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Dämmerforst


 
 
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Andy1982
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
A

Alter: 42
Beiträge: 25



A
Beitrag23.11.2017 15:17
Dämmerforst
von Andy1982
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

Der Folgende Text stammt aus "Dämmerforst", einer Anthologie von episodischen Kurzgeschichten und Novellen, an der ich im Moment arbeite.

Es handelt sich dabei um einzelne Horror und Mystery Geschichten mir Krimi-Elementen, die zwar alle am selben Ort spielen - der fiktischen Schwarzwald-Stadt Dämmerforst - und auch alle von den selben Akteuren handeln, aber aus immer anderen Perspektiven erzählt werden und damit einen chronlogischen Handlungsbogen rund um eine Reihe von seltsamen Ereignissen bilden, die sich in der Stadt ereignen. Der Nachfolgende Text is der Prolog der Anthologie. Er ist etwa 1000 Wörter lang und erzählt, wie die Journalistin Jasmin Becker nach langer Zeit beschließt, in ihren Geburtsort zurück zu kehren - und den leser mit dorthin zu nehmen.

Viel spaß dabei. smile

------------------------------------------------------------------------------
Prolog

Ich erinnere mich noch daran, wie ich damals unter der Dusche stand. Eine Hand an meinen Brüsten, die anderen zwischen den Beinen. Mich wohlig windend und stöhnend. Bis die Türklingel erklang und mich wie ein Donnerknall aus meinen feurigen Träumen riss.
Momente später eilte ich zur Tür. Wild entschlossen, dem Störenfried den Kopf zu waschen, der zu dieser frühen Stunde bei mir klingelte. Wer hätte auch ahnen können, dass ich ausgerechnet zwei Uniformierten in Blau gegenüber trat, als ich kläffend und schimpfend die Wohnungstür aufriss?
"Frau Becker?" fragte der ältere der beiden. "Können wir wohl einen Moment hereinkommen und uns setzen?"
Ich verstand in diesem Moment nicht, was die beiden zu mir sagten. Ich hörte ihnen zu, redete mit ihnen. Antwortete auf ihre Fragen. Und dann ging ich zur Arbeit. Ich schrieb meinen neuen Artikel zu ende, ging in einem nahen Fast-Food-Restaurant zum Mittagessen und ärgerte mich über die überfüllte U-Bahn. Genau wie jeden Tag.
Erst gegen Abend realisierte im Kopf, was meine Ohren schon Stunden zuvor gehört hatten. Den Grund für dieses flaue Gefühl, dass ich den Tag über in meinem Magen herum getragen hatte.
Da sitzen zwei Polizisten in meinem Wohnzimmer. Der eine alt, längst ergraut und bärtig, der andere ein Grünschnabel mit Brille und schiefem Gesicht. Nebenher spielt ein Orchester aus blasspinken Wänden, rosa Club-Möbeln und einem Urwald an blühenden Pflanzen eine bizzare Symphonie auf, die eher von einem Teenager-Girly zu erzählen schien, als von einer fast fünfunddreißigjährigen Journalistin.
Dazu Regale voller 90er-jahre Boygroup-CD's, die in ihrer schizophrenen Art besser als alles andere die Diskrepanz zwischen meiner körperlichen und meiner geistigen Befindlichkeit zu beschreiben vermochten.
Und mitten drin ich. Mit hängenden Haaren aus denen der Schaum tropfte, nassglänzender Haut und nichts am Leib außer einem Bademantel. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, ob ich ihn überhaupt zugebunden hatte.
Mein Schwager, das hatten die Polizisten erzählt, war tot aufgefunden worden und meine Schwester wurde vermisst. Auf Basis der gesicherten Spuren gingen die Ermittler davon aus, dass mein Schwager zuerst meine Schwester getötet und die Leichte versteckt hatte. Bevor er sich selber das Leben nahm.
Dann stellten sie ihre Fragen. Ob meine Schwester oder ihr Mann Feinde hatten. Ob sie sich in letzter Zeit seltsam verhalten hatten. Ob mir irgendetwas an ihnen aufgefallen war. Ich wusste es nicht. Ich hatte beide seit Jahren nicht mehr gesehen.
Vor dem Tod unseres Vaters hatte meine Schwester mich hin und wieder in Berlin besucht, hier wo ich mein Leben hatte. Meistens zu Weihnachten. Den Ort meiner Kindheit hatte ich nicht mehr gesehen, seit ich das Studium begonnen hatte.
Meine große Schwester tot? Das konnte ich nicht glauben. Susa war immer die Besonnene von uns gewesen. Mein Vater pflegte stets zu sagen, sie hätte genau das richtige Maß an Ehrgeiz und Verantwortungsgefühl. Ihm mangelte es an ersterem, mir an letzterem.
Susa war diejenige von uns, die verletzte Tiere mit nach Hause brachte und alten Leuten über die Straße half. Diejenige, die Sonntags in die Kirche ging und sich jeden Abend freiwillig die Zähne putze. Als sie mir vor ein paar Jahren erzählte, dass sie ausgerechnet in einem kleinen Kaff am Ende der Welt ein Hotel eröffnen wollte, war ich schockiert ob dieser plötzlichen Abenteuerlust von ihr.
Bis ich erfuhr, dass der Mann, den sie einige Monate später heiratete, eben jener Münchener Geschäftsmann war, der ihre Unternehmensgründung finanziert hatte. Sich Geld leihen und den Gläubiger als Absicherung heiraten. Ja, das war genau ihre Art von Risikovermeidung. Intelligent und scharfsinnig.
Ich kann nicht sagen, dass ich meinen Schwager gut leiden konnte. Ich kann nicht einmal sagen dass ich ihn gut kannte. Aber nach allem was ich wusste, waren die zwei glücklich miteinander.
Das ausgerechnet Michael im Suff nach Hause kommt, seine Frau tötet und dann sich selbst, konnte ich nicht glauben. Irgendwas passte da nicht. Susanne und ich waren immer mehr als Schwestern gewesen. Wir waren beste Freundinnen. Auch wenn so viel Distanz zwischen uns lag, im Herz hatten wir uns nie getrennt. Wenn es in ihrer Ehe nicht rund gelaufen wäre, oder wenn Michael Probleme gehabt hätte, dann hätte sie mir davon erzählt. Da war ich mir sicher.
Also tat ich genau das, was mein Vater immer als meine impulsive, unstete Ader kritisiert hatte. Am nächsten Morgen rief ich meinen Chef an und bat kurzfristig um ein paar Tage Urlaub. Ich packte meine sieben Sachen und saß keine zwei Stunden später im Auto.
Dämmerforst. Jener Ort, der mich im Augenblick meiner Geburt zum Mörder gemacht hatte. Schreiend und strampelnd im Kindbett liegend, beschmiert mit dem Blut meiner Mutter. Und doch unwissend, wie viel ich ihr in dieser Nacht genommen hatte.
Was ich dort zu erreichen hoffte? Ich weiß es nicht. Das erste, was mir in den Sinn kommt, wenn ich an jene Nacht zurück denke, ist diese unwirkliche Dunkelheit, die über allem lag. Kein Stern stand am Himmel und der Mond hatte sich hinter hoch aufragenden Türmen aus schwarzen Wolken versteckt. Achtzehn Jahre meines Lebens hatte ich an diesem Ort verbracht. Und beinahe ebenso lange hatte ich keinen Fuß mehr dort hin gesetzt.
Jetzt, wo mich mein Weg erneut dorthin führte, war alles was ich von der steilen und engen Straße aus sehen konnte, diese Dunkelheit. Zäh dahinfließend und alles verschlingend, was mir noch an positiven Erinnerungen an den Ort verblieben war.
Dämmerforst war schon immer eine kleine Stadt gewesen. Gebaut aus seltsam windschiefen Häusern und bewohnt von einem ebenso verschrobenen wie eigenbrötlerischen Menschenschlag. Sie lag inmitten eines bewaldeten Talkessels, irgendwo tief im Schwarzwald.
Umgeben von weiteren Tälern. Sohlen, von denen man sagte, dass zwischen ihren uralten Bäumen, den traurig gurgelnden Bächen und den zerklüfteten Felsen, weit schlimmere Dinge hausten, als Wölfe oder Bären.
Die Fahrt nach Dämmerforst fühlte sich an, wie eine Reise in die Vergangenheit. Und nicht nur in meine eigene. Schon wenige Minuten nachdem ich die Autobahn verließ und der Straße in das schwarzwälderische Bergland folgte, wurde ich den Eindruck nicht mehr los, in einer anderen Welt angekommen zu sein.
Zugegeben, diese Abgeschiedenheit hatte auch etwas gutes gehabt. Die Region war von den Schrecken, die zwei Weltkriege über das Land gebracht hatten, weitgehend verschont geblieben. Weder von der orgiastischen Zerstörung die die Alliierten bei ihrem Einmarsch zelebriert hatten, noch von dem blutigen Reigen, den die Nazis zu ihrem Abgesang tanzten, hatte man hier etwas mitbekommen.
Wenn man den Ort nicht kannte, hätte man meinen können, er wäre so abgeschieden, dass sogar der Weltuntergang ihn übersehen würde.
Wenn man den Ort allerdings kannte, dann wusste man natürlich, dass das Unsinn war. Denn wenn die Apokalypse dereinst tatsächlich käme, dann würde sie hier ihren Anfang nehmen.

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Bas
Schneckenpost
B


Beiträge: 6
Wohnort: Stadt N.


B
Beitrag23.11.2017 16:27

von Bas
Antworten mit Zitat

Hallo Andy,

von Neuling zu Neuling - willkommen hier.

Ich habe vor allem reingeschaut, weil ich den Titel ansprechend fand. Auch deine Idee, Mystik mit Horror zu mischen und das Ganze in den Schwarzwald zu verpflanzen gefällt mir.

Ich weiß nicht, wie das hier sonst gehandhabt wird, aber im Text selbst sind mir ein paar Unfeinheiten aufgefallen, auf die ich dich gerne hinweisen würde (Achtung, Kleinscheiß!):

Zitat:
schrieb meinen neuen Artikel zu ende


zu Ende

Zitat:
Erst gegen Abend realisierte im Kopf,


Wahrscheinlich meintest du "mein Kopf"?

Zitat:
Teenager-Girly


Girlie

Zitat:
90er-jahre Boygroup-CD's,


90er-Jahre Boygroup-Cds

Zitat:
mit hängenden Haaren aus denen der Schaum tropfte,


Komma nach Haaren

Zitat:
Den Ort meiner Kindheit hatte ich nicht mehr gesehen, seit ich das Studium begonnen hatte.


Hier könntest du das unschöne, doppelte "hatte" gut vermeiden - "Den Ort meiner Kindheit hatte ich nach Studienbeginn nie mehr besucht" oder ähnlich

Zitat:
Sonntags


sonntags

Zitat:
Ich kann nicht einmal sagen dass ich ihn gut kannte.


Komma nach sagen

Zitat:
Aber nach allem was ich wusste,


Hier fehlt ein Komma nach allem - glaube ich

Zitat:
wenn ich an jene Nacht zurück denke


zurückdenke

Zitat:
war alles was ich von der steilen und engen Straße aus sehen konnte


Komma nach alles, wenn mich nicht ... alles ... täuscht

Zitat:
Die Fahrt nach Dämmerforst fühlte sich an, wie eine Reise in die Vergangenheit


Kein Komma - glaube ich

Zitat:
Schon wenige Minuten nachdem ich die Autobahn verließ und der Straße in das schwarzwälderische Bergland folgte


Dafür hier, nach Minuten

Zitat:
Weder von der orgiastischen Zerstörung die die Alliierten bei ihrem Einmarsch zelebriert hatten


Komma nach Zerstörung

Noch eine Sache, bevor ich auf den Inhalt eingehe: Die vielen Hilfsverben. Vor allem hatte kommt gefühlt in jedem zweiten Satz vor, vielleicht findest du hier und da noch Möglichkeiten, das umzustellen. Die sind nämlich selten schön. Ansonsten schreibst du aber angenehm, flüssig und bildhaft, ich bin beim Lesen zumindest nicht ins Stocken geraten

Ja, zum Inhalt, als Auftakt für Folgendes liest sich das gut, du stellst mir, dem Leser, die Protagonistin vor, indem du ihre Vergangenheit aufbröselst, so komme ich ihr näher. Auch die Stadt Dämmerforst zeichnest du in groben Zügen und gibst Hinweise auf das Unheil, das die Protagonistin dort höchstwahrscheinlich erwartet. Prologtypisch kratzt du hier eher an der Oberfläche, deutest den Schrecken nur an. Es macht jedenfalls Lust auf mehr und für Genrefans wird es sich bestimmt lohnen, die Sache im Auge zu behalten.

