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Wie wird ein Bösewicht böse?

 
 
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Michel
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag21.12.2016 22:30

von Michel
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Das war jetzt E, oder? lol
Wie ich es verstanden hatte, ging es auch eher um die Frage, was Menschen zu etwas veranlasst, das andere als "böse" bezeichnen würden.
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nebenfluss
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Beiträge: 5987
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Beitrag21.12.2016 23:35

von nebenfluss
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Michel hat Folgendes geschrieben:
Das war jetzt E, oder? lol

Du hast mich durchschaut Daumen hoch


_________________
"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
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Beitrag23.12.2016 00:20
Re: Wie wird ein Bösewicht böse?
von MoL
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Lady Joana hat Folgendes geschrieben:
Dennoch fällt es mir schwer, mich in einen Bösewicht hinein zu versetzen. Was treibt einen Bösewicht an? Was treibt einen Terroristen an? Wie sehen Psychopathen unsere Welt, wie bewerten sie ihre Umgebung?


Böse ist, wer Böses tut.

Was ist böse?
Zum Beispiel Mord.

Warum könnte jemand einen Mord begehen?
Jetzt liegt es an dir: Möchtest du einen durch und durch bösen Bösewicht oder einen, dem der Leser einen Funken Sympathie entgegenbringt?

Im ersten Fall schaffst du einen Grund, den du absolut nicht nachvollziehen kannst, erschaffst eine Figur, von der du dich distanzierst: Der Mörder mordet aus Spaß.
Im zweiten Fall überlegst du dir einen "guten Grund" für sein Handeln, einen Grund, den man zwar nicht als Rechtfertigung anerkennt, aber zumindest im Ansatz nachempfinden kann, etwa die bereits erwähnte Rache für ein tatsächlich erlittenes Unrecht.

Macht dem Mörder das Morden Spaß, gilt es wieder zu differenzieren: Was genau macht ihm daran Spaß? Die Macht? Der "Akt" an sich? Die Gewalt? Die Auslöschung eines Lebens? Und wenn ja: Warum?
Musste er sich schon einmal ohnmächtig fühlen? Ist er selbst Opfer von Gewalt und weiß sich nicht anders auszudrücken? Gefällt es ihm, über Leben und Tod zu entscheiden, weil er sich dann wie ein Gott fühlt? Oder ist er Soziopath und sieht in dem "Opfer" nichts weiter als ein störendes Hindernis, das ausgelöscht werden muss, so dass er beim Mord nichts weiter empfindet als die Befriedigung, eine schwierige Aufgabe gemeistert zu haben? usw., usf.

So kannst du dich nach und nach deinem Bösewicht annähern, so intensiv wie du möchtest.


_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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Babella
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Alter: 61
Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag24.12.2016 14:49

von Babella
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Gestern in der Bücherei gefunden: "Das Buch der Schurken" von Martin Thomas Pesl. Ein Panoptikum von Bösewichten mit Kultstatur quer durch alle Arten von Literatur, von Frankenstein bis Fräulein Rottenmeier. Schon die Klassifizierung: Gierige (Felix Krull), Rachsüchtige (Moby Dick), Despoten (die böse West-Hexe), Berserker (Enkidu), Egoschweine (Dorian Gray), Erziehungsberechtigte (die Stiefmütter), fatale Frauen (Circe), Psychopathen (Hannibal Lecter), Ungreifbare (das Schloss), verrückte Wissenschaftler (Graf Dracula), Könige des Verbrechens (Fantomas).

Köstlich.
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Slaavik
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 509



Beitrag24.12.2016 15:15

von Slaavik
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Babella hat Folgendes geschrieben:
verrückte Wissenschaftler (Graf Dracula)

Das Buch führt Dracula als verrückten Wissenschaftler? Shocked Gibt es da noch einen anderen?


_________________
I don't care what model it was. No vacuum cleaner should give a human being a double polaroid.

Bonvolu alsendi la pordiston? Lausajne estas rano en mia bideo! And I think we all know what that means.

I'm not sure the flashlight is gonna kill that tank.
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Beka
Geschlecht:weiblichExposéadler


Beiträge: 2378



Beitrag24.12.2016 15:17

von Beka
Antworten mit Zitat

Slaavik hat Folgendes geschrieben:
Babella hat Folgendes geschrieben:
verrückte Wissenschaftler (Graf Dracula)

Das Buch führt Dracula als verrückten Wissenschaftler? Shocked Gibt es da noch einen anderen?


