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Kyrsion – Paladin des Todes


 
 
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azareon35
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 292
Wohnort: Hessen


Beitrag08.08.2017 02:06
Kyrsion – Paladin des Todes
von azareon35
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

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Kapitel Eins – Auf der Flucht

Viele Städte tragen Beinamen wie 'die Prächtige' oder 'die Verkommene'. Doch Kyrsion, Sitz und Quelle des kyrsionischen Imperiums braucht solchen Tand nicht. Kyrsion, diese über tausend Jahre alte Stadt, mit ihren Obsidiantürmen und Silberkuppeln, die majestätisch in
der Fangzahnbucht thront, ist unverkennbar die Prächtigste aller Städte und ihre Verkommenheit wird jedem gewahr, der durch ihre Straßen wandelt.
Über 1500 Goldschmiede gehören ihrer Zunft an und gleich noch mal halb so viele Gemmenschneider. Glutäugige Edeldamen behängen sich mit teurem Schmuck, hüllen sich in Wolken aus Parfüm und tauschen untereinander scharfzüngige Bissigkeiten aus, während sich ihre Gatten nur wenige Zimmer weiter mit rotgewandeten Kurtisanen vergnügen.
In den Elendsvierteln stechen sich die Menschen wegen eines Kanten verschimmeltem Brot oder ob eines scheelen Blicks ab. In den Palästen und Villen geben sich die Reichen und Mächtigen Lotusträumen und anderen Gelüsten
hin. Feiste, goldbehangene Kaufleute schachern um Sklaven und teure Gewürze, während in den Kathedralen die Priester in Kommunion mit dem Quatuorum der Götter stehen.
Kyrsionische Karavellen beherrschen die azurblaue Weite des Zenitären Ozeans, Dromonden bringen täglich neue Reichtümer und Handelswaren aus dreizehn Vasallenstaaten, sowie aus weiteren sieben über die Karawanenrouten. Die Stützpunkte der kyrsionischen Armee sind entlang jeder dieser Routen zu finden und sorgen für Ruhe und Ordnung, angeführt durch die göttlichen Paladine.
Von überall her strömen die Menschen nach Kyrsion und so ist es nicht verwunderlich, auf der Straße der Trauben hochgewachsene Barbaren aus den südlichen Chaosdschungeln zu erblicken, die mit den Engäugigen aus den Eiswüsten des Nordens gemeinsam ein Fass chorazhonisches Bier leeren.
Das ist Kyrsion - die Perle der Weltenmitte.
Es sei mir verziehen, dass ich an diesem Tag keinen großen Wert auf die Wunder Kyrsions lege, denn ich laufe gerade um mein Leben.
Meine zerfledderten Sandalen schlagen auf die Pflastersteine, Schweiß läuft mir in Strömen über die Haut, mein Herz trommelt in meiner Brust. Ich kann sie hören, meine Häscher. Dicht hinter mir.
"Wir kriegen dich!", rufen sie. "Dein Ende ist nah!" und "Wir schneiden deine Männlichkeit ab und verfüttern sie an eine Ziege!“
Das muss eine sehr verzweifelte Ziege sein, denke ich und springe eine kleine, dreistufige Treppe hinab.
Um
mich herum ragen die verdreckten Fassaden eines von Kyrsions Elendsvierteln auf.
Die Maul.
Nie hat es eine größere Ansammlung von Abschaum und Verbrechen gegeben. Böse Zungen behaupten, selbst die Paladine von Tyrunnas wagen sich nur mit einem ganzen Kontingent Soldaten in diese gewundenen Gassen.
Unnötig zu erwähnen, dass solche Zungen schnell mit
einem heißen Messer entfernt werden.
Ich renne weiter, springe über Unrat und Pfützen,
husche durch enge Öffnungen und vermeide eisern jeden Augenkontakt mit den anderen Menschen, denen ich auf meiner Flucht begegne. Sie halten es ebenso und ich kann es ihnen nicht verübeln. In Kyrsion lässt man sich nicht in die Händel anderer hineinziehen.
Ich komme an eine Weggabelung. Gehetzt sehe ich mich um. Die Schritte hinter mir werden lauter.
Meine Häscher werden mich gleich erreicht haben, aber noch sehen sie mich nicht. Noch kann ich
entkommen. Ich sende ein Stoßgebet an die Götter und laufe nach rechts.
Nach einigen Schritten finde ich mich in einer Sackgasse wieder.
„Engfeh!“, kommt es mir über die Lippen. Es gibt keinen Ausweg.  Keine Türen, die wenigen Fensteröffnungen sehen sehr eng aus und sind mindestens drei oder vier Mannslängen über mir. Am Ende der Sackgasse ist ein Loch im Boden, aus dem mir ein übler, beißender Geruch entgegenschlägt. Die Latrine dieser Nachbarschaft.
Dann ist da noch eine Art Mauervorsprung, auf dem wohl mal eine Verzierung angebracht war, jetzt ist es nur noch ein unförmiger Steinklumpen, der halb geschmolzen
aussieht. Er ist nur zwei Mannslängen über mir.
Wieder höre ich die Schritte. Sie sind weniger geworden. Sie haben sich getrennt. Heißt, ich habe nur noch drei Verfolger an meinen Fersen kleben.
Ich muss mich entscheiden. In der Latrine werden sie nicht nachsehen, aber da laufe ich Gefahr, an dem Geruch zu ersticken. Der Vorsprung sieht nicht gerade stabil aus, aber wenigstens wird er besser riechen.
Ich entscheide mich für den Vorsprung. Ich renne auf
die Wand zu, stoße mich ab und kriege im letzten Augenblick eine Kante zu fassen. Ich strample, bis meine Füße Halt finden. Mit letzter Kraft wuchte ich mich nach oben und kauere mich zusammen. Der Stein knirscht unter mir. Das ist nicht sehr vertrauenerweckend.
Ich kann mich gerade noch ducken, schon kommen meine Verfolger in die Sackgasse.
„Hier ist der Bastard nicht“, sagt einer von ihnen und ich krümme mich innerlich. Um Haaresbreite kann ich
verhindern, dass mir ein Schluchzen entfleucht.
Die Götter sind mir heute wirklich nicht gewogen. Ausgerechnet er. Ausgerechnet Pervis Albitan.
„Ist er vielleicht in dem Loch da?“, fragt ein anderer.
„Mach dich nicht lächerlich, Nilos!“, schnappt Pervis. „Er ist wahrscheinlich in die andere Richtung gelaufen. Alasd, Vasyklo und Gyuri werden ihn sicherlich schon erwischt haben.“
Ich kann es kaum glauben. Sie wenden sich ab. Ich werde
ihnen entkommen. Still danke ich den Göttern für diese Gnade.
Der Stein des Vorsprungs knirscht erneut unter mir. Dann bricht er ab, so schnell und lautlos, dass ich nicht mal die Zeit für einen entsetzten Aufschrei habe.  Mit lautem Getöse schlage ich inmitten von Steinbrocken und Staub auf dem Pflasterstein auf.
Der Aufprall treibt mir die Luft aus den Lungen. Ein stechender Schmerz fährt durch mein linkes Knie, als ich es aufschürfe.
Langsam legt sich die Staubwolke und ich sehe mich drei sehr überraschten Magistratssöhnen gegenüber, in deren Gesichtern sich gleich darauf geradezu sadistische Freude abzeichnet.
„Die Götter sind uns wahrlich gewogen, Bastard!“, sagt Pervis grinsend und versetzt mir einen mächtigen Schwinger in die Magengrube. Der Schlag raubt mir erneut die Luft und ich kippe fast vornüber.
Schon packt mich sein Kumpan Nilos an den Haaren und reißt mich brutal wieder hoch. Pervis holt zu einem neuen Schlag aus.
Ich trete nach ihm und erwische ihn tatsächlich am Schienbein.
Während er gotteslästerlich fluchend herum hüpft, rammt mir der Dritte seine Faust in die Rippen, dass mir speiübel wird. Ich ramme dem, der mich festhält, den Ellenbogen in irgendein weiches Teil und kann mich befreien, obwohl ich dabei einige Haare lasse. Schon kommt der Dritte wieder an.
Ich schlage, trete, beiße und kratze. Ich setze alles ein, was ich in den dunklen Seitengassen und Hinterhöfen gelernt hatte.
Ich hätte es geschafft.
Dann kommen Pervis' andere drei Freunde hinzu.



