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Einstand: Fragment ohne Namen


 
 
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schlumpf
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 33
Beiträge: 7
Wohnort: Wien


Beitrag23.07.2017 20:07
Einstand: Fragment ohne Namen
von schlumpf
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Behutsam faltete Nikolai den Brief, welchen er seit Tagen in der Innentasche seines Mantels am Herzen trug, auf und strich sanft mit seinen mit seinen langen, kühlen Fingern über die Tinte und las:

„An Gott,

Ich richte diese Zeilen an dich, um mich ein für alle Mal von dir zu trennen. Zu trennen, in jeder Hinsicht.

Von nun an, soll es dir nicht mehr erlaubt sein, mich dein Werk zu nennen – denn, ich will keines Wesens Werk sein, welches auch einen Menschen in die Welt setzt, der ein Kind zu Tode quält und beim Anblick des geschundenen Kinderleibes, Lust empfindet.
Ich verbiete dir, mir gegenüber barmherzig zu sein – denn, ich kann keine Barmherzigkeit und Güte ertragen, die auch einem Menschen zu Teil werden, der sich durch falsche Geschäfte und am Elend der Menschen bereichert.
Ich untersage dir, mir irgendwelche Pflichten aufzuerlegen – denn, ich kann keine Pflichten eines Wesens wahrnehmen, in dessen Namen Folter und Qual als Züchtigung verübt und geduldet werden.
Ich verabscheue dich aus den abgründigsten Tiefen meines Herzens, welches ich dir abspreche, erschaffen zu habe.
Ich verneine dich, bis zur kompletten Ausschöpfung meines menschlichen Verstandes, welchem ich verbiete, dich von Neuem zu erschaffen.
Ich entsage mich von dir, bis zu meinem Lebensende und allem was danach kommen mag.
Lieber leide ich alle Qualen der Welt, als nur noch ein unschuldiges Opfer, eine Kindesträne oder eine von Armut geplagte Frau, für das ewige Paradies und deine Liebe in Kauf zu nehmen.

In ewiger Verachtung,

ein Mensch“


Nikolai atmete einmal tief ein, faltete den Brief wieder zusammen, küsste ihn kurz andächtig und steckte ihn zurück in die Innentasche seines Mantels. Er lag den Mantel ab, hing ihn über einen Stuhl und zog an seiner Stelle die schwarze Stola und den schmucklosen, braunen Rauchmantel über, den er gewissenhaft glattstrich.
Er schritt zur Tür, griff mit kraftlosen Händen zur Klinke, schloss die Augen, füllte seine Brust noch einmal mit Luft, öffnete die Tür und schritt schwermütigen Ganges in den Kirchsaal.

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schlumpf
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 33
Beiträge: 7
Wohnort: Wien


Beitrag23.07.2017 20:17
"Hallo" vergessen :)
von schlumpf
pdf-Datei Antworten mit Zitat

In meiner Zerstreutheit wurde das "Hallo Miteinander" vergessen.
Also:

Hallo Miteinander,

ich bin neu hier, wie man sieht und wollte mich gleich ins Getümmel werfen. Hierzu hab ich "schnell" einen kurzen Text verfasst, von dem ich absolut nicht weiß, ob daraus irgendetwas werden soll.
Er soll lediglich eine Übung für mich sein und Klarheit schaffen, da ich, was das Schreiben angeht, total Orientierungslos bin.
Was er behandelt bzw. anschneidet ist der Glaube, der mich immer wieder beschäftigt.

Nun.. Danke schon mal im Voraus für ehrliches und lehrreiches Feedback,

Liebe Grüße,

der Schlumpf
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kioto
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 442
Wohnort: Rendsburg


Beitrag23.07.2017 20:30

von kioto
Antworten mit Zitat

Hallo Schlumpf,

Ich finde deinen Text interessant weil er zwei Spannungsbögen enthält. Der Briefschreiber ist scheinbar noch praktizierender Priester und er hat, obwohl er typisch atheistische Argumente verwendet, den Glauben noch nicht verloren, sonst würde er den Brief nicht so verfassen.

Ein paar Fehlerchen sind mir aufgefallen, aber ich bin selber kein Spezi in Rechtschreibung.

