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Gefangen


 
 
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Helene Persak
Schneckenpost
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Beiträge: 5



H
Beitrag06.08.2017 19:03
Gefangen
von Helene Persak
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Sehnsüchtig sieht der aus dem Fenster. Zum Mond hinauf, der die Nacht in düsteres Licht taucht.
Wie gerne würde er jetzt draußen sein und darin wandeln. Im kalten Schein baden, unter den Füßen nur das kühle Gras.
Doch kann er nicht.
Der Blick verlässt den Himmel, gleitet in die Tiefe, sucht den Garten, den er so sehnlich vermisst. Der Boden ist nah. Nur ein Stockwerk entfernt liegt die ersehnte Freiheit und ist unerreichbar fern.
Mit leisen Seufzen lehnt Julien den Kopf an die Eisenstangen. Sie sind es, die ihn von der Außenwelt trennen. Die ihn nur einen Ausschnitt von dem zeigen, was er ersehend.
Gerade hat er gegessen und sitzt, wie jeden Abend, hier. Sehnt sich nach der Welt, die er nie mehr betreten darf. Die Familie wird ihn nie wieder aus diesen Räumen lassen, das ist ihm bewusst.
Erinnerungen steigen hoch. Erinnerungen an Tage im Garten unter einem strahlenden Himmel. Tage voller Fröhlichkeit, Geborgenheit und Freiheit. Doch liegen sie schon lange zurück. So lange, dass selbst die Erinnerung an sie verblasst.
Nun sind ihm nur zwei Zimmer und die Männer, die ihm Essen bringen, geblieben. Männer, die nie ein Wort zu ihm sagen und seine ignorieren. Schweigen ist ein stiller Begleiter geworden.

Bis sie kam.
Suchend lässt er den Blick über die Erde schweifen.
Zwar stehen ihm Bücher und Schriften zur Verfügung, die ihm Gesellschaft leisten sollen, aber die, teilweise von ihm eigens verfassten Schriften können die Gesellschaft eines Menschen nicht ersetzen. Selbst wenn sie durch die Gitter getrennt ist und keine wirkliche Nähe ist. Selbst wenn sie am Boden steht, während er hier oben sitzt. So ist sie mehr, als er seit Ewigem gehofft hat. Sie, Sarina, ist seine Sonne, im dunkel seiner Nächte.
Einige Zeit lang besucht sie ihn mittlerweile schon und sie ist es, auf die er jetzt wartet.