_________________
Nemo me impune lacessit.

"If you don't read my bleedin' text, you don't get to talk down about my bleedin' text!"
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Ruby Smith
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 33
Beiträge: 1180
Wohnort: Kenten


Beitrag08.08.2017 09:52
Re: Kyrsion – Paladin des Todes
von Ruby Smith
Antworten mit Zitat

Hallo Azareon35,

erstmal danke ich dir hier noch einmal für das Feedback, dass du bei mir hinterlassen hast. Ich freue mich, dass ich dir den Gefallen nun auch tun kann. wink

Mir hat dein Einstand sehr gut gefallen. Aber wie du dir denken kannst, habe ich auch ein paar Anmerkungen. wink

Nimm dir davon, was du gebrauchen kannst, ich hoffe sie sind ein bisschen hilfreich.

azareon35 hat Folgendes geschrieben:
Viele Städte tragen Beinamen wie 'die Prächtige' oder 'die Verkommene'. Doch Kyrsion, Sitz und Quelle des kyrsionischen Imperiums braucht solchen Tand nicht. Kyrsion, diese über tausend Jahre alte Stadt, mit ihren Obsidiantürmen und Silberkuppeln, die majestätisch in
der Fangzahnbucht thront, ist unverkennbar die Prächtigste aller Städte und ihre Verkommenheit wird jedem gewahr, der durch ihre Straßen wandelt.
Über 1500 Goldschmiede gehören ihrer Zunft an und gleich noch mal halb so viele Gemmenschneider. Glutäugige Edeldamen behängen sich mit teurem Schmuck, hüllen sich in Wolken aus Parfüm und tauschen untereinander scharfzüngige Bissigkeiten aus, während sich ihre Gatten nur wenige Zimmer weiter mit rotgewandeten Kurtisanen vergnügen.
In den Elendsvierteln stechen sich die Menschen wegen eines Kanten verschimmeltem Brot oder ob eines scheelen Blicks ab. In den Palästen und Villen geben sich die Reichen und Mächtigen Lotusträumen und anderen Gelüsten
hin. Feiste, goldbehangene Kaufleute schachern um Sklaven und teure Gewürze, während in den Kathedralen die Priester in Kommunion mit dem Quatuorum der Götter stehen.
Kyrsionische Karavellen beherrschen die azurblaue Weite des Zenitären Ozeans, Dromonden bringen täglich neue Reichtümer und Handelswaren aus dreizehn Vasallenstaaten, sowie aus weiteren sieben über die Karawanenrouten. Die Stützpunkte der kyrsionischen Armee sind entlang jeder dieser Routen zu finden und sorgen für Ruhe und Ordnung, angeführt durch die göttlichen Paladine.
Von überall her strömen die Menschen nach Kyrsion und so ist es nicht verwunderlich, auf der Straße der Trauben hochgewachsene Barbaren aus den südlichen Chaosdschungeln zu erblicken, die mit den Engäugigen aus den Eiswüsten des Nordens gemeinsam ein Fass chorazhonisches Bier leeren.
Das ist Kyrsion - die Perle der Weltenmitte.


