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medizynicus Eselsohr
Beiträge: 477 Wohnort: Bad Dingenskirchen
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31.03.2017 13:02 "Tagebuchstil" ein No-Go? von medizynicus
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Liebe Leute,
hier gibt es einige Threads, die in eine ähnliche Richtung gehen, aber trotzdem nochmal die Frage in die Runde:
Mein neuestes Baby hat seine Erzählstimme noch nicht gefunden. Wie auch immer ich es drehe.... es wirkt langweilig, holprig und fad, obwohl ich von dem Plot eigentlich überzeugt bin. Aber ich kann ihn nicht rüberbringen....
Jetzt also meine geniale Idee:
Ich schreibe das ganze wie einen Blog. Also in der Ersten Person, aus der Sicht meines Protagonisten und im Präsens. Vor den Abschnitten jeweils "Tagebuch-Überschriften" (Also: Dienstag, 16 Uhr: Bin grad beim Kaffeetrinken. Draußen scheint die Sonne...)
Okay, so genial neu ist die Idee nicht, ich bin ja nicht der erste, der auf die Idee gekommen ist. Es gibt ja solche Bücher.
Deshalb die Frage: ich habe gehört, so etwas sei heutzutage inzwischen ein absolutes No-Go und damit von vorn herein unverkäuflich.
Weiß jemand mehr darüber?
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Davebones Wortedrechsler
D Alter: 30 Beiträge: 84 Wohnort: Essen
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Aslindor Gänsefüßchen
Beiträge: 43 Wohnort: Leipzig
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31.03.2017 13:23
von Aslindor
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Hallo Medizynicus,
ich kann dir sagen, dass ich vor einer Weile ein Buch in ähnlicher Erzählweise gelesen habe, leider mag mir der Titel gerade nicht einfallen,
der/die Autor/in ist sogar noch einen Schritt in eine andere Richtung gegangen und hat gewissermaßen Kühlschranknotizen verfasst von Mutter an Tochter und ich fand es überaus "erfrischend" (entschuldige bitte den stupiden Wortwitz)
Nein im Ernst, mich persönlich hat es nicht gestört und ich glaube auch nicht dass es eine absolutes No-Go gibt, solang man sich in den Konventionen des Genres bewegt, soll heißen eine Fantasy-Geschichte würde ich nicht in dieser Form erzählen, aber für etwas Belletristisches denke ich schon, dass das eine denkbare Erzählform ist
liebe Grüße Aslindor
_________________ Es war unvermeidbar: der Geruch von bitteren Mandeln ließ ihn stets an das Schicksal verhinderter Liebe denken.
- Gabriel Garcia Marquez, Die Liebe in den Zeiten der Cholera - |
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Merlinor Art & Brain
Alter: 72 Beiträge: 8676 Wohnort: Bayern
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01.04.2017 01:17 Re: "Tagebuchstil" ein No-Go? von Merlinor
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medizynicus hat Folgendes geschrieben: | .... es wirkt langweilig, holprig und fad, obwohl ich von dem Plot eigentlich überzeugt bin. Aber ich kann ihn nicht rüberbringen....
Jetzt also meine geniale Idee:
Ich schreibe das ganze wie einen Blog. Also in der Ersten Person, aus der Sicht meines Protagonisten und im Präsens. Vor den Abschnitten jeweils "Tagebuch-Überschriften" (Also: Dienstag, 16 Uhr: Bin grad beim Kaffeetrinken. Draußen scheint die Sonne...)
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Hm ... gehts etwas konkreter?
WAS willst Du wie einen Blog schreiben? Einen Krimi? Eine Liebesgeschichte? Einen Histo-Thriller?
Oder eine Anleitung für Hobbygärtner: Also: "Dienstag, 16 Uhr: Bin grad beim Kaffeetrinken. Draußen scheint die Sonne ... da kommt mir die Idee, dass Birkenmulch meinen Geranien einen Wachstumsschub geben müsste, der jeden Tritt in den Hintern bei weitem ..."
LG Merlinor
_________________ „Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“
MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942 |
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Mogmeier Grobspalter
Moderator Alter: 50 Beiträge: 2677 Wohnort: Reutlingen
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01.04.2017 03:18
von Mogmeier
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Hallo medizynicus,
solchen trendbedingten No-Go’s würde ich im ersten Moment erstmal keinerlei Beachtung schenken, oder bzw. doch – aber nur, um es mit solchen vermeintlichen No-Go’s eben auf die Spitze zu treiben. Wichtig hierbei: Es sollte weder gestelzt noch künstlich aufgesetzt für den Leser rüberkommen.
