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Skalané (Kapitelausschnitt)


 
 
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MYung
Schneckenpost


Beiträge: 9



Beitrag28.11.2017 19:02
Skalané (Kapitelausschnitt)
von MYung
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Skalané

In den grellen Sonnenstrahlen sammelte sich schwebender Staub. Friedlich segelten die Flusen von der Decke, vorbei an dem kalten Gemäuer sowie den flackernden Kerzen des Kronleuchters und verschwanden schließlich im Dunkeln der unter den Säulenbögen harrenden Schatten. Ein gutes Stück weiter unten stand eine ältere Frau, umhüllt von einer schilfgrünen Robe und sich stützend auf einen etwa brusthohen Stab aus bestem Schwarzdornholz. Unbeeindruckt von der Anzahl der ringsum sitzenden Hörerschaft, schien sie den ernsten Ausdruck des von ihrer Hand umschlossenen Adlerkopfes anzunehmen und begann zu sprechen.

"Liebe Bewohner von Skalané. Für jeden von euch ist es von großer Wichtigkeit zu wissen, dass es Wesen gibt, die glauben einen hohen Rang erlangt zu haben. Sie behaupten, die Kenntnisse zu besitzen und diese anderen kundtun zu können, doch ist dies nur ein Beweis gegen sie selbst. Es unterstreicht einzig ihren Hochmut und ihr Verhalten ist die reine Verachtung dieser großartigen Lehre. Wer ihnen auch nur sein Gehör verleiht, geschweige denn sich mit ihnen umgibt, läuft große Gefahr und riskiert das tadellose Verständnis der Magie!“

Die alte Frau strich sich eine ihrer grauen Strähnen zurück und blickte weiter mit ernster Miene in die vordersten Reihen. Ihre letzten Worte hallten noch eine Zeit lang nach und verstummten schließlich irgendwo zwischen den kräftigen Säulen des kreisrunden Saals. Die mit Blumenornamenten verzierte Fensterkuppel ließ genügend Licht in die Mitte der aufragenden Halle fallen und gewährte Fenrig eine gute Sicht auf das hölzerne Podest. Man könnte meinen, dass er alles dafür tat, täglich seinem Ruf gerecht zu werden. Wieder mal war er etwas zu spät in den Saal gehuscht und hatte gerade seinen Platz auf einem der oberen Ränge eingenommen. Schnell kramte der Junge Tintenfass und Feder aus seinem Lederbeutel, ehe die Frau mit den Worten fortfuhr.

„Wer also von euch glaubt, er hätte etwas geschaffen und aufgrund seiner erlangten Fähigkeiten den Respekt der Menschen verdient, so soll er wissen, dass dies einzig und allein nach Hochmut stinkt und es der Pfad des Bösen ist. Vielmehr sollte er sich auf die Bücher und das Verständnis der Kundigen berufen, ihren Werken nacheifern und die eigene Bescheidenheit nähren.“

Gespannt hörte Fenrig zu und notierte sich jedes einzelne Wort, ohne wirklich zu wissen, wer da gerade zu ihm sprach. Der Rest der Zuhörerschaft tat es ihm gleich und einige schrieben wie Besessene in ihre in Leder gebundenen Heftchen.

„Ich ermutige euch deshalb, den geraden Weg der Lehre zu gehen und die verdorbenen Abirrungen der Schleicher zu meiden. Sie sind es, die für den Schaden sorgen, in Boshaftigkeit handeln und sich dieser Sache nicht mal bewusst sind. Jeden, der ihrer Fußstapfen folgt, gilt es zu ermahnen, zu tadeln und allenfalls zu bekämpfen!“

Wieder klang ihre Stimme nach, gefolgt von einer kurz anhaltenden Stille, die mit einem Mal durch ein kräftiges Klatschen unterbrochen wurde. Aus einer dunklen Ecke kam ein jüngerer Mann mit pechschwarzem Haar zum Vorschein. An seinem Hinterkopf waren diese zu einem strengen Zopf gebunden, während sich seine Schädelseiten glattrasiert präsentierten.