Hier sehe ich persönlich einen klaren Schnitt. Das erste ist für mich eine reine Beschreibung von Dingen, die man in Kyrsion tut. Welche auch gut gelungen ist. wink

Aber über Kyrsion selbst (ihr Aussehen, ihren Aufbau, ihre Besonderheiten) erfährt man nur wenig. Das stört mich etwas. Ich kann mir hier nur eine Stadt in einer Bucht vorstellen. Mehr nicht. Das ist für mich ein bisschen schwierig, vor allem weil es sich ja um eine Fantasygeschichte handeln soll. Schließlich ist es ja um eine andere Welt, nicht unsere.
Als Leser möchte ich wissen, wie es in dieser Welt aussieht, in die mich der Erzähler mitnimmt. Verstehst du?  

Außerdem machst du hier einen klaren Stil- und Perspektivwechsel. Das lässt mich als Leser (wenn die beiden Teile nicht klar voneinander getrennt sind) etwas verwirrt zurück und bringt mich beim Lesen raus.

azareon35 hat Folgendes geschrieben:
Es sei mir verziehen, dass ich an diesem Tag keinen großen Wert auf die Wunder Kyrsions lege, denn ich laufe gerade um mein Leben.
Meine zerfledderten Sandalen schlagen auf die Pflastersteine, Schweiß läuft mir in Strömen über die Haut, mein Herz trommelt in meiner Brust. Ich kann sie hören, meine Häscher. Dicht hinter mir.
"Wir kriegen dich!", rufen sie. "Dein Ende ist nah!" und "Wir schneiden deine Männlichkeit ab und verfüttern sie an eine Ziege!“
Das muss eine sehr verzweifelte Ziege sein, denke ich und springe eine kleine, dreistufige Treppe hinab.
Um
mich herum ragen die verdreckten Fassaden eines von Kyrsions Elendsvierteln auf.
Die Maul.
Nie hat es eine größere Ansammlung von Abschaum und Verbrechen gegeben. Böse Zungen behaupten, selbst die Paladine von Tyrunnas wagen sich nur mit einem ganzen Kontingent Soldaten in diese gewundenen Gassen.
Unnötig zu erwähnen, dass solche Zungen schnell mit
einem heißen Messer entfernt werden.
Ich renne weiter, springe über Unrat und Pfützen,
husche durch enge Öffnungen und vermeide eisern jeden Augenkontakt mit den anderen Menschen, denen ich auf meiner Flucht begegne. Sie halten es ebenso und ich kann es ihnen nicht verübeln. In Kyrsion lässt man sich nicht in die Händel anderer hineinziehen.
Ich komme an eine Weggabelung. Gehetzt sehe ich mich um. Die Schritte hinter mir werden lauter.
Meine Häscher werden mich gleich erreicht haben, aber noch sehen sie mich nicht. Noch kann ich
entkommen. Ich sende ein Stoßgebet an die Götter und laufe nach rechts.
Nach einigen Schritten finde ich mich in einer Sackgasse wieder.
„Engfeh!“, kommt es mir über die Lippen. Es gibt keinen Ausweg.  Keine Türen, die wenigen Fensteröffnungen sehen sehr eng aus und sind mindestens drei oder vier Mannslängen über mir. Am Ende der Sackgasse ist ein Loch im Boden, aus dem mir ein übler, beißender Geruch entgegenschlägt. Die Latrine dieser Nachbarschaft.
Dann ist da noch eine Art Mauervorsprung, auf dem wohl mal eine Verzierung angebracht war, jetzt ist es nur noch ein unförmiger Steinklumpen, der halb geschmolzen
aussieht. Er ist nur zwei Mannslängen über mir.
Wieder höre ich die Schritte. Sie sind weniger geworden. Sie haben sich getrennt. Heißt, ich habe nur noch drei Verfolger an meinen Fersen kleben.
Ich muss mich entscheiden. In der Latrine werden sie nicht nachsehen, aber da laufe ich Gefahr, an dem Geruch zu ersticken. Der Vorsprung sieht nicht gerade stabil aus, aber wenigstens wird er besser riechen.
Ich entscheide mich für den Vorsprung. Ich renne auf
die Wand zu, stoße mich ab und kriege im letzten Augenblick eine Kante zu fassen. Ich strample, bis meine Füße Halt finden. Mit letzter Kraft wuchte ich mich nach oben und kauere mich zusammen. Der Stein knirscht unter mir. Das ist nicht sehr vertrauenerweckend.
Ich kann mich gerade noch ducken, schon kommen meine Verfolger in die Sackgasse.
„Hier ist der Bastard nicht“, sagt einer von ihnen und ich krümme mich innerlich. Um Haaresbreite kann ich
verhindern, dass mir ein Schluchzen entfleucht.
Die Götter sind mir heute wirklich nicht gewogen. Ausgerechnet er. Ausgerechnet Pervis Albitan.
„Ist er vielleicht in dem Loch da?“, fragt ein anderer.
„Mach dich nicht lächerlich, Nilos!“, schnappt Pervis. „Er ist wahrscheinlich in die andere Richtung gelaufen. Alasd, Vasyklo und Gyuri werden ihn sicherlich schon erwischt haben.“
Ich kann es kaum glauben. Sie wenden sich ab. Ich werde
ihnen entkommen. Still danke ich den Göttern für diese Gnade.
Der Stein des Vorsprungs knirscht erneut unter mir. Dann bricht er ab, so schnell und lautlos, dass ich nicht mal die Zeit für einen entsetzten Aufschrei habe.  Mit lautem Getöse schlage ich inmitten von Steinbrocken und Staub auf dem Pflasterstein auf.
Der Aufprall treibt mir die Luft aus den Lungen. Ein stechender Schmerz fährt durch mein linkes Knie, als ich es aufschürfe.
Langsam legt sich die Staubwolke und ich sehe mich drei sehr überraschten Magistratssöhnen gegenüber, in deren Gesichtern sich gleich darauf geradezu sadistische Freude abzeichnet.
„Die Götter sind uns wahrlich gewogen, Bastard!“, sagt Pervis grinsend und versetzt mir einen mächtigen Schwinger in die Magengrube. Der Schlag raubt mir erneut die Luft und ich kippe fast vornüber.
Schon packt mich sein Kumpan Nilos an den Haaren und reißt mich brutal wieder hoch. Pervis holt zu einem neuen Schlag aus.
Ich trete nach ihm und erwische ihn tatsächlich am Schienbein.
Während er gotteslästerlich fluchend herum hüpft, rammt mir der Dritte seine Faust in die Rippen, dass mir speiübel wird. Ich ramme dem, der mich festhält, den Ellenbogen in irgendein weiches Teil und kann mich befreien, obwohl ich dabei einige Haare lasse. Schon kommt der Dritte wieder an.
Ich schlage, trete, beiße und kratze. Ich setze alles ein, was ich in den dunklen Seitengassen und Hinterhöfen gelernt hatte.
Ich hätte es geschafft.
Dann kommen Pervis' andere drei Freunde hinzu.