Vielleicht eine Verwechselung mit Frankenstein?


_________________
*Die Sehnsucht der Albatrosse*
*Das Geheimnis des Nordsterns*
*Die Tochter der Toskana*
*Das Gutshaus in der Toskana*
*Sterne über der Toskana*
*Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg*
*Der Himmel über Amerika - Esthers Entscheidung*
*Der Himmel über Amerika - Leahs Traum*
*Anita Garibaldi - Ein Leben für die Freiheit*
*Bergleuchten*
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Eris Ado
Klammeraffe


Beiträge: 745



Beitrag24.12.2016 18:49

von Eris Ado
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Babella hat Folgendes geschrieben:
Gestern in der Bücherei gefunden: "Das Buch der Schurken" von Martin Thomas Pesl. Ein Panoptikum von Bösewichten mit Kultstatur quer durch alle Arten von Literatur, von Frankenstein bis Fräulein Rottenmeier.

Letztgenannte verdankt ihr Auftauchen in diesem Buch wohl dem Umstand, dass es so wenige weibliche Schurken gibt. Richtig fies ist die ja nicht.
http://www.deutschlandradiokultur.de/schurken-in-der-weltliteratur-fieslinge-sind-maennlich.1270.de.html?dram:article_id=350442
Zitat:
Es sei allerdings harte Arbeit gewesen, genug weibliche Schurken für das Buch zusammen zu bekommen, räumte Pesl ein. Besonders für die Kategorie "Egoschweine" sei es schwierig gewesen.
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Leveret Pale
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 25
Beiträge: 786
Wohnort: Jenseits der Berge des Wahnsinns


Beitrag24.12.2016 19:27

von Leveret Pale
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Wenn es um die Psyche von Verbrechern bzw. "bösen Menschen" ( und ihrer )geht, dann sind diese drei populärwissenschaftlichen Bücher vielleicht auch eine gute Anlaufstelle:

Wer hat Angst vorm bösen Mann?: Warum uns Täter faszinieren, Borwin Bandelow
Das Hannibal Syndrom: Phänomen Serienmord, Stephan Harbort
Psychopathen: Was man von Heiligen, Anwälten und Serienmördern lernen kann, Kevin Dutton



Und direkt rein geht es mit den Tagebüchern der Columbine-Attentäter, in deutsch zusammen mit Kommentaren und ergänzenden Polizeiberichten als das Buch
Ich bin voller Hass - und das liebe ich: Dokumentarischer Roman
erhältlich.
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Vincent Vice.
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 33
Beiträge: 428
Wohnort: Heute


Beitrag28.12.2016 14:59

von Vincent Vice.
Antworten mit Zitat

Was für ein tolles Thema (vielleicht schon etwas veraltet?)!
Da will ich jetzt auch mal wieder etwas dazu beitragen, obwohl das Meiste wohl mit anderen Worten bereits gesagt wurde.

Das Thema mit den Bösewichten ist natürlich sehr komplex.
Man sollte sich vielleicht auch Gedanken über die Zielgruppe machen?

Wenn jemand ein Kinderbuch schreibt, dann kann man schwarz und weiß viel klarer trennen, als wenn man z.B. ein Familiendrama schreiben möchte.

Im Fantasybereich kann es auch toleriert werden, wenn Gut und Böse klar getrennt sind.
Dann kann die Erklärung "er ist böse, weil er halt böse ist" reichen.
Das ist zwar low, aber wenn das Drum Herum stimmt, warum nicht?
Sauron aus Herr der Ringe braucht zum Beispiel keine schlimme Kindheit um zu funktionieren.
Batmans Joker ebenso (btw: Die Schurken aus dem Batmanuniversum haben meist tolle Geschichten und Motivationen, an denen man sich inspirieren kann. Twoface würde ich wohl alles verzeihen).

Ich finde es natürlich besser, wenn der Bösewicht beleuchtet wird und man die Chance bekommt, ihn zu verstehen und vielleicht auch mit ihm zu fühlen.
Oft kommt es mir aber auch etwas gewollt vor, wenn man die menschliche Seite der Bösen zeigt. Ist halt ´ne Gratwanderung.