Ein Huschen erregt seine Aufmerksamkeit.
Sarina. Sie muss es sein. Aufregung durchdringt die Lethargie, lässt das träge Herz gegen die Brust schlagen.
Ruhig liegt das Haus da, denn die Familie ist um diese Nachtzeit in ihren Betten.
 Kein Laut ist zu hören, außer jenes, dass nur Sie sein kann. Ein Suchen in den Büschen. Ängstlich lauscht er auf andere Geräusche, doch das Haus bleibt still.
Dann, als er sich sicher ist, greift Julien zu der Lampe und blinkt zwei Mal mit dem Licht.
Mit stockendem Atem wartet er, ob es nicht ein Fehler war. Wartet, bis sie aus den Büschen tritt. Erst als er ihren Schatten erkennt, ist es ihm möglich, wieder zu atmen.
Sie ist es.
Fröhlich, ganz ihrem Wesen gleich, winkt sie zu ihm hinauf. Doch sie blickt sich um und verschwindet wieder in die Büsche.
Sein Herz stockt und will im nächsten Moment zerspringen.
Entsetzt springt er auf, umschlingt die Gitterstäbe mit einer Hand und streckt ihr die andere entgegen. Noch einmal lauscht er in das Haus, in die Nacht und kann doch nichts Falsches hören.
„Nein, bitte geh nicht,“ will er zu ihr schreien, doch ist die Gefahr zu groß gehört zu werden. So haucht er es nur in die Stille. „Wir sind alleine. Verlass mich nicht,“ fleht er sie, nur für ihn hörbar, an.
Einsamkeit umklammert sein Herz, zwingt es zur Regungslosigkeit, und breitet Kälte in ihn aus. Enttäuschung liegt drückend auf ihn, macht die Arme, Schultern schwer und drückt ihn nieder.
Wie konnte sie ihn nur verlassen? Weiß sie nicht, wie viel sie ihm bedeutet? Wie viel ihm die gemeinsame Zeit bedeutet, so kurz sie auch ist?
Trauer lässt ihn seinen Blick senken, als eine erneute Bewegung neue Hoffnung in ihm weckt.
Sie kommt zurück. Sie hat ihn doch nicht verlassen.
Doch schon im nächsten Augenblick wird seine Aufmerksamkeit von ihrer Gestalt abgelenkt. Wird gefangen genommen von etwas, das Sarina bei sich hat. Schwer atmend und mit großem Rumoren zerrt sie es hinter sich her. Verwirrt beobachtet er sie, unfähig zu erkennen, zu erahnen, was hier vor sich geht.
 Erst das Mondlicht, nah am Hause, offenbart ihm, was sie macht.
Eine Leiter ist es, die sie über den Rasen, über den Weg und an das Haus zerrt.
Angespannt lauscht Julien. Versucht zu hören, ob jemand aufgewacht ist. Doch Sarina ist zu laut, zu ungestüm, um etwas anderes wahrnehmen zu können.
Verängstigt, der Lärm würde die Männer alarmieren, will er zur Tür hetzen. Doch wollen seine Finger ihm nicht gehorchen. Mit ganzer Kraft klammern sie sich an die Stäbe fest.
So bleibt ihm nur, zu beobachten und hoffen. Beobachten, wie sie die Leiter hebt und ungeschickt gegen die Mauer fallen lässt und zu hoffen, dass die Bewohner tief schlafen.
Klar halt der Ton, von Metall auf Stein, über den Garten hinweg. Wird nicht vom Wald verschlungen, sondern zurückgeworfen. Voller Angst verharren Beide, lauschen auf Geräusche, die verraten, was geschehen wird. Doch, als der Klang verhallt ist und nur noch in seinen Ohren existiert, bleibt alles still.
Sarina beginnt die Leiter zu erklimmen, als Julien noch ängstlich lauscht. Beschwingt, so angefüllt von Tatenddrang, ganz ihrem Wesen gleich, steigt sie empor zu ihm, bis ihr Kopf auf seiner Höhe ist.
Das erste Mal seit langem ist er jemandem so nah. Sein Herz stockt und scheint dann Purzelbäume zu schlagen. Fasziniert, betrachten sie einander für einen Augenblick.

„Hallo du,“ haucht sie ihm entgegen. Das Lächeln, das ihr Gesicht erstrahlen lässt, berührt Juliens inneres. So lange schon ist es her, dass ihm die Sonne genommen wurde. Doch jetzt ist er sich sicher, sie wiedergewonnen zu haben.
Nur zögernd schafft er es, ihren Gruß zu erwidern. „Hallo Sarina.“
Vorsichtig, um den Traum nicht zu zerstören, streckt er die rechte Hand aus. Kurz bevor er die Absperrung durchbricht, stockt er jedoch.
Sein Blick sucht den ihren und taucht ein in Freundlichkeit und Wärme. Bestärkt davon, wagt er es, durch den Spalt nach ihr zu greifen. Als er ihre Wange berührt, er seit ewiger Zeit wieder die Wärme eines Körpers spürt, beginnt seine Hand zu kribbeln. Sanft schmiegt Sarina sich in seine Hand, lässt sich scheinbar von ihm tragen. Ein sanfter Hauch nur zeigt seine nachlassende Anspannung an.
Doch muss er sich nicht daran erinnern, dass sie in Gefahr sind. Viel zu oft schon wurde er kontrolliert. Viel zu oft aus seiner Lethargie gerissen, als die Tür aufgestoßen wurde und sie nach ihm geschaut haben. Auch sie weiß es, hat er es ihr selbst erzählt. Mehr als einmal musste sie sich, auf sein Warnen hin, schnell in den Büschen verstecken.
Heute wird ihnen keine Warnung helfen.
Dennoch, als hätte die Berührung etwas in Gang gesetzt, breitet sich warmes Kribbeln über seinen Arm aus. Wandert langsam, so als wollte es den Weg genießen - oder Dämme einreisen - in Richtung Kopf.
„Du bist leichtsinnig,“ tadelt er sie voller Sehnsucht. „Es ist gefährlich. Wenn sie kommen, wo willst du Schutz finden?“ Seufzend, ohne den Blick zu unterbrechen, lässt sie ihren Kopf gegen die Stange sinken.
„Ich wollte dich endlich näher sehen. So oft bin ich her gekommen und nie konnte ich dich wirklich sehen. Konnte dich nie berühren. Heute wollte ich bei dir sein,“ gesteht sie ihm. „Sieh, ich hab dir etwas mitgebracht.“
Verwirrt blickt er das Ding an, dass Sarina aus ihrem Rucksack geholt hat.
 
