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ehrlich Leute, unter uns: L dirbt im Tortenhaus, mampft lysischen Hanf


 
 
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Stimmgabel
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Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag16.10.2017 11:54
ehrlich Leute, unter uns: L dirbt im Tortenhaus, mampft lysischen Hanf
von Stimmgabel
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-

ehrlich Leute, unter uns: L dirbt im Tortenhaus, mampft lysischen Hanf

Herein, hereinspaziert ins ’rium  / Terra, Lari, Vangi ins ver_
leichte  / Haus der Notentanzaale; eiche Ableger,
legen 'n Psalm Magnium  / zu. Reg’s ab den ge
quirlten Eis / tann'zipfel auf den Tell: greis_
Klumpen, Distiosen, tumbe Hum  / Pen is

on air Rekiflusen. Doom. / Rumble

oh Gott Apollon. Ist tot

Heim, endlich heim

rein.
Reim
bis
Swarzbrot.

                     -----


Ein geiles Stück Joe. Kongratio  / ... ich schwebe
kleb dran. Pamm. 'rührst me. ’ahnsinn
das Artio  / in meiner Rose
echt knapp am
Oxymoron

pplatzt auf ...
raus ne  / Ozine hoppelt Rap- so
die Teuflin der Poesie, swabt  / schmatzt is born mom's ... Pipeline

pipes Mayo. Magritte säuft
'sinth / ach Humpan
mein Bragolin Kind
meine Terrine
und tränen_
Rinne  / bin

so begeist

nass
vasig
Blum’

Anna.

                                                     -----

Erkenntnisgroove on Pappl :


      Scheiße! uckt Goerth'

      Lied sang hin vor sich
      entschlief, das Klavier


-



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Gabel im Mund / nicht so hastig...
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finis
Klammeraffe
F


Beiträge: 577
Wohnort: zurück
Die lange Johanne in Bronze


F
Beitrag17.10.2017 21:12

von finis
Antworten mit Zitat

Hallo Stimmgabel,

... wollen doch mal sehen, ob ich Dich noch lesen kann...

Zitat:
ehrlich Leute, unter uns: L dirbt im Tortenhaus, mampft lysischen Hanf

Was für ein Titel! Fast schlagzeilenhaft, gleichzeitig aber auch diese tratschhafte Munkeln "ehrlich Leute, unter uns"... Ich habe auch den Eindruck, dass der Text gewissermassen die Balance zwischen diesen beiden Ebenen hält. Einerseits habe ich den Eindruck, dass (zumindest ein Schein-)Einlass gewährt wird in einen Bereich, der sonst nicht zugänglich ist.. und andererseits gibt es eine feststellende, verkündende - und auch etwas reisserische - Ebene. Was da unter dem Deckmantel des (Schein-)Vertrauens preisgegeben wird: L - instinktiv würde ich hier Lyrik mitlesen -, also eine Person namens L befindet sich in einem sogenannten Tortenhaus, in einer Örtlichkeit, die ich jetzt assoziativ mit betäubender Süsse in Verbindung bringen würde. L "dirbt" - ich lese mit: ver-dirbt, aber auch: stirbt; wobei es weniger um das Ereignis als eher um den schleichenden Prozess zu gehen scheint, scheint mir. "mampft lysischen Hampf" - wieder diese betäubende Süsse; L ist künstlich in einen ekstatischen Status versetzt worden um ebenjenes erwähntes "derben" nicht so recht mitzubekommen.

Zitat:
Herein, hereinspaziert ins ’rium / Terra, Lari, Vangi ins ver_
leichte / Haus der Notentanzaale; eiche Ableger,
legen 'n Psalm Magnium / zu. Reg’s ab den ge
quirlten Eis / tann'zipfel auf den Tell: greis_
Klumpen, Distiosen, tumbe Hum / Pen is