Mein Vorschlag an dich (und sorry an alle, dass ich wieder mal den D.F. Wallace anbringe): schau mal in der Stadtbibliothek oder so vorbei und zücke dir den Roman, ›Unendlicher Spaß‹, des eben genannten Autors ausm Regal. Auf der Seite 55 (zumindest bei meiner Taschenbuchversion) beginnt eine Szene, in der es um ein gewisses Kind namens »Wardine« und andere Kinder aber auch um einen Mann namens »Roy Tony« geht. – Besagte Szene (wie dieser Roman selbst) ist eine schreibtechnische Hochglanzleistung! … Und in diesem Sinne auch Inspiration pur! Also vom Schreibtechnischen her, meine ich. Is' klar.
LG Mog
_________________ »Nichtstun ist besser, als mit viel Mühe nichts schaffen.«
Laotse |
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Ron Swanson Klammeraffe
Alter: 33 Beiträge: 802 NaNoWriMo: 4094 Wohnort: Gütersloh
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01.04.2017 14:54
von Ron Swanson
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Kann mich Mogmeier nur anschließen.
Interessant finde ich besonders Mischformen.
Das heißt es kommen Tagebucheinträge vom Protagonisten und vielleicht dann das, was wirklich passiert ist. Oder gar Einträge von einer anderen Person, die darin verwickelt ist.
Guck dir mal das Buch Geständnisse von Kanae Minato an, da gibt es Tagebucheinträge von einer Mutter, dessen Sohn des Mordes "angeklagt" wird. Zusätzlich wird die Geschichte noch aus der Sicht weiterer Personen beschrieben, aber nicht in Tagebuchform.
Das fand ich absolut faszinierend.
Ob ich ein Buch durchhalten würde, das komplett aus diesen Einträgen besteht, glaube ich ehrlich gesagt nicht.
Lieben Gruß
die Ron
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Poolshark Klammeraffe
Alter: 42 Beiträge: 827 NaNoWriMo: 8384 Wohnort: Berlin
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01.04.2017 15:06
von Poolshark
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Hast du deinen Schreibstil schon mal an Testlesern ausprobiert? Ich hab oft auch das Gefühl, total langweilig zu schreiben. Mit ein bisschen Abstand und durch die Augen anderer sieht das dann aber meist anders aus.
Eine Erzählung im Blogformat klingt zwar auch interessant, bevor du aber alles über den Haufen wirfst, würde ich erst mal ein bisschen Eigenforschung betreiben.
_________________ "But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro |
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3914 Wohnort: wien
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01.04.2017 17:11
von lupus
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Ich seh das Problem nicht. Du schreibst in der Ich-Perspektive, jedes Kapitel ist mit einem Datum überschrieben. Das war's? Is doch was ganz Normales.
lgl
_________________ lg Wolfgang
gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben
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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi |
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novalee.white Leseratte
N Alter: 35 Beiträge: 115
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N 01.04.2017 20:21
von novalee.white
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Ich denke es kommt ganz darauf, wie es zur Gesamtgeschichte passt.
Ich selbst habe schon einige Bücher gelesen, die diese Erzählweise hatte und da fand ich es sehr passend. Das waren allerdings meist Bücher aus dem Jugendbuch-Genre, wenn ich mich recht erinnere.
Grunsätzlich finde ich aber, dass man sich nicht davon abhalten sollte, nur weil es als "no go" gilt - wobei ich hier nicht weiß, ob das stimmt.
Schreib die Story so, wie sie für dich am stimmigsten ist.
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wabe Leseratte
W
Beiträge: 149
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W 02.04.2017 09:18
von wabe
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Wenn ich höre, dass irgendetwas angeblich no-go ist, so ist das für mich ein absoluter no-go.
Die Geschichte und die Art, sie zu erzählen muss passen und nicht was irgendwer mal als no go bezeichnet hat
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ellie_klein Gänsefüßchen
Alter: 31 Beiträge: 23
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31.05.2017 09:01
von ellie_klein
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Ich denke, dass es auch ein wenig auf deine Zielgruppe ankommt... Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass ein klassisches "Liebes Tagebuch!" vor allem bei jüngeren Lesern und Young Adults gut funktioniert, was aber auch nicht heißen soll, dass erwachsene Leser den Stil nicht mögen.
Ich weiß ja nicht, was für ein Werk du geplant hast...? smile Wenn dein Protagonist eine große Entwicklung durchmacht und es vor allem um seine Gedanken und Gefühle geht, kann ich mir die Tagebuch-Perspektive gut vorstellen!
_________________ Sprach- oder Rechtschreibfehler gefunden? Nimmt es mir bitte nicht übel, ich lebe nicht mehr in Deutschland, und meine Zweitsprache gewinnt oftmals die Überhand...
writingellie.com |
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Corey123 Leseratte
C
Beiträge: 125
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C 08.06.2017 20:39
von Corey123
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Ich habe hier im Anschluss auch eine Frage zum Thema Tagebuchform. Ich arbeite im Moment an einer Erzählung in Tagebuchform, habe aber das Problem, dass sehr viel wörtliche Rede enthalten ist.