„Was ist das?“
Ihr Lächeln schwankt und etwas Trauriges huscht über ihr schönes Gesicht, als sie ihn beobachtet.
„Das ist eine Säge,“ erklärt sie ihm. Du kannst damit die Stäbe lösen.“ Als er sie weiterhin verwirrt ansieht, versucht sie, ihm zu erklären:„Es wird Zeit dauern, aber wenn du zwei lösen kannst, dann bist du frei. Dann kannst du so leben, wie du willst. Du kannst die Sonne wieder sehen, zur Schule gehen oder all die Orte sehen, die du gerne besuchen willst.“ Erzählt sie ihm begeistert von der eigenen Vorstellung.
Angesteckt von ihr, greift Julien nach der Säge, dreht sie in seiner Hand und weiß nichts damit anzufangen. Aufgeregt nimmt sie ihm die Säge wieder ab und hält sie an eines der Eisenstäbe.
„Hier, siehst du,“ vorsichtig macht sie einen Schnitt, um ihm zu zeigen, wie es geht. „Wenn du jede Nacht etwas sägst, bemerken sie es erst, wenn du schon lange nicht mehr hier bist. Verstehst du das?“
Neugierig betastet Julien die Wunde an seinem Gefängnis und das eigenartige Werkzeug. Denkt über ihre Worte nach und die Möglichkeiten, die sich ihm dadurch eröffnen würden.
„Aber, sie werden nach mir suchen,“ ist er sich sicher. „Sie werden mich nicht entkommen lassen.“ Traurig lässt er ab und blickt wieder zu ihr hoch.
„Julien,“ seufzt sie ebenso traurig, „Sie werden nichts machen können. Keiner weiß, dass es dich gibt. Sie haben es immer bestritten. Sie können nicht zur Polizei gehen.“ Erinnert sie ihn an die Male, die sie diese gerufen hat, und die doch wieder ohne ihn, gegangen sind. „Ich gebe dir Geld, damit wirst du mit dem nächsten Zug wegfahren. Sie werden dich nicht finden, vertrau mir.“ Wie gerne würde er das - aber die letzten Zweifel, die letzten Ängste kann sie nicht verjagen.
Vorsichtig ergreift sie seine Hand, gleitet sanft darüber, während ihr Blick sie fixiert.
„In einem halben Jahr bin ich fertig mit der Schule und folge dir. Gemeinsam,“ so muntert sie ihn auf, „werden wir das schaffen,“ und wischt die letzten Ängste fort.
„Ja, ich versuche es,“ verspricht er ihr. Ihr Lächeln, dass er erntet, scheint dem Kribbeln an stärke zu verleihen, es schneller voranzutreiben. Beginnt seinen Körper von unten aufzufüllen und ihn wohlig schaudern zu lassen.
„Das ist gut, du wirst sehen, es wird funktionieren,“ versichert sie ihm. Ihre Hand gleitet, sicherer als seine, durch die Stäbe und streift sachte seine Wange. Sehnsüchtig lässt er sich dagegen sinken. Will in ihre Wärme sinken, ganz von ihr umschlossen werden. Aber, da wandert die Hand weiter, streicht durch seine Haare, bis sie am Hinterkopf angekommen ist. Der Duft, der ihn umspielt, lässt ihn noch tiefer in die Berührung sinken. Lässt ihn noch mehr in die Entspannung, in das Wohlgefühl gleiten. Widerstandslos wird er von ihr nach vorne gezogen.
Zu ihrem strahlenden Lächeln, zu ihrem zarten Duft.
Als seine Stirn die Gitter berühren, legen sich ihre Lippen sanft auf seine und lassen seinen Atem stocken. Nur für einen Augenblick.
Das Kribbeln, dass schon fast sein Herz, seinen Verstand erreicht hat, explodiert in seinem Körper und lässt ihn handeln, bevor er denken kann.
Erst sein eigener Schrei, bringt ihm wieder die Kontrolle über sich.
Doch es ist zu spät.