Lass sie leiden, lass sie kämpfen, sorg dafür, dass sie dem Leser ans Herz wächst. Und dann lass sie siegen oder fallen.

Viel Spaß weiterhin beim Schreiben und hier im Forum, war mir eine Freude.

Bas
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Andy1982
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
A

Alter: 42
Beiträge: 25



A
Beitrag24.11.2017 01:07

von Andy1982
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo, vielen dank für deine Kritik.

Bas hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß nicht, wie das hier sonst gehandhabt wird, aber im Text selbst sind mir ein paar Unfeinheiten aufgefallen, auf die ich dich gerne hinweisen würde (Achtung, Kleinscheiß!):

Zumindest was mich angeht, hast du dich ganz gut geschlagen wink Kein zetern wegen dem Kleinscheiß, auch kommata-fehler gehören dazu. Ist mir lieber, wenn es mir jemand sagt, als wenn es alle ignorieren.

Zitat:
Ich habe vor allem reingeschaut, weil ich den Titel ansprechend fand.

Darf ich fragen, warum du den Titel ansprechend findest? Mir persönlich gefällt er nämlich eher nicht so gut, ich finde ihn zu klischeehaft. Mir ist nur noch nichts besseres eingefallen.

Zitat:
Auch deine Idee, Mystik mit Horror zu mischen und das Ganze in den Schwarzwald zu verpflanzen gefällt mir.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, das die erste Version nicht im Schwarzwald, sonden in Nordengland angesiedelt war. Habs dann aber geändert. Ein Klischee weniger und der Schwarzwald hat mehr Berge wink

Zitat:
Wahrscheinlich meintest du "mein Kopf"?

Nein. Eigentlich fehlt da ein "Ich", das bei der letzten umstrukturierung wohl irgendwie abhanden gekommen ist. Aber deine Idee ist auch nicht schlecht.

Zitat:
Noch eine Sache, bevor ich auf den Inhalt eingehe: Die vielen Hilfsverben. Vor allem hatte kommt gefühlt in jedem zweiten Satz vor, vielleicht findest du hier und da noch Möglichkeiten, das umzustellen. Die sind nämlich selten schön.

Ja das stimmt. Komisch, das mir das selber gar nicht so aufgefallen ist. Ich glaube die kommen da her, das der text keine lineare chronologie hat und ständig zwischen einfacher und vollendeter Vergangeheit wechselt. Denn mit letzterer habe ich keine Erfahrung.
Wie ich im Vorstellungsthread schrieb, habe ich meine Erzählerischen Fähigkeiten vor allem durch das Leiten von pen&Paper RPG's aufgebaut. Und da spielen so exotische Zeitformen eigentlich keine Rolle.

Zitat:
Ansonsten schreibst du aber angenehm, flüssig und bildhaft, ich bin beim Lesen zumindest nicht ins Stocken geraten.

Ja, zum Inhalt, als Auftakt für Folgendes liest sich das gut, du stellst mir, dem Leser, die Protagonistin vor, indem du ihre Vergangenheit aufbröselst, so komme ich ihr näher. Auch die Stadt Dämmerforst zeichnest du in groben Zügen und gibst Hinweise auf das Unheil, das die Protagonistin dort höchstwahrscheinlich erwartet. Prologtypisch kratzt du hier eher an der Oberfläche, deutest den Schrecken nur an. Es macht jedenfalls Lust auf mehr und für Genrefans wird es sich bestimmt lohnen, die Sache im Auge zu behalten.

Vielen dank, das war mein Ziel. wink
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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag25.11.2017 02:00

von Selanna
Antworten mit Zitat

Hallo Andy1982,

auf Kommafehler, Tempusfehler, Schreibfehler etc. gehe ich nicht ein, denn das hat Bas schon ausführlich getan. Ich gehe hier nur auf meinen Leseeindruck ein:

Zitat:
… mich wie ein Donnerknall aus meinen feurigen Träumen riss.

Der Einstieg mit einer Masturbationsszene ist nichts Alltägliches, aber „Donnerknall“ und „feurige Träume“ hat schon irgendwie was Abgedroschenes, oder? Vielleicht findest Du dafür eleganter, subtiler oder zumindest innovativere Alternativen? Insbesondere das „feurig“ zieht das Ganze für mich in Richtung Nackenbeißer-Romane und das war wahrscheinlich nicht Deine Intention Shocked

Zitat:
Wild entschlossen, dem Störenfried den Kopf zu waschen, der zu dieser frühen Stunde bei mir klingelte

Die Dame ist also nicht nur entschlossen, sondern gleich „wild“ entschlossen? Wie sieht das aus? Mit gesträubten Haaren und Augenbrauen, die Fingernägel kratzbereit gekrallt, den Dreck in der Dusche noch nicht ganz abgewaschen? - Nicht ganz ernst gemeint, aber ein bisschen schon. Das „wild“ ist so ein stereotypes Beistellwörtchen zu „entschlossen“, das nicht wirklich so gemeint ist wie das, für das das Wort steht. Und die Kombination ist auch ein wenig ausgelutscht, oder? Das könnte auch ein Fünftklässler in seinem Erlebnisaufsatz schreiben. Auch das „Störenfried“ passt in diese Schublade und das „Kopf waschen“ ebenso, aber das ist - für mich - noch akzeptabel. Das kann man mit einem Augenzwinkern lesen. Und dann geht’s gleich weiter mit der „frühen Stunde“. Weißt Du, für mich klingt das nach „wie versteinert stehenbleiben/blitzartig auf dem Absatz umdrehen/wie von der Tarantel gestochen/Quatsch mit Soße reden“ - das ist natürlich alles jedem geläufig und völlig korrektes Deutsch, aber es ist ein Deutsch (mMn) für Jugendbücher und Erlebnisaufsätze, es ist tausendfach wiederholt und durchgenudelt. Da fällt Dir doch was Besseres ein! Ich meine, so eine Anfangsszene und dann kommt so Allerweltsdeutsch, das ist doch nicht Dein Ziel, oder?


Zitat:
"Können wir wohl einen Moment hereinkommen … Ich verstand in diesem Moment nicht,

Du hattest kurz davor auch schon einmal „Momente“. Du könntest die Wortwiederholung vermeiden, zB mit „Augenblick“

Zitat:
Nebenher spielt ein Orchester aus blasspinken Wänden, rosa Club-Möbeln und einem Urwald an blühenden Pflanzen eine bizzare Symphonie auf, die eher von einem Teenager-Girly zu erzählen schien,

Das meine ich, genau das! Das ist kein Allerweltsdeutsch, hier ist das Bild nicht ausgelutscht, sondern völlig neu. Schreib in diesem Stil noch einmal den Absatz mit dem „wild entschlossen“ etc.!
Übrigens finde ich auch den Schockzustand gut vermittelt, indem Du das schockierende Erlebnis in einer Rückblende nacherzählst, genauso, wie sie es erlebt. Sie bekommt das Gespräch nicht wirklich mit, der Leser auch nicht, und ohne große Erklärung ist völlig klar, wie zeitverzögert ihr die Erkenntnis dämmert.

Zitat:
Auch wenn so viel Distanz zwischen uns lag,

Kann eine Distanz liegen? Das klingt schief.

Zitat:
Wenn es in ihrer Ehe nicht rund gelaufen wäre, oder wenn Michael Probleme gehabt hätte, dann hätte sie mir davon erzählt.

Das verwirrt mich. Ich dachte nach den vorhergehenden Sätzen eher, die beiden Schwestern hätten kaum mehr Kontakt gehabt. Liegt das an meinem Unverständnis oder an dem Text?
 
Zitat:
Ich packte meine sieben Sachen

Mh. Du ahnst, mir gefallen die typischen „sieben Sachen“ nicht, aus oben erläuterten Gründen. Dazwischen kamst Du eigentlich so gut ohne solche Standardkombinationen aus

Zitat:
Jener Ort, der mich im Augenblick meiner Geburt zum Mörder gemacht hatte. Schreiend und strampelnd im Kindbett liegend, beschmiert mit dem Blut meiner Mutter. Und doch unwissend, wie viel ich ihr in dieser Nacht genommen hatte.

Und dann kommt wieder ein radikaler Absatz, der so absolut das Gegenteil zu „sieben Sachen“ darstellt. Viel besser. Diesmal ist auch der Sprachstil viel gehobener, fast lyrisch „doch unwissend, …“ Aber wie passt das zusammen? Das liest sich uneinheitlich.

Zitat:
Was ich dort zu erreichen hoffte? Ich weiß es nicht. Das erste, was mir in den Sinn kommt, wenn ich an jene Nacht zurück denke, ist diese unwirkliche Dunkelheit, die über allem lag

Also ist alles eine Rückblende? Das kommt unerwartet. Was für einen Sinn ergibt dieser Einschub? Ist das ein Trick, um plötzlich so eine Art allwissenden Erzähler einzuschmuggeln? Überzeugt mich nicht so ganz. Kann die Protagonistin nicht einfach aus der ursprünglichen Präteritum-Erzählzeit heraus sagen, dass es unwirklich dunkel ist? Für mich fehlt eine echte Funktion dieses rückblendenden Einschubs

Zitat:
Jetzt, wo mich mein Weg erneut dorthin führte, war alles was ich von der steilen und engen Straße aus sehen konnte, diese Dunkelheit. Zäh dahinfließend und alles verschlingend,

Erstens ist hier der Bezug unklar. Geht man schematisch vor, bezieht es sich auf die Dunkelheit, es könnte also die Straße sein. Der Nachsatz allerdings legt nahe, dass Du die Erinnerung meinst. Drei Möglichkeiten und kein klarer Hinweis ist gewagt formuliert. Du willst doch kein Rätsel für Texttypologen schreiben, oder? Zweitens wählst Du gleich zwei Partizipien, die generell nicht so gern gesehen sind - was man nicht beachten muss - aber es ist eine ganz schöne Häufung, darüber stand ja auch noch das „unwissend“. Vielleicht kannst Du das ein oder andere etwas umformulieren.

Zitat:
Schwarzwald.
Umgeben von weiteren Tälern.

Hier müsste kein Absatz rein, Du beschreibst ja noch immer die Gegend.

Zitat:
Weder von der orgiastischen Zerstörung die die Alliierten bei ihrem Einmarsch zelebriert hatten, noch von dem blutigen Reigen, den die Nazis zu ihrem Abgesang tanzten,

Krass…

Zitat:
Denn wenn die Apokalypse dereinst tatsächlich käme, dann würde sie hier ihren Anfang nehmen.

Machst Du damit neugierig? Oder verrätst Du hier die ganze Geschichte? Sprich hier beginnt nach einigen Seiten der Anfang der Apokalypse? Die Wesen aus den Schluchten, die schlimmer als Bären und Wölfe sind, kommen in das abgeschiedene Kaff und morden die Leute dort wie schon bei Schwester und Schwager geschehen?


Ich habe den Verdacht, dass der Plot um Dämmerfrost dem Plot um Bontemps (Sookie Stackhouse) oder Sunnydale (Buffy) ziemlich ähnlich ist. Eine Art Höllenportal oder zumindest Sammelpunkt für Grausamkeiten. Daran ist nichts Verwerfliches, falls es so ist, aber was wirklich Tolles habe ich unter diesem Schema noch nicht gefunden, allerdings waren ja sowohl Buffy als auch Sookie allgemein recht erfolgreich Wink

An Grundregeln der Rechtschreibung solltest Du noch arbeiten.

Deine Sprache schwankt zwischen ganz unterschiedlichen Polen: manchmal ist sie ganz schön abgedroschen (und dabei habe ich in Deiner Antwort auf Bas‘ Kommentar gelesen, dass Du Klischees vermeiden willst), dann ist sie gehoben auf eine gesetzte, leicht veraltete Art („doch unwissend“) und plötzlich schöpfst Du aus den perversen Vollen (Nazis tanzen blutige Reigen, orgiastische Zerstörung zelebrieren). Ich schreibe nicht „pervers“, weil es vulgär ist, sondern weil Du Wörter aus ganz verschiedenen Sphären widersinnig kombinierst: Nazis passt zu blutig - tanzen zu Reigen, aber blutig und Reigen beißt sich. Zerstörung und zelebrieren ebenso. Das ist eine krasse, extreme Wortwahl, die bewusst eingesetzt sicher einen tollen Effekt erzielt. Aber in Nachbarschaft zu lyrisch angehaucht gesetzter Sprache und abgedroschenen Alltagsvergleichen wirkt das Ganze ziemlich uneinheitlich.