Es gab ja alles auch schon. Gerade in den Serien ist es zum Trend geworden Gut und Böse als Grauzone darzustellen (Walking Dead, Breaking Bad, Game of Thrones,...).
Es gibt also genug Möglichkeiten sich tolle Bösewichte und deren Hintergrund anzuschauen.
Etwas neues zu kreieren, das glaubhaft wirkt ist sicher schwer.
Aber dann umso beeindruckender smile


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Wenn der scheiß Berg nicht zum Propheten kommt, fahr ich halt ans Meer.
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Rainer Prem
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R

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Beiträge: 1271
Wohnort: Wiesbaden


R
Beitrag03.01.2017 14:08

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Hallo,

zum Originalthema: "Böse" Charaktere nehmen keine Rücksicht auf andere. Für sie sind andere Menschen Mittel zum Zweck, um ihre Ziele zu erreichen.

Wenn eine "gute" Figur in der schlimmsten Situation gezwungen ist, andere zu opfern statt sich selbst, dann wird er/sie sich nur unter entsprechenden inneren Qualen dazu überwinden können.

Grüße
Rainer
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TZH85
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 39
Beiträge: 300
Wohnort: Essen
Pokapro 2017


Beitrag03.01.2017 14:20

von TZH85
Antworten mit Zitat

Wenn mir Erfahrungen aus dem echten Leben nicht weiterhelfen - und zum Glück kenne ich wenige Bösewichte - greife ich am liebsten zu Dokumentationen.

Hier hätten wir z. B. einen Film über einen Mann, der ganz offen und selbstverständlich zugibt, ein Psychopath zu sein und kein Mitleid zu empfinden.
https://www.youtube.com/watch?v=p_H7dG4dCck

Möglicherweise liegt der größte Unterschied zwischen einem Menschen, den wir geistig normal nennen würden und einem Psychopaten (oder besser: zwischen dem typischen Protagonisten und Antagonisten in unseren Geschichten) nicht darin begründet, wie sie sich selbst sehen, sondern wie sie andere sehen.
Der Typ in der Doku hält die Menschen um sich herum grundsätzlich für minderbemittelte Idioten. Daher kümmert es ihn auch nicht, ob er ihnen mit seinem Verhalten Schaden zufügt.

Dieses grundsätzliche "die sind anders als ich"-Gefühl scheint mir ein wichtiger Faktor beim Antagonisten zu sein. Es muss sich noch nicht mal um den mordenden Psycho handeln, der die Lust am Töten entdeckt, weil er seine Mitmenschen nur für Tiere hält.
Da wäre ja z. B. auch ein wohlmeinender Pastor in "Jane Eyre", der glaubt, dass die anderen nicht so rein und gut sind wie er selbst und damit seine eigene Familie ins Unglück stürzt. Und es gibt tausend Nuancen dazwischen.
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Eris Ado
Klammeraffe


Beiträge: 745



Beitrag03.01.2017 17:57

von Eris Ado
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Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:
Hallo,

zum Originalthema: "Böse" Charaktere nehmen keine Rücksicht auf andere. Für sie sind andere Menschen Mittel zum Zweck, um ihre Ziele zu erreichen.



Auch "Böse" können Familie und Freunde haben. Und sie können diese Personengruppen rücksichtsvoll und zartfühlend behandeln.
Der Leser ist schnell gelangweilt, wenn sich die "Guten" ständig edel und die "Bösen" ständig unmenschlich verhalten. Das Leben besteht nicht nur aus  schwarz und weiß.
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sleepless_lives
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Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag05.01.2017 15:23

von sleepless_lives
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Ich hab die Beiträge, die allgemein die Frage des Bösen diskutieren, abgetrennt und hierhin verschoben.
In diesem Faden bitte nur Beiträge, die direkt mit dem Thema des Fadens und dem Schreiben zu tun haben.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
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Uwe Helmut Grave
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Wohnort: Wolfenbüttel


Beitrag06.01.2017 14:32

von Uwe Helmut Grave
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Eris Ado hat Folgendes geschrieben:
Das Leben besteht nicht nur aus schwarz und weiß.