"Euch sei gedankt, Meisterin Elisif. Eine überaus wertvolle Ermahnung an unser heutiges Publikum.“, sagte er und ließ seinen Applaus langsam ausklingen. Die alte Frau nickte ihm dankend zu, schnipste dann mit ihrer rechten Hand und war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Ein beeindrucktes Raunen ging durch die Reihen gefolgt von wildem Gerede, ehe sich der Mann an das Publikum wandte.

„Ich bitte um Ruhe! Ich hoffe ihr nehmt euch diese kurze Predigt unserer geehrten Meisterin zu Herzen. Es besteht in diesen Tagen eine bedeutende Wichtigkeit, sein magisches Verständnis zu prüfen und sich das Übel der irregegangenen Schleicher klarzumachen. Im Namen des Ordens von Skalané bedanke ich mich bei Meisterin Elisif für ihr Erscheinen, ihre kostbaren Worte und das Aufopfern ihrer wertvollen Zeit. Die Zusammenkunft ist hiermit beendet.“

Langsam erhob sich die Menge von den Plätzen und machte sich auf in Richtung der wuchtigen Tore. Das Gedränge war groß und fast wäre Fenrig gestolpert, hätte ihn nicht eine helfende Hand gepackt und davor abgehalten.

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LeviathanII
Geschlecht:männlichEselsohr
L


Beiträge: 297



L
Beitrag28.11.2017 22:14

von LeviathanII
Antworten mit Zitat

Ich finde, der erste Abschnitt passt perspektivisch nicht.
Der Leser folgt Flusen, die durch den Raum schweben. Das würde jedoch eher passen, wenn es eine langweilige, oder auch nervös langweilige Situation wäre, beispielsweise die Person, von welcher Innensicht heraus das Kapitel erzählt wird, also Fenrig, schon dort sitzen würde und darauf warten, dass es beginnt.
Er ist jedoch in einer anderen Bewegung, kommt zu spät, vermutlich gehetzt, sucht sich noch einen Platz - Das ist eine (unnötige?) Trennung zwischen Figur und Leser.
Eine tiefere Innensicht hätte man, wenn es mit ihrer Rede, ihrer Stimme beginnen würde, als käme auch der Leser zu spät, Fenrigs Versuch mitzuschreiben erschiene noch ein wenig hilfloser.

Insgesamt finde ich, dass alle sich bewegenden Beschreibungen dem Text hier etwas lebendiges geben: Sie streicht ihre Strähnen zurück, er huscht in den Hörsaal, kramt seine Sachen heraus, schreibt mit, etc.
Demgegenüber nehmen die statischen Beschreibungen etwas den Fluss und fügen nicht besonders fiel hinzu, bspw.: "Die mit Blumenornamenten verzierte Fensterkuppel ließ genügend Licht in die Mitte der aufragenden Halle fallen und gewährte Fenrig eine gute Sicht auf das hölzerne Podest."
Die Beschreibungen des hellen Saals, der für mich trotzdem die Form eines Hörsaals angenommen hat, fände ich in Nebensätzen, in den Fluss der Erzählung eingebettet vielleicht besser aufgehoben, während andere, "schilfgraue Robe", "bestem Schwarzdornholz" eigentlich keinen erzählerischen Mehrwert gegeben haben.
Ihre Rede und dass sie sich die grauen Strähnen zurückstreicht haben mir persönlich ein deutlich klareres Bild gegeben.

