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sleepless_lives Schall und Wahn
Administrator Alter: 58 Beiträge: 6477 Wohnort: München
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14.10.2017 00:21
von sleepless_lives
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Mein zweiter Favorit. Irgendwann später werde ich wahrscheinlich mal denken, ich hätte das selbst erlebt. False memories - aber ich werde schwören, ich hätte dort in der Küche gesessen. Oder hatte ich das nur geträumt. Aber es war so real. Vielleicht muss man, um diesen Text zu schätzen, die Situation erlebt haben. Nicht in der Muttersprache kommunizieren zu können und von Menschen aus andren Kulturen umgeben zu sein, mit zum Teil ihren eigenen Sprachen. Auf jeden Fall ist das sehr gut beobachtet und gut herausgestellt, wie es zu einem - vielleicht nur kurzlebigen - Umschlag der Stimmung und zu überkultureller Gemeinsamkeit kommt. Oh, Shakespeare.
_________________ Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)
If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright) |
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femme-fatale233 Füßchen
Alter: 31 Beiträge: 1913 Wohnort: München
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14.10.2017 11:29
von femme-fatale233
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Die alte Frage: Äußert man sich als Autor hinterher noch mal zu seinem Text oder nicht?
Ich tue es in diesem Fall. sleepless, deine Worte haben mir das Herz gewärmt. Und mich darin bestärkt, dass das, was ich da produziert habe, auch seine Leser findet.
Was ich aus vielen Beiträgen rauslese ist Ratlosigkeit. Hobbes schrieb ja, es sei ihr Google-Beitrag. Klar, der Text setzt viel voraus. Wer sich in fremde Kulturen begibt, für den werden ihr Alltag und die darin enthaltenen Dinge tatsächlich irgendwann alltäglich. Und darin liegt für mich auch die Kraft von Lokalkolorit. Mögen muss man es deswegen trotzdem nicht.
Was viele verwirrt hatte, war der Titel, ich habe hinterher auch überlegt, ob er so glücklich war, weil er meiner Ansicht nach, zu viel verriet - oder auch nicht, wie die Kommentare zeigen. Als ich vor einem Jahr zum ersten Mal für längere Zeit nach Rom gefahren bin, hatte ich sehr viele Sommersachen im Gepäck. Was ich mir dort vor Ort gekauft habe: Einen Schirm. Denn Rom ist eine der regenreichsten Städte Europas - hat Wikipedia mich gelehrt. Wenn es dort anfängt zu regnen, dann will man nicht draußen sein. Wirklich nicht. Es regnet wie bekloppt, die Straßen sind unterspült, die Klamotten sind bis auf die Unterhose nass. Neulich war ich mal wieder da, es hatte sehr sehr lange nicht geregnet, und dann kam das Unwetter mit Sturmböen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag ging es los. Ich habe lang geschlafen und fand es urgemütlich, habe mir Eier zum Frühstück gemacht und ein Buch gelesen. Abends bekam ich dann reihenweise SMS und Mails von meinen Lieben, ob alles in Ordnung sei, sie hätten im Fernsehen gehört, es habe Tote und Vermisste gegeben. Und ganz ehrlich: Das ging total an mir vorbei. Klar, die U-Bahnen waren überflutet, es gab entwurzelte Bäume, in einigen Gebäuden war der Strom weg... aber die größte Auswirkung, die ich in den darauffolgenden Wochen mitbekommen habe, war, dass das Internet zwei Wochen nicht ging. Das fand ich interessant, das wollte ich zum Thema machen. So viel vielleicht zur Einordnung. Wie gesagt, man will nicht draußen sein, wenn es losgeht.
Ansonsten: Der FFF ist ein Wettbewerb, bei dem man innerhalb von zwei Stunden etwas skizziert. Wenn es hier und da hapert und ein Text an einer seichten Oberfläche bleibt, stört mich als Leserin das meist nicht. Aber vielleicht - und das ist eine Vermutung, keine Kritik - ist die Rezeption für den FFF ähnlich: Schnell, geradlinig, zum Weglesen? Keine Ahnung. Vielleicht liege ich mit der Einschätzung auch total falsch. Trotzdem danke an alle, die sich nicht haben abschrecken lassen und sich durch den Text ihren Weg gegraben haben. Und danke an Jenni und sleepless, es war wie immer eine große Freude!