Entsetzt kann er nur mit ansehen, wie Sarina zu Boden fällt. Sie zieht einen roten Faden hinter sich her, der aus zwei kleinen Wunden an ihrem Hals entspringt. Ihre Augen, vor kurzem so froh und voller Kraft, blicken nun glanzlos und fragend zu ihm hinauf.
Lichter gehen an und Lärm dröhnt wie Donner durch das Haus. Julien aber hat nur Augen für Sarina, die wie in Zeitlupe noch immer fällt und alles kommt zurück.
Seine Mutter, die für ihn gesorgt, sich um ihn gekümmert hat.
Mit ihr war er draußen in dem schönen Garten, unter der strahlenden Sonne. Mit ihr war er frei. Als die Zeit kam, da er ihrer Kontrolle entwachsen war, als er sich selbst gegen sie wendete, schloss sein Vater ihn hier ein.
Nicht einmal zu ihrer Beerdigung ließen sie ihn. Auch nicht zu Vaters, in einem anderen Leben, so kurz danach und doch so lange her, durfte er gehen.
Nun ist es wieder geschehen. Hier, in seiner Gefangenschaft. Er hat den einzigen Menschen getötet, der zu ihm stand. Der einzige Mensch, der ihm Nähe und Zuneigung entgegenbrachte.
Die Tür hinter ihm wird aufgerissen, Männer stürmen in sein Zimmer und greifen grob nach ihm. Sie zerren ihn mit sich, in sein Schlafzimmer. Widerstandslos - in seiner Trauer, seinem Schock gefangen - lässt sich Julien in den kleinen Raum stürzen, der seinen Schlaf vor der Sonne bewacht.
Als die Tür zu dem fensterlosen Raum geschlossen wird, weiß er, dass sie erst wieder geöffnet wird, wenn sie Essen bringen. Er weiß, dass die Männer, die männlichen Nachfahren seiner Geschwister, ihn erst wieder rauslassen werden, wenn sie es für richtig halten.
So, wie sie es schon seit Generationen machen.
Doch es ist ihm egal. Das Einzige, was ihn beschäftigt ist seine Tat.
Den entsetzten Blick in die Dunkelheit gerichtet, gleitet er die Wand hinunter. Mit jedem Schlag seines, von Sarinas Blut genährtem Herzen, driftet er mehr in die Verzweiflung. Lässt sich von ihr umarmen und trösten.
Das einzige, was ihm nun noch bleibt, sind seine Bücher und Schriften.



_________________
Die Geschichte ist das Wichtigste.
Die Rechtschreibung ist das, womit ich kämpfe, um diese aufzuschreiben.
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Ciddy
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Beitrag06.08.2017 20:43

von Ciddy
Antworten mit Zitat

Hallo Helene,

ich kann mir noch nicht so ganz vorstellen, in welche Richtung dein Text geht und wo ich ihn eingliedern kann. Ist er Teil eines Romans, eine Kurzgeschichte, oder doch etwas anderes?