Drei Kleinigkeiten hätte ich noch anzumerken:
1. Der Satz "Man könnte meinen, dass er alles dafür tat, täglich seinem Ruf gerecht zu werden." war mir ein wenig deskriptiv, es wird ja zur gleichen Zeit gezeigt, also warum so genau ausformulieren? Ich mag den Kontrast zwischen ihrer Sicherheitsermahnung und dem leichten Hauch von Fahrlässigkeit, den die Hauptfigur in diesem Ausschnitt zeigt, aber es wäre vielleicht besser als Nebensatz geeignet, oder derselbe Inhalt schlichtweg durch seine Taten gezeigt.
2. Die Anmerkung, dass Andere wie besessen schrieben passt nicht ganz, da die Hauptfigur ja schon alles mitschreibt - Dass auch die Anderen mitschreiben ist ein interessantes Bild, aber dass manche unter ihnen dasselbe eifriger, nein, sogar besessen aufschreiben erscheint ein wenig seltsam und verdreht.
3. Die Anrede: "Liebe Bewohner von Skalané." erschien mir seltsam, weil ich nicht genau weiß, zu wem sie jetzt redet. Sind es zufällige Bewohner dieses Landes, schreiben die alle mit? Aber das liegt vermutlich nur daran, dass ich freilich keine Ahnung habe, was "Skalané" ist, bzw. seine Bewohner. So fand ich den Begriff der Wesen, statt Menschen, auch eher irritierend, da ja nur Menschen vorhanden zu sein scheinen.


Ansonsten kann ich nicht viel sagen, es war auf jeden Fall nichts im Text, was mich wirklich gestört hätte und da ich ja auch nicht weiß, in welche Richtung der Text gehen soll - Ein wenig lässt er es erahnen, vielleicht, aber eben auch nicht wirklich. Darum hoffe ich einfach mal, dass du irgendetwas mit meinen Anmerkungen anfangen kannst.
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titanium_boy
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 52
Beiträge: 20
Wohnort: Niederrhein


Beitrag28.11.2017 23:28

von titanium_boy
Antworten mit Zitat

Den Text finde ich grundsätzlich ansprechend, obwohl er sich für meinen Geschmack in ein paar unwichtigen Details verliert.

Am meisten stört mich aber, dass die Meisterin erst von Bescheidenheit redet und den Hochmut verurteilt. Um dann selber mit einem Zaubertrick den Raum zu verlassen. - Warum nimmt sie nicht die Tür, wenn sie offensichtlich willkommen an dem Ort ist? Damit lässt sie in ihrem eigenen Handeln die Bescheidenheit leider vermissen.
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Canyon
Leseratte

Alter: 44
Beiträge: 128
Wohnort: Nimmerland


Beitrag29.11.2017 00:24
Re: Skalané (Kapitelausschnitt)
von Canyon
Antworten mit Zitat

Hey MYung smile

Die Stimmung deiner Geschichte gefällt mir grundsätzlich schonmal gut. Du schreibst sehr anschaulich und legst Wert auf Atmosphäre (ab und an vielleicht ein bisschen zu übertrieben, aber das ist ja Geschmackssache). Auch die beiden Figuren, die gleich zu Anfang erscheinen wecken Neugier und Interesse in mir.
Allerdings würde ich den Text etwas umstellen. Wie LeviathanII schon erwähnt hat, ist es der Anfang so ein wenig irritierend. Ich versuche es mal zurecht zu rücken, wie es für mich flüssiger klingen würde:

MYung hat Folgendes geschrieben:

Man könnte meinen, dass Fenrig alles dafür tat, täglich seinem Ruf gerecht zu werden. Wieder mal war er etwas zu spät in den Saal gehuscht und hatte als Letzter seinen Platz auf einem der oberen Ränge eingenommen. Die mit Blumenornamenten verzierte Fensterkuppel ließ genügend Licht in die Mitte der aufragenden Halle fallen und gewährte ihm eine gute Sicht auf das hölzerne Podest weiter unten. In den grellen Sonnenstrahlen sammelte sich schwebender Staub. Friedlich segelten die Flusen von der Decke, vorbei an dem kalten Gemäuer sowie den flackernden Kerzen des Kronleuchters und verschwanden schließlich im Dunkeln der unter den Säulenbögen harrenden Schatten.
Auf dem Podest stand eine ältere Frau, umhüllt von einer schilfgrünen Robe und sich stützend auf einen etwa brusthohen Stab aus bestem Schwarzdornholz. Unbeeindruckt von der Anzahl der ringsum sitzenden Hörerschaft, schien sie den ernsten Ausdruck des von ihrer Hand umschlossenen Adlerkopfes anzunehmen und begann zu sprechen.