Dieser Teil gefällt mir noch einmal besser, als die reine Beschreibung am Anfang, denn man wird sofort in die Geschichte eingesogen und will wissen, wie es dem Protagonisten ergehen wird. Das Einzige, was ich hier bekritteln würde, sind die letzten beiden Sätze. Damit nimmst du der Geschichte irgendwie die Spannung. Besser wäre meiner Meinung nach das ganze umzuformulieren. Wie zum Beispiel:

Ich hätte es schaffen können, wenn Pervis' andere Freunde nicht zu uns gestoßen wären.

Ansonsten liest sich das sehr flüssig und ich bin gespannt, wie es weiter geht. wink
Ich habe jetzt erstmal nicht auf Rechtschreibung oder so geachtet, das kann man immer noch machen, wenn der Anfang steht.

Liebe Grüße

Ruby


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I'd like to add some beauty to life. I don't exactly want to make people know more... though I know that is the noblest ambition, but I'd love to make them have a pleasanter time because of me... to have some little joy or happy thought that would never have existed if I hadn't been born.

(Anne Shirley - Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery)
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drusilla
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Ei 7


Beitrag08.08.2017 21:51

von drusilla
Antworten mit Zitat

Hallo Azareon35,

dieser Satz hier hat mich total rausgeworfen:

Zitat:
Es sei mir verziehen, dass ich an diesem Tag keinen großen Wert auf die Wunder Kyrsions lege, denn ich laufe gerade um mein Leben.


Wenn du aus der Ich-Perspektive schreibst und im Präsens, dann HAT der Ich-Erzähler tatsächlich gerade während dem Davonrennen auslandend über Kyrsion nachgedacht. Und das finde ich dann schon ziemlich seltsam. ICH hätte auf der Flucht besseres zu denken. Deshalb funktioniert für mich der Einstieg nicht.

Das nur mal als gedanklicher Anstoss.
Gruss, Drusilla
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Rainer Prem
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Alter: 66
Beiträge: 1271
Wohnort: Wiesbaden


R
Beitrag09.08.2017 05:32

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

drusilla hat Folgendes geschrieben:
Hallo Azareon35,

dieser Satz hier hat mich total rausgeworfen:

Zitat:
Es sei mir verziehen, dass ich an diesem Tag keinen großen Wert auf die Wunder Kyrsions lege, denn ich laufe gerade um mein Leben.


Wenn du aus der Ich-Perspektive schreibst und im Präsens, dann HAT der Ich-Erzähler tatsächlich gerade während dem Davonrennen auslandend über Kyrsion nachgedacht. Und das finde ich dann schon ziemlich seltsam. ICH hätte auf der Flucht besseres zu denken. Deshalb funktioniert für mich der Einstieg nicht.

Das nur mal als gedanklicher Anstoss.
Gruss, Drusilla


Hallo,

ich denke eher, dass bei der Übertragung ins Forum Formatierungen verloren gegangen sind. Wenn das "Es sei mir verziehen" hinter einer Denkpause (extra Leerzeile oder vielleicht drei Punkte am Ende der vorherigen Zeile) steht, dann ist das ein legitimer und origineller Einstieg.

@azareon: Im Prinzip hast du dir den Einstand dadurch verhunzt, dass du den Text mit Zeilenumbrüchen, aber ohne Leerzeilen herüberkopiert hast. Ich habe eine Reihe deiner bisherigen Kommentare gelesen und wundere mich, dass du deinen eigenen Einstand so viel weniger gewissenhaft behandelst. Setz dich doch mit den Moderatoren in Verbindung und bitte darum, diesen Text noch einmal ändern (und richtig formatieren) zu dürfen.

Er hätte es nämlich verdient. Ich finde den Schreibstil sehr gut.

Grüße
Rainer
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Invi
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
I

Alter: 39
Beiträge: 17
Wohnort: Koblenz


I
Beitrag09.08.2017 06:54

von Invi
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Moin,

der riesige Infodump am Anfang des Romans würde mich vom Weiterlesen abhalten. Bisher interessiert Kyrsion mich nicht, ich habe keinerlei Bezug zu der Stadt. Was ich will ist Unterhaltung, Aktion, es muss etwas passieren was mich sofort in die Geschichte reinzieht. Die ganzen Infos kann man dann im Laufe des Textes oder sogar teilweise in die Flucht einbauen?