Ich denke, die Geschichte hat ihr Potential und es lohnt sich, noch etwas an ihr zu feilen Smile

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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Andy1982
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
A

Alter: 42
Beiträge: 25



A
Beitrag25.11.2017 02:58

von Andy1982
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo. Auch bei dir, danke für den Kommentar.

Ich verstehe, was du mit deinem Beitrag sagen willst, auch wenn mir das so noch nicht aufgefallen ist. Klar, mit einigen Bildern bin ich selber nicht glücklich, nur wenn ich an jeder Stelle auf DEN einen Satz warte, dann bringe ich in drei tagen keine zwei Absätze zu papier wink
Das ist leider immer so das Problem mit perfektion. Mit den paar wirklich abgedroschenen Bildern, die du ansprichst hast du natürlich recht, da gehe ich nochmal drüber, ob ich was besseres finde. Leider kann ich das nicht erzwingen.
Das der Wechsel zwischen gehobenen Worten und den Sprachlichen "Experimenten" störend wirkt, hätte ich jetzt aber wirklich nicht gedacht.
Sicher, es is nicht unbedingt 08/15 Prosa-Deutsch, aber stört das wirklich so sehr?
Das ist halt eine Eigenart von mir. Sprache ist für mich kein Werkzeug, sondern eher ein Spielzeug. Das mag man so oder so sehen, aber ja, so gehen die Geschmäcker halt auseinander lol2

Selanna hat Folgendes geschrieben:
Das verwirrt mich. Ich dachte nach den vorhergehenden Sätzen eher, die beiden Schwestern hätten kaum mehr Kontakt gehabt. Liegt das an meinem Unverständnis oder an dem Text?

Bin ich mir eherlichgesagt nicht sicher. Theoretisch ging es in der Aussage zuvor ja erstmal um "nicht sehen", Telefone existieren ja trotzdem. Beziehungen, die über große Distanzen aufrecht erhalten werden, verlieren im Regelfall ja immer an "details", weil man sich seltener sieht. Aber das inhärente "Vertrauen", das einmal da war, bleibt doch trotzdem erhalten. Wenn sie sich seit jahren nicht gesehen haben, dann ist klar, dass man nicht über jeden Nachbarschaftsstreit bescheid weis. Aber einen Ehekrach der letztlich in Mord Gipfelt? Davon auszugehen, dass man bei der besten Fraundin/Schwester anruft um ihr sowas mitzuteilen, ist glaube ich so abwegig nicht. Auch wenn man sich jahre lang nicht mehr gesehen hat.
Oder?
 
Zitat:
Also ist alles eine Rückblende? Das kommt unerwartet. Was für einen Sinn ergibt dieser Einschub? Ist das ein Trick, um plötzlich so eine Art allwissenden Erzähler einzuschmuggeln? Überzeugt mich nicht so ganz. Kann die Protagonistin nicht einfach aus der ursprünglichen Präteritum-Erzählzeit heraus sagen, dass es unwirklich dunkel ist? Für mich fehlt eine echte Funktion dieses rückblendenden Einschubs.

Jain. Vergiss nicht, dass du immer noch im Prolog bist. Natürlich ist bei einer 1st-person Perspektive immer ein erzähler im Spiel, das ist klar. Der Prolog ist aber tatsächlich so etwas wie eine Rahmenerzählung. Deshalb wird er auch so sprunghaft und gerafft, ohne sichere chronologie erzählt. Der Prolog ist der einstieg, erst mit dem Ersten Kapitel geht die Handlung näher an die Figuren ran.
Deshalb die Zeitsprünge dort. Stell dir das wie einen Märchenchenfilm vor. In der ersten Szene nimmt der Großvater seinen Enkel auf den Schoß und fängt an, ihm eine Geschichte zu erzählen. "Es war einmal ..."
Dann kommt der Vorspann und nach dem Vorspann treten die eigentlichen Handlungsfiguren auf den Plan und der Opa und sein Enkel tauchen bis zum Epilog nicht mehr auf.

Zitat:

Krass…

Ich hoffe im positiven wink

Zitat:
Machst Du damit neugierig? Oder verrätst Du hier die ganze Geschichte? Sprich hier beginnt nach einigen Seiten der Anfang der Apokalypse? Die Wesen aus den Schluchten, die schlimmer als Bären und Wölfe sind, kommen in das abgeschiedene Kaff und morden die Leute dort wie schon bei Schwester und Schwager geschehen?

Nein, eine Apokalypse kommt im Buch nicht vor. Es geht nur um die Kleinstadt an sich wink
"Der Anfang der Apokalypse" ist einfach nur das, was Jasmin privat über ihre alte Heimat denkt. So wie viele Leute ihren Heimatort als "Arsch der Welt" titulieren. In der Stadt sind seltsame ereignisse schon immer an der tagesordnung gewesen, und die Leute deshalb etwas komisch.
Wie würdest du dich als ehrgeizige 18-jährige fühlen, mit dem Drang dazu, die welt zu erobern, wenn du in einer Stadt lebst, in der sich die leute kreischend auf den Boden werfen, wenn sie eine schwarze Katze sehen? Aber genau DAS ist das letzte Bild, das Jasmin von ihrer Heimat hat.
Jasmin glaubt nicht an Geister oder Monster, denkt eher rational. Sie ist studiert, gebildet und weltgewand. Kennt Paris und London, wahrscheinlich war sie auch schon in den USA. Und sie kommt aus einer Stadt, in der die Menschen glauben, das in den umgebenden Wäldern Monster hausen.
Das sie ihre Heimat mit der Apokalypse in verding bringt, ist glaube ich nicht abwegig wink


Zitat:
Ich habe den Verdacht, dass der Plot um Dämmerfrost dem Plot um Bontemps (Sookie Stackhouse) oder Sunnydale (Buffy) ziemlich ähnlich ist. Eine Art Höllenportal oder zumindest Sammelpunkt für Grausamkeiten. Daran ist nichts Verwerfliches, falls es so ist, aber ich habe noch keine Geschichte getroffen, die mich vom Hocker gehauen hat, aber sowohl Buffy als auch Sookie waren ja allgemein recht erfolgreich Wink

Ich muss zu meiner schande (oder ehr-errettung?) gestehene, das ich Buffy gar nicht kenne. Ich bin etwas zu alt, um mich für Teenies (oder Tweenies) zu interessieren, die die Welt vor Vampieren retten.
So sachen wie Fringe oder Alien sind da schon eher meine Kragenweite. Mit dem Sammelpunkt für Grausamkeiten hast du zwar bedingt recht, mit einem Höllenportal hat das aber nicht viel zu tun.

Edit sagt:
Ich habe deine Vorschläge nochmal in die neuste Version einfließen lassen. Ist der Anfang so besser? Wink

Zitat:
Ich erinnere mich noch daran, wie ich damals unter der Dusche stand. Eine Hand an meinen Brüsten, die anderen zwischen den Beinen. Mich wohlig windend und stöhnend. Bis das schrille Gelächter der Türklingel meine schlüpfrigen Fantasien zu Boden trieb und mit dem rest alten Duschwassers durch den Abfluss hinfortscheuchte. Tief hinein, in die Gedärme Berlins. Immerhin waren sie dort unten in guter Gesellschaft.
Augenblicke später eilte ich zur Tür. Mit nicht mehr im Gefolge, als einen zu kurzen Bademantel und den Entschluss, gleich einen Mord zu begehen. Wer konnte auch ahnen, dass ich ausgerechnet zwei Uniformierten in Blau gegenüber trat, als ich kläffend und schimpfend die Wohnungstür aufriss?
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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag25.11.2017 14:25

von Selanna
Antworten mit Zitat

Hallo Andy1982,

Zitat:
Ich verstehe, was du mit deinem Beitrag sagen willst, auch wenn mir das so noch nicht aufgefallen ist.

Drum hast Du ihn hier ja eingestellt: Damit die andere Personen sagen, was Dir selbst aus Betriebsblindheit nicht auffällt Wink
Zitat:
Klar, mit einigen Bildern bin ich selber nicht glücklich, nur wenn ich an jeder Stelle auf DEN einen Satz warte, dann bringe ich in drei tagen keine zwei Absätze zu papier  
Das ist leider immer so das Problem mit perfektion. Mit den paar wirklich abgedroschenen Bildern, die du ansprichst hast du natürlich recht, da gehe ich nochmal drüber, ob ich was besseres finde. Leider kann ich das nicht erzwingen.

Naja … wenn ich Texte fürs Veröffentlichen schreiben will, versuche ich eigentlich schon, die bestmöglichen Sätze zu finden. Das gelingt mir nicht beim ersten Mal, aber ich gehe meine Texte auch immer und immer und immer wieder durch, bessere aus, kürze, formuliere um, füge an, verwende Synonym-Wörterbucher, verzweifle und fluche und setz mich erst nach Wochen wieder dran etc. Also ich verstehe, dass es nicht auf Anhieb gelingt, gute Sätze zu schreiben, das geht mir absolut genauso. Schreib es runter, wie es kommt, aber dann feile dran Wink Und ich behaupte mal ganz dreist, dass in einem Schriftstellerforum viele den Ehrgeiz haben, sich möglichst perfekte Sätze zu erarbeiten Wink
 
Zitat:
Das der Wechsel zwischen gehobenen Worten und den Sprachlichen "Experimenten" störend wirkt, hätte ich jetzt aber wirklich nicht gedacht.

Ich bin kein Experte, sondern Schreiberling Very Happy Ich persönlich würde es als Leser komisch finden, so verschiedene Spracheniveaus in einem Roman zu finden. Es kann auch sein, dass es andere als besonderen Reiz wahrnehmen. Warte doch mal andere Stimmen ab
 
Zitat:
Sicher, es is nicht unbedingt 08/15 Prosa-Deutsch, aber stört das wirklich so sehr?

Was ist denn 08/15-Prosa-Deutsch? Laughing - Ich bin nicht in erster Linie drauf aus, dass ein Sprachniveau stört, es gibt ja viele Lesertypen, jeder mag was anderes. Ich wollte darauf hinaus, dass Du die Sprachniveaus mischst, und damit verschreckst Du entweder die „sieben Sachen“-Fraktion, die nichts von Nazis und blutigen Reigen lesen will, und die experimentelle Fraktion, die den besonderen Roman mit Orchestervergleichen sucht, wird sich über das „wild entschlossen“ mokieren, und der dritte Leser, der einen normalen, gut erzählen Roman lesen will, werden beide Extreme stören. Verstehst Du?

Zitat:
Das ist halt eine Eigenart von mir. Sprache ist für mich kein Werkzeug, sondern eher ein Spielzeug. Das mag man so oder so sehen, aber ja, so gehen die Geschmäcker halt auseinander  

Nichts davon war übergriffig, negativ oder rügend gemeint. Es waren nur Feststellungen, dass die unterschiedlichen Sprachniveaus da sind und der Text dadurch stilistisch uneinheitlich ist und dass das nicht das übliche Erzählen ist. - Jede Eigenart sei Dir Dein persönliches Recht und Privileg, es ist nur die Frage, was Du mit dem Text willst. Willst Du für Deine Freunde schreiben oder willst Du mal was veröffentlichen? Ich will hier auch nicht mit erhobenen Zeigefinger stehen, ich hab bloß meine Leseeindrücke wiedergegeben, immer freundlich und konstruktiv gemeint, aber ich weiß, dass das (ohne dass Du meine Mimik sehen kannst) manchmal ganz anders ankommt. Mein Leseeindruck war: Du hast keinen einheitlichen Stil und das allein ist für mich keine verspielte Sprache, das hat für mich auch nur bedingt etwas mit Geschmack zu tun, weil Einheitlichkeit in gewissem Sinne schon prüfbar ist; nicht prüfbar ist lediglich, ob uneinheitlich generell gefällt oder nicht. Lange Rede: Du kannst meine Bemerkungen natürlich auch als haltlos verwerfen, das schreibt beinahe jeder Kommentator hier unter seine Kommentare: Nimm, was Du brauchen kannst, den Rest vergiss einfach! Smile

Zitat:
Bin ich mir eherlichgesagt nicht sicher. Theoretisch ging es in der Aussage zuvor ja erstmal um "nicht sehen", Telefone existieren ja trotzdem.