 Er lag den Mantel ab --> legte

ihn kurz andächtig und --> kurz und andächtig

 griff mit kraftlosen Händen zur Klinke --> Klinke wird meistens mit einer Hand betätigt, es sei den, sie klemmt.

Gruß Werner


_________________
Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
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Jenny
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 39
Beiträge: 314
Wohnort: Ein Dorf nahe Mariazell, Niederösterreich


Beitrag23.07.2017 21:24

von Jenny
Antworten mit Zitat

Hallo Schlumpf,

dein Text konnte mich ehrlich gesagt nicht überzeugen, denn er liest sich für mich zu pathetisch und schwulstig. Ich denke, dass das überwiegend an deiner exzessiven Nutzung von Adjektiven und Adverbien liegt.

Einer deiner Sätze zur Verdeutlichung:
Er legte den Mantel ab, hing ihn über einen Stuhl und zog an seiner Stelle die schwarze Stola und den schmucklosen, braunen Rauchmantel über, den er gewissenhaft glattstrich.
(lag -> legte, das musste ich einfach ändern. Zur Verdeutlichung der Nutzung: Er lag auf dem Bett und legte das Buch neben sich.)

Die Menge an beschreibenden Adjektiven und Adverbien ist sicher auch der Kürze des Textes zu zuschreiben, denn du versuchst eine Menge Informationen in sehr wenig Text zu packen: Er hat lange, kühle Finger, seine Stola ist schwarz, sein Mantel ist braun und schmucklos, seine Hände sind kraftlos und sein Gang ist schwermütig.

Die Frage ist: Braucht ein so kurzes Textfragment all diese Infos? Könnten sie nicht viel, viel geschickter in einer Fortsetzung des Textes untergebracht werden? Für einen Schreibstart ist das gar nicht schlecht, die Informationen so geballt in einen Text zu packen. Für sich selbst. Danach sollten die Infos aber nach und nach an anderen Passagen untergebracht oder passender verarbeitet werden und die vorherige Adjektivflut wieder eingedämmt werden.

Wäre das der Beginn eines Romans gewesen, den ich im Buchladen angelesen hätte, hättest du mich als Leserin bei den "langen, kühlen Fingern" verloren.

Ich hoffe, du nimmst meine Kritik nicht persönlich, zumal ich auch noch am Beginn meiner literarischen Reise stehe und bisher überwiegend wissenschaftliche oder Werbetexte verfasst habe.

Schöne Grüße,
Jenny
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schlumpf
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 33
Beiträge: 7
Wohnort: Wien


Beitrag23.07.2017 21:45

von schlumpf
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Jenny, hallo Werner,

erstmal, vielen Dank für das schnelle Feedback - das hilft mir schon mal immens weiter.

Zu den Adjektiven muss ich dir nach nochmaligem Durchlesen mit nun klarerem Blick, Recht geben.
Ich wollte nur irgendwie schon etwas vom Wesen des Akteurs einbauen, von dem ich ein klares Bild vor meinen Augen habe, aber dies ist an anderer Stelle angemessener.

Bei der Stola war die Info nötig, um zu verdeutlichen, für welchen Anlass er sie trägt (schwarz/Trauer/Beerdigung)

Die anderen Fehler sind schlicht Anfängerfehler, die mir hoffentlich im Laufe der Zeit nicht mehr unterlaufen werden. smile


Liebe Grüße
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Jenny
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 39
Beiträge: 314
Wohnort: Ein Dorf nahe Mariazell, Niederösterreich


Beitrag23.07.2017 22:00

von Jenny
Antworten mit Zitat

Hallo Schlumpf,

schön, dass ich dir helfen konnte.

Zu den Adjektiven: Es ist ja nicht jedes Adjektiv schlecht und es müssen auch nicht alle weg.

Zum Thema "Infodump" (das Wort kannst du googlen, dazu findest du vielfältige Infos):
Ich mache es bei meinen Texten manchmal sogar absichtlich so, dass ich eine Szene erst einmal mit so vielen Infos wie möglich schreibe. Das klingt dann natürlich grässlich und wenn ich den Text weiterschreibe, lasse ich die Informationen eine nach der andere in den weiteren Verlauf einfließen und lösche sie dann in den ersten Seiten wieder.

