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Magnolie

 
 
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Eredor
Geschlecht:männlichDichter und dichter

Moderator
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Beiträge: 3416
Wohnort: Heidelberg
Das silberne Stundenglas DSFx
Goldene Harfe Pokapro III & Lezepo I


Traumtagebuch
Beitrag21.01.2018 14:00

von Eredor
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Die Geschichte ist stabil erzählt, auch handwerklich passt alles, das Thema umgesetzt, der neutrale Erzähler (fast) konsequent durchgezogen - aber da fehlt mir etwas, das ich über den Text hinaus fühlen kann. Und das passiert nicht bei mir, wodurch er sich schnell "ausliest". Oder anders: Ich habe keine Lust, ihn ein zweites Mal zu lesen, was eigentlich auf recht viele Texte zutrifft: Aber gerade hier, wo so viele gute Texte eingereicht worden sind, muss ich das zum Kriterium machen. Richtige, fassbare, objektive Kritik habe ich hier leider nicht anzubieten. Nur meinen individuellen Geschmack.

_________________
"vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel
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fabian
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 605



Beitrag21.01.2018 18:39

von fabian
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Mir gefällt die klare Ernsthaftigkeit und die unaufgeregte, liebevolle Ausarbeitung.
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Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3376
Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag27.01.2018 23:35

von Michel
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RememberDecember59 hat Folgendes geschrieben:
Die Geschichte hinterlässt bei mir schon ein mulmiges Gefühl, muss ich sagen, sie wirkt also. Ich hätte es aber besser gefunden, wenn es nicht explizit erwähnt worden wäre, dass Frau S. von ihrem Bruder „angefasst“ wurde, sondern stattdessen stärker angedeutet, so dass man es sich selbst erschließen kann.
Eins habe ich damit schon mal nicht geschafft: Ausreichend anzudeuten, dass die Patientin gar nicht angefasst wurde, sondern die tote Mutter das früher behauptet hat. Das auftauchende Erinnerungsbild vom fallenden Bruder sollte transportieren, dass die beiden eher innig waren - geschwisterlich innig. Und der Bruder ist nicht ins, sondern aus dem Haus geklettert. Schön, wenn es trotzdem eine emotionale Spur hinterlässt; im Nachhinein kommt mir das Eine oder Andere doch recht überdramatisiert vor.

lebefroh hat Folgendes geschrieben:
der Text ist kurzweilig zu lesen.
Wenn das mal nicht das wichtigste Ausschlusskriterium für den 10000er ist! lol Ja, dem Funken spüre ich noch nach. Wenn es mir gelingt, nehme ich mir die Dame mit Hut mit etwas Abstand noch einmal vor

Municat hat Folgendes geschrieben:
Du liebst wohl die ganz besonders kniffligen Herausforderungen! Ausgerechnet Therapie-Sitzungen, bei denen es darum geht, das Innerste eines Menschen an die Oberfläche zu bringen und zu untersuchen, stellst Du in einer Technik dar, die weder werten noch emotional sein soll.
Berufskrankheit. Du solltest mal den Ton in meinen Therapieanträgen hören, unemotionaler geht's kaum. Wink
Zitat:
Ich würde gerne mehr von dem Fall erfahren. Möchte wissen, ob der Therapeut sie wieder dazu bringt, hören zu wollen und Strohhüte zu tragen. Ich möchte wissen, wer der Mann war, den sie vor dem Haus getroffen hat und was aus den Brüdern geworden ist.
Schwierig, bei einem Therapieabbruch höre ich gar nichts mehr. In meiner Vorstellung ist der Mann vor dem Haus ihr Bruder, aber sie nimmt die Chance nicht wahr, Kontakt aufzunehmen, sondern entscheidet sich, die alten Geschichten im Keller zu lassen. Vielleicht ging es einfach zu schnell voran mit dem Erinnern, trotz wechselnder Jahreszeiten.
Danke für die Fünf!