Das trifft aufs Leben mit Sicherheit zu, doch wir reden hier ja von Phantasieprodukten aus schriftstellerischer Feder. Klar, ein Roman kann durchaus lebensnah geschrieben sein, doch meiner Leser-Erfahrung nach kommt bei so manchem krampfhaften Versuch, etwas Lebensnahes, möglichst Sozialkritisches zu publizieren, nur gequirlter Müll heraus - und dann erwartet der Autor bzw. die Autorin vermutlich, dass man ihm/ihr dafür lobend auf die Schulter klopft. "Danke, danke, und wo bleibt jetzt mein Literaturpreis?"
Angesichts solcher Werke ist es mitunter recht erholsam, mal einen Roman zu lesen, in welchem von vornherein feststeht: "Hier der Gute, dort das Arschloch." Wobei es mitunter interessant ist, wenn die Perspektive im Laufe der Handlung wechselt und der Gute sich plötzlich als gar nicht so gut und der vermeintlich Böse als der wahre Gute entpuppt.
Wie und warum die Protagonisten gut oder böse oder wechselhaft sind, sollte sich aus der Handlung eigentlich von selbst ergeben.
Soweit zu meiner Lesermeinung - als Autor habe ich stets versucht, den letzten Satz (den in kursiv) zu beherzigen und mich ansonsten dem jeweiligen Genre angepasst (absichtliche Regelverstöße ausgenommen). Einen Liebesroman besetzt man nicht mit einem Schlächter, der in Thriller-Manier Frauen zersägt, und Weltraumschlachten werden nicht von sensiblen Raumschiffskapitäninnen befehligt, die bei jedem explodierenden Feindesschiff hauchen: "Hach, die armen Aliens!" - da muss schon eine Margaret Thatcher ran.


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"Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich!" - "Aber er hat ja gar nichts an!" (Hans Christian Andersen) - Die Welt ist anders(en) als sie es dir erzählen.
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Lapidar
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Beitrag06.01.2017 18:38

von Lapidar
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Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:
Einen Liebesroman besetzt man nicht mit einem Schlächter, der in Thriller-Manier Frauen zersägt, und Weltraumschlachten werden nicht von sensiblen Raumschiffskapitäninnen befehligt, die bei jedem explodierenden Feindesschiff hauchen: "Hach, die armen Aliens!" - da muss schon eine Margaret Thatcher ran.


ich weiß nicht, ich stell mir das grad ganz spannend vor: Der Schlächter duscht ausgiebig nach getaner Arbeit und sprüht sich dann mit Tabac ein, kauft ein dutzend rote Rosen und führt seine Freundin (die dann eventuell später auch geschlachtet wird.. aber nicht muss) in ein teures Restaurant aus.

Und die Raumschiffkapitänin sitzt auf ihrem Komandostuhl in der einen Hand ein großes Taschentuch und jedesmal wenn sie "Feuer" befiehlt, zittert die Hand zunächst, sie wischt sich Tränen aus den Augenwinkeln und muss sich dann noch schneuzen. Hat doch was. Twisted Evil


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"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
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Holländer
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H
Beitrag08.01.2017 19:11

von Holländer
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Lapidar hat Folgendes geschrieben:
Und die Raumschiffkapitänin sitzt auf ihrem Komandostuhl in der einen Hand ein großes Taschentuch und jedesmal wenn sie "Feuer" befiehlt, zittert die Hand zunächst, sie wischt sich Tränen aus den Augenwinkeln und muss sich dann noch schneuzen. Hat doch was. Twisted Evil


Finde ich definitiv, zumindest, wenn man es nicht so überspitzt ausdrückt. Very Happy

Das hat diesen "schönen" Kontrast zwischen - wie soll man sagen - der Tatsache,
dass eine Raumschiffskapitänin die Zerstörung als das vielleicht effektivste
Mittel zum Erreichen ihrer Ziele betrachten mag, dass sie dabei aber
gleichzeitig andere Menschen(-leben) übergehen und vernichten muss, was ihr
wiederum schmerzlich weh tut. Das ist doch ein hervorragender innerer
Konflikt.

