Die Kackbratze

[warnblinkanlage]

Die Kackbratze wurde geschlagen. Und keiner soll wissen vom wem. das sagt Franz. Und ich glaube er hat recht. Schließlich ist die Kackbratze selber schuld. Die Kackbratze ist ein fetter Junge, der wohnt in unserer Straße. Er wird die Kackbratze genannt. Er sieht nämlich genauso aus wie eine Kackbratze. Wie eine dicke, fette, aufgequollene, quallenähnliche, bis zum Himmel stinkende Kackbratze. Die jeden Tag dasselbe T-shirt anhat. Die Kackbratze heißt mit vollem Namen Peter- Josef Klaus Papenross. In der Schule trägt sie allerdings den Namen Kackbratze. Keiner kann sagen wie sie zu dem Namen gekommen ist. Sie heißt so eigentlich schon seit immer. "Spiel doch mal mit dem Peter, treffe dich mit ihm mal nach der Schule. Er ist doch ein netter Junge!" Aber meine Mutter versteht davon nichts. Wenn sie von der Kackbratze wüsste, würde sie aufhören mir solche Ratschläge zu geben. Meine Mutter macht sehr leckere Spaghetti mit Käsesoße, aber davon hat sie wirklich keine Ahnung. An meinem letzten Geburtstag hat sich die Kackbratze das größte Stück Kuchen geschnappt, dabei war es mein Geburtstag. Sowas macht die Kackbratze immer. Der Franz hat gesagt meine Mutter würde den Peter lieber als Sohn haben, sonst wär sie nicht immer so freundlich zu ihm. Und hätte ihm nicht das größte Stück Marmorkuchen gegeben. Das ist alles die Schuld von der Kackbratze. Der Franz hat erzählt, wie der Peter bei ihm abschreiben wollte. Aber der Franz ist schlau. Die Kackbratze darf nämlich bei keinem von uns abschreiben. Außerdem ist die Kackbratze dumm. Ich glaube sie wäscht sich nie. Die Fingernägel sind braun. Franz sagt, das käme davon, dass die Kackbratze zu dumm ist sich den Po abzuputzen. Die Vorstellung ist witzig, aber die Kackbratze hat die dreckigen Finger, weil sie ihrer Mutter helfen muss im Garten.Die Kackbratze hat keine Ahnung von Fußball, hat fettige Haare und ist dick. Sie passt nur noch knapp durch die Tür. Die Kackbratze hat einen Stift geklaut. Sie pupst immer in der Schule und sie wollte die Hand vom Franz nehmen, weil sie schwul ist. das sagt der Franz. Die Kackbratze hat es also verdient. Doch das schlimmste ist, dass die Kackbratze stinkt. Nach Tümpel, Schweinen, Gülle, nach Schweiß, nach stinkendem Käse, nach der Kanalisation. Nach allem was wir kennen. Und gestern ist dem Franz der Kragen geplatzt. Das sagt man so. Das hat der Franz so gesagt. Und er hat dem peter, der Kackbratze eine geknallt. Das hat aber keiner mitbekommen. Und auch der Peter hat es keinem gesagt. Der darf es keinem sagen, der muss da auf den Franz hören.

[gold]

Am Besten finde ich an dem Text die Bezeichnung Kackbratze. Die ist so aussagekräftig, dass es das Drumherum nicht braucht. Damit hättest du die kleinste Kurzgeschichte, die es jemals gegeben hat.

[silesio]

Erst wollte ich versuchen, das Wort "Kackbratze" (eigene Erfindung?) in diesem Abschnitt zu zählen. Aber ich habe es aufgegeben.
   Keine Frage, dieses Wort ist derart verächtlich, gemein, erstickend, dass es allein schon tödlich wirken kann, vor allem, wenn eine Menge es brüllt. Da braucht es keinerleit körperliche Gewalt mehr.
    Diese Geschichte kann nicht lange dauern, denn die stärkste Frau überlebt sie nicht.
    Leider spielen sich solche und ähnliche Hassausbrüche immer häufiger in der kleinen und grossen Politik ab, und oft werfen die Besten das Handtuch.
    Darum: Principiis obsta, wehret den Anfängen!
              Silesio

[gold]

Hm, Silesio hat recht. Mich hat das Wort aber so fasziniert, dass ich diesem  Ausdruck erlegen bin. Shame on me. Vielleicht könnte man diese Bezeichnung einem Menschen zuschreiben, der einem übel mitgespielt hat. Dann liesse sich der Gebrauch rechtfertigen.