Stimmt.
  
Zitat:
Vergiss nicht, dass du immer noch im Prolog bist.

Entschuldige, hatte ich überlesen. Trotzdem käme der Text auch ohne diese Minirückblende aus, ohne irgendeine Info oder Funktion zu verlieren.
Zitat:
Natürlich ist bei einer 1st-person Perspektive immer ein erzähler im Spiel,

Nein, der Ich-Erzähler braucht keinen allwissenden Erzähler. Ich wurde vielmehr auch bei meinem erste hier eingestellten Text darauf hingewiesen, dass ich eine Tendenz zum Erzählerperspektivenwechsel habe und das wird allgemein als unsauber empfunden
Zitat:
so sprunghaft und gerafft, ohne sichere chronologie erzählt.

Das hat mich auch gar nicht gestört, ich schrieb, dass mir das gefällt

Zitat:
Ich muss zu meiner schande (oder ehr-errettung?) gestehene, das ich Buffy gar nicht kenne. Ich bin etwas zu alt, um mich für Teenies (oder Tweenies) zu interessieren, die die Welt vor Vampieren retten.

Wir sind gleich alt und ich habe Buffy nicht gelobt, sondern nur die Konzepte verglichen: in beiden Geschichten gibt es einen Ort, wo besonders viele übernatürliche Grausamkeiten verübt werden. Aus diesem Grundkonzept kann man dann eine gute oder eine banale Geschichte herausarbeiten.

Edit sagt:
Ich habe deine Vorschläge nochmal in die neuste Version einfließen lassen. Ist der Anfang so besser?  
Zitat:

Ich erinnere mich noch daran, wie ich damals unter der Dusche stand. Eine Hand an meinen Brüsten, die anderen zwischen den Beinen. Mich wohlig windend und stöhnend. Bis das schrille Gelächter der Türklingel meine schlüpfrigen Fantasien zu Boden trieb und mit dem rest alten Duschwassers durch den Abfluss hinfortscheuchte. Tief hinein, in die Gedärme Berlins. Immerhin waren sie dort unten in guter Gesellschaft.
Augenblicke später eilte ich zur Tür. Mit nicht mehr im Gefolge, als einen zu kurzen Bademantel und den Entschluss, gleich einen Mord zu begehen. Wer konnte auch ahnen, dass ich ausgerechnet zwei Uniformierten in Blau gegenüber trat, als ich kläffend und schimpfend die Wohnungstür aufriss?


Du hast alle die Floskeln und Wörter getilgt, die ich als abgedroschen empfinde, ja. Ich hoffe aber sehr, Dir gefällt der Text jetzt auch noch.
 Laughing

Liebe Grüße
Selanna


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Andy1982
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Beitrag26.11.2017 01:22

von Andy1982
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Selanna hat Folgendes geschrieben:
Naja … wenn ich Texte fürs Veröffentlichen schreiben will, versuche ich eigentlich schon, die bestmöglichen Sätze zu finden. Das gelingt mir nicht beim ersten Mal, aber ich gehe meine Texte auch immer und immer und immer wieder durch, bessere aus, kürze, formuliere um, füge an, verwende Synonym-Wörterbucher, verzweifle und fluche und setz mich erst nach Wochen wieder dran etc. Also ich verstehe, dass es nicht auf Anhieb gelingt, gute Sätze zu schreiben, das geht mir absolut genauso. Schreib es runter, wie es kommt, aber dann feile dran Wink Und ich behaupte mal ganz dreist, dass in einem Schriftstellerforum viele den Ehrgeiz haben, sich möglichst perfekte Sätze zu erarbeiten Wink

Sehe ich grundsätzlich auch so. Nur würde ich ehrgeiz und Perfektion nicht in den selben Text packen. Beides zusammen ergibt Perfektionismus und der ist der Tod jeder Motivation.
Ich glaube, zu erkennen, wann man eine andere Perspektive braucht, ist auch wichtig.
 
Zitat:
Ich bin kein Experte, sondern Schreiberling Very Happy

Wenn du ein Experte wärst, währe deine Meinung für mich auch irgendwie nutzlos da nicht länger Zielgruppen-Relevant, oder? Schließlich schreibe ich eine Horror-Antologie, und nicht Ulysses. wink
 
Zitat:
Was ist denn 08/15-Prosa-Deutsch? Laughing

Das Zeug halt, das man in den ganzen Übersetzungen ausländischer Bestseller mit ihren tausenfachen Auflagen liest wink.
Mir ist natürlich klar, das das eher an den Übersetzern als an den Autoren liegt, aber egal ob man jetzt Eragon liest, oder Clancy, bei deutschen Übersetzungen hat man irgendwie immer das Gefühl, als stecke der selber Übersetzer dahinter, der immer nur die gleichen 2.000 Wörter benutzt - Szenariospezifische einmal außenvor gelassen.

Zitat:
Ich bin nicht in erster Linie drauf aus, dass ein Sprachniveau stört, es gibt ja viele Lesertypen, jeder mag was anderes. Ich wollte darauf hinaus, dass Du die Sprachniveaus mischst, und damit verschreckst Du entweder die „sieben Sachen“-Fraktion, die nichts von Nazis und blutigen Reigen lesen will, und die experimentelle Fraktion, die den besonderen Roman mit Orchestervergleichen sucht, wird sich über das „wild entschlossen“ mokieren, und der dritte Leser, der einen normalen, gut erzählen Roman lesen will, werden beide Extreme stören. Verstehst Du?

Ja, ich verstehe, was du meinst. Ich versuche nur dahinter zu kommen, ob das Problem für dich auch dann noch bleibt, wenn ich - wie bereits angesprochen - die Niveauebene "Sieben Sachen" aus der gleichen streiche. Denn dann blieben für den Romanleser nur noch hie und da die extravaganten Lyrik-einschübe übrig, die ich ja nun eher spaarsam einsetze.
Für mich ist das ein Stilmittel. Gehen wir einfach mal davon aus, das ich dir bei den "abgedroschenen Dingen" beipflichte, und die Rausnehme. Dann blieben wir noch bei der etwas gestelzten, prosaischen Sprache und der etwas "lyrischeren".
Der Satz mit dem Orchester ist z.B. etwas besonderes, weil er essentiell für Jasmins charakterisierung ist. Und der Nazi-Vergleich ist wichtig für die etablierung von Dämmerforst als Handlungsort. Würde ich einfach schreiben, das das Wohnzimmer pinke wände hat, würde der inhaltliche Aspekt, das Jasmin es eben mit dem Gesellschaftskonzept "geistige Reife" nicht so genau nimmt, entweder fehlen, oder vom Leser schnell überlesen werden. Bei der Nazi sache ist es dasselbe. Das zwei Weltkriege und die grausamste Diktaturperiode die das Moderne Europa jemals erlebt haben vollkommen unbemerkt an dem Ort vorbei gegangen sind, ist halt kraftvoller, als zu sagen "Es war einsam".
Aber weder kann, noch will ich, diese Lyrik-Sprache in der ganze Geschichte benutzen. Das ergebniss währe vermutlich eher peinlich und kaum lesbar, als unterhaltend.
Beide Sätze SOLLEN den Leser auflaufen lassen, weil sie wichtig sind. Sie sollen ihn halt nur nicht stören.

Zitat:
Lange Rede: Du kannst meine Bemerkungen natürlich auch als haltlos verwerfen, das schreibt beinahe jeder Kommentator hier unter seine Kommentare: Nimm, was Du brauchen kannst, den Rest vergiss einfach! Smile

Prinzipiell ja, im Speziellen interessiert mich aber vor allem das WARUM bei einer speziellen Kritik. Natürlich ist nicht jedes A für dich auch ein A für mich, das is klar. Aber wenn ich verstehe, warum für dich ein A ein A und ein O ein O ist, hilft mir das vieleicht zu einer anderen perspektive die aus einem O ein A macht.
Von daher, bei mir geht NICHTS ungehört verloren, so einer bin ich nicht. Auch Dinge, die ich nicht unmittelbar einbaue, halte ich trotzdem immer im Kopf.

Zitat:
Nein, der Ich-Erzähler braucht keinen allwissenden Erzähler. Ich wurde vielmehr auch bei meinem erste hier eingestellten Text darauf hingewiesen, dass ich eine Tendenz zum Erzählerperspektivenwechsel habe und das wird allgemein als unsauber empfunden

Oh ... jetze. Got it.
Dein Problem ist nicht der Zeitsprung bzw. die Rückblende an sich, du siehst da als leser einen wechsel vom Einfachen zum Allwissenden erzähler!
Klar, das das nicht geht. Ich habe das so nicht gesehen, für mich als Autor ist klar, das der komplette Prolog im Grunde einen Allwissenden Erzähler hat, der nur von sich selber spricht, weil er aus seiner eigenen Vergangeheit erzählt.
Wenn das für den Leser nicht ersichtlich ist, ist das natürlich ein Problem, da gebe ich dir recht.
Mal gucken was ich da drehen kann.

Zitat:
Wir sind gleich alt und ich habe Buffy nicht gelobt, sondern nur die Konzepte verglichen: in beiden Geschichten gibt es einen Ort, wo besonders viele übernatürliche Grausamkeiten verübt werden. Aus diesem Grundkonzept kann man dann eine gute oder eine banale Geschichte herausarbeiten.

Wie gesagt, ich kenne die Serie nicht. In sofern, klar inhaltliche Ähnlichkeiten sind möglich. Aber nicht beabsichtigt lol2

Zitat:
Du hast alle die Floskeln und Wörter getilgt, die ich als abgedroschen empfinde, ja. Ich hoffe aber sehr, Dir gefällt der Text jetzt auch noch.
 Laughing

Hier und da ist die Wortwahl noch nicht ganz rund, glaube ich, das "entfleucht" gefällt mir da noch nicht. Inhaltlich gefällt es mir aber auch besser, als vorher. ja.
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Selanna
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Beitrag26.11.2017 17:50

von Selanna
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Hallo Andy1982

Zitat:
Ich versuche nur dahinter zu kommen, ob das Problem für dich auch dann noch bleibt, wenn ich - wie bereits angesprochen - die Niveauebene "Sieben Sachen" aus der gleichen streiche. Denn dann blieben für den Romanleser nur noch hie und da die extravaganten Lyrik-einschübe übrig, die ich ja nun eher spaarsam einsetze.

Mich (und ich kann natürlich nur für mich sprechen) stört die „Sieben Sachen“-Ebene am meisten, das hast Du recht.

Zitat:
Der Satz mit dem Orchester ist z.B. etwas besonderes, weil er essentiell für Jasmins charakterisierung ist. Und der Nazi-Vergleich ist wichtig für die etablierung von Dämmerforst als Handlungsort.

Ich empfand beide Sätze auch als etwas Besonderes, ich denke nicht, dass Du sie streichen solltest.
Zitat:
Aber weder kann, noch will ich, diese Lyrik-Sprache in der ganze Geschichte benutzen.

Ich bin auch jemand, der solche Bücher nicht schätzt. Ich habe einmal was von Ilse Aichinger gelesen, ein sehr lyrischer Roman, dafür bin ich wohl ungeeignet Sad Aber Du schreibst ja nicht exklusiv für mich Very Happy
Zitat:
Dein Problem ist nicht der Zeitsprung bzw. die Rückblende an sich, du siehst da als leser einen wechsel vom Einfachen zum Allwissenden erzähler!

Der Erzählerwechsel war ein Teil des Problems, das zweite hatte sich schon geklärt: Ich fragte nach der Funktion der Rückblende, aber ich hatte überlesen, dass es sich um einen Prolog handelt.

Zitat:
Hier und da ist die Wortwahl noch nicht ganz rund, glaube ich, das "entfleucht" gefällt mir da noch nicht. Inhaltlich gefällt es mir aber auch besser, als vorher. ja.

Sehr schön, freut mich! Ja, „entfleucht“ ist da nicht ideal.

