hart bleiben. Aber spare Dir die Energien für das Wesentliche.
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Fjodor Reißwolf
Beiträge: 1500
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26.02.2018 11:01
von Fjodor
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Jede Anmerkung des Lektorats ist zunächst beachtlich, aber über Dinge, die man als Autor nicht nachvollziehen kann oder die man bewusst nicht ändern möchte, kann und muss kommuniziert werden.
Ein "Klassiker" z.B. (Lektoren arbeiten ja auch unter Zeitdruck): Lektor schlägt ein Synonym vor, das tatsächlich besser wäre, wenn er nicht übersehen hätte, dass just im Absatz davor oder danach der gleiche Begriff schon steht.
Bei dem Beispiel "Dr. Braun" ist die Anmerkung zunächst mal völlig berechtigt, wobei die Lektorin ja nicht weiß, WARUM der Vorname hier fehlt.
Wenn "nicht bekannt und nicht recherchierbar, kann es entweder so belassen werden oder der Name des Hausarztes völlig wegfallen, da historisch offensichtlich wenig von Belang.
Gerade das Abweichen von "Schulbuchregeln" will wohl durchdacht sein - wenn es gute Gründe dafür gibt, wird das ein Lektor nachvollziehen können. Aber es ist gut, wenn man es nochmal auf den Prüfstand stellt, manchmal sieht man auch, warum die Regel gut ist.
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Selanna Reißwolf
Beiträge: 1146 Wohnort: Süddeutschland
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26.02.2018 12:14
von Selanna
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Hallo Bariton,
wenn ich mir das rein objektiv betrachte:
Du schreibst "historisches Thema", "Biographie", "Quellen"-Verwendung etc. und damit assoziiere ich durchaus, dass beim ersten Mal der Name voll genannt wird.
Vielleicht hast Du Dein Werk ein bisschen falsch verkauft? Wenn es gehobene Belletristik in Anlehnung an historische Tatsachen ist, kannst Du viel freier gestalten. Aber insbesondere der Begriff "Biographie" lechzt ja förmlich nach Fakten. Und wenn Du recherchiert hast, was spricht dagegen, den Mann bei der ersten Nennung mit vollem Namen zu erwähnen?
Mir fällt allerdings auch eine Alternative ein: In vielen Biographien gibt es ein Namensglossar. Wie wäre es damit? Hier nennst Du alle Personen mit vollen Namen, vllt sogar Titeln. Das ist doch auch DIE Chance, zu zeigen, wie sauber zu recherchiert hast. Außerdem kannst Du da viel Wissen hineinstecken, das sonst im Buch wahrschienlich unter den Tisch fiele, obwohl Du es Dir erarbeitet hast.
Übrigens finde ich Dein Unterfangen toll. Ich stoße immer wieder auf nicht nach wissenschaftlichen Maßstäben verfasste Biographien und kann daraus sehr viele Informationen für wissenschaftliche Arbeiten herausziehen. Gerade zwischenmenschliche Nuancen, die konkrete Handlungen motivieren, kommen in belletristisch aufbereiteten Werken mehr heraus.
Falls Du Vergleiche brauchst: eine wunderbare Biographie war Dagmar von Gersdorff, Caroline von Humboldt. Eine Biographie, Berlin 2011. Dass es hier keine Fußnoten mit Quellenbelegen gibt, habe ich sehr bedauert, weil hier Fakten recherchiert wurden, die ich sonst nirgendwo fand. Ich habe jetzt mal stichprobenartig durchgeblättert: Ja, Frau Gersdorff nennt bei der Ersterwähnung immer den vollen Namen.
Sabine Appel, Caroline Schlegel-Schelling. Das Wagnis der Freiheit, München 2013. Auch keine Fußnoten, unterhaltsam aufbereitet, wunderbar fundiert und bei Erstnennung (soweit meine Stichprobe gerade zählt) immer eine volle Namensangabe.
Vielleicht hat sich Deine Lektorin ja an Werken dieser Art orientiert.
Ansonsten: tolles Projekt!