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Tut mir leid, du erreichst mich nicht. Ich finde die Perspektive nämlich gar nicht so neutral, sie ist mir viel zu sehr auf der Seite des Beobachters angesiedelt
Erwischt. Das hatte ich mir auch gesagt, als der Text fertig war, aber einen neuen hätte ich nicht mehr zustande gebracht. Allerdings habe ich sehr versucht, alle eigenen Gedanken des Beobachters auszumerzen - was mir nicht gelungen ist, z.B. im "festgedübelt" klingt es mit.
Zitat:
der ist mir ganz eindeutig zu distanziert, sieht Frau S. (da fängt es ja schon an, Frau S., wie in so einem Krankenbericht) mehr wie ein Insekt, dass es zu studieren gilt.
Aua. Der saß. Ich habe nämlich mit Frau S. mitgefiebert und war keineswegs so sicher, am beabsichtigten Endpunkt zu landen. Und hatte gleichzeitig den Anspruch des möglichst neutralen Erzählers im Nacken.
Zitat:
Und dann der letzte Abschnitt, was soll das jetzt? Da lässt du mich in der Luft hängen, ich habe überhaupt kein Gefühl dafür, was das jetzt bei ihr ist.
Genau. Und das gefällt mir selbst mit am besten. Die Frau geht und lässt ihr (Nicht-)Gegenüber mit unbeantworteten Fragen hängen. Aber da haben wir's wieder das gar nicht so neutrale Gegenüber. Nein, ein Abschluss ist das nicht, zumindest kein inhaltlicher Therapieabschluss - aber so läuft's tatsächlich manchmal und die ungelösten Fragen können einen, zum Glück selten, noch jahrelang verfolgen.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Die Verkniffene zeigt sich widerborstig und das mag ich. Ich mag den Text. Und bin selbst ein wenig überrascht, weil er doch sehr konventionell ... aber was soll's: hier passt einfach alles. Eine kleine, feine Geschichte das.
Hach, das freut mich jetzt sehr! Von Dir und bei einem Text, mit dem ich selbst durchaus meine Schwierigkeiten habe.
Zitat:
Und die Nichtlösung gefällt mir dabei sehr gut.
Mir auch, ehrlich gesagt.
Ich glaube, ich kann nicht anders als konventionell. Oder will nicht. Und tröste mich damit, dass das bisweilen auch eine gute Geschichte aufs Gleis setzen kann.
Siebenmal danke!

jaeani hat Folgendes geschrieben:
Neutraler Kommentar
... und unneutrale Punkte, dankeschön! Jetzt würde mich ja doch noch interessieren, wofür ...

Angst hat Folgendes geschrieben:
Ein sentimentaler, aber charmanter Text.
Solide und routiniert geschrieben. Mit feinsinniger Hand.
Die Idee des fehlenden Baumes hat etwas Kitschiges, aber damit kann ich leben, da es gut gemacht ist.
Autsch. Charmant sentimental. Das klingt ein wenig wie ein literarisches Todesurteil: "Der Delinquent wird wegen Magnolienblüten in einem E-Text standrechtlich ignoriert." Und trifft's vielleicht genauer, als es mir lieb ist, aber ich konnte den Darling Magnolie einfach nicht killen. Noch nicht. Immerhin: Irgendwer hat ihn ja seither gefällt. Ich pflanz' den Punkt an die Stelle. Danke.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Da ist diese Frau, die geht zum Therapeuten, okay, die Sache mit ihrem Trauma ist gut beschrieben, ich habe ein Bild von dieser Frau vor Augen, aber ich blicke distanziert auf sie. Ihr "Drama" berührt mich nicht.
Irgendwie kommen mir ein paar dieser Worte verdächtig bekannt vor. lol Gut, ich hatte es gerade aus der neutralen Perspektive heraus auch nicht auf maximale Empathie angelegt und würde in einer Überarbeitung sogar noch etwas reduzieren. Anderer Baum, andere Form des Wiedererinnerns. Ich finde das heikel hier. Zu viel ginge ganz schnell in die Tränendrüsen-Richtung, siehe oben: Standrechtlich ignoriert. Auf der U-Seite, wo ich normalerweise stehe, habe ich Deine Worte noch gut in Erinnerung.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Oh, eine Therapie-Geschichte. Und endlich mal eine, die nicht so anstrengend zu lesen ist.
Noch so ein 10000er-Todesurteil! lol
Zitat:
Die Stille hier als psychosomatische Taubheit, bzw des Ausblendens, woran man sich nicht erinnern will. Das Verdrängte.
Genau darum ging's mir und kam mir im Nachlesen dann doch reichlich dechiffriert vor. (Kann man das so sagen?)
Offenbar lässt die Geschichte genügend Raum für Interpretationen, das gefällt mir. Meine Vorstellung war: Da war gar nichts und Mama brauchte einen Grund, um den Kontakt zu beenden. Solche toxischen Mutterfiguren lassen manchmal richtig gruseln. Boah, und danke für den Punkteberg, dass Du die Geschichte so einschätzt, ehrt mich sehr!