Immer scheint sich das Böse nach seinen eigenen verqueren und oftmals
schwer bis überhaupt nicht nachvollziehbaren Regeln zu richten, aber
irgendwelche Spielregeln (die menschliches Verhalten erklären), die gibt es
immer. Folglich wäre der Bösewicht, der einfach des Böse-Seins wegen böse ist,
im Roman einfach nicht authentisch. Aber das wurde sicher schon in diesem
Thread geschrieben.


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"Zwischen Vergnügungen und Vergnügung besteht ein großer Unterschied.
Ich jedenfalls habe selten Vergnügen an sogenannten Vergnügungen gehabt."
- Gustav Mahler
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Holländer
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H
Beitrag08.01.2017 19:39

von Holländer
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Vincent Vice. hat Folgendes geschrieben:

Dann kann die Erklärung "er ist böse, weil er halt böse ist" reichen.
Das ist zwar low, aber wenn das Drum Herum stimmt, warum nicht?


Gerade erst entdeckt. Embarassed

Wenn das Böse einfach nur böse ist, dann ist das in meinen Augen irgendwie
trashig, fast wie ein überspitztes Stilmittel. Hm, vielleicht wirklich Comic-
tauglich.

Aber ich muss auch einräumen, dass es beim Herrn der Ringe offensichtlich
funktioniert hat (ich selbst kann das aus eigener Erfahrung leider nicht
beurteilen, ist mein persönlicher Mut zur Allgemeinbildungslücke).

Aber könnte man dieses Sauron-Dingens persönlich kennenlernen (ich
gehe mal sehr stark davon aus, dass das nicht möglich ist), dann hat doch
selbst der irgendetwas Gutes in seiner Persönlichkeit, oder?
 Very Happy


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Ich jedenfalls habe selten Vergnügen an sogenannten Vergnügungen gehabt."
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Lapidar
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Alter: 61
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Wohnort: in der Diaspora


Beitrag08.01.2017 19:46

von Lapidar
Antworten mit Zitat

Holländer hat Folgendes geschrieben:
Lapidar hat Folgendes geschrieben:
Und die Raumschiffkapitänin sitzt auf ihrem Komandostuhl in der einen Hand ein großes Taschentuch und jedesmal wenn sie "Feuer" befiehlt, zittert die Hand zunächst, sie wischt sich Tränen aus den Augenwinkeln und muss sich dann noch schneuzen. Hat doch was. Twisted Evil


Finde ich definitiv, zumindest, wenn man es nicht so überspitzt ausdrückt. Very Happy

Das hat diesen "schönen" Kontrast zwischen - wie soll man sagen - der Tatsache,
dass eine Raumschiffskapitänin die Zerstörung als das vielleicht effektivste
Mittel zum Erreichen ihrer Ziele betrachten mag, dass sie dabei aber
gleichzeitig andere Menschen(-leben) übergehen und vernichten muss, was ihr
wiederum schmerzlich weh tut. Das ist doch ein hervorragender innerer
Konflikt.

Immer scheint sich das Böse nach seinen eigenen verqueren und oftmals
schwer bis überhaupt nicht nachvollziehbaren Regeln zu richten, aber
irgendwelche Spielregeln (die menschliches Verhalten erklären), die gibt es
immer. Folglich wäre der Bösewicht, der einfach des Böse-Seins wegen böse ist,
im Roman einfach nicht authentisch. Aber das wurde sicher schon in diesem
Thread geschrieben.


hm.. mir fiel gerade diese Szene ein bei Quo Vadis, wo Peter Ustinov alias Nero ruft:  "Tigillinus, bring mir die Vase für die Tränen!"
Hier wird durch diese Geste das BÖSE an Nero wundervoll gezeigt. lol2


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Beitrag09.01.2017 06:51

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Holländer hat Folgendes geschrieben:
Wenn das Böse einfach nur böse ist, dann ist das in meinen Augen irgendwie
trashig, fast wie ein überspitztes Stilmittel. Hm, vielleicht wirklich Comic-
tauglich.

Aber ich muss auch einräumen, dass es beim Herrn der Ringe offensichtlich
funktioniert hat (ich selbst kann das aus eigener Erfahrung leider nicht
beurteilen, ist mein persönlicher Mut zur Allgemeinbildungslücke).