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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14.10.2017 22:20
von hobbes
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Öhm. Mich verwirrt der Titel immer noch. Er ist quasi so eine Art Schlagzeile? Vom "Danach", also nach dem Sturm?
Und die sitzen zu Hause im Warmen, essen was, alles ist gut, aber plötzlich fällt ihnen Lucien ein und der Titel somit ein "auweia, das könnte schief gehen"-Hinweis?
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6155 Wohnort: Nullraum
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14.10.2017 23:31
von V.K.B.
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hobbes hat Folgendes geschrieben: | Er ist quasi so eine Art Schlagzeile? Vom "Danach", also nach dem Sturm?
Und die sitzen zu Hause im Warmen, essen was, alles ist gut, aber plötzlich fällt ihnen Lucien ein und der Titel somit ein "auweia, das könnte schief gehen"-Hinweis? | Genauso hab ich das jetzt auch verstanden. Aber das verwirrt mich nicht mehr, sondern macht jetzt doch Sinn. Wobei ich mich nur frage, wie man als Leser darauf hätte kommen sollen. Das ist um soviele Ecken gedacht, dass man, wenn man da zu spekulieren anfängt, wahrscheinlich zu einem ganz anderen Ergebnis käme.
_________________ Hang the cosmic muse!
Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills … |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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14.10.2017 23:47
von firstoffertio
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Ich hatte das so verstanden, vielleicht, weil ich letzten Monat eine Reihe solcher Schlagzeilen verfolgt hatte.
(Montag Nacht soll übrigens ein Ausläufer von Ophelia hier über uns kommen.)
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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15.10.2017 00:02
von Jenni
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Was ich ja an Caros Titel so genial fand - und das ist auch, weshalb mich wiederum verwirrt, wie er den meisten so ein Rätsel bleiben konnte - ist, dass er für mich etwas war, das man von vornherein mit in das Lesen hineinnimmt, also das Wissen, etwas Schlimmes und Endgültiges müsse letztlich passieren / passiert sein, und diese Erwartungshaltung zusammen mit den bis zum Schluss sehr beiläufigen Gesprächen beim Essen in diesem Wohnheim* genau die Stimmung erzeugt, die für mich das Thema des Abendessens vor dem Sturm versprach, eine sehr unterschwellige Bedrohlichkeit, und das allein durch den Titel. Das fand ich schon verwegen, frech und wie gesagt genial.
*In so einem Studentenwohnheim habe ich auch mal ein Jahr lang gewohnt, wenngleich in Deutschland, aber die meisten meiner Mitbewohner waren von überall sonst, insofern hatte ich auch gleich Bilder und ein ganz vertrautes Gefühl in deiner WG-Küche beim Lesen.
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femme-fatale233 Füßchen
Alter: 31 Beiträge: 1913 Wohnort: München
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15.10.2017 12:02
von femme-fatale233
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hobbes hat Folgendes geschrieben: | Öhm. Mich verwirrt der Titel immer noch. Er ist quasi so eine Art Schlagzeile? Vom "Danach", also nach dem Sturm?
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Ja genau, das war so ein bisschen die Idee. Aber vermutlich hat firstoffertio Recht, dass man auf Schlagzeilen dieser Art ein bisschen sensibilisiert sein muss, um sie als solche wahrzunehmen?
Dass es für Jenni trotzdem oder gerade deshalb funktioniert hat, freut mich wirklich ungemein. Der Leseeindruck, den du beschreibst, war genau die Richtung, die ich damit einschlagen wollte.
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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16.10.2017 23:31
von hobbes
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Ja, wenn man es so versteht, wie Jenni es verstanden hat, das bringt natürlich gleich eine ganz andere Ebene hinein.
Ich könnte mir vorstellen, dass das für mich auch deshalb fern meines Leseeindrucks war, weil ich selbst jetzt, wo ich weiß, wie es gedacht ist, nicht daran glaube. Weil das eben so alltäglich ist, also das, was im Text passiert und die Leute, die da passieren. Das ist natürlich gerade der Witz, hey, es kann jeden treffen.
Vielleicht ist es auch (oder noch dazu) die Optimistin in mir, die sich beharrlich weigert, daran zu glauben. Natürlich gibt es Tote und Verletzte, aber doch nicht Lucien! Der kommt wieder.
Wie seltsam das alles doch ist, mit den Texten und dem Lesen und überhaupt.
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