Nihil hat Folgendes geschrieben:
...
... Auch Punkte sind ein Kommentar, vielen Dank! Hättest Du Lust, nachträglich noch ein paar Worte dazulassen?

Schlomo hat Folgendes geschrieben:
Irgendwie bedrückend.
Echt? Für mich bleibt da eher etwas Schales, diese Entscheidung der Frau, etwas nicht wissen zu wollen. Oder hast Du den Text auch als Hinweis auf Inzest o.ä. gelesen?

holg hat Folgendes geschrieben:
Das ist toll gemacht und täuschte beim ersten Lesen ein wenig über die insgesamt dünne Geschichte hinweg.
Das Drama ist übergroß. Eine Verarbeitung gelingt nicht, dennoch strebt die Story nach einem geschlossenen Ende, das mMn weder verdient noch angemessen ist.
Also, handwerklich scheint's zu laufen. "Das Drama ist übergroß" - damit meinst Du wohl die Innenwelt der Figur, für mich beschreibt es aber auch den Erinnerungs-Abschnitt.  Hm, geschlossenes Ende ... Formal wohl schon, da bin ich wohl insgesamt eher konventionell. Inhaltlich bleibt's offen und soll das auch. Manche Geschichten werden einfach nicht zuende erforscht, die Vermeidung siegt.

finis hat Folgendes geschrieben:
Ich versuche, das nicht zu tun, ich weiß aber noch nicht, ob das nicht unterschwellig doch meine Wertung beeinflusst (könnte ich ja mal einen Seelenklempner fragen).
Privat oder Kasse? lol
Zitat:
Was mir etwas fehlt, ist der Zitatzusammenhang. Das Schweigen der Mutter? Aber Schweigen ist ja dann doch nicht das gleiche wie Stille.
Für mich steckt die Stille in der Erinnerung, die sich durch spontante Taubheit entzieht - wenn ich nichts mehr höre, wird's auch recht still.

anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Wo sind wir da eigentlich? Ist das Therapie, Coaching? Oder die Vorstellung davon?
Therapie. Hoffe ich. Auch wenn mir selten jemand mit Hut gegenübersitzt. Mit Wintermantel schon.
Zitat:
Ich weiß nicht, ob wir am Ende ein Ziel erreicht haben. Denn was war, ist ja immer noch nicht klar.
Ein Ziel? Hm. Jedenfalls eine Entscheidung - in diesem Falle, das Unklare unklar zu lassen. Ist zu respektieren, finde ich.
Zitat:
allein beim Motto muss ich grübeln: ist die plötzliche Stille gemeint, die einsetzt, als Frau nicht-Katrin S. jedes weitere Gespräch abblockt?
Der Gedanke gefällt mir richtig gut - diese Stille war mir selbst nicht aufgefallen. Für mich, wie oben geschildert, eher die funktionale Taubheit. Das konnte meine Großmutter gut: Immer wenn es unangenehm wurde (Vorwürfe der Kinder, Fragen nach dem Dritten Reich), fielen die Hörgeräte aus.
Zitat:
Irgendwie bleibe ich unbefriedigt zurück, aber TheraCoach sicherlich auch.
So isses. Danke für die ausführlichen Gedanken!

