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Babylon, oberdeck


 
 
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag16.09.2017 13:36

von holg
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Ich hoffe, das ist ok, wenn ich direkt Aranka anspreche:

Wie wäre für dich ein Mittelding, also irgendwie mein Vorschlag. Das "wir" und das "dann" finde ich wie du sehr gelungen. Nur im Tempus sind wir uns nicht einig. Wobei ich nach wie vor das "hier und jetzt", den unmittelbaren, nicht durch die nachträgliche Reflektion aufbereiteten/geschönten Blick aus den Zeilen lese.

hinter glas gelassen schweben
wir dann über diesen strom
der ungeduldigen


Ich muss zugeben, je öfter ich die dritte Zeile vor mich hin spreche, desto mehr gewöhne ich mich an das den Vers vermurmelnde ungeduldigen und ich finde, dass gerade dieses "zu lange" Wort mit den "zu vielen" Silben, die "nicht richtig" klingen die Ungeduld konterkarieren, genau indem es die nötige Geduld fordert, es aus zusprechen, genau zu sprechen und in der Folge hinzusehen und zu -hören.


_________________
Why so testerical?
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag16.09.2017 16:07

von Aranka
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Hallo Tula,

ich antworte mal auf holg lege aber damit auch für dich meine Gedanken offen.

Für mich und ich betone: für mich lebt der Text durch diesen gelassenen etwas ausholenden Erzählton. Das trägt für mich die klassische Erzählzeit, die ja auch ein " jetzt war " kennt, recht gut.

 Um so prägnanter war dann der Wechsel in Strophe 4. Hier wird das LI mit seinen kritischen Blick sichtbar, der Ton direkter, ein wenig ironisch. Wie die Wechsel geschickt sind (fett) könnte man noch mal überlegen. Wäre ein "glaubt mir" (direkte Wendung an den Leser") vielleicht denkbar?

Zitat:
Babylon, oberdeck


hinter glas gelassen schwebten
wir dann über diesem strom
der ungeduldigen

an seine ufer warf die stadt
auf mürbe ziegel glitzer ketten
duft als potpourri aus ingwer curry
knoblauch öl und katzenschwanz

an jeder ecke feilschten saris und
abayas um die feigen frische
tänze gab ein gaukler an der ampel
(oder nur ein pierce gezinkter derwisch?)

glaubte mir hier willst du alles oder nichts
zu brauchen außer einem unikat aus palisander
(geiles stück!) und teppiche nur handgeknüpft -
verrückte preise, zugegeben …
gab's angeblich
tupper-handys oder sonstwas

wir diskutierten noch das abendbrot
ob nicht beim drachen hinterm gitterrot
ob gar kebab bei nebukadnezar

dann war's vorbei
wir stiegen um


nach Kensington



Diese Stelle ist für mich sperrig:

(geiles stück!) und teppiche nur handgeknüpft -
verrückte preise, zugegeben … gab's angeblich
tupper-handys oder sonstwas


Vielleicht:

"verrückte preise, zugegeben ... selbst
 tupper-handys gab's - angeblich"


Dann wieder der Wechsel in dieses gemächliche Erzählen. Ich lehne mich als Leser gleich mit nach hinten. Überhaupt:  die "Abendbrot-Zeile" hat was.

Man könnte  ja für die letzten drei Zeilen über einen erneuten Wechsel ins Päsens nachdenken. Für mich machte das Sinn.

Tula, du weißt am besten, wo du mit dem Gedicht hin willst. Lass dich nicht verwirren.

Bis dann. Aranka

Nachtrag: Holg, für mich ist "der strom der ungeduldigen" nicht nur rhythmisch und klanglich ein Anderes als "strom der ungeduld", sondern auch bildlich und inhaltlich.

Letzteres ist für mich ein abstraktes Wortding, ersteres erzeugt ein Bild: ich sehe Menschen, Bewegung, Ungeduld in Aktion.