Aber könnte man dieses Sauron-Dingens persönlich kennenlernen (ich
gehe mal sehr stark davon aus, dass das nicht möglich ist), dann hat doch
selbst der irgendetwas Gutes in seiner Persönlichkeit, oder?
Very Happy

Nein, definitiv nicht Laughing
Das einzige, was man versuchen könnte, zu Saurons Entschuldigung vorzubringen: dass er nicht böse geboren, sondern zur Macht und zur Grausamkeit verführt wurde.

Aber er ist ja auch kein Mensch und im Buch wie im Film sehr abstrakt dargestellt. Damit erübrigt sich auch die Notwendigkeit, sein Wesen nachvollziehen zu können.
Ja, kann man trashig finden, wie so einiges im Herrn der Ringe. Aber es gibt eben auch andere Aspektte, in denen Tolkien eine im heutigen Fantasy-Genre kaum zu findende Tiefe erreicht hat.


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Schneewitzchen
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Beitrag09.02.2017 00:13

von Schneewitzchen
Antworten mit Zitat

Da möchte ich auch mal meine 50 Cent mit hineinwerfen.

Zitat Holländer:
Zitat:
Aber könnte man dieses Sauron-Dingens persönlich kennenlernen (ich
gehe mal sehr stark davon aus, dass das nicht möglich ist), dann hat doch
selbst der irgendetwas Gutes in seiner Persönlichkeit, oder?


Aber sicher hat er das. Er ist treu. Jahrtausende lang war er nur Diener Melkors, und als der aus der Welt verbannt wurde, hat er nicht etwa gleich selber das Zepter ergriffen, sondern hat die Numenorer dazu angestiftet, Melkor anzubeten. Gut, das könnte man vielleicht auch so interpretieren, dass ihm dieser "Götzendienst" nur Mittel zum Zweck war, um den Valar eins auszuwischen. Aber ich finde da schon Tendenzen zu Treue. Zu der Zeit der Herr der Ringe - Trilogie ist ihm allerdings die Macht schon zu sehr zu Kopfe gestiegen, als dass er noch an seinen einzigen Herrn gedacht hätte - nach ein paar Jahrtausenden ohne Aufsicht mit schwarzer Magie rumspielen kommt dann halt sowas bei raus... Und selbst Melkor hatte Gründe, warum er so böse war. Vielleicht schwer nachvollziehbar in ihrer Maßlosigkeit, aber es gab sie. Aber das führt jetzt zu weit.

Ich finde "Bösewichte", die einen für sie wichtigen Grund haben, warum sie so handeln, auch am schönsten zu lesen. Überzeugungstäter, um es kurz zu machen. In meiner nächsten Geschichte (hahahaha erstmal die hier fertig kriegen!) plane ich aus der Sicht der "dunklen Seite" zu schreiben, da bin ich schon sehr gespannt drauf.

Lieben Gruß vom Schneewitzchen!
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Felkster
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Beitrag10.08.2017 21:42

von Felkster
Antworten mit Zitat

Die "Bösen" kann man meiner Meinung nach in zwei Teile teilen:
1. Charaktere, die wissentlich Menschen Leid aus Überzeugung antun (schwere Kindheit, allgemeiner Hass auf alles)
2. Charaktere, die eine andere Sichtweise auf viele Dinge haben und aus ihrer Sicht richtig handeln, allerdings andere genau das Gegenteil in ihm dadurch sehen: das "Böse". (Fanatische Religiöse, skrupellose Kapitalisten, und und und, da gibt es genug Beispiele, die auch zum 1. teilweise passen!)

LG


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Touch
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Beitrag22.08.2017 18:50

von Touch
Antworten mit Zitat

Das Böse hat viele Gesichter, doch für mich braucht es stets eine Motivation.

Es gibt nichts Schlimmeres als den Bösewicht, der sich hinter seinem Schreibtisch rekelt und zu sich selber (denn außer ihm ist niemand mehr übrig) sagt: "Yes! Jetzt habe ich die Weltherrschaft! Super!!!"
Da frage ich mich immer … was fängt man mit so einer Weltherrschaft an?
Was hat man davon?

Ein solcher Antagonist würde mich langweilen, denn er wäre irgendwie zu eindimensional. Als Leserin möchte ich ihn verstehen oder zumindest für das hassen können, was er tut.
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