"Liebe Bewohner von Skalané. Für jeden von euch ist es von großer Wichtigkeit zu wissen, dass es Wesen gibt, die glauben einen hohen Rang erlangt zu haben. Sie behaupten, die Kenntnisse zu besitzen und diese anderen kundtun zu können, doch ist dies nur ein Beweis gegen sie selbst. Es unterstreicht einzig ihren Hochmut und ihr Verhalten ist die reine Verachtung dieser großartigen Lehre. Wer ihnen auch nur sein Gehör verleiht, geschweige denn sich mit ihnen umgibt, läuft große Gefahr und riskiert das tadellose Verständnis der Magie!“

Die alte Frau strich sich eine ihrer grauen Strähnen zurück und blickte weiter mit ernster Miene in die vordersten Reihen. Ihre letzten Worte hallten noch eine Zeit lang nach und verstummten schließlich irgendwo zwischen den kräftigen Säulen des kreisrunden Saals. Schnell kramte der Junge Tintenfass und Feder aus seinem Lederbeutel, ehe die Frau mit den Worten fortfuhr.


Den Rest würde ich so lassen, der klingt für mich in seiner Jetzt-Form durchaus stimmig. Das mit dem Fingerschnippen und Verschwinden würde ich übrigens auch nochmal überdenken, denn das verleiht der Figur irgendwie das Flair eines Trickbetrügers, und ich weiß nicht, ob das so beabsichtigt ist. Unter einer "Meisterin" würde ich mir jedenfalls doch etwas Seriöseres vorstellen. Titanium_Boy hat ja auch schon angemerkt, dass das auf den ersten Blick nicht so recht passen will.
Ach ja, und das mit dem Adlerkopf am Anfang ... mit ist irgendwie klar, dass du wohl den Knauf des Stabes meinst, aber für mich klingt es - so wie es da steht - als hätte sie den abgetrennten Kopf eines Adlers in der Hand, mit blutigem Stumpf und allem drum und dran. Ich weiß ja nicht, ob nur mir das so geht, aber vielleicht findest du da ja nochmal eine etwas eindeutigere Formulierung.
 Mr. Green

Ja und wie gesagt, bis auf das bisschen Genörgel finde ich deinen Textauszug definitiv ansprechend!


_________________
"Du bist, was du warst; und du wirst sein, was du tust."
(Buddha)
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Betze
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 33
Beiträge: 9
Wohnort: NRW


Beitrag01.12.2017 13:28
Re: Skalané (Kapitelausschnitt)
von Betze
Antworten mit Zitat

Hallo,

auch ich stimme zu, dass der Anfang etwas direkter zum Geschehen sein sollte.

Dann fällt mir auf, dass du sehr viele Adjektive benutzt.
Zitat:
In den grellen Sonnenstrahlen sammelte sich schwebender Staub. Friedlich segelten die Flusen von der Decke, vorbei an dem kalten Gemäuer sowie den flackernden Kerzen des Kronleuchters und verschwanden schließlich im Dunkeln der unter den Säulenbögen harrenden Schatten. Ein gutes Stück weiter unten stand eine ältere Frau, umhüllt von einer schilfgrünen Robe und sich stützend auf einen etwa brusthohen Stab aus bestem Schwarzdornholz

Das zieht sich durch und deckt sich mit der Meinung, dass es viele unwichtige Details gibt, die den Fluss stören. Hier sind es für mich die vielen Adjektive. Natürlich möchte man alles gut beschreiben, aber es nimmt auch das Tempo heraus. Und manche Adjektive bringen keinen Mehrwert wie z. B. grelle Sonnenstrahlen, bestem Holz, kalte Gemäuer, flackernde Kerze. Zumindestens empfinde ich dies so.

Die Sache mit dem Adlerkopf hab ich ürigens auch falsch verstanden lol2
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