Lg gold

[Selanna]

Hallo Warnblinkanlage,

wenn ich "Kackbratze" ein klitzekleines bisschen einbairische in "Kackbratzn", würde es ins Hochdeutsche übersetzt "Kothände" bedeuten. Hast Du das so gemeint? Das würde sich ja dann in einer der fiesen Behauptungen des Franz' wiederfinden.

Schlimm. Aber wahr. Ich kenne leider jemanden, dem erging es als Kind ganz ähnlich. Das macht den Text noch bitterer. Somit: Emotion hast Du erzeugt.

Kleine Anmerkung: Auch wenn’s direkte Rede ist, würde ich hier korrekt „triff dich mit ihm mal nach der Schule“ schreiben.

Liebe Grüße
Selanna

[silesio]

Hallo, liebe Warnbickanlage, es ist keineswegs so, dass ich dir Vorwürfe machen wollte, dass du gewagt hast, so etwas Böses zu schreiben-
    Im Gegenteil, ich finde, dass es dir sehr gut gelungen ist darzustellen, wie Menschen durch ständige Wiederholung erniedrigt und geknickt werden.
    Darüber sehe ich, dass hier auf die Gefahr hingewiesen wird, das sachliche Argumente durch Beschimpfungen ersetzt werden.
    Grüsse aus Stockholm, 3 Grad, bewölkt
       Silesio

[Michel]

Der Titel hat mich eingefangen. (Würde ohne "die" möglicherweise noch besser funktionieren.)
Durch die naive Grausamkeit des Erzählers bitterböse Story, die wahrscheinlich bei vielen die Erinnerungen an den einen oder die andere wach werden lassen, die so oder ähnlich ausgegrenzt wurde. Da bleibt ein ganz, ganz mieses Gefühl, insofern funktioniert die Geschichte für mich exzellent.
Irgendwo im letzten Drittel bin ich ein wenig abgeschweift, möglicherweise täte es dem Text gut, noch einmal auf unnötige Wiederholungen abgeklopft zu werden. Dann gewinnt er noch weiter an Schärfe.
Gern gelesen? Nein. Aber gut geschrieben.

[Guten Tag eure Hoheit]

Es gibt doch Internet:

http://www.wortbedeutung.info/Kackbratze/

[Willebroer]

[Guten Tag eure Hoheit]

Ich finde den Text genial. Ständig liest man, dass Franz etwas behauptet. Aber gibt es Beweise? Nein! Hier wird Mobbing in einem kurzen Text genial wiedergegeben.

[silesio]

Ja, noch einmal, auch ich finde "die Kackbratze" so hervorragend, dass sie fast ans Geniale grenzt.
   Aber Wanrnblinkanlages Behauptung "Die beste kunst wird intuitiv und ohne langes Nachdenken erschaffen" stelle ich doch in Frage.
   Die Zeiten eines Beethoven oder van Gogh scheinen mir vorbei. Jedenfalls sind mir hier solche Wortkünstler noch nicht begegnet.
   Heute muss doch wohl der Begabteste vor und während seines Schaffens nachdenken, vordenken, planen, meditieren, ausprobieren, ändern usw.
   Grüsse aus Stockholm, bewölkt, 3 Grad
       Silesio

[Guten Tag eure Hoheit]

[silesio]

Tatort-Münster sehe ich auch furchtbar gern, so wunderbar blöd und übertrieben. Aber gerade dieser Tatort als Quelle der Wahrheit, hmmm!
Unterdessen sind ein paar blaue Fleckchen am Himmel zu sehen.
    Und ausserdem werde ich nach Weihnachten für ein paar Wochen oder gar Monate nach Nairobi reisen, direkt unter den Äquator. Ätsch!
    Grüsse aus Stockholm, das eben dem Nordpol schon sehr nahe liegt. Aber das ist doch nicht meine Schuld
    Silesio

[Poolshark]

Das rohe Abbilden von menschenverachtendem Handeln und Denken hinterlässt bei mir allein den Nachgeschmack von Missbrauchsfantasien und Misanthropie des Autors. Mir fehlt in dem Text irgendwie eine zweite Ebene, damit er mehr ist als ein reiner "Hassporno".