Das liegt sicher auch daran, dass ich vor dem Schreiben nicht plotte. Ich schreibe drauf los und das, was mir einfällt, wird erst einmal eingebaut und dann später eventuell sinnvoller verwertet. Meistens stelle ich aber bei nochmaligem Durchlesen fest, dass ein Großteil der Informationen einfach gelöscht werden können, da sie schon aus der Handlung ersichtlich werden.

Übrigens ist laut lesen ein super Trick, um einen Text zu verbessern smile Uns fallen laut ausgesprochen viel mehr Satzkonstrukte negativ auf als leise gelesen. (Mach ich aber auch nicht bei jedem Text.)

Viel Spaß beim Weiterschreiben!
Jenny

PS: Ich würd mich über deine Meinung zu meinem Einstandstext freuen wink
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Canyon
Leseratte

Alter: 44
Beiträge: 128
Wohnort: Nimmerland


Beitrag23.07.2017 22:35
Re: Einstand: Fragment ohne Namen
von Canyon
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Hey Schlumpf,

mir hat dein Text gut gefallen. smile Das Problem mit den überschwenglich genutzten Adjektiven könnte man eventuell auch in den Griff bekommen, wenn man die Sätze einfach ein wenig kürzt, dann wirken sie nicht so überladen. Denn an sich finde ich sie ganz anschaulich gewählt, nur ja ... es wirkt hier und da ein wenig vollgestopft.
Ich versuche es mal an folgendem Beispiel:

schlumpf hat Folgendes geschrieben:

Nikolai atmete einmal tief ein, faltete den wieder Brief zusammen, küsste ihn kurz andächtig und steckte ihn zurück in die Innentasche seines Mantels. Er lag den Mantel ab, hing ihn über einen Stuhl und zog an seiner Stelle die schwarze Stola und den schmucklosen, braunen Rauchmantel über, den er gewissenhaft glattstrich.
Er schritt zur Tür, griff mit kraftlosen Händen zur Klinke, schloss die Augen, füllte seine Brust noch einmal mit Luft, öffnete die Tür und schritt schwermütigen Ganges in den Kirchsaal.

Nikolai atmete tief ein und faltete den Brief wieder zusammen. Bevor er ihn zurück in die Manteltasche steckte, berührte er ihn andächtig mit den Lippen. Schließlich hängte er den Mantel über den Stuhl und zog an seiner Stelle erst die schwarze Stola und dann den schmucklosen Rauchmantel hervor, den er gewissenhaft glattstrich. Er schritt zur Tür, griff kraftlos nach der Klinke. Mit geschlossenen Augen holte er noch einmal tief Luft. Dann öffnete er die Tür und schritt schwermütig in den Kirchensaal.

Nur so eine Idee ...

 Spannung weckt dein Text bei mir aber trotzdem, das Thema (ein gefallener Priester?) scheint mir sehr interessant. smile


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(Buddha)
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Elezra S.
Geschlecht:männlichWortedrechsler
E


Beiträge: 62



E
Beitrag24.07.2017 11:33

von Elezra S.
Antworten mit Zitat

Hallo,

es wird jetzt zwar nicht sehr hilfreich sein, aber ich muss hier doch eine Gegenposition einnehmen. Mir persönlich gefallen die Adjektive sehr gut. Wahrscheinlich bin ich einfach ein anderer Typ Leser, für mich machen solche Ausschmückungen einen Text liebenswerter, heimeliger. Solange die Geschichte mein Interesse zu wecken vermag, schwimme ich gerne auf eine Adjektivflut mit. Wink

Canyons Versuch finde ich im übrigen äußerst gelungen. Da ich selber zu oft überlange Sätze verwende, kann ich mir da auch noch eine Scheibe abschneiden. Rolling Eyes
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2939
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag24.07.2017 12:04
Re: Einstand: Fragment ohne Namen
von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Canyon hat Folgendes geschrieben:
Ich versuche es mal an folgendem Beispiel:

schlumpf hat Folgendes geschrieben:

Nikolai atmete einmal tief ein, faltete den wieder Brief zusammen, küsste ihn kurz andächtig und steckte ihn zurück in die Innentasche seines Mantels. Er lag den Mantel ab, hing ihn über einen Stuhl und zog an seiner Stelle die schwarze Stola und den schmucklosen, braunen Rauchmantel über, den er gewissenhaft glattstrich.
Er schritt zur Tür, griff mit kraftlosen Händen zur Klinke, schloss die Augen, füllte seine Brust noch einmal mit Luft, öffnete die Tür und schritt schwermütigen Ganges in den Kirchsaal.

Nikolai atmete tief ein und faltete den Brief wieder zusammen. Bevor er ihn zurück in die Manteltasche steckte, berührte er ihn andächtig mit den Lippen. Schließlich hängte er den Mantel über den Stuhl und zog an seiner Stelle erst die schwarze Stola und dann den schmucklosen Rauchmantel hervor, den er gewissenhaft glattstrich. Er schritt zur Tür, griff kraftlos nach der Klinke. Mit geschlossenen Augen holte er noch einmal tief Luft. Dann öffnete er die Tür und schritt schwermütig in den Kirchensaal.


Um auch noch kurz eine Gegenposition darzustellen: ich sehe keinen Mehrwert in dieser geänderten Version, die zumindest in meinem Lesen den Eindruck erzeugt, alle paar Worte gegen eine Wand zu laufen. Man merkt ja daran, wie du beinah jeden Satz mit einem Bevor, Schließlich oder Dann aufnehmen musst, dass es sich eigentlich um einen fließenden Vorgang handelt, dem mit länger fließenden Sätzen besser gedient wäre. Kurze Sätze können wirkungsvoll sein, sollten aber zu Sprache und Inhalt passen.

Der Text selbst kann mich leider nicht abholen, da er mir zu prätentiös und pathetisch daherkommt und dem geschilderten Konflikt keinen neuen Aspekt abgewinnen kann.


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Canyon
Leseratte

Alter: 44
Beiträge: 128
Wohnort: Nimmerland


Beitrag24.07.2017 12:15
Re: Einstand: Fragment ohne Namen
von Canyon
Antworten mit Zitat

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Canyon hat Folgendes geschrieben:
Ich versuche es mal an folgendem Beispiel:

schlumpf hat Folgendes geschrieben:

Nikolai atmete einmal tief ein, faltete den wieder Brief zusammen, küsste ihn kurz andächtig und steckte ihn zurück in die Innentasche seines Mantels. Er lag den Mantel ab, hing ihn über einen Stuhl und zog an seiner Stelle die schwarze Stola und den schmucklosen, braunen Rauchmantel über, den er gewissenhaft glattstrich.
Er schritt zur Tür, griff mit kraftlosen Händen zur Klinke, schloss die Augen, füllte seine Brust noch einmal mit Luft, öffnete die Tür und schritt schwermütigen Ganges in den Kirchsaal.

Nikolai atmete tief ein und faltete den Brief wieder zusammen. Bevor er ihn zurück in die Manteltasche steckte, berührte er ihn andächtig mit den Lippen. Schließlich hängte er den Mantel über den Stuhl und zog an seiner Stelle erst die schwarze Stola und dann den schmucklosen Rauchmantel hervor, den er gewissenhaft glattstrich. Er schritt zur Tür, griff kraftlos nach der Klinke. Mit geschlossenen Augen holte er noch einmal tief Luft. Dann öffnete er die Tür und schritt schwermütig in den Kirchensaal.


Um auch noch kurz eine Gegenposition darzustellen: ich sehe keinen Mehrwert in dieser geänderten Version, die zumindest in meinem Lesen den Eindruck erzeugt, alle paar Worte gegen eine Wand zu laufen. Man merkt ja daran, wie du beinah jeden Satz mit einem Bevor, Schließlich oder Dann aufnehmen musst, dass es sich eigentlich um einen fließenden Vorgang handelt, dem mit länger fließenden Sätzen besser gedient wäre. Kurze Sätze können wirkungsvoll sein, sollten aber zu Sprache und Inhalt passen.