Den Anfang des Romans stelle ich mir kurz nach dem Infodump vor. Nicht aber wo sich der Protagonist entschuldigt, dass soll lustig wirken aber kommt bestimmt nicht bei jedem so rüber. Viel lustiger und interessanter fände ich folgenden Anfang:

"Wir schneiden deine Männlichkeit ab und verfüttern sie an eine Ziege!“
Das muss eine sehr verzweifelte Ziege sein, denke ich und springe eine kleine, dreistufige Treppe hinab.


Diese Stelle weckt sofort Interesse und bringt den Leser zum Schmunzeln. Ich würde sofort wissen wollen warum da jemand dem anderen das Geschlechtsteil abschneiden will und wer diese Person ist.

Gruß
Michael
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Austrobass
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Beiträge: 100
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Beitrag09.08.2017 09:26

von Austrobass
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Servus,

ich kann mit Fantasy wenig Anfangen, Dein Text hat mir aber sehr gut gefallen. Der Teil mit der eigentlichen Handlung liest sich angenehm und flüssig, mir gefällt wie Du auf Details achtest, z.B. bei diesem Satz:

Zitat:
Keine Türen, die wenigen Fensteröffnungen sehen sehr eng aus und sind mindestens drei oder vier Mannslängen über mir.


"Meter" hätten nicht gepaßt, klar. Ich hätte wahrscheinlich irgendwas mit "zu hoch" geschrieben. "Manneslängen" trifft aber den Nagel auf den Kopf. Toll.

liebe Grüße

Martin
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drusilla
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Alter: 41
Beiträge: 224
Wohnort: Schweiz
Ei 7


Beitrag09.08.2017 09:48

von drusilla
Antworten mit Zitat

Invi hat Folgendes geschrieben:
Viel lustiger und interessanter fände ich folgenden Anfang:

"Wir schneiden deine Männlichkeit ab und verfüttern sie an eine Ziege!“
Das muss eine sehr verzweifelte Ziege sein, denke ich und springe eine kleine, dreistufige Treppe hinab.



Hier auch ein Votum für die Ziege Very Happy
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azareon35
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Beiträge: 292
Wohnort: Hessen


Beitrag09.08.2017 14:15

von azareon35
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@Rainer Prem
Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:

Hallo,

ich denke eher, dass bei der Übertragung ins Forum Formatierungen verloren gegangen sind. Wenn das "Es sei mir verziehen" hinter einer Denkpause (extra Leerzeile oder vielleicht drei Punkte am Ende der vorherigen Zeile) steht, dann ist das ein legitimer und origineller Einstieg.

@azareon: Im Prinzip hast du dir den Einstand dadurch verhunzt, dass du den Text mit Zeilenumbrüchen, aber ohne Leerzeilen herüberkopiert hast. Ich habe eine Reihe deiner bisherigen Kommentare gelesen und wundere mich, dass du deinen eigenen Einstand so viel weniger gewissenhaft behandelst. Setz dich doch mit den Moderatoren in Verbindung und bitte darum, diesen Text noch einmal ändern (und richtig formatieren) zu dürfen.

Er hätte es nämlich verdient. Ich finde den Schreibstil sehr gut.

Grüße
Rainer

Und wieder habe ich etwas gelernt. Nämlich in diesem Forum niemals einen Text aus einem Dokument mit Normseitenformat direkt zu kopieren. Embarassed
Ich poste eine überarbeitete Version.



Invi hat Folgendes geschrieben:
Moin,

der riesige Infodump am Anfang des Romans würde mich vom Weiterlesen abhalten. Bisher interessiert Kyrsion mich nicht, ich habe keinerlei Bezug zu der Stadt. Was ich will ist Unterhaltung, Aktion, es muss etwas passieren was mich sofort in die Geschichte reinzieht. Die ganzen Infos kann man dann im Laufe des Textes oder sogar teilweise in die Flucht einbauen?

Den Anfang des Romans stelle ich mir kurz nach dem Infodump vor. Nicht aber wo sich der Protagonist entschuldigt, dass soll lustig wirken aber kommt bestimmt nicht bei jedem so rüber. Viel lustiger und interessanter fände ich folgenden Anfang:

"Wir schneiden deine Männlichkeit ab und verfüttern sie an eine Ziege!“
Das muss eine sehr verzweifelte Ziege sein, denke ich und springe eine kleine, dreistufige Treppe hinab.


Diese Stelle weckt sofort Interesse und bringt den Leser zum Schmunzeln. Ich würde sofort wissen wollen warum da jemand dem anderen das Geschlechtsteil abschneiden will und wer diese Person ist.

Gruß
Michael


drusilla hat Folgendes geschrieben:
Invi hat Folgendes geschrieben:
Viel lustiger und interessanter fände ich folgenden Anfang:

"Wir schneiden deine Männlichkeit ab und verfüttern sie an eine Ziege!“
Das muss eine sehr verzweifelte Ziege sein, denke ich und springe eine kleine, dreistufige Treppe hinab.



Hier auch ein Votum für die Ziege Very Happy

Die Ziege hat gewonnen. Die Kyrsion-Beschreibung kommt in ein Interludium irgendwo im Text.