[warnblinkanlage]

hey vielen lieben dank für eure Rückmeldungen und die unterschiedlichen Gedanken.
silesio ich habe dich durchaus am Anfang missverstanden und dachte der text wäre zu "böse" geschrieben, also danke, dass du dich nochmal erklärt hast. mir fällt es durchaus immer leichter spontan bzw im fluss zu schreiben, ich mach mir dann währenddessen die meisten gedanken, die Idee entsteht aber meistens im alltag. so geht es mir auch mit der bildenden Kunst, beim mahlen. da habe ich vor allem die Erfahrung gemacht, dass sobald ich verkrampfe und mir mehr Richtlinien setze, bzw mehr plane, umso weniger raus kommt. ich würde jedoch nicht soweit gehen und dies auf die Allgemeinheit beziehen, da ich jetzt auch viel durch mein Studium gelernt habe, dass menschen durch verschiedene Arbeitsweisen zwar zu verschiedenen Ergebnissen kommen, die aber von der Qualität doch gleichwertig sind.

der Tatort Münster ist einfach ohne frage sauwitzig

die Titeländerung, das "die" weglassen, würde ich glaube ich sogar übernehmen.

dass ich manche Wiederholungen drin habe stimmt, ich habe den text auch nochmal verändert beim aptippen auf dsfo (schreibe das meiste erstmal handschriftlich) und werde ihn wahrscheinlich beim wieder aufgreifen wieder überarbeiten , mir gefällt mein zeug immer nach ner weile nicht mehr bis ich wieder irgendwas veränder

hoffe ihr versteht alles, bin immer bist unfähig mich zu erklären.

liebe grüße

[Kaffeetante0606]

Hallo Warnblinkanlage,

also zu deinem Text: Ich finde, du konntest das Thema anschaulich verdeutlichen. Allerdings sind es mir am Anfang einfach ein paar "Kackbratze" zu viel. Ich als Leser habe es schnell begriffen, worum es geht. Da hätte ich die Wiederholung nicht so oft gebraucht.

Positiv aufgefallen ist mir die Erzähl-Perspektive ... es gefiel mir, dass jemand (einen Namen hat der Erzähler ja nicht) die Situation so schildert, wie er sie (durch Franz) wahrgenommen hat.

Jedoch fehlt mir irgendwie der Name um einen Bezug zu haben zum Erzähler. Man könnte ihn geschickt einfließen lassen an der Stelle, an der seine - oder ihre - Mutter ihn/sie bittet, doch mal mit "der Kackbratze" zu spielen.

Ansonsten hast du ein paar Komma und Rechtschreibfehler, die hier jedoch super wirken, da der Erzähler bestimmt noch ein Schulkind ist.

Liebe Grüße,
Kaffeetante0606

[Yaouoay]

Das Wort "Kackbratze" hat für mich etwa die Schärfe des grässlichen Wortes "Fotze", welches ich erschreckend oft höre.
Nach dem Lesen deines Textes bin ich wieder einmal dankbar, an einer Montessori-Schule zu sein, wo es solch schlimme Szenarien nicht gibt.
Der Ich-Erzähler hat eindeutig eine Gehirnwäsche durch diesen Franz erlitten, so fühle auch ich mich. Fast bin ich sauer auf Peter, dass er doch solch eine Kackbratze ist.

LG~Y

[Austrobass]

Gefällt mir gut.
Vor allem der Rhythmus (der Satzlängen) ist mMn gut getroffen.

liebe Grüße

Martin

[Ruskoni]

Hallo warnblinkanlage,

die ständige Wiederholung dieses abstoßenden Wortes macht die kurze Geschichte für mich schon nach wenigen Zeilen nicht mehr lesenswert. Ich sehe hier eigentlich nur eine dichte Anhäufung von Hass, was mit Literatur für meinen Geschmack nichts mehr zu tun hat.
Es gibt keine Handlung, keinen Spannungsbogen, keine Charaktere, keinen Höhepunkt oder eine Wendung. Für mich klingt das wie ein Besoffener, der seine Wut rausschreit.

Liebe Grüße

Ruskoni