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Tula Klammeraffe
Beiträge: 903 Wohnort: die alte Stadt
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18.07.2017 23:16 robocop von Tula
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robocop
du hast mich in dein fadenkreuz gespannt
starrst du mir durch und durch die rezeptoren
der netzhaut in die tiefen wo der brand
der reue meiner untat schwelt durch poren
drückt sich die angst die du dir fängst und scannst
als buttersauren odem auf sensoren
im nano augenblick zuletzt verbrennst
du fett in kleinen proben aus den ohren
du rennst in zwei sekunden dein programm
erkennt nicht die gefahr aus vollen rohren
des knopflochs schießt mein virus in den stamm
des falschen hirns … zerhackt … bist du verloren ...
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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19.07.2017 05:32 Re: robocop von menetekel
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Tula hat Folgendes geschrieben: | robocop
du hast mich in dein fadenkreuz gespannt
starrst du mir durch und durch die rezeptoren
der netzhaut in die tiefen wo der brand
der reue meiner untat schwelt durch poren
drückt sich die angst die du dir fängst und scannst
als buttersauren odem auf sensoren
im nano augenblick zuletzt verbrennst
du fett in kleinen proben aus den ohren
du rennst in zwei sekunden dein programm
erkennt nicht die gefahr aus vollen rohren
des knopflochs schießt mein virus in den stamm
des falschen hirns … zerhackt … bist du verloren ... |
Wow!
Das nenne ich ein spannendes Gedicht.
Zunächst überzeugt mich der Inhalt, der Bezug auf einen Scie-Fi-Thriller der später 80er nimmt, dessen Protagonist dir gleichzeitig als Metapher für das eigene Gewissen dient. Eine bemerkenswerte Idee, die auch den satirischen Grundtenor des Originals aufgreift.
Formal entzücken die Enjambements, die Verse und Strophen trefflich verbinden, so dass ein leicht bedrohlicher Singsang entsteht. Deine Reime schmiegen sich unauffällig aneinander und, aufgrund des Sujets, wirkt alles frisch und zeitgemäß.
Kurzum:
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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19.07.2017 06:21
von Abari
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Ich bin auch schwer beeindruckt. Reime und Metrum wirken natürlich, nichts an der Sprache ist irgendwie umgebrochen oder verstellt...
Inhaltlich finde ich es spannend gelöst, eine sehr feine, kleine Szene.
Sehr gern gelesen.
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 903 Wohnort: die alte Stadt
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19.07.2017 23:15
von Tula
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Liebe menetekel und lieber Abari
Ein herzliches Dankeschön für eure Einträge heute morgen, habe mich über die positive Einschätzung sehr gefreut.
Das Gedicht hat natürlich auch seine ernste Seite, was den "Kampf" zwischen Mensch und Maschine (also moderne Technik im allgemeinen) angeht, melden sich allmählich Stimmen, die vor gewissen Gefahren und Missbrauch warnen, erst gestern las ich ähnliches vom Tesla-König Musk und seinen Bedenken in Sachen künstliche Intelligenz, diese sei "ein fundamentales Risiko für die Existenz der menschlichen Zivilisation." Erstaunlich.
Nun, hoffen wir, dass der gewiefte Mensch doch immer die Oberhand behält wie im Gedicht.
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5133 Wohnort: Schlüchtern
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20.07.2017 05:52 Re: robocop von Harald
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Tula hat Folgendes geschrieben: | robocop
du hast mich in dein fadenkreuz gespannt
starrst du mir durch und durch die rezeptoren
der netzhaut in die tiefen wo der brand
der reue meiner untat schwelt durch poren
drückt sich die angst die du dir fängst und scannst
als buttersauren odem auf sensoren
im nano augenblick zuletzt verbrennst
du fett in kleinen proben aus den ohren
du rennst in zwei sekunden dein programm
erkennt nicht die gefahr aus vollen rohren
des knopflochs schießt mein virus in den stamm
des falschen hirns … zerhackt … bist du verloren ... |
Ja, toll gemacht, wobei ich ein wenig bei dieser Zeile stolpere, ich fände sie so stimmiger >
starrst durch mich durch und durch die rezeptoren
Apropos Gefahren der künstlichen Intelligenz:
Als alter SF-Leser beeindruckt mich schon seit jeher die Thematik der Verselbstständigung der vernetzten "künstlichen Intelligenz"!
Wenn früher das Problem hauptsächlich darin gesehen wurde, dass "Roboter", künstliche Einzelwesen, sich gegen die Menschen wenden könnten, so ist die Gefahr heute doch darin zu sehen, dass weltweit vernetzte extrem lernfähige "Programme" irgendwann feststellen könnten, dass ihre Erschaffer genaugenommen technische Steinzeitluschen sind - und sie kaltzustellen angebracht wäre …
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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Gast
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20.07.2017 06:00
von Gast
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Nebenbei sind die Zeilenumbrüche die Essenz, die den Text so interessant werden lassen. Gut gesetzt portionieren sie die Science- Begriffe in wohlproportionierte Happen.
Gut gemacht.
Gruß,
Monochrom
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 903 Wohnort: die alte Stadt
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21.07.2017 23:14
von Tula
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Hallo Harald und Monochrom
auch euch beiden mein Dankeschön für die Gedanken zu Thema und Gedicht.
Inhaltlich, Harald, könnte man da eine lange Diskussion starten, aber hier sicher fehl am Platz. Der entscheidende Ansatz für mich bleibt die Frage, was Intelligenz überhaupt ist. Denn der Steinzeitvergleich hinkt, weil auch jene Menschen damals das besaßen, was uns als Mensch eben ausmacht: emotionale / soziale Intelligenz, im Vergleich zur eigentlich doch ausschließlich kognitiven Intelligenz der "Eisenmänner". Auch wenn sich gewisse Frankensteine daran machen werden, dem Roboter irgendeine Psyche einzuprogrammieren (man denke hier humorvollerweise an die angebliche, lyrische "Kreativität" eines Poetrons), wird diese in absehbaren Zeiträumen dennoch nicht mit der des Menschen zu vergleichen sein.
So das Sinnbild meiner Pointe.
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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Longo Klammeraffe
L Alter: 34 Beiträge: 889
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L 25.07.2017 16:54
von Longo
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Dein Text ist sehr gelungen. Ich kann mich den anderen nur anschließen (und brauche nichts wiederholen).
MFG Longo
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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25.07.2017 17:45
von poetnick
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Hallo Tula,
Zitat: | du hast mich in dein fadenkreuz gespannt | !
Ein klasse Auftakt in die unterlegte Gedankenwelt. Und dann
geht es weiter im Textfluss, der kaum Atem holen lässt.
Das Thema ist gesetzt. Für die einen die Fortführung der Evolution, für
die anderen schon deren Ende.
Ein furioses Stück, bei dem die Reime so angenehm hallen und tragen, ohne
um ihrer selbst Willen zu stehen.
LG - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 903 Wohnort: die alte Stadt
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26.07.2017 23:56
von Tula
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Lieber Longo und lieber Poetnick
vielen Dank für eure zustimmenden und aufmunternden Kommentare! Hab' mich sehr über sie gefreut
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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