Aber noch ein (nicht böse gemeinter!), aber ernster Tipp: Du solltest wirklich an Deiner Rechtschreibung arbeiten. Oder Du nutzt ein Rechtschreibprogramm. Wenn Du in Word auf den Reiter „Überprüfen“ gehst und dann „Rechtschreibung und Grammatik“ anklickst, zeigt Dir Word einen Großteil der Fehler an und die richtige Schreibweise. Oder Du klickst „Gerold“ an. Den findest Du rechts über dem Antwortfeld im DSFo, der markiert alle Fehler farbig im Text. Das würde Deine Text noch einmal zusätzlich sehr aufwerten!

Liebe Grüße
Selanna


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Bas
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Beitrag26.11.2017 18:11

von Bas
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Hi Andy,

kurze Rückmeldung auf deine Frage:

Zitat:
Darf ich fragen, warum du den Titel ansprechend findest?


Hm, Dunkelwald zum Beispiel hätte wohl die gleiche Wirkung gehabt. Ich kann mir gleich ein ungefähres Bild davon machen, was mich dort erwartet, ein ... dunkler Wald eben. Zudem ist der Titel kurz und prägnant und hat einen schönen Klang. Das war es dann auch schon.

Bas
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Andy1982
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Beitrag28.11.2017 14:39

von Andy1982
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So, ich habe den Prolog dank eurer Hilfestellungen nochmal überarbeitet und auch noch ein paar eigene Änderungen daran vorgenommen.




Willkommen in Dämmerforst
Prolog


Ich erinnere mich noch daran, wie ich damals unter der Dusche stand. Eine Hand an meinen Brüsten, die anderen zwischen den Beinen. Mich wohlig windend und stöhnend. Bis das schrille Gelächter der Türklingel meine schlüpfrigen Fantasien schonungslos zertrümmerte und mit dem Rest alten Duschwassers davon spülte. Tief hinein, in die Gedärme Berlins. Immerhin waren sie dort unten in guter Gesellschaft.
Augenblicke später eilte ich zur Tür. Nichts bei mir tragend als einen viel zu knappen Bademantel und den Entschluss, gleich einen Mord zu begehen. Wer konnte auch ahnen, dass ich ausgerechnet zwei Uniformierten in Blau gegenüber trat, als ich kläffend und schimpfend die Wohnungstür aufriss?
"Frau Becker?" fragte der ältere der beiden. "Jasmin Becker? Können wir wohl einen Moment hereinkommen und uns setzen?"
Ich verstand in diesem Moment nicht, was die beiden zu mir sagten. Ich hörte ihnen zu, redete mit ihnen. Antwortete auf ihre Fragen. Und dann ging ich zur Arbeit. Ich schrieb meinen neuen Artikel zu Ende, aß in einem nahen Fast-Food-Restaurant zu Mittag und ärgerte mich über die überfüllte U-Bahn. Genau wie jeden Tag.
Erst gegen Abend begriff ich den Sinn ihrer Worte. Den Grund für dieses flaue Gefühl, dass ich den Tag über in meinem Magen herum getragen hatte.
Da saßen also zwei Polizisten in meinem Wohnzimmer. Der eine alt, längst ergraut und bärtig. Der andere ein Grünschnabel mit Brille und schiefem Gesicht. Nebenher spielt ein Orchester aus blass pinken Wänden, rosa Club-Möbeln und einem Urwald an blühenden Pflanzen eine bizarre Symphonie auf, die wohl eher einem Teenager-Girlie zu Gesicht gestanden hätte, als einer fast fünfunddreißigjährigen Journalistin.
Dazu Regale voller 90er-Jahre Boygroup-CDs, die in ihrer schizophrenen Art besser beschrieben wer ich war, als es jedem gesprochene Wort möglich gewesen wäre.
Und mitten drin ich. Mit hängenden, ingwerfarbenen Haaren, aus denen der Schaum tropfte. Nass glänzender Haut und nichts am Leib außer einem Bademantel. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, ob er überhaupt zugebunden war.
Mein Schwager, so erzählten die Polizisten, war tot aufgefunden worden. Und meine Schwester wurde vermisst. Auf Basis der gesicherten Spuren vermutete die Ermittler, dass mein Schwager zuerst meine Schwester im Alkoholrausch getötet und sich dann selber das Leben genommen hatte. Nur ihre Leiche konnten sie nicht finden.
Schließlich stellten sie ihre Fragen. Ob meine Schwester oder ihr Mann Feinde hatten. Ob sie sich in letzter Zeit seltsam verhielten. Ob mir irgendetwas an ihnen aufgefallen war. Ich wusste es nicht. Wir sahen uns nicht oft. Schon seit Jahren nicht mehr.
Vor dem Tod unseres Vaters hatte meine Schwester mich hin und wieder in Berlin besucht. Hier, wo das Zentrum meines Leben war. Meistens zu Weihnachten. Im Zentrum ihres Lebens, dem Ort meiner Kindheit, war ich seit dem Studium nicht mehr gewesen.
Ich verließ an diesem Abend meine Wohnung wie so oft. Doch alles war anders. Ich blieb alleine. Niemand begleitete mich. Sogar die ewig auf Beute lauernden Single-Männer Berlins blieben auf Abstand zu mir. Der stille Schrei des Verlustes hielt sie fern während er mir überall hin nachfolgte.
Es war kalt und meine Strumpfhose zu dünn. Meine Geldkarte lag zuhause auf dem Tisch und das Bargeld würde schon bald nicht mehr ausreichen, um meinen Kummer verstummen zu lassen. Schon nach dem halben Abend musste ich von meinem Stammlokal in eine der kleineren Eck-Kneipen wechseln. Der Sprit dort war zwar ranzig und bissig, aber immerhin billig.
Es passte einfach nicht. Gar nichts passte! Alles war falsch!
Meine große Schwester tot? Das durfte nicht sein. Susa war immer die Besonnene von uns gewesen. Mein Vater pflegte stets zu sagen, sie besäße genau das richtige Maß an Ehrgeiz und Verantwortungsgefühl. Ihm mangelte es an ersterem, mir an letzterem.
Susa war diejenige von uns, die verletzte Tiere mit nach Hause brachte und alten Leuten über die Straße half. Diejenige, die sonntags in die Kirche ging und sich jeden Abend freiwillig die Zähne putze. Als sie mir vor ein paar Jahren erzählte, dass sie ausgerechnet in einem kleinen Kaff am Ende der Welt ein Hotel eröffnen wollte, war ich schockiert ob dieser plötzlichen Abenteuerlust von ihr.
Bis ich erfuhr, dass der Mann, den sie einige Monate später heiratete, eben jener Münchener Geschäftsmann war, von dem sie sich ihre Unternehmensgründung finanzieren ließ. Sich Geld leihen und den Gläubiger als Absicherung heiraten. Ja, das war genau ihre Art von Risikovermeidung. Intelligent und scharfsinnig.
Ich kann nicht sagen, dass ich meinen Schwager gut leiden konnte. Ich kann nicht einmal sagen dass ich ihn gut kannte. Aber nach allem was ich wusste, waren die zwei glücklich miteinander.
Das ausgerechnet Michael im Suff nach Hause kommt, meine Susa tötet und dann sich selbst, konnte ich nicht glauben. Irgendwas passte da nicht. Susanne und ich waren immer mehr als Schwestern gewesen. Wir waren beste Freundinnen. Auch wenn wir so weit entfernt voneinander waren, im Herzen hatten wir uns nie getrennt. Wenn es in ihrer Ehe nicht rund gelaufen wäre, dann wüsste ich davon. Da war ich mir sicher.
Also tat ich genau das, was mein Vaters immer als meine impulsive, unstete Ader bezeichnete. Am nächsten Morgen rief ich meinen Chef an und bat kurzfristig um ein paar Tage Urlaub. Ich packte meinen kleinen Reisekoffer und saß keine zwei Stunden später im Auto.
Dämmerforst. Jener Ort, der mich im Augenblick meiner Geburt zum Mörder hatte werden lassen. Schreiend und strampelnd im Kindbett liegend, beschmiert mit dem Blut meiner Mutter. Und doch unwissend, wie viel ich ihr in dieser Nacht genommen hatte.
Was ich dort zu erreichen hoffte? Ich weiß es nicht.
Das erste, was mir in den Sinn kommt, wenn ich an jene Nacht zurückdenke, ist diese unwirkliche Dunkelheit, die über allem lag. Kein Stern stand am Himmel und der Mond hatte sich hinter hoch aufragenden Türmen aus schwarzen Wolken versteckt. Achtzehn Jahre meines Lebens hatte ich an diesem Ort verbracht. Und beinahe ebenso lange war ich nicht mehr dort gewesen.
Jetzt war alles, was ich von der steilen und engen Straße aus sehen konnte, diese Dunkelheit. Wie sie zäh dahin floss und alles verschlang, was mir noch an positiven Erinnerungen an den Ort verblieben war.
Dämmerforst war schon immer eine kleine Stadt gewesen. Gebaut aus seltsam windschiefen Häusern und bewohnt von einem ebenso verschrobenen wie eigenbrötlerischen Menschenschlag. Sie lag inmitten eines bewaldeten Talkessels, irgendwo tief im Schwarzwald. Umgeben von weiteren Tälern. Sohlen, von denen man sagte, dass zwischen ihren uralten Bäumen, den traurig gurgelnden Bächen und den zerklüfteten Felsen, weit schlimmere Dinge hausten, als Wölfe oder Bären.
Die Fahrt nach Dämmerforst fühlte sich an wie eine Reise in die Vergangenheit. Und nicht nur in meine eigene. Schon wenige Minuten nachdem ich die Autobahn hinter mir ließ und der Straße in das schwarzwälderische Bergland folgte, wurde ich den Eindruck nicht mehr los, in einer anderen Welt angekommen zu sein.
Zugegeben, diese Abgeschiedenheit hatte auch etwas gutes gehabt. Die Region war von den Schrecken, die zwei Weltkriege über das Land gebracht hatten, weitgehend verschont geblieben. Weder von der orgiastischen Zerstörung, die die Alliierten bei ihrem Einmarsch zelebrierten, noch von dem blutigen Reigen, den die Nazis zu ihrem Abgesang tanzten, war hier etwas zu spüren gewesen.
Wenn man den Ort nicht kannte, so würde man meinen, er wäre so abgeschieden, dass sogar der Weltuntergang ihn übersehen würde.
Kannte man ihn jedoch, dann wusste man natürlich, dass das Unsinn war. Denn wenn die Apokalypse dereinst tatsächlich käme, dann würde sie hier ihren Anfang nehmen.
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Canyon
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Beitrag29.11.2017 16:15

von Canyon
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Hey Andy smile

Ich hatte die erste Version deines Einstandes schon angetestet, bin aber zugegeben damals nicht weit gekommen. Das lag (leider) schon am ersten Abschnitt. Selanna hat ganz gut erklärt was da "falsch lief", ich kann ihr da nur zu stimmen. Nun hast du es ja ein wenig umgestellt und tatsächlich liest es sich nicht mehr ganz so kitschig. Wirklich glücklich bin ich mit dem Einstieg in die Geschichte allerdings dennoch nicht, aber dazu gleich noch etwas mehr.
Grundsätzlich hat die Überarbeitung dem Text auf alle Fälle gut getan. Ich habe das Original nochmal überflogen und sehe definitiv Änderungen, die Satzbau und auch Formulierungen deutlich aufgewertet haben. Auch liest sich der Prolog sehr flüssig, man bekommt einen ersten Eindruck von der Protagonistin und dem Schauplatz. Man hat das Gefühl mit ihr dort hin fahren und man weiß auch warum. Das sind gute Voraussetzungen um den Leser bei der Stange zu halten, wie ich finde.

Ein paar kleine Ungereimtheiten sind mir aber trotzdem ins Auge gesprungen, die ich gerne hervor heben möchte. Und wie schon angedeutet, fängt es gleich mit dem ersten Abschnitt an. Mr. Green



Andy1982 hat Folgendes geschrieben:

Ich erinnere mich noch daran, wie ich damals unter der Dusche stand. Eine Hand an meinen Brüsten, die anderen zwischen den Beinen. Mich wohlig windend und stöhnend. Bis das schrille Gelächter der Türklingel meine schlüpfrigen Fantasien schonungslos zertrümmerte und mit dem Rest alten Duschwassers davon spülte.