on air Rekiflusen. Doom. / Rumble

Hier entsteht dann für mich der Eindruck, dass man eine ansonsten hinter verschlossenen Türen tagende Gesellschaft betritt; nicht zuletzt durch das "hereinspaziert". Ausserdem wirkt das auf mich wie eine Exposition. Zunächst des Ortes: ein Terrarium, aber auch geographisch, Lari (die Währung natürlich), die Region in Italien (glaube ich?). Schön finde ich, wie hier da auch die römischen Laren mitklingen, die Familiengötter, sage ich mal verkürzt. Muss ich Dir ja eh nicht erklären; geht mir nur um den Aspekt, bzw, das Themenfeld, das hier bei mir als erstes anschlägt, Familie also. Dann Vangi, der Bildhauer... aber, wenn mich nicht alles täuscht, gibt es da auch ein italienisches Verb (vangere oder so), das umgraben bedeutet. Fände das im Zusammenhang mit dem Terrarium sehr reizvoll. Wir befinden uns also (bzw ich, will ja hier nicht verallgemeinern) auf italienischem Boden, bzw fast sogar schon darunter. "Notentanzaale" - was für ein herrliches Wort, was da alles drinsteckt, da könnte ich einen ganzen eigenen Kommentar zu schreiben, denke ich gerade. Das Haus ist ver-leicht, voller greis-Klumpen. Ich sehe hier also ein Altersheim, Du versteckst/tarnst das Wort Pensionär auch sehr geschickt im Text Wink Dann: Doom/Rumble: Für mich eine klare Ansage: Die Exposition ist vorbei, die Handlung kann kommen.

Zitat:
oh Gott Apollon. Ist tot

Heim, endlich heim

rein.
Reim
bis
Swarzbrot.

Das bestätigt's nur für mich: jetzt geht's ans Eingemachte. Der Tod des Dichtergotts (ein Hinweis auf die mysteriöse L?) leitet für mich das Geschehen, bzw den Grundkonflikt ein. Ein Grund zur Heimreise für jemanden, der zuvor wohl eine Italienreise unternommen hat... Richtung Swarzbrot.

Zitat:
Ein geiles Stück Joe. Kongratio / ... ich schwebe
kleb dran. Pamm. 'rührst me. ’ahnsinn
das Artio / in meiner Rose
echt knapp am
Oxymoron

Ha, das liest sich so wie eine typische Rezension. Das was Lyrik halt leisten soll: Rühr mich an, beweg mich, ab und zu auch ein Oxymoron, aber bloss nicht zu unangepasst bitte. Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose...
'ahnsinn, oder auch ahn-sinn finde ich besonders gelungen. Ist es nicht das was beim Lesen passiert: Dass Ahnen sich mit den anderen Sinnen zusammentut, um zu erfassen, ersinnen was da geschieht? Fantastisch.
Der Joe... beim ersten Lesen dachte ich ja an den swingenden Joe, den ich vor Jahren mal hier kennengelernt habe. Mit den letzten Zeilen denke ich an einen etwas anderen Joe, den ich auch schon in Deinen Gedichten getroffen habe, wenn ich mich recht entsinne und passenderweise war der ja auch mal länger in Italien...

Zitat:
pplatzt auf ...
raus ne / Ozine hoppelt Rap- so
die Teuflin der Poesie, swabt / schmatzt is born mom's ... Pipeline

Hmm, hier habe ich Schwierigkeiten viele der Bilder einzuordnen, finde das aber erstmal nicht schlimm. Ich lese das erstmal so: etwas platzt auf (schön, dieses onomatopoetische pplatzt) könnte durchaus das geile Stück von oben sein, aber auch L selbst oder auch die Situation, in der sich Joe befindet. Ich tendiere hier zu L(-yrik), aus ihr heraus geboren wird ein, hm, eine Rhapsodie/ein Rap, etwas in sich nicht Stimmiges, Ungebundenes, Flashiges vielleicht, die Teuflin der Poesie, also eine Versuchung, aber auch Verdammnis.

Zitat:
pipes Mayo. Magritte säuft
'sinth / ach Humpan
mein Bragolin Kind
meine Terrine
und tränen_
Rinne / bin

so begeist

nass
vasig
Blum’

Anna.

Und hier der Punkt, an dem ich mir wünsche, ich wüsste mehr über Kunst. Magritte kann ich einordnen. Bragolin auch. Frage mich ob es eine Verbindung zwischen beiden gibt, die mir nicht bewusst ist, verneine das aber vorläufig für den Gedichtkontext. Ich nehme mal an, Magritte kommt über die pipes ins Spiel/Ceci n'est pas une pipe/und hinten dran der Absinth, der ihm das eingeflüstert haben könnte. Ich sehe hier in erster Linie eine ausführliche Darstellung des Rührseligkeitsgedanken, der oft mit L oder dem was man unter L versteht in Verbindung gebracht wird. Begeisterung in direktem Kausalzusammenhang zu Tränen, sich nässen, gerürht-sein als conditio sine qua non.
Und dann steht da unten: Anna. Ganz schlicht, und beinahe könnte man meinen sie wäre eine zusätzliche Zuschauerin... Vielleicht ist sie's ja auch. Denke hier aber, wegen dieses einen speziellen Joes, an Anna Amalia. Wäre doch eine ironisch feine Spitze ausgerechnet sie ans Ende einer klimaktischen Rührseligkeitssteigerung zu setzen.