Zitat:
"Meter" hätten nicht gepaßt, klar. Ich hätte wahrscheinlich irgendwas mit "zu hoch" geschrieben. "Manneslängen" trifft aber den Nagel auf den Kopf. Toll.

liebe Grüße

Martin

Danke Smile


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azareon35
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Beiträge: 292
Wohnort: Hessen


Beitrag09.08.2017 14:22

von azareon35
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Kapitel Eins – Auf der Flucht


"Wir kriegen dich! Wir schneiden deine Männlichkeit ab und verfüttern sie an eine Ziege!“
Das muss eine sehr verzweifelte Ziege sein, denke ich und springe eine kleine, dreistufige Treppe hinab.
Ich laufe um mein Leben.
Meine zerfledderten Sandalen schlagen auf die Pflastersteine, Schweiß läuft mir in Strömen über die Haut, mein Herz trommelt in meiner Brust. Ich kann sie hören, meine Häscher. Dicht hinter mir.
Um mich herum ragen die verdreckten Fassaden eines der Elendsviertel auf.
Die Maul.
Nie hat es eine größere Ansammlung von Abschaum und Verbrechen gegeben. Böse Zungen behaupten, selbst die Paladine von Tyrunnas wagen sich nur mit einem ganzen Kontingent Soldaten in diese gewundenen Gassen.
Unnötig zu erwähnen, dass solche Zungen schnell mit einem heißen Messer entfernt werden.
Ich renne weiter, springe über Unrat und Pfützen, husche durch enge Öffnungen und vermeide eisern jeden Augenkontakt mit den anderen Menschen, denen ich auf meiner Flucht begegne. Sie halten es ebenso und ich kann es ihnen nicht verübeln. In Kyrsion lässt man sich nicht in die Händel anderer hineinziehen.
Ich komme an eine Weggabelung. Gehetzt sehe ich mich um. Die Schritte hinter mir werden lauter.
Meine Häscher werden mich gleich erreicht haben, aber noch sehen sie mich nicht. Noch kann ich entkommen. Ich sende ein Stoßgebet an die Götter und laufe nach rechts.
Nach einigen Schritten finde ich mich in einer Sackgasse wieder.
„Engfeh!“, kommt es mir über die Lippen. Es gibt keinen Ausweg.  Keine Türen, die wenigen Fensteröffnungen sehen sehr eng aus und sind mindestens drei oder vier Mannslängen über mir. Am Ende der Sackgasse ist ein Loch im Boden, aus dem mir ein übler, beißender Geruch entgegenschlägt. Die Latrine dieser Nachbarschaft.
Dann ist da noch eine Art Mauervorsprung, auf dem wohl mal eine Verzierung angebracht war, jetzt ist es nur noch ein unförmiger Steinklumpen, der halb geschmolzen aussieht. Er ist nur zwei Mannslängen über mir.
Wieder höre ich die Schritte. Sie sind weniger geworden. Sie haben sich getrennt. Heißt, ich habe nur noch drei Verfolger an meinen Fersen kleben.
Ich muss mich entscheiden. In der Latrine werden sie nicht nachsehen, aber da laufe ich Gefahr, an dem Geruch zu ersticken. Der Vorsprung sieht nicht gerade stabil aus, aber wenigstens wird er besser riechen.
Ich entscheide mich für den Vorsprung. Ich renne auf die Wand zu, stoße mich ab und kriege im letzten Augenblick eine Kante zu fassen. Ich strample, bis meine Füße Halt finden. Mit letzter Kraft wuchte ich mich nach oben und kauere mich zusammen. Der Stein knirscht unter mir. Das ist nicht sehr vertrauenerweckend.
Ich kann mich gerade noch ducken, schon kommen meine Verfolger in die Sackgasse.
„Hier ist der Bastard nicht“, sagt einer von ihnen und ich krümme mich innerlich. Um Haaresbreite kann ich verhindern, dass mir ein Schluchzen entfleucht.
Die Götter sind mir heute wirklich nicht gewogen. Ausgerechnet er. Ausgerechnet Pervis Albitan.
„Ist er vielleicht in dem Loch da?“, fragt ein anderer.
„Mach dich nicht lächerlich, Nilos!“, schnappt Pervis. „Er ist wahrscheinlich in die andere Richtung gelaufen. Alasd, Vasyklo und Gyuri werden ihn sicherlich schon erwischt haben.“
Ich kann es kaum glauben. Sie wenden sich ab. Ich werde ihnen entkommen. Still danke ich den Göttern für diese Gnade.
Der Stein des Vorsprungs knirscht erneut unter mir. Dann bricht er ab, so schnell und lautlos, dass ich nicht mal die Zeit für einen entsetzten Aufschrei habe.  Mit lautem Getöse schlage ich inmitten von Steinbrocken und Staub auf dem Pflasterstein auf.
Der Aufprall treibt mir die Luft aus den Lungen. Ein stechender Schmerz fährt durch mein linkes Knie, als ich es aufschürfe.
Langsam legt sich die Staubwolke und ich sehe mich drei sehr überraschten Magistratssöhnen gegenüber, in deren Gesichtern sich gleich darauf geradezu sadistische Freude abzeichnet.
„Die Götter sind uns wahrlich gewogen, Bastard!“, sagt Pervis grinsend und versetzt mir einen mächtigen Schwinger in die Magengrube. Der Schlag raubt mir erneut die Luft und ich kippe fast vornüber.
Schon packt mich sein Kumpan Nilos an den Haaren und reißt mich brutal wieder hoch. Pervis holt zu einem neuen Schlag aus.
Ich trete nach ihm und erwische ihn tatsächlich am Schienbein.
Während er gotteslästerlich fluchend herum hüpft, rammt mir der Dritte seine Faust in die Rippen, dass mir speiübel wird. Ich ramme dem, der mich festhält, den Ellenbogen in irgendein weiches Teil und kann mich befreien, obwohl ich dabei einige Haare lasse. Schon kommt der Dritte wieder an.
Ich schlage, trete, beiße und kratze. Ich setze alles ein, was ich in den dunklen Seitengassen und Hinterhöfen gelernt hatte.
Ich hätte es schaffen können, wenn Pervis' andere Freunde nicht zu uns gestoßen wären.