Ich weiß, dass es wahrscheinlich ein sehr subjektives Empfinden ist, aber ich muss es einfach sagen: Es klingt nach wie vor wie die Szene aus einem typischen Frauen-Kitschroman. Oder so, wie man sich solche Szenen  vorstellen würde. Ausdrücke wie "wohlig windend", "stöhnend" und "schlüpfrig" ... es tut mir Leid, aber da kommt in mir alles mögliche auf, nur nicht der dringende Wunsch weiter zu lesen.
Mir ist auch nicht ganz klar, warum du die Geschichte zwanghaft mit einer solchen Szene beginnen musst. Für mich ist das so, als würde mich meine Nachbarin zu sich nach Hause einladen, ich komme durch die Haustür und überrasche sie dabei, wie sie sich im Bad selbst befriedigt. Ich würde dann beim besten Willen nicht reingehen, mir nen Kaffee machen und mich auf die Couch setzen. Ich würde peinlich berührt die Wohnung verlassen. Und so würde ich auch das Buch wieder zurück ins Regal legen.
Ich hab wirklich nichts gegen Erotik und Sex in Büchern, auch wenn ich es nicht im Übermaß brauche (oder überhaupt brauche). Aber - würde mir die gleiche Situation, wie mit der Nachbarin, stattdessen mit einer Freundin passieren, die ich schon Jahre lang kenne - ja, dann würde ich mich ins Wohnzimmer verziehen, und warten bis sie aus dem Badezimmer kommt, damit wir gemeinsam darüber lachen können. Deshalb würde es mich auch nicht grundsätzlich stören, eine Romanfigur beim Masturbieren zu beobachten - jedoch erst dann, wenn wir uns schon etwas kennen. Irgendwann im Laufe der Geschichte können wir gerne miteinander intim werden. Nur bitte nicht gleich am Anfang unserer Reise.
Wie gesagt, das ist sicherlich subjektiv, aber ein Einzelfall bin ich damit vermutlich trotzdem nicht.

Ein weiterer Punkt, der mir ein wenig unnatürlich erscheint, ist zudem, dass sie sich genau an diese Sache zuerst erinnern soll, wenn es um den Tag geht, an dem sie die Nachricht über den Tod ihres Schwagers und den möglichen Tod ihrer Schwester bekommen hat. Ich weiß nicht, ob bei derart schlechten Nachrichten die Erinnerung tatsächlich an einem unbedeutenden  Sexualakt ansetzen würde. Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als ich die Nachricht vom Tod meines Vater bekam. Ich weiß noch, wie ich mich danach gefühlt habe, und was ich danach gemacht habe - sehr genau sogar, obwohl es schon einige Jahre her ist, aber an das was davor passiert ist, kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.
Auch das mag wieder subjektiv sein. Es rückt jedoch die schlechte Nachricht unnötig in den Hintergrund, und immerhin ist das doch scheinbar der Grund, warum sie wieder nach Hause fährt, wo dann die eigentlich Geschichte beginnen soll.

Vielleicht wolltest du aber auch einen Kontrast herstellen, von etwas sehr Schönem (sexuelle Erregung) zu etwas sehr Unschönem (die schlechte Nachricht). Um diesen Kontrast herzustellen würde (für meinen Geschmack) aber auch ein heißes Schaumbad reichen, das sie mit Kerzen und einem gutem Buch genießen wollte - vielleicht sogar ihrem Lieblingsbuch, das nun auf ewig einen bitteren Beigeschmack hat.

Letztendlich ist es natürlich deine Geschichte und ich will mich da auch gar nicht reindrängen. Ich wollte nur ein paar Alternativen aufzeigen, wie man den Einstieg eventuell etwas natürlicher, und weniger reißerisch gestalten könnte.
smile




Andy1982 hat Folgendes geschrieben:

Augenblicke später eilte ich zur Tür. Nichts bei mir tragend als einen viel zu knappen Bademantel und den Entschluss, gleich einen Mord zu begehen.


Hier würde ich "an" statt bei nehmen, sonst trägt sie ihn nur mit sich herum und steht schlussendlich nackend vor der Tür.



Andy1982 hat Folgendes geschrieben:

Da saßen also zwei Polizisten in meinem Wohnzimmer. Der eine alt, längst ergraut und bärtig. Der andere ein Grünschnabel mit Brille und schiefem Gesicht. Nebenher spielt ein Orchester aus blass pinken Wänden, rosa Club-Möbeln und einem Urwald an blühenden Pflanzen eine bizarre Symphonie auf, die wohl eher einem Teenager-Girlie zu Gesicht gestanden hätte, als einer fast fünfunddreißigjährigen Journalistin.
Dazu Regale voller 90er-Jahre Boygroup-CDs, die in ihrer schizophrenen Art besser beschrieben wer ich war, als es jedem gesprochene Wort möglich gewesen wäre.



Das ist einer meiner Lieblingsabschnitte. Großartige Szenenbeschreibung, die ihren Charakter in wenigen aber treffenden Bildern wiedergibt.


Andy1982 hat Folgendes geschrieben:

Und mitten drin ich. Mit hängenden , ingwerfarbenen Haaren, aus denen der Schaum tropfte. Nass glänzender Haut und nichts am Leib außer einem Bademantel. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, ob er überhaupt zugebunden war.


Lass die Haarfarbe weg, der Satz wirkte in der Originalversion wesentlich besser. Den Zusatz mit dem möglicherweise nicht zu gebundenen Bademantel finde ich genial. Laughing


Andy1982 hat Folgendes geschrieben:


Schließlich stellten sie ihre Fragen. Ob meine Schwester oder ihr Mann Feinde hatten. Ob sie sich in letzter Zeit seltsam verhielten. Ob mir irgendetwas an ihnen aufgefallen war. Ich wusste es nicht. Wir sahen uns nicht oft. Schon seit Jahren nicht mehr.
Vor dem Tod unseres Vaters hatte meine Schwester mich hin und wieder in Berlin besucht. Hier, wo das Zentrum meines Leben war. Meistens zu Weihnachten.



Ja, hier wird etwas wirr. Ich glaube das hatte auch einer meiner Vorposter schon angemerkt. Erst heißt es, sie haben sich seit Jahren nicht gesehen, dann aber doch - hin und wieder - oder zumindest zu Weihnachten. Später heißt es aber, sie sind nicht nur Schwestern, sondern wie beste Freundinnen und du hattest glaub ich erwähnt, dass sie aber zumindest häufiger Telefonieren. Vielleicht könnte man das Verhältnis der beiden insgesamt nochmal etwas konkretisieren.

Andy1982 hat Folgendes geschrieben:

Schon nach dem halben Abend musste ich von meinem Stammlokal in eine der kleineren Eck-Kneipen wechseln.


Was ist denn ein halber Abend? Mr. Green Darunter kann ich mir irgendwie nichts vorstellen. Wie wäre es mit "schon nach wenigen Stunden" oder etwas in der Richtung?



Andy1982 hat Folgendes geschrieben:

Susa war diejenige von uns, die verletzte Tiere mit nach Hause brachte und alten Leuten über die Straße half. Diejenige, die sonntags in die Kirche ging und sich jeden Abend freiwillig die Zähne putze. Als sie mir vor ein paar Jahren erzählte, dass sie ausgerechnet in einem kleinen Kaff am Ende der Welt ein Hotel eröffnen wollte, war ich schockiert ob dieser plötzlichen Abenteuerlust von ihr.


Den Zusatz des letzten Satzes würde ich in einen eigenen Satz packen:

Als sie mir vor ein paar Jahren erzählte, dass sie ausgerechnet in einem kleinen Kaff am Ende der Welt ein Hotel eröffnen wollte, war ich schockiert. Diese plötzliche Abenteuerlust passte gar nicht zu ihr.


Andy1982 hat Folgendes geschrieben:

Am nächsten Morgen rief ich meinen Chef an und bat kurzfristig um ein paar Tage Urlaub. Ich packte meinen kleinen Reisekoffer und saß keine zwei Stunden später im Auto.
...
Das erste, was mir in den Sinn kommt, wenn ich an jene Nacht zurückdenke, ist diese unwirkliche Dunkelheit, die über allem lag. Kein Stern stand am Himmel und der Mond hatte sich hinter hoch aufragenden Türmen aus schwarzen Wolken versteckt.



Hier komme ich mit dem Zeitablauf ein wenig durcheinander. Sie fährt morgens los und wenn sie ankommt ist es schon dunkel? Grundsätziich aber eine schöne Beschreibung des Ortes. Vielleicht lässt du sie später losfahren, oder noch irgendwo zwischendrin Halt machen?

Andy1982 hat Folgendes geschrieben:

Dämmerforst war schon immer eine kleine Stadt gewesen. (hmm, gewesen klingt, als gäbe es die Stadt nicht mehr - aber gut, ich weiß ja nicht, wie die Geschicht ausgeht - eventuell könnte man das "gewesen" aber streichen und die beiden ersten Sätze zusammenfügen) Gebaut aus seltsam windschiefen Häusern und bewohnt von einem ebenso verschrobenen wie eigenbrötlerischen Menschenschlag. Sie lag inmitten eines bewaldeten Talkessels, irgendwo tief im Schwarzwald, umgeben von weiteren Tälern. Sohlen, von denen man sagte, dass zwischen ihren uralten Bäumen, den traurig gurgelnden Bächen und den zerklüfteten Felsen, weit schlimmere Dinge hausten, als Wölfe oder Bären.
Die Fahrt nach Dämmerforst fühlte sich an wie eine Reise in die Vergangenheit. Und nicht nur in meine eigene. Schon wenige Minuten nachdem ich die Autobahn hinter mir ließ (gelassen hatten) und der Straße in das schwarzwälderische Bergland folgte, wurde ich den Eindruck nicht mehr los, in einer anderen Welt angekommen zu sein.
Zugegeben, diese Abgeschiedenheit hatte auch etwas Gutes gehabt. Die Region war von den Schrecken, die zwei Weltkriege über das Land gebracht hatten, weitgehend verschont geblieben. Weder von der orgiastischen Zerstörung, die die Alliierten bei ihrem Einmarsch zelebrierten, noch von dem blutigen Reigen, den die Nazis zu ihrem Abgesang tanzten, war hier etwas zu spüren gewesen.
Wenn man den Ort nicht kannte, so würde man meinen, er wäre so abgeschieden, dass sogar der Weltuntergang ihn übersehen würde.
Kannte man ihn jedoch, dann wusste man natürlich, dass das Unsinn war. Denn wenn die Apokalypse dereinst tatsächlich käme, dann würde sie hier ihren Anfang nehmen.


Dieser letzte Absatz ist für mich der Beste. Vom Erzählstil, als auch von den gewählten Ausdrücken und atmosphärischen Beschreibungen. Auch davor, z.B. als du über ihren Vater, und ihre Geburt schreibst tritt diese Schreibweise zu Tage. Wenn du diese Art auch auf die ersten paar Sätze anwenden würdest, würde der Text (in meinen Augen) absolut an Qualität gewinnen. Es wäre nämlich schade, wenn potentielle Leser am Anfang den Eindruck bekämen es ginge in diesem Stil weiter, was ja absolut nicht der Fall ist. Die Fähigkeit gute Qualität zu erschaffen hast du - ganz eindeutig. Daher empfehle ich, sie auch direkt zu Beginn zu zeigen.
 smile


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Beitrag29.11.2017 21:52
Re: Dämmerforst
von Gast
Antworten mit Zitat

Andy1982 hat Folgendes geschrieben:
Der Folgende Text stammt aus "Dämmerforst", einer Anthologie von episodischen Kurzgeschichten und Novellen, an der ich im Moment arbeite.

Es handelt sich dabei um einzelne Horror und Mystery Geschichten mir Krimi-Elementen, die zwar alle am selben Ort spielen - der fiktischen Schwarzwald-Stadt Dämmerforst - und auch alle von den selben Akteuren handeln, aber aus immer anderen Perspektiven erzählt werden und damit einen chronlogischen Handlungsbogen rund um eine Reihe von seltsamen Ereignissen bilden, die sich in der Stadt ereignen.


Prima Idee, Kurzgeschichten so zu verknüpfen. Hab das bei meinen versucht, größtenteils nachträglich, verschiedene Genres, klappt nicht.
Auch mich sprach der Titel Dämmerforst an. Schreibst du absichtlich "fiktischen" statt "fiktiven"? Deine Beschreibung erinnert ab "Das erste, was mir in den Sinn kommt" an Lovecraft - schön, im eigenen Stil, das liest sich gut weg und schürt die Erwartung.