Die melancholisch-depressive, stellenweise schaurige Stimmung, die du erzeugst, hat bei mir Interesse geweckt. Mir gefällt dein Gespür für Atmosphäre, aber ganz besonders gelungen ist dir meiner Meinung nach die Darstellung menschlicher Gefühle. Ich konnte mich exzellent in Julien hineinversetzen und seine Gedanken nachvollziehen. Den hast du lebendig in Szene gesetzt, dafür ist dir mein Lob sicher. Sarina funktioniert ebenfalls tadellos. Auch dein Schreibstil scheint sauber definiert, ist gut auf den Ton der Geschichte angepasst und ist einheitlich umgesetzt.

Auf Juliens Aktion im letzten Drittel mit Sarina kann ich mir keinen Reim machen. Soll das so sein, oder habe ich etwas übersehen? Ich habe durchaus ein paar Interpretationsansätze, möchte aber vorher wissen, ob deine Geschichte Teil eines Größeren ist oder allein für sich funktionieren soll.

Zusätzlich ein paar Anmerkungen. Ich werde reine Rechtschreibfehler vorerst außen vor lassen, da wir hier einiges zu tun hätten. Das hattest du in deiner Vorstellung angekündigt, von daher ist das berücksichtigt.

Zitat:
Sehnsüchtig sieht der aus dem Fenster. Zum Mond hinauf, der die Nacht in düsteres Licht taucht.
Wie gerne würde er jetzt draußen sein und darin wandeln. Im kalten Schein baden, unter den Füßen nur das kühle Gras.
Doch kann er nicht.
Der Blick verlässt den Himmel, gleitet in die Tiefe, sucht den Garten, den er so sehnlich vermisst. Der Boden ist nah. Nur ein Stockwerk entfernt liegt die ersehnte Freiheit und ist unerreichbar fern.
Mit leisen Seufzen lehnt Julien den Kopf an die Eisenstangen. Sie sind es, die ihn von der Außenwelt trennen. Die ihn nur einen Ausschnitt von dem zeigen, was er ersehend.
Gerade hat er gegessen und sitzt, wie jeden Abend, hier. Sehnt sich nach der Welt, die er nie mehr betreten darf. Die Familie wird ihn nie wieder aus diesen Räumen lassen, das ist ihm bewusst.
Erinnerungen steigen hoch. Erinnerungen an Tage im Garten unter einem strahlenden Himmel. Tage voller Fröhlichkeit, Geborgenheit und Freiheit. Doch liegen sie schon lange zurück. So lange, dass selbst die Erinnerung an sie verblasst.
Nun sind ihm nur zwei Zimmer und die Männer, die ihm Essen bringen, geblieben. Männer, die nie ein Wort zu ihm sagen und seine ignorieren. Schweigen ist ein stiller Begleiter geworden.

Eine gelungene Einleitung, die mir alle notwendigen Informationen gibt, ohne erzwungen zu wirken, und sich gut in deinen Schreibstil eingliedert.

Zitat:
Aufregung durchdringt die Lethargie, lässt das träge Herz gegen die Brust schlagen.

Wenngleich ich meine zu verstehen, was du damit sagen möchtest, finde ich die Formulierung etwas unglücklich. Ein träges Herz ist nicht gut mit Aufregung kombinierbar.

Zitat:
und Lärm dröhnt wie Donner durch das Haus

Donner als Metapher für von Menschen hervorgerufenen Lärm würde ich nur für eine wirklich große Anzahl Menschen nutzen. Ein Fußballstadion, ein Heer, so etwas.

Zitat:
Angesteckt von ihr

Ich weiß nicht, ob ein Mensch jemanden bereits anstecken kann, im literarischen Sinne. Passender fände ich es, wenn es beispielsweise ihr Optimismus oder ihr Gemüt wäre, das ihn ansteckt.

Zitat:
versucht sie, ihm zu erklären
[...]
um ihm zu zeigen, wie es geht

Zwei kleine Ungereimtheiten in der Perspektive. Wenn auch in diesen Situationen recht eindeutig, bleibt ein Versuch oder eine Absicht doch eine Art Intention, und die findet im Kopf statt, in den Julien keinen Einblick hat.