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
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Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag16.09.2017 16:53

von holg
Antworten mit Zitat

Aranka hat Folgendes geschrieben:
Nachtrag: Holg, für mich ist "der strom der ungeduldigen" nicht nur rhythmisch und klanglich ein Anderes als "strom der ungeduld", sondern auch bildlich und inhaltlich.

Letzteres ist für mich ein abstraktes Wortding, ersteres erzeugt ein Bild: ich sehe Menschen, Bewegung, Ungeduld in Aktion.

Da stimme ich dir vorbehaltlos zu. Meine Rumspiel-Idee mit Ungeduld war rein sprachklanglich motiviert und eher als Platzhalter für einen noch zu findenden Ausdruck gedacht.
Ist so vlt. nicht rübergekommen.
Ähnlich die Abendessenstrophe.


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Tula
Geschlecht:männlichKlammeraffe


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Wohnort: die alte Stadt


Beitrag20.09.2017 23:49

von Tula
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Liebe menetekel

dir ging oder geht es da wie mir, d.h. in den letzten Tagen war das dichterische Hobby aus beruflichen Gründen "Land unter".
Um so mehr habe ich mich die Fortsetzung des Fadens und über deinen löblichen Kommentar gefreut. Und wenn Leser, die mich schon eine Weile kennen, eine Steigerung sehen, dann um so mehr smile extra

LG
Tula


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Tula
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 905
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Beitrag21.09.2017 00:14

von Tula
Antworten mit Zitat

Liebe Aranka und lieber Holg

ich hoffe, es ist ok, wenn ich euch jetzt beiden antworte. Wie gesagt, ich freue mich sehr über die Fortsetzung der Diskussion, die unterschiedlichen Sichtweisen und Details, welche den geübten Leseraugen da so auffallen usw.

Bin ich jetzt doch wankelmütig geworden? - Gewiss! Embarassed

Ich vermute, die Wahl des Tempus ist nicht so unbedingt entscheidend, so denn dieser nicht inhaltliche Widersprüche hervorruft.
Über die Wirksamkeit des persönlichen Bezugs allerdings - das "wir", das den Leser direkter anspricht, als in der zweiten Version, darüber bin ich mir erst jetzt im Klaren. Das war in der ursprünglichen Fassung besser, vor allem in der ersten Strophe.
Bei 'ungeduld' vs. 'ungeduldigen' kann man sich wohl streiten. Es stimmt, dass es mir auch um die erlebte Distanz zwischen 'uns da oben' und den 'Ungeduldigen da unten' ging, d.h. der Mensch auf beiden Seiten. Insofern, neige ich nun doch wieder zur ersten Fassung. Wie Holg im ersten Kommentar treffend schrieb, jeder Leser liest es auch im Fluss und in der Punktierung (des Lesens) anders.

Bei anderen Details möchte ich auch auf den beabsichtigten Lesefluss hinweisen, der mir für die Busfahrt als "richtig" erschien. Zum Beispiel:

Zitat:
verrückte preise, zugegeben … gab's angeblich


war absichtlich fließend, sagen wir mal 'wie in einem Reim-Gedicht'. Deshalb würde ich die Stelle nicht gern ändern. Anderswo könnte man wiederum absichtlich punktierte Stellen einbauen, wenn dies dann dem Inhalt entspricht. Zumindest eine solche Stelle täte dem Gedicht wahrscheinlich auch gut hmm

Da nicht unbedingt das Ziel (hier: die endgültige Fassung), sondern der sogenannte Weg (die Diskussion in der Werkstatt) entscheidend ist, werdet ihr mich nicht böse sein, wenn ich jetzt vorerst noch keine neue Version einstelle. Der Leser hat ja ohnehin beide. Ich muss mir die Sache nochmal in Ruhe durchdenken; wie angedeutet, würde ich auf jeden Fall den persönlichen Bezug wieder einweben.

Jedenfalls vielen Dank für die aufschlussreichen Kommentare.

LG
Tula


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