Einst hab ich in Rezensionen jeden Satz geprüft und falls notwendig einen Korrekturvorschlag gemacht. Mittlerweile scheint mir das weniger hilfreich. Das macht der Verlagslektor gemeinsam mit dem Autor, und wenn Letzterer es nicht umsetzen kann, was nutzen ihm dann meine Korrekturen. Er müsste ja bei jedem Änderungswunsch sein Forum um Hilfe bitten.
Hier ist es sowieso nicht viel, besonders aufgefallen sind mir die Partizipien. Hab sie einst selbst gern verwendet, manchmal passt es:
Zitat:
Sogar die ewig auf Beute lauernden Single-Männer

Hier wird es mir zuviel:
Zitat:
Mich wohlig windend und stöhnend
Nichts bei mir tragend als einen viel zu knappen Bademantel
als ich kläffend und schimpfend die Wohnungstür aufriss
Schreiend und strampelnd im Kindbett liegend, beschmiert mit dem Blut meiner Mutter. Und doch unwissend, wie viel ich ihr in dieser Nacht genommen hatte.

Eine Alternative als Beispiel: Eine Hand an meinen Brüsten, die anderen zwischen den Beinen, wand ich mich wohlig und stöhnte. Bis die Türklingel ... Btw. dachte ich erst, was soll mir denn so eine Duschszene. Musste dann einsehen, dass sie einen prima Kontrast ermöglicht. Mr. Green Beim Lesen dieser Stelle fiel mir sofort ein Romantasy-Roman ein, den ich vor kurzem rezensiert habe. Vielleicht sind mir wegen der unfreiwilligen Komik dort die Partizipien bei dir so aufgefallen.
Das nur am Rande. Insgesamt denke ich, es ist deins und du kriegst das schon hin. Gefällt mir gut.
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Andy1982
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Beitrag30.11.2017 02:26
Re: Dämmerforst
von Andy1982
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Hallo!

Danke euch beiden für eure kommentare. smile

Canyon hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß, dass es wahrscheinlich ein sehr subjektives Empfinden ist, aber ich muss es einfach sagen: Es klingt nach wie vor wie die Szene aus einem typischen Frauen-Kitschroman.
Oder so, wie man sich solche Szenen  vorstellen würde. Ausdrücke wie "wohlig windend", "stöhnend" und "schlüpfrig" ... es tut mir Leid, aber da kommt in mir alles mögliche auf, nur nicht der dringende Wunsch weiter zu lesen.

In stein gemeisselt ist ja nix, so lange es nicht gedruckt ist (höhöhö). Von daher werde ich an den Formulierungen im Einzelnen sicher noch etwas ändern, wenn das störend ist.

Zitat:
Mir ist auch nicht ganz klar, warum du die Geschichte zwanghaft mit einer solchen Szene beginnen musst. Für mich ist das so, als würde mich meine Nachbarin zu sich nach Hause einladen, ich komme durch die Haustür und überrasche sie dabei, wie sie sich im Bad selbst befriedigt. Ich würde dann beim besten Willen nicht reingehen, mir nen Kaffee machen und mich auf die Couch setzen. Ich würde peinlich berührt die Wohnung verlassen. Und so würde ich auch das Buch wieder zurück ins Regal legen.

Am Kern der Handlung werde ich hier aber nichts ändern, weil die Stelle zu wichtig für Jasmins Charakterisierung ist. Ich meine, klar, deine Schaumbad-Idee wäre weniger kitschig ... gebe ich zu.
Aber auf einer Party anderen Leuten davon zu erzählen, dass man sich letztens ein Schaumbad gegönnt hat, wäre ja z.B. nichts ungewöhnliches. Von der letzten "selbstbefummelung" würden normal gesellschaftskonforme Menschen aber eigentlich nicht erzählen. Und genau DARUM geht es.
Es geht nicht so sehr darum, WAS passiert, oder WIE ich das beschreibe. Es geht darum, das Jasmin die Geschichte genau an der Stelle anfängt, wo es kein anderer Mensch tun würde. Einfach weil sie so ist.
Es ist nicht leicht, eine Geschichte mit so einer Aussage anzufangen. Welche Alternativen hätte ich gehabt? Jasmin unter der Gurkenmaske? Die Geschichte so anzufangen hätte sie wie eine eitle Barbie aussehen lassen. Beim Flitzen im Park? Das wäre zu albern (und eine Straftat) gewesen. Frauen im Strip-Club sind heutzutage nichts ungewöhnliches mehr.
Ich habe die ganze Szene schon bewust so gewählt.

Zitat:
Ich hab wirklich nichts gegen Erotik und Sex in Büchern, auch wenn ich es nicht im Übermaß brauche (oder überhaupt brauche).

Kann sein, dass unsere definitionen hier ein stück auseinander gehen, aber erotisch würde ich die Szene nicht unbedingt nennen. Dafür ist die Beschreibung meines Erachtens nach dann doch noch einen Tick zu nüchtern wink

Zitat:
Wie gesagt, das ist sicherlich subjektiv, aber ein Einzelfall bin ich damit vermutlich trotzdem nicht.

Ich halte die Anzahl Meldungen diesbezüglich mal im Auge.

Zitat:
Ein weiterer Punkt, der mir ein wenig unnatürlich erscheint, ist zudem, dass sie sich genau an diese Sache zuerst erinnern soll, wenn es um den Tag geht, an dem sie die Nachricht über den Tod ihres Schwagers und den möglichen Tod ihrer Schwester bekommen hat. Ich weiß nicht, ob bei derart schlechten Nachrichten die Erinnerung tatsächlich an einem unbedeutenden  Sexualakt ansetzen würde.

Sie erinnert sich nicht zuerts daran. Sie erzählt dem Leser die Gesichte und fängt dort an.

Zitat:
Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als ich die Nachricht vom Tod meines Vater bekam. Ich weiß noch, wie ich mich danach gefühlt habe, und was ich danach gemacht habe - sehr genau sogar, obwohl es schon einige Jahre her ist, aber an das was davor passiert ist, kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.

Naja, Jasmin bekommt früh morgens besuch von der Polizei. Wenn sie dabei nur einen badementel trug, wird man das wohl so schnell nicht vergessen. Dazu kommt ein wichtiger Punkt:
Wenn Jasmin die Geschichte erzählt, dann WEISS sie zu dem zeitpunkt auch Dinge, die der Leser nicht weiß. Vielleicht beurteilst du die Szene falsch, weil du nicht alle Infos hast, die sie hat? wink

Zitat:
Letztendlich ist es natürlich deine Geschichte und ich will mich da auch gar nicht reindrängen. Ich wollte nur ein paar Alternativen aufzeigen, wie man den Einstieg eventuell etwas natürlicher, und weniger reißerisch gestalten könnte.
smile

Ja, und vielen Dank dafür. Verloren geht bei mir auch nichts. Ich werde die Formulierung nochmal etwas überarbeiten, aber das mit der Streichung überlege ich erst, wenn ich merke, dass sie gar nicht ankommt.

Zitat:
Ja, hier wird etwas wirr. Ich glaube das hatte auch einer meiner Vorposter schon angemerkt. Erst heißt es, sie haben sich seit Jahren nicht gesehen, dann aber doch - hin und wieder - oder zumindest zu Weihnachten. Später heißt es aber, sie sind nicht nur Schwestern, sondern wie beste Freundinnen und du hattest glaub ich erwähnt, dass sie aber zumindest häufiger Telefonieren. Vielleicht könnte man das Verhältnis der beiden insgesamt nochmal etwas konkretisieren.

Also was das sehen angeht, ist die stelle eigentlich recht konkret. Vor dem Tod ihres vaters haben sie sich zu weinachten gesehen. Seit dem nicht mehr.
Ich werde mal schauen, ob ich das mit dem Kontakt per Telefon noch irgendwie reinquetschen kann, wenn der Schluss so schwer zu ziehen ist.wink

Zitat:
Was ist denn ein halber Abend? Mr. Green Darunter kann ich mir irgendwie nichts vorstellen. Wie wäre es mit "schon nach wenigen Stunden" oder etwas in der Richtung?

Ja, klingt gut.

Zitat:
Hier komme ich mit dem Zeitablauf ein wenig durcheinander. Sie fährt morgens los und wenn sie ankommt ist es schon dunkel? Grundsätziich aber eine schöne Beschreibung des Ortes. Vielleicht lässt du sie später losfahren, oder noch irgendwo zwischendrin Halt machen?

Im Grunde genommen hast du mit der Anmerkung recht. Nur muss ich das wirklich erwähnen? Ich meine das ist immer noch der Prolog. Muss ich da wirklich darauf hinweisen wenn sie erst nach dem Mittagessen losfährt, oder ob sie zwischendurch pausen macht? Genau so gut kann sie in einem Stau gestanden haben. Das sind eigentlich alles Dinge, die für die Geschichte unerheblich sind. Oder?

Zitat:
Dieser letzte Absatz ist für mich der Beste. Vom Erzählstil, als auch von den gewählten Ausdrücken und atmosphärischen Beschreibungen. Auch davor, z.B. als du über ihren Vater, und ihre Geburt schreibst tritt diese Schreibweise zu Tage. Wenn du diese Art auch auf die ersten paar Sätze anwenden würdest, würde der Text (in meinen Augen) absolut an Qualität gewinnen. Es wäre nämlich schade, wenn potentielle Leser am Anfang den Eindruck bekämen es ginge in diesem Stil weiter, was ja absolut nicht der Fall ist. Die Fähigkeit gute Qualität zu erschaffen hast du - ganz eindeutig. Daher empfehle ich, sie auch direkt zu Beginn zu zeigen.

Vielen Dank, sowas hört man doch gerne.
Ich werde mal sehen, was sich machen lässt wink





@EMR

emr hat Folgendes geschrieben:
Prima Idee, Kurzgeschichten so zu verknüpfen. Hab das bei meinen versucht, größtenteils nachträglich, verschiedene Genres, klappt nicht.

Bei unterschiedlichen genres kann ich mir vorstellen, dass das nicht klappt wink Aber Dämmerforst is auch anfänglich so geplant.

Zitat:
Auch mich sprach der Titel Dämmerforst an. Schreibst du absichtlich "fiktischen" statt "fiktiven"?

Nein, dass ist ein schreibfehler den ich schon nicht mer korrigieren durfte, als ich ihn entdeckt hatte Crying or Very sad

Zitat:
Deine Beschreibung erinnert ab "Das erste, was mir in den Sinn kommt" an Lovecraft - schön, im eigenen Stil, das liest sich gut weg und schürt die Erwartung.

Ja, dass kann gut sein. Ich bin über das Leiten von Pen&Paper RPGs zum Schreiben gekommen, und eines der Systeme die ich Leite ist Call of Cthulhu. Von daher kenne ich Lovecrafts werke recht gut, kann wohl sein, das man das rausliest.

Zitat:
Hier ist es sowieso nicht viel, besonders aufgefallen sind mir die Partizipien.

Gibt es einen Grund dafür, Partizipien abzulehnen? Ich meine, ich bin ja offen für alles, aber ich mag sie eigentlich. Sie resultieren eben in einer ganz eigenen satzstruktur. Der Text klingt dann etwas melodischer, finde ich. Obwohl ich finde, das deutsch eine tolle sprache ist, klingt sie im Basiskorset manchmal einfach zu "hart". Partizipien "schleifen" den satz weicher.
Warum ist das verkehrt?
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Canyon
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Beitrag30.11.2017 11:32
Re: Dämmerforst
von Canyon
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Andy1982 hat Folgendes geschrieben:


Zitat:
Mir ist auch nicht ganz klar, warum du die Geschichte zwanghaft mit einer solchen Szene beginnen musst. Für mich ist das so, als würde mich meine Nachbarin zu sich nach Hause einladen, ich komme durch die Haustür und überrasche sie dabei, wie sie sich im Bad selbst befriedigt. Ich würde dann beim besten Willen nicht reingehen, mir nen Kaffee machen und mich auf die Couch setzen. Ich würde peinlich berührt die Wohnung verlassen. Und so würde ich auch das Buch wieder zurück ins Regal legen.