Nun wurde es doch viel weniger, als ich beim Lesen erwartet hatte. lol2 Ich denke, dass klar ist, wo deine Defizite liegen. Die halten sich, meiner Erfahrung mit Legasthenikern nach, zwar noch in Grenzen, sind aber dennoch deutlich. Sobald ich die Woche Zeit finde, widme ich mich deinem Text dahingehend noch einmal, sollte es bis dahin niemand anders getan haben.

Grüße
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azareon35
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Wohnort: Hessen


Beitrag06.08.2017 20:56

von azareon35
Antworten mit Zitat

Hallo Helene,

hier ist meine Kritik. Das ist nur meine persönliche Meinung, nimm dir, was du gebrauchen kannst.


Zitat:
Sehnsüchtig sieht der aus dem Fenster.

Ich glaube, er sieht aus dem Fenster, nicht der.

Zitat:
Die ihn nur einen Ausschnitt von dem zeigen, was er ersehend.

Die ihm nur einen Ausschnitt von dem zeigen, was er ersehnt.

Zitat:
Männer, die nie ein Wort zu ihm sagen und seine ignorieren.

Da würde ich noch Worte oder Wörter einsetzen.


Zitat:
Zwar stehen ihm Bücher und Schriften zur Verfügung, die ihm Gesellschaft leisten sollen, aber die, teilweise von ihm eigens verfassten Schriften können die Gesellschaft eines Menschen nicht ersetzen. Selbst wenn sie durch die Gitter getrennt ist und keine wirkliche Nähe ist.

Der Satz ist ziemlich verschachtelt und etwas schwer zu lesen. Da braucht es eine elegantere Lösung. Ich würden den Fakt, dass er sie teilweise selbst verfasst hat, streichen.

Zitat:
Kein Laut ist zu hören, außer jenes, dass nur Sie sein kann.

Da würde ich entweder sie oder SIE schreiben. In der jetzigen Form wäre es eine direkte Anrede.

Zitat:
Einsamkeit umklammert sein Herz, zwingt es zur Regungslosigkeit, und breitet Kälte in ihn aus.

Das klingt, als würde die Einsamkeit die Kälte aktiv in ihm ausbreiten. Ist das so gewollt?

Zitat:
gerne besuchen willst.“ Erzählt sie ihm

gerne besuchen willst“, erzählt sie ihm

Zitat:
zur Polizei gehen.“ Erinnert sie ihn

Gleicher Fehler.


Das sind die Dinge, die mir beim Lesen störend aufgefallen sind. Davon abgesehen eine sehr lesenswerte Geschichte. Düster, spannend, und bis zu dem Ende hatte ich gedacht, Sarina sei ein Vampir gewesen. Außer natürlich Julien bildet sich das nur ein.

Weiter so!
Azareon


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Nemo me impune lacessit.

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Helene Persak
Schneckenpost
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Beiträge: 5



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Beitrag07.08.2017 20:33

von Helene Persak
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Hallo Ciddy,

erste einmal ein Danke, dass du dir die Zeit für meine Geschichte genommen hast und für eine konstruktive Rückmeldung. smile

[Quote=“Ciddy“]ich kann mir noch nicht so ganz vorstellen, in welche Richtung dein Text geht und wo ich ihn eingliedern kann. Ist er Teil eines Romans, eine Kurzgeschichte, oder doch etwas anderes?[/quote]
Das ist „nur“ eine Kurzgeschichte. In meinem Kopf gibt es dazu eine größere Geschichte. Ich weiß jedoch nicht, ob die gut ist. So wie auch einige andere Geschichten, so habe ich auch diese noch nicht aufgeschrieben. Vielleicht kommt das noch. Zur Zeit ist der Markt, das Netz und so viele Foren überschwemmt von Vampir-Geschichte, dass ich das jedoch leider nicht sehe.
Jetzt und hier ist es einfach eine Vorstellung von mir. Ein kleiner Einblick in das, was ich schreibe.


Zitat:
Auf Juliens Aktion im letzten Drittel mit Sarina kann ich mir keinen Reim machen. Soll das so sein, oder habe ich etwas übersehen?