Würde man Gespräche in wörtlicher Rede in ein Tagebuch übernehmen? Für mich wirkt das ziemlich seltsam und werde es sicher überarbeiten. Ein kurzes Gespräch geht vielleicht, aber lange Dialoge?
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jon Eselsohr
J Alter: 57 Beiträge: 270 Wohnort: Leipzig
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J 28.06.2017 15:21
von jon
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Sobald regelmäßig lange Dialoge auftauchen, würde ich mich das Gefühl stören, dass die Tagebuchform nur ein Notbehelf ist und nicht „organisch passt“. (Es sei denn, der Tagebuchschreiber ist immer mit Aufnahmegerät unterwegs und protokolliert gewissermaßen die Gespräche des Tages. Dann darf er aber nicht „sortieren", denn er weiß ja nicht, was mal wichtig werden wird.)
In der Regel fasst man in einem Tagebuch das Wichtigste vom Tag zusammen, also auch die Inhalte der Gespräche.
_________________ Es ist nicht wichtig, was man mitbringt, sondern was man dalässt. (Klaus Klages) |
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Corey123 Leseratte
C
Beiträge: 125
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C 28.06.2017 19:28
von Corey123
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Das gleiche Gefühl hatte ich auch. Gut, dass wir einer Meinung sind. Es wirkt unentschlossen wie ein Mischmasch.
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orangelunar Leseratte
O
Beiträge: 105
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O 28.06.2017 20:07
von orangelunar
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Dialoge mit Tagebuchstil vermischt klingen seltsam, aber wie wäre es denn, wenn du aus den Dialogen z. B. Chatdialoge machst? Das habe ich mal in einem Buch von Cecelia Ahern gesehen ("Für immer vielleicht"), und da fand ich das gar nicht so schlecht. Das ganze Buch ist eine Mischung aus Chats, SMS, Postkarten usw.
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Corey123 Leseratte
C
Beiträge: 125
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C 28.06.2017 22:12
von Corey123
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orangelunar hat Folgendes geschrieben: | Dialoge mit Tagebuchstil vermischt klingen seltsam, aber wie wäre es denn, wenn du aus den Dialogen z. B. Chatdialoge machst? Das habe ich mal in einem Buch von Cecelia Ahern gesehen ("Für immer vielleicht"), und da fand ich das gar nicht so schlecht. |
Klingt nicht schlecht, aber das muss eben zur Geschichte passen. Man könnte sicher auch eine Erklärung für Dialoge im Tagebuch finden. Aber die Frage ist, ob das für den Leser glaubhaft ist.
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IQ Dino Alter Ego
I Alter: 62 Beiträge: 516 Wohnort: MG
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Bücherwurm87 Gänsefüßchen
B Alter: 37 Beiträge: 33 Wohnort: Essen
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B 05.07.2017 18:23
von Bücherwurm87
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Also ich kann es mir ganz gut vorstellen. Probier es doch einfach aus. Schreib vielleicht das erste Kapitel in dieser Tagebuchform und schau, wie es sich liest. Mit Tagebucheinträgen kann man toll das Innenleben des Protas zum Vorschein bringen und es kann auch ganz witzig sein, wenn Situationen aus seiner Sicht geschildert werden, mit den entsprechenden Gedanken und Gefühlen dazu.
_________________ Gehe nicht nur die glatten Straßen, gehe Wege die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub.
Lebe nicht dein Leben sondern lebe deine Träume. |
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wabe Leseratte
W
Beiträge: 149
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W 06.07.2017 21:14
von wabe
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Ich habe gerade ein Buch im Tagebuchstil gelesen mit Einsprengseln aus dem E-Mail Verkehr. Man braucht einige Zeit, um sich daran zu gewöhnen, aber wenn die Geschichte gut ist, kann man sich daran gewöhnen, obwohl ich selbst nicht so schreiben würde
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Severn Wortedrechsler
Alter: 35 Beiträge: 63
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03.08.2017 18:05
von Severn
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Das kann ich mir nicht vorstellen... Im Gegenteil, Biographien etc. boomen ja, also nur zu! Viele wertvolle Werke der Literatur wurden aus der Ich-Perspektive geschrieben (vgl. Hundert Tage, Der grüne Heinrich (inkl. Tagebucheintragungen), etc.).
Schau dir mal 'Gut gegen Nordwind' an, das Buch besteht nur aus fiktiven Mails, die sich Leute schreiben. Ausserdem denke ich, dass man einfach seiner inneren Stimme folgen und sich nicht davon beeinflussen lassen sollte, was 'No Go' ist oder 'man' nicht tun sollte. Hilft dir das?
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schwarzistdiekatz Eselsohr
Beiträge: 288 Wohnort: Graz
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14.10.2017 21:51
von schwarzistdiekatz
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Nichts ist per se unverkäuflich, wenn gut gemacht.
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