Liebe Grüße
Selanna
_________________ Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham |
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Ruby Smith Reißwolf
Alter: 33 Beiträge: 1180 Wohnort: Kenten
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01.03.2018 21:12
von Ruby Smith
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Gerling hat Folgendes geschrieben: | Peter Waldbauer hat Folgendes geschrieben: | Wenn ein Lektor/Verlag umfassende Änderungswünsche bezügl. des angebotenen Manuskriptes hat, dann wird darüber normalerweise vor Vertragsabschluss geredet |
und zwar dergestalt, dass es einen Vertrag erst nach der entsprechenden Überarbeitung gibt. Und auch nur dann, wenn die Überarbeitung gut war und die Geschichte nicht zerstört hat. |
Da muss ich leider widersprechen, denn deine Aussage ist falsch. Ein Verlag schließt nicht erst nach der Überarbeitung den Vertrag ab, sondern sobald sie sich dafür entscheiden, das Manuskript zu verlegen. Es wäre ja auch völliger Unsinn, denn damit hätten sie weder die Rechte, noch die Sicherheiten erworben, die sie für eine etwaige Überarbeitung benötigen.
_________________ I'd like to add some beauty to life. I don't exactly want to make people know more... though I know that is the noblest ambition, but I'd love to make them have a pleasanter time because of me... to have some little joy or happy thought that would never have existed if I hadn't been born.
(Anne Shirley - Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery) |
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Peter Waldbauer Leseratte
Alter: 57 Beiträge: 179 Wohnort: Heidelberg
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02.03.2018 01:12
von Peter Waldbauer
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Sagen wir`s mal so: kommt drauf an.
Es spielt sicherlich auch eine Rolle, ob es sich um einen Erstautor handelt (bzw. der Autor bei diesem Verlag erstmalig veröffentlicht) oder um jdn, bei dem der Verlag kein Risiko sieht, dass man sich einig wird.
Die "Rechte" werden selten isoliert betrachtet. Lektoren sind an einer Symbiose interessiert und die Gemengelage dabei besteht aus:
- individuelle Person des Autors
- Stoff/ Manuskript
- Sprache/ literarisches Niveau
- Marktgängigkeit/ Verkäuflichkeit.
Netiquette:
Ist das Rot (=Schreien) wirklich nötig?
Du schreibst, du "musst"...wer zwingt dich dazu?
Bei Meinungen und Mutmaßungen über andere Personen (Lektor/Verleger), noch dazu allgemein, gibt es kein "richtig" und "falsch". Sicherlich trifft auf viele Situationen Vieles zu oder das Gegenteil davon.
_________________ Peter Waldbauer, Jahrgang 1966, ist Betriebswirt und wohnt als freiberuflicher Dozent und Autor in der Nähe von Heidelberg. Er veröffentlichte bisher Essays und ein Dutzend Bücher:
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6380 Wohnort: USA
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02.03.2018 01:24
von Murmel
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Es wird davon abhängen, in welchem Umfang die Änderungen sein sollen. Überzeugt die Idee und sind die Änderungen im Rahmen eines normalen Lektorats machbar, wird der Verlag sich natürlich die Rechte sichern. Sind sie es nicht, dann halt nicht.
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Peter Waldbauer Leseratte
Alter: 57 Beiträge: 179 Wohnort: Heidelberg
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02.03.2018 01:37
von Peter Waldbauer
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Murmel hat Folgendes geschrieben: | Es wird davon abhängen, in welchem Umfang die Änderungen sein sollen. Überzeugt die Idee und sind die Änderungen im Rahmen eines normalen Lektorats machbar, wird der Verlag sich natürlich die Rechte sichern. Sind sie es nicht, dann halt nicht. |
Kann man vernünftigerweise nur zustimmen.
_________________ Peter Waldbauer, Jahrgang 1966, ist Betriebswirt und wohnt als freiberuflicher Dozent und Autor in der Nähe von Heidelberg. Er veröffentlichte bisher Essays und ein Dutzend Bücher:
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Ruby Smith Reißwolf
Alter: 33 Beiträge: 1180 Wohnort: Kenten
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02.03.2018 08:24
von Ruby Smith
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Peter Waldbauer hat Folgendes geschrieben: | Sagen wir`s mal so: kommt drauf an.