Leider kann ich jetzt nicht deuten, was du meinst?
Meinst du den Teil mit der Säge?
Oder erst ab da, wo er, „zu ihrem strählenden Lächeln, ihrem zarten Duft“ hingezogen wird?

 
Zitat:
Zitat:
Aufregung durchdringt die Lethargie, lässt das träge Herz gegen die Brust schlagen.

Wenngleich ich meine zu verstehen, was du damit sagen möchtest, finde ich die Formulierung etwas unglücklich. Ein träges Herz ist nicht gut mit Aufregung kombinierbar.

Gutes Argument.
Das Herz ist träge und wird in dem Moment aufgeweckt. Wirft das träge quasi von sich.
Hm, ist vielleicht einmal zu überdenken, ob das besser geht.


 
Zitat:
Zitat:
und Lärm dröhnt wie Donner durch das Haus

Donner als Metapher für von Menschen hervorgerufenen Lärm würde ich nur für eine wirklich große Anzahl Menschen nutzen. Ein Fußballstadion, ein Heer, so etwas.

Damit wollte ich veranschaulichen, dass Juliens Vampir-Sinne, durch die Situation, gerade extrem sensibel sind.

Zitat:
Zitat:
Angesteckt von ihr

Ich weiß nicht, ob ein Mensch jemanden bereits anstecken kann, im literarischen Sinne. Passender fände ich es, wenn es beispielsweise ihr Optimismus oder ihr Gemüt wäre, das ihn ansteckt.

Hmm. Eigentlich habe ich hier ihre Begeisterung gemeint, die auf ihn über greift, ihn ansteckt.

Zitat:
Zitat:
versucht sie, ihm zu erklären
[...]
um ihm zu zeigen, wie es geht

Zwei kleine Ungereimtheiten in der Perspektive. Wenn auch in diesen Situationen recht eindeutig, bleibt ein Versuch oder eine Absicht doch eine Art Intention, und die findet im Kopf statt, in den Julien keinen Einblick hat.

Bitte was? Das hab ich jetzt nicht verstanden. Was meinst du damit?

Gruß
Helene


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Die Geschichte ist das Wichtigste.
Die Rechtschreibung ist das, womit ich kämpfe, um diese aufzuschreiben.
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Helene Persak
Schneckenpost
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H
Beitrag07.08.2017 20:34

von Helene Persak
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Hallo Azareon

azareon35 hat Folgendes geschrieben:
Hallo Helene,

hier ist meine Kritik. Das ist nur meine persönliche Meinung, nimm dir, was du gebrauchen kannst.


Danke. smile

Gruß
Helene


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Ciddy
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Beitrag09.08.2017 12:20

von Ciddy
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Zitat:
Leider kann ich jetzt nicht deuten, was du meinst?

Ich meine das Ende, wo er sie "tötet".

Dazu muss ich aber auch gestehen, dass ich bis zu den anderen Antworten hier im Thread nicht einmal geahnt hatte, dass es um Vampire geht. lol2 Deshalb wird jetzt natürlich einiges klar. Ich habe zu wenig mit Vampirgeschichten zu tun, um das direkt zu erkennen.

Zitat:
Hmm. Eigentlich habe ich hier ihre Begeisterung gemeint, die auf ihn über greift, ihn ansteckt.

Dann schreib das so. Es ist nicht sie, die ihn ansteckt, sondern ihre Begeisterung.

Zitat:
Bitte was? Das hab ich jetzt nicht verstanden. Was meinst du damit?

Eigentlich keine große Sache, vielleicht denke ich auch einfach zu weit. Ich spiele selbst gerne viel mit Perspektiven herum, deshalb sehe ich das alles etwas genauer. lol2

Julien weiß nicht, dass Sarina etwas "versucht zu erklären". Er sieht bloß, dass sie ihm etwas erklärt. Bei der Stelle mit der Säge nehme ich meinen Einwand zurück - die Begründung wäre aber dieselbe. Eine reine Stilfrage, also den Geschmäckern zu überlassen. Ich war etwas voreilig, als ich von Ungereimtheiten sprach.

Grüße smile
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