crim hat Folgendes geschrieben:
Je mehr Dialog, desto mehr drückt sich der Text darum, tatsächlich die Vorgaben zu erfüllen
Erwischt, zumindest bin ich mir in dem Punkt keineswegs sicher, dass die Perspektive wirklich neutral ist. anderswolf hat den Finger in ein paar sehr konkrete Punkte gelegt, die natürlich genau da liegen, wo kein Dialog ist.
Zitat:
im Großen und Ganzen schon gelungen finde
... autsch, das klingt im Großen und Ganzen eher vernichtend, aber da ist wohl mein innerer Kritiker mit dabei.

d-frank hat Folgendes geschrieben:
Der neutrale Erzähler arbeitet hier an vielen Stellen auch mit Formulierungen, die mir zu phrasenbesetzt, gellend und nah an einer Wertung scheinen
Da habe ich erst mal geschluckt. Gar nicht so neutral - Zustimmung. Nah an einer Wertung - Zustimmung. Phrasenbesetzt - jetzt in Deiner Zusammenstellung schon, ja, Gellend? Autsch. Blöderweise bleibe ich inzwischen selbst an ein paar der Formulierungen hängen. Ich weiß aber nicht, ob nach dem Killen derselben der Text sich noch trüge. Und ja, zeitliche Abfolge überlesen. Blinder Fleck, ohne Betaleser bin ich verloren.

Tjana hat Folgendes geschrieben:
Die Umsetzung gefällt mir.
Das freut mich ebenso wie die Punkte. Danke!

Jenni hat Folgendes geschrieben:
Nach wiederholtem Lesen jedoch muss ich sagen, man kann auch aus einer schlichten Idee etwas großes machen.
Mittelgroß, gefühlt, aber danke.
Zitat:
Dein Text nutzt für mich einfach (mit) am meisten die Möglichkeiten des neutralen Erzählers
... über den Uneinigkeit besteht, s.o.
Zitat:
dein Text ein bisschen zu Ende erzählt
Isser, formal. Inhaltlich bleibt er für mich offen genug - oder nicht? Die Dame fällt eine Entscheidung, das ist auch ein inhaltlicher Abschluss. Hm.

poetnick hat Folgendes geschrieben:
Ja, ein neutraler ‚Kommentar‘ um werten zu können; die Tiefenfülle des Materials ließ mir keine andere Wahl.
So ging es mir auch, ich hätte allzu gern viel ausführlicher kommentiert. Allein, die Zeit hatte ich nicht. Das Wort "Tiefenfülle" habe ich noch nie gehört, wieder etwas gelernt. Danke für die Punkte!

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Ich habe gerade Angst vor der Macht meiner Kritik
... echtjetz? Verblüfft mich, wenn nicht freundlich-phrasenhaft gemeint.

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Die Geschichte ist stabil erzählt, auch handwerklich passt alles, das Thema umgesetzt, der neutrale Erzähler (fast) konsequent durchgezogen - aber da fehlt mir etwas, das ich über den Text hinaus fühlen kann.
Das ist schmerzhaft nahe an den Rückmeldungen meines Deutschlehrers: "Formal einwandfrei, hättest Du Deine Arbeit inhaltlich etwas tiefergehend gestalten können." Ich nehme das als nicht ganz unbekannte Anregung mit - bin aber über den gegenwärtigen Stand noch nicht hinausgewachsen.

fabian hat Folgendes geschrieben:
Mir gefällt die klare Ernsthaftigkeit und die unaufgeregte, liebevolle Ausarbeitung.
"Unaufgeregt" - das gefällt mir. Den Abschnitt, in dem sich Frau S. erinnert, würde ich gern entlang dieser Vorgabe überarbeiten. Vielen Dank für Deine positive Einschätzung - auch bei den Punkten!
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