Zitat:
Erkenntnisgroove on Pappl :


Scheiße! uckt Goerth'

Lied sang hin vor sich
entschlief, das Klavier


Und plötzlich ist es vorbei. Ein Erkenntniszucken, ein Apfel fällt vom Baum oder von der Pappel (frag mich bitte nicht, wie der Apfel auf die Pappel gekommen ist), jemand hüpft aus der Badewanne und der Joe merkt: Scheisse. Was sollte das eigentlich mit Italien. Und dann ein leiser Abgesang, der einfach nur passt genauso wie er ist, finde ich.


---
Tja. Das ist mehr als nur L-Kritik. Hier wird mMn mehreres miteinander verwoben, Stilkritik geübt, klar, aber auch Parallelen zwischen Jahrhunderten gezogen und eine Parallele zwischen Kunst und Lyrik geschaffen, Magritte und Bragolin werden quasi zu Sinnbildern lyrischer Richtungen, bzw zumindest ihre Motive. Für mich wird die Italienreise als Metapher für lyrischen Werdegang verwendet, das Dahin-Siechen von L ist nicht nur das Siechen von L als Gattung (Popularitätsverlust usw), sondern v.a. das "derben" einer bestimmten lyrischen Machart. Für mich scheint da auch eine befürchtete Rückkehr zur Rührseligkeitsromantik durch...?


Ich hoffe, ich habe Deinen Text nicht völlig Verlesen, könnte sein, dass es eher meine Gedanken nun sind als Deine. Hoffe trotzdem, Du kannst aus meinem ahn-sinnen etwas für Dich schöpfen...

LG
finis


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Perry
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Beitrag19.10.2017 17:41
Hallo Frank,
von Perry
Antworten mit Zitat

besser ich fang erst mal mit einem Dank an den Vorkommentator finis an, denn der hat ja bereits mächtig gute Textarbeit geleistet.
Zusammen mit Text und Komm sehe ich einen dieser Unterhaltungsnachmittage im Altenheim oder besser einer Seniorenresidenz vor mir. Es gibt Kaffee und Torten, natürlich darf auch das Unterhaltungsprogramm nicht fehlen. Nach einigen poetischen Texten folgt  Musik bis der Klavierspieler einnickt oder sind Joe, Magritte und Anna schon vorher abgedriftet?
Dass das L für Lyrik stehen könnte wie finish vermutet gefällt mir, dass die Poesie im Altenheim ihr Ende finden soll eher nicht, denn im Gegensatz zum Menschen kann sie sich immer wieder neu erfinden.
Dein Text ist ein gutes Beispiel dafür, auch wenn ich mehr für Mehrdeutigkeit ohne Wortverstümmelungen bin. Wink
LG
Perry
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finis
Klammeraffe
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Die lange Johanne in Bronze


F
Beitrag20.10.2017 17:31

von finis
Antworten mit Zitat

Hallo Perry,

Da Du mich ja schon persönlich ansprichst... Wink
Im Grunde denke ich, wir sind eigentlich einer Meinung. Einen ernsthaften Tod der L/wie auch immer sehe ich hier nicht. Mehr ein ironisches Dahinsiechen, und ja, sich stets Neuerfinden.
Was ich allerdings schon denke, ist dass gleich im Titel die Prämisse gesetzt wird, dass die Tratschweiber L schon (mehr oder weniger) abgeschrieben haben - im Rahmen skandalträchtiger Halbwarheiten, die sich Mund zu Mund verbreiten. Und was ich auch denke, ist, dass durch die doppelte Einbindung von Alter auf zwei unterschiedlichen Ebenen (Altersheim als Setting und der G.) eine "Altherrenlyrik"-tendenz zumindest ironisch thematisiert wird.

LG
finis


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