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Beitrag10.08.2017 05:48

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Hallo,

obwohl ich auch ein Verfechter des Story-Starts "in medias res" bin, hat mir deine ironische Stadtbeschreibung in der ersten Version gut gefallen. Wie ein hyperromantischer Filmanfang, der unvermittelt die Kamera in eine Gasse hinunterschweben lässt, wo jemand um sein Leben rennt.

Erste Person Gegenwart passt hier eigentlich überhaupt nicht. Dein Protagonist dürfte spätestens nach dem "mächtigen Schwinger in die Magengrube" nur noch Sterne sehen und nichts mehr von dem, was um ihn herum vorgeht.

Was du auch versuchen könntest, ist die Sprache während des Kampfes an die Abruptheit und Brutalität des Geschehens anzupassen. Vermeide Nebensätze und Füllwörter wie "erneut". Versuche auch Reflektionen über Ursachen und Folgen wegzulassen, wie z.B "Ich hätte es schaffen können", sondern konzentriere dich auf den Ablauf der Ereignisse.

Der letzte Satz steht übrigens in der falschen Zeit (Konditional 2 statt 1), was meine Aussage über die falsch 1P-Präsens-Zeit unterstreicht.

Grüße
Rainer
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azareon35
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Beitrag23.08.2017 03:43

von azareon35
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Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:
Hallo,

obwohl ich auch ein Verfechter des Story-Starts "in medias res" bin, hat mir deine ironische Stadtbeschreibung in der ersten Version gut gefallen. Wie ein hyperromantischer Filmanfang, der unvermittelt die Kamera in eine Gasse hinunterschweben lässt, wo jemand um sein Leben rennt.

Erste Person Gegenwart passt hier eigentlich überhaupt nicht. Dein Protagonist dürfte spätestens nach dem "mächtigen Schwinger in die Magengrube" nur noch Sterne sehen und nichts mehr von dem, was um ihn herum vorgeht.

Was du auch versuchen könntest, ist die Sprache während des Kampfes an die Abruptheit und Brutalität des Geschehens anzupassen. Vermeide Nebensätze und Füllwörter wie "erneut". Versuche auch Reflektionen über Ursachen und Folgen wegzulassen, wie z.B "Ich hätte es schaffen können", sondern konzentriere dich auf den Ablauf der Ereignisse.

Der letzte Satz steht übrigens in der falschen Zeit (Konditional 2 statt 1), was meine Aussage über die falsch 1P-Präsens-Zeit unterstreicht.

Grüße
Rainer

Und wieder was gelernt. Nämlich keine durchgehende 1P-Präsens-Zeit zum Erzählen zu verwenden.
Ich werde versuchen, Kämpfe in Zukunft abgehackter und brutaler zu beschreiben.

Was den Beginn angeht, ich beuge mich der Mehrheit und du, Rainer, warst bisher der einzige, dem die erste Version gefallen hat.

Zum besseren Verständnis: das hier war eine Idee, die mir mal vor einiger Zeit im Kopf herumspukte und die ich aufschrieb. Aber bevor ich die weiterverfolge, muss ich erst noch besser werden. Sehr viel besser.


_________________
Nemo me impune lacessit.

"If you don't read my bleedin' text, you don't get to talk down about my bleedin' text!"
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Rainer Prem
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R
Beitrag23.08.2017 13:02

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

azareon35 hat Folgendes geschrieben:
Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:
Hallo,

obwohl ich auch ein Verfechter des Story-Starts "in medias res" bin, hat mir deine ironische Stadtbeschreibung in der ersten Version gut gefallen. Wie ein hyperromantischer Filmanfang, der unvermittelt die Kamera in eine Gasse hinunterschweben lässt, wo jemand um sein Leben rennt.

Erste Person Gegenwart passt hier eigentlich überhaupt nicht. Dein Protagonist dürfte spätestens nach dem "mächtigen Schwinger in die Magengrube" nur noch Sterne sehen und nichts mehr von dem, was um ihn herum vorgeht.

Was du auch versuchen könntest, ist die Sprache während des Kampfes an die Abruptheit und Brutalität des Geschehens anzupassen. Vermeide Nebensätze und Füllwörter wie "erneut". Versuche auch Reflektionen über Ursachen und Folgen wegzulassen, wie z.B "Ich hätte es schaffen können", sondern konzentriere dich auf den Ablauf der Ereignisse.

Der letzte Satz steht übrigens in der falschen Zeit (Konditional 2 statt 1), was meine Aussage über die falsch 1P-Präsens-Zeit unterstreicht.

Grüße
Rainer

Und wieder was gelernt. Nämlich keine durchgehende 1P-Präsens-Zeit zum Erzählen zu verwenden.
Ich werde versuchen, Kämpfe in Zukunft abgehackter und brutaler zu beschreiben.

Was den Beginn angeht, ich beuge mich der Mehrheit und du, Rainer, warst bisher der einzige, dem die erste Version gefallen hat.

Zum besseren Verständnis: das hier war eine Idee, die mir mal vor einiger Zeit im Kopf herumspukte und die ich aufschrieb. Aber bevor ich die weiterverfolge, muss ich erst noch besser werden. Sehr viel besser.


Hallo,

das war fürwahr nicht so absolut gemeint, wie es bei dir angekommen ist. Prinzipiell hat jede Erzählweise ihre Vor- und Nachteile, und jede hat auch ihren Platz. Für die meisten angehenden Schriftsteller heißt das, eine Szene links- und rechtsrum zu drehen und ggf. laut vorzulesen, um ein Gefühl dafür zu kriegen, was in dem speziellen Fall besser oder schlechter funktioniert.