Am Kern der Handlung werde ich hier aber nichts ändern, weil die Stelle zu wichtig für Jasmins Charakterisierung ist. Ich meine, klar, deine Schaumbad-Idee wäre weniger kitschig ... gebe ich zu.
Aber auf einer Party anderen Leuten davon zu erzählen, dass man sich letztens ein Schaumbad gegönnt hat, wäre ja z.B. nichts ungewöhnliches. Von der letzten "selbstbefummelung" würden normal gesellschaftskonforme Menschen aber eigentlich nicht erzählen. Und genau DARUM geht es.
Es geht nicht so sehr darum, WAS passiert, oder WIE ich das beschreibe. Es geht darum, das Jasmin die Geschichte genau an der Stelle anfängt, wo es kein anderer Mensch tun würde. Einfach weil sie so ist.


Okay, also in diesem Zusammenhang würde ich tatsächlich nur noch auf eine Überdenkung der Wortwahl plädieren. Mr. Green
Denn du hast natürlich Recht, wenn das Ganze ihren Charakter zeichnen soll, und auch später sogar noch Erwähnung in der Geschichte findet, dann ist an der Szene an sich nicht unbedingt etwas auszusetzen.


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Beitrag30.11.2017 13:30
Partizipienprinzipien :)
von Gast
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Zitat:
und eines der Systeme die ich Leite ist Call of Cthulhu.

Fhtagn.
 Cool
Zitat:
Gibt es einen Grund dafür, Partizipien abzulehnen? Ich meine, ich bin ja offen für alles, aber ich mag sie eigentlich. Sie resultieren eben in einer ganz eigenen satzstruktur. Der Text klingt dann etwas melodischer, finde ich. Obwohl ich finde, das deutsch eine tolle sprache ist, klingt sie im Basiskorset manchmal einfach zu "hart". Partizipien "schleifen" den satz weicher.
Warum ist das verkehrt?

Wer sagt, Partizipien seien verkehrt? Ich kann nur für mich sprechen, mir wird es in der Häufung zuviel. Du empfindest sie als melodisch, ich als unbeholfen. Das war nicht immer so, zu Beginn meiner Schreibtätigkeit habe ich sie gern verwendet. Wann da wieso ein Umdenken eingesetzt hat - ich weiß es nicht mehr.

Aha - die Duschszene dient einem besonderen Zweck. Hatte mir sowas gedacht, weil der weitere Text erfreulich "unromantastisch" klingt, lag falsch mit meiner Deutung "Kontrast erzeugen".

Betreffs des harten Deutsch, kennst du das Zitat mit dem Pferd? Wink
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purpur
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Beitrag30.11.2017 13:55
Re: Dämmerforst
von purpur
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Hallo Andy1982,

ein Herzliches Willkommen
und viel Spaß!
Der Titel "Dämmerfrost" hat mich neugierig gemacht. Die anfängliche Duschszene nach dem "Dämmerfrost" empfand ich gleich angenehm kontrastreich verbildlicht, dann aber hat mich der zweite Satz stutzig werden lassen - aufgemerkt, wie viele befinden sich denn nun dort? Am Ende dann die Gewissheit, da war nur das verwirrende "n" zu viel, oder?
Andy1982 hat Folgendes geschrieben:

Ich erinnere mich noch daran, wie ich damals unter der Dusche stand. Eine Hand an meinen Brüsten, die anderen zwischen den Beinen.

Was ein Buchstabe so anrichten kann...
 Kommt noch was?
HzlppGrüße
Pia


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Andy1982
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Beitrag30.11.2017 14:55
Re: Dämmerforst
von Andy1982
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Canyon hat Folgendes geschrieben:
Okay, also in diesem Zusammenhang würde ich tatsächlich nur noch auf eine Überdenkung der Wortwahl plädieren. Mr. Green
Denn du hast natürlich Recht, wenn das Ganze ihren Charakter zeichnen soll, und auch später sogar noch Erwähnung in der Geschichte findet, dann ist an der Szene an sich nicht unbedingt etwas auszusetzen.


Das hatte ich gehofft lol2

Zitat:
Fhtagn

Leicht unpräzise wortwahl. hat die erwähnung von Cutulhu dich jetzt zum träumen oder schlafen gebracht? Wink

Zitat:
Wer sagt, Partizipien seien verkehrt? Ich kann nur für mich sprechen, mir wird es in der Häufung zuviel. Du empfindest sie als melodisch, ich als unbeholfen. Das war nicht immer so, zu Beginn meiner Schreibtätigkeit habe ich sie gern verwendet. Wann da wieso ein Umdenken eingesetzt hat - ich weiß es nicht mehr.

Selanna erwähnte auch schon, das Partizipien hier nicht gerne gesehen sind. Ich frage mich halt grade ob das wirklicher literarischer Konsens ist, oder ob das nur ein spleen ist, den Quasi ein user im Board vom anderen übernimmt. So was gibt es ja auch. Google ist diesbezüglich eher unaufgeregt, nur 2 Einträge auf 10 Seiten. Rein Subjektiv kann ich das halt nicht unterschreiben, was aber nunmal nicht heißt, dass ich im Recht bin.
Das einzige was ich weiß ist, ist das Viele Leute Schachtelsätze ablehnen (in denen Partizipien ja gerne verwendet werden). Aber sowas produziere ich ja eigentlich nicht - trotz der Partizipien.
Deshalb hätte ich da gerne mehr infos, warum das so ist.

Zitat:
Betreffs des harten Deutsch, kennst du das Zitat mit dem Pferd?
Nein, ich glaube nicht.

Zitat:
Was ein Buchstabe so anrichten kann...

Endlich hat es jemand erkannt! Das ganze ist nämlich eine Story über Mutanten, nicht Menschen! Die Gute hat nämlich 47 Arme! Ja, und am anderen Bein auch! Und die Nase wächst ihr aus dem Hintern, und dafür hat sie augen an den Füßen! Und ... und ... und ... ja ... nein. Confused

Also nein. Das "n" ist da irgendwie falsch ... Embarassed

Danke für den Hinweis.
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purpur
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Beitrag30.11.2017 15:23

von purpur
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naweiß man´s so genau ...

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Canyon
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Beitrag30.11.2017 16:40
Re: Dämmerforst
von Canyon
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Andy1982 hat Folgendes geschrieben:


Zitat:
Was ein Buchstabe so anrichten kann...

Endlich hat es jemand erkannt! Das ganze ist nämlich eine Story über Mutanten, nicht Menschen! Die Gute hat nämlich 47 Arme! Ja, und am anderen Bein auch! Und die Nase wächst ihr aus dem Hintern, und dafür hat sie augen an den Füßen! Und ... und ... und ... ja ... nein. Confused

Also nein. Das "n" ist da irgendwie falsch ... Embarassed


Schade, denn DIESE Duschszene fände ich überaus spannend zu verfolgen! Wohow Cool


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Selanna
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Beitrag30.11.2017 17:26

von Selanna
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Hallo Andy,

(vorerst Embarassed ) bloß ganz kurz: Ja, das mit den Partizipien ist übernommen. Ich verwende sie hin und wieder auch recht gern, weil ich finde, man kann mit ihnen einen nebensatzlangen Sachverhalt oft in einem einzigen Wort ausdrücken. Aber ich habe gelernt, dass sie in Schreibratgebern und auch von Mitgliedern im Forum, die ich für ziemlich kompetent halte, nicht so geschätzt werden.
Ich verwende sie weiterhin, ohnehin selten, und versuche weiter zu reduzieren, und jedes Mal, wenn ich eins schreibe, denke ich jetzt daran, dass das wohl nicht so ideal ist. Aber nicht von mir verunsichern lassen (bei dem Ich-bin-kein-Experte waren wir ja schon, behalte das bei meinen Kommentaren im Hinterkopf).

Liebe Grüße
Selanna


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Beitrag30.11.2017 18:26
Re: Dämmerforst
von Gast
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Andy1982 hat Folgendes geschrieben:
Leicht unpräzise wortwahl. hat die erwähnung von Cutulhu dich jetzt zum träumen oder schlafen gebracht? Wink

Unqualifizierte Wortwahl. Embarassed Laughing
Zitat:
Selanna erwähnte auch schon, das Partizipien hier nicht gerne gesehen sind. Ich frage mich halt grade ob das wirklicher literarischer Konsens ist, oder ob das nur ein spleen ist, den Quasi ein user im Board vom anderen übernimmt. So was gibt es ja auch. Google ist diesbezüglich eher unaufgeregt, nur 2 Einträge auf 10 Seiten. Rein Subjektiv kann ich das halt nicht unterschreiben, was aber nunmal nicht heißt, dass ich im Recht bin.
Das einzige was ich weiß ist, ist das Viele Leute Schachtelsätze ablehnen (in denen Partizipien ja gerne verwendet werden). Aber sowas produziere ich ja eigentlich nicht - trotz der Partizipien.
Deshalb hätte ich da gerne mehr infos, warum das so ist.

Betreffs Spleen: Keine Ahnung, bin neu hier. Smile Du verwendest sie gern, also verwende sie. Vielleicht geht es dir wie mir und du magst sie in ein paar Jahren nicht mehr, ohne begründen zu können, woher das kommt.

Hab das Zitat zum "harten" Deutsch bei zeit.de gefunden:
Zitat:
Karl V.: „Wenn ich mich im Gebet an Gott wende, dann auf Spanisch; mit meiner Geliebten spreche ich italienisch, mit meinen Freunden französisch; mit meinen Pferden spreche ich deutsch.“

Zitat:
Endlich hat es jemand erkannt! Das ganze ist nämlich eine Story über Mutanten, nicht Menschen! Die Gute hat nämlich 47 Arme! Ja, und am anderen Bein auch! Und die Nase wächst ihr aus dem Hintern, und dafür hat sie augen an den Füßen! Und ... und ... und ... ja ... nein. Confused
Also nein. Das "n" ist da irgendwie falsch ... Embarassed

Achso? Dachte, sie wechselt mit den x Händen zwischen den y Brüsten. Shocked Eine Art Lustknoten, bei den vielen Extremitäten.
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Andy1982
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Beitrag01.12.2017 02:20

von Andy1982
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Canyon hat Folgendes geschrieben:

Schade, denn DIESE Duschszene fände ich überaus spannend zu verfolgen! Wohow Cool

Ok, wenn ich das Buch fertig kriege, und jemanden finde, der es druckt, werde ich dann zur Feier des Tages diese Szene extra noch nachschreiben. Laughing
Allerdings wird die dann wohl ein Fall für den Redlight district. Wohow

Selanna hat Folgendes geschrieben:
Hallo Andy,

(vorerst Embarassed ) bloß ganz kurz: Ja, das mit den Partizipien ist übernommen. Ich verwende sie hin und wieder auch recht gern, weil ich finde, man kann mit ihnen einen nebensatzlangen Sachverhalt oft in einem einzigen Wort ausdrücken. Aber ich habe gelernt, dass sie in Schreibratgebern und auch von Mitgliedern im Forum, die ich für ziemlich kompetent halte, nicht so geschätzt werden.
Ich verwende sie weiterhin, ohnehin selten, und versuche weiter zu reduzieren, und jedes Mal, wenn ich eins schreibe, denke ich jetzt daran, dass das wohl nicht so ideal ist. Aber nicht von mir verunsichern lassen (bei dem Ich-bin-kein-Experte waren wir ja schon, behalte das bei meinen Kommentaren im Hinterkopf).

Liebe Grüße
Selanna

Kein Grund um gleich rot zu werden Cool
Das das auch in Schreibratgebern steht, ist ja schonmal ein Anfang - wenn ich noch keine Antwort. Mal sehen, vielleicht nehme ich ein paar raus, trotzdem würde ich es immer noch schätzen, wenn mir jemand erklären könnte, WARUM sie schlecht sind. Laughing

emr hat Folgendes geschrieben:
Wenn ich mich im Gebet an Gott wende, dann auf Spanisch; mit meiner Geliebten spreche ich italienisch, mit meinen Freunden französisch; mit meinen Pferden spreche ich deutsch.

Dieses Zitat mag treffend sein ... aber von jetzt an werde ich italienische Reiter immer mit ganz anderen Augen sehen. Twisted Evil

Zitat:
Achso? Dachte, sie wechselt mit den x Händen zwischen den y Brüsten. Shocked Eine Art Lustknoten, bei den vielen Extremitäten.

Ich weiß, ich weiß. Ich schreibe Horror und ich habe diesen Mist ins rollen gebracht ... aber DAS Bild ist sogar für mich zu bizarr Laughing
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