Es spielt sicherlich auch eine Rolle, ob es sich um einen Erstautor handelt (bzw. der Autor bei diesem Verlag erstmalig veröffentlicht) oder um jdn, bei dem der Verlag kein Risiko sieht, dass man sich einig wird.
Die "Rechte" werden selten isoliert betrachtet. Lektoren sind an einer Symbiose interessiert und die Gemengelage dabei besteht aus:
- individuelle Person des Autors
- Stoff/ Manuskript
- Sprache/ literarisches Niveau
- Marktgängigkeit/ Verkäuflichkeit.
Netiquette:
Ist das Rot (=Schreien) wirklich nötig?
Du schreibst, du "musst"...wer zwingt dich dazu?
Bei Meinungen und Mutmaßungen über andere Personen (Lektor/Verleger), noch dazu allgemein, gibt es kein "richtig" und "falsch". Sicherlich trifft auf viele Situationen Vieles zu oder das Gegenteil davon. |
Ich habe hier weder gemutmaßt, noch ist meine Aussage allgemein. Ich habe mittlerweile in drei verschiedenen Verlagen im Bereich Lektorat gearbeitet und habe mich ob eurer hier getroffenen Aussagen sehr gewundert, denn ich habe noch nie gehört, dass ein Vertrag erst nach der Überarbeitung eines Lektors unterzeichnet wurde, noch ist es in der Branche so üblich oder rechtens.
Was das Rot angeht, so habe ich es benutzt, um meine Aussage hervorzuheben, nicht um zu "schreien", wie du es bezeichnest. Soweit ich weiß, gilt Capslock immer noch als Schreien, rot hingegen nicht.
Murmel hat Folgendes geschrieben: | Es wird davon abhängen, in welchem Umfang die Änderungen sein sollen. Überzeugt die Idee und sind die Änderungen im Rahmen eines normalen Lektorats machbar, wird der Verlag sich natürlich die Rechte sichern. Sind sie es nicht, dann halt nicht.
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Bei der Vertragsverhandlung mag das von dir genannte durchaus eine Rolle spielen, es ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Überarbeitung eines Lektors erst nach Vertragsabschluss beginnt und nicht davor.
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Gerling Exposéadler
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G 02.03.2018 09:38
von Gerling
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Ruby Smith hat Folgendes geschrieben: | Ich habe hier weder gemutmaßt, noch ist meine Aussage allgemein. Ich habe mittlerweile in drei verschiedenen Verlagen im Bereich Lektorat gearbeitet und habe mich ob eurer hier getroffenen Aussagen sehr gewundert, denn ich habe noch nie gehört, dass ein Vertrag erst nach der Überarbeitung eines Lektors unterzeichnet wurde, noch ist es in der Branche so üblich oder rechtens.
Was das Rot angeht, so habe ich es benutzt, um meine Aussage hervorzuheben, nicht um zu "schreien", wie du es bezeichnest. Soweit ich weiß, gilt Capslock immer noch als Schreien, rot hingegen nicht.
Murmel hat Folgendes geschrieben: | Es wird davon abhängen, in welchem Umfang die Änderungen sein sollen. Überzeugt die Idee und sind die Änderungen im Rahmen eines normalen Lektorats machbar, wird der Verlag sich natürlich die Rechte sichern. Sind sie es nicht, dann halt nicht.
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Bei der Vertragsverhandlung mag das von dir genannte durchaus eine Rolle spielen, es ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Überarbeitung eines Lektors erst nach Vertragsabschluss beginnt und nicht davor. |
Ich weiß jetzt nicht, wo hier steht, dass ein Lektor vor Vertragsabschluss am Manuskript arbeitet. Ich habe das jedenfalls nicht behauptet. Was ich geschrieben habe, ist, dass der Autor die Überarbeitung seines Manus auf Wunsch eines Verlages vornimmt, bevor er einen Vertrag bekommt. Das passiert sehr häufig.
_________________ Die Ewigen (Juni 2018)
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