3P-Vergangenheit ist die dankbarste Art für das Storytelling, bereitet aber Mühe, wenn darin eine persönliche Perspektive aufgebaut werden soll (was aber auch machbar ist).

1P-Vergangenheit ist wohl das einfachste, weil es dem normalen Erzählstil eines Menschen am Nächsten kommt. Gedanken sind einfach zu schreiben, aber Ereignisse, die der/die Prota nicht hautnah erlebt, machen Probleme.

1P-Gegenwart ist am direktesten und persönlichsten. Du darfst aber nichts erwähnen, was die Figur nicht selbst sieht, hört oder sonstwie wahrnimmt.

Wie gesagt. Alles hat seine Zeit und seinen Ort.

Grüße
Rainer
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Pickman
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Beitrag23.08.2017 18:46

von Pickman
Antworten mit Zitat

Lieber azareon35,

wow! Ich kann mich nicht erinnern, einen besseren Einstand gelesen zu haben.

Die schwärmerische Stadtbeschreibung hat mich sehr an Lovecrafts Traumsuche nach dem unbekannten Kadath erinnert (was kein Plagiatsvorwurf sein soll). Ich les sowas gerne. Sie hier zu streichen, ist kein Fehler, aber heb sie dir unbedingt für eine spätere Gelegenheit in diesem oder einem anderen Text auf.

Nun zu Deiner zweiten Fassung.

azareon35 hat Folgendes geschrieben:
"Wir kriegen dich! Wir schneiden deine Männlichkeit ab und verfüttern sie an eine Ziege!“
Das muss eine sehr verzweifelte Ziege sein, denke ich und springe eine kleine, ((entbehrlich)) dreistufige Treppe hinab.
Ich laufe um mein Leben. ((Entbehrlich, beschreibt das Offensichtliche.))
Meine zerfledderten Sandalen schlagen auf die Pflastersteine, Schweiß läuft mir in Strömen über die Haut, mein Herz trommelt in meiner Brust. Ich kann sie hören, meine Häscher ((Entbehrlich. Wen sonst sollte er hören.)) Dicht hinter mir.
Um mich herum ragen die verdreckten Fassaden eines der Elendsviertel auf.
Die Maul.
Nie hat es eine größere Ansammlung von Abschaum und Verbrechen gegeben. Böse Zungen behaupten, selbst die Paladine von Tyrunnas wagen sich nur mit einem ganzen Kontingent Soldaten in diese gewundenen Gassen.
Unnötig zu erwähnen, dass solche Zungen schnell mit einem heißen ((Sehr schön. Vermittelt Authentizität.)) Messer entfernt werden.
Ich renne weiter, springe über Unrat und Pfützen, husche durch enge Öffnungen und vermeide eisern jeden Augenkontakt mit den anderen ((Unnötig.)) Menschen, denen ich auf meiner Flucht((Unnötig, der Zusammenhang mit der Flucht geht aus dem Folgenden hervor.)) begegne. Sie halten es ebenso und ich kann es ihnen nicht verübeln. In Kyrsion lässt man sich nicht in die Händel anderer hineinziehen.
Ich komme an eine Weggabelung. Gehetzt sehe ich mich um. Die Schritte hinter mir werden lauter.
Meine Häscher werden mich gleich erreicht haben, aber noch sehen sie mich nicht. Noch kann ich entkommen. Ich sende ein Stoßgebet an die Götter und laufe nach rechts.
Nach einigen Schritten finde ich mich in einer Sackgasse wieder.
„Engfeh!“, kommt es mir über die Lippen. Es gibt keinen Ausweg.  Keine Türen, die wenigen Fensteröffnungen sehen sehr eng aus und sind mindestens drei oder vier Mannslängen über mir. Am Ende der Sackgasse ist ein Loch im Boden, aus dem mir ein übler, beißender ((Ein Adjektiv sollte reichen. Entscheide dich.)) Geruch entgegenschlägt. Die Latrine dieser Nachbarschaft.
Dann ist da noch eine Art ((Unnötig vage. Besser: "kleiner".)) Mauervorsprung, auf dem wohl mal eine Verzierung angebracht war, jetzt ist es nur noch ein unförmiger Steinklumpen, der halb geschmolzen aussieht. Er ist nur zwei Mannslängen über mir.

Für Deinen weiteren Text brächten meine Kommentare nichts grundsätzlich Neues.

Liebe Grüße

Pickman
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azareon35
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 292
Wohnort: Hessen


Beitrag23.08.2017 19:08

von azareon35
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Hallo Pickman,

Zitat:
wow! Ich kann mich nicht erinnern, einen besseren Einstand gelesen zu haben.

Vielen Dank. Nur war das hier nicht mein Einstand, sondern die Kurzgeschichte 'Markor der Grausame'.

Zitat:

Die schwärmerische Stadtbeschreibung hat mich sehr an Lovecrafts Traumsuche nach dem unbekannten Kadath erinnert (was kein Plagiatsvorwurf sein soll). Ich les sowas gerne. Sie hier zu streichen, ist kein Fehler, aber heb sie dir unbedingt für eine spätere Gelegenheit in diesem oder einem anderen Text auf.

Sie wird zu einem Zwischenspiel umfunktioniert. Dass sie dich sehr an Lovecrafts Traumsuche nach dem unbekannten Kadath erinnert ... nun, du liegst gar nicht mal falsch. Nur war es nicht Lovecraft, sondern ein Pastiche eines seiner Zeitgenossen, was die Stadtbeschreibung inspirierte. Wink

Vielen Dank für deine Anmerkungen, ich werde sie in die Überarbeitung einfließen lassen. Natürlich würde ich mich freuen, wenn du dir mal meine anderen Werke auf dem DSFO zu Gemüte führst.


MfG
Azareon


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