Das ist richtig, NUR kurze Sätze sind auch nicht gut. Das muss natürlich auch nicht im Ganzen so übernommen werden (oder muss generell übernommen werden), ich wollte lediglich schauen, ob die Vielzahl der Adjektive in gekürzten Sätzen auch noch so überflutend wirkt.

Ich würde nämlich auch nicht zwingend sagen, dass viele Adjektive grundsätzlich störend sind. Es muss halt zum Text und der Situation passen. Mir gehts da wohl ähnlich wie Elezra:

Elezra S. hat Folgendes geschrieben:

Mir persönlich gefallen die Adjektive sehr gut. Wahrscheinlich bin ich einfach ein anderer Typ Leser, für mich machen solche Ausschmückungen einen Text liebenswerter, heimeliger. Solange die Geschichte mein Interesse zu wecken vermag, schwimme ich gerne auf eine Adjektivflut mit. Wink

Ist vielleicht doch einfach Geschmackssache. smile


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Klemens_Fitte
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Beitrag24.07.2017 12:30
Re: Einstand: Fragment ohne Namen
von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Zitat:
Nikolai atmete einmal tief ein, faltete den wieder Brief zusammen, küsste ihn kurz andächtig und steckte ihn zurück in die Innentasche seines Mantels. Er lag den Mantel ab, hing ihn über einen Stuhl und zog an seiner Stelle die schwarze Stola und den schmucklosen, braunen Rauchmantel über, den er gewissenhaft glattstrich.
Er schritt zur Tür, griff mit kraftlosen Händen zur Klinke, schloss die Augen, füllte seine Brust noch einmal mit Luft, öffnete die Tür und schritt schwermütigen Ganges in den Kirchsaal.


Canyon hat Folgendes geschrieben:
ich wollte lediglich schauen, ob die Vielzahl der Adjektive in gekürzten Sätzen auch noch so überflutend wirkt. smile


Ob das wirklich eine Vielzahl ist, lässt sich mE nicht eindeutig bestimmen (ich finde das absolut im Rahmen und nicht verantwortlich dafür, dass der Text eventuell nicht funktioniert). Mir scheint aber, dass sich häufige Adjektive eher in einen Sprachfluss fügen, während sie aus kurzen Sätzen noch mehr (störend?) herausstechen.


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Canyon
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Beitrag24.07.2017 13:13
Re: Einstand: Fragment ohne Namen
von Canyon
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Ob das wirklich eine Vielzahl ist, lässt sich mE nicht eindeutig bestimmen (ich finde das absolut im Rahmen und nicht verantwortlich dafür, dass der Text eventuell nicht funktioniert). Mir scheint aber, dass sich häufige Adjektive eher in einen Sprachfluss fügen, während sie aus kurzen Sätzen noch mehr (störend?) herausstechen.


Weiter oben sprach jemand an, im Orginaltext wären zu viele Adjektive (für ihren Geschmack). Und da Schlumpf ihr nachträglich zustimmte, ging ich davon aus, das "Problem" (das meiner Meinung nach auch keins war) solle behoben werden. Ich bin selber auch jemand, der gerne Adjektive liest und verwendet, daher dachte ich über eine Lösung nach, bei der man dieser Liebe treu bleiben kann. Diese Lösung hat aber natürlich keine Garantie auf Wahrheit oder Richtigkeit.
Offenbar ist es aber ein ganz subjektives Empfinden, was wann zu wenig oder zu viel ist. Vielleicht sollte der Autor das doch lieber selber bestimmen; jedem (Leser) kann man es ohnehin nicht Recht machen.
smile


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Klemens_Fitte
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Beitrag24.07.2017 13:16
Re: Einstand: Fragment ohne Namen
von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Canyon hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht sollte der Autor das doch lieber selber bestimmen; jedem (Leser) kann man es ohnehin nicht Recht machen.


Ich hoffe doch, dass keins der Statements hier den Wunsch enthält, der Autor möge es dem jeweiligen Leser recht machen, sondern eher, dem Autor möglichst viele Sichtweisen zur Verfügung zu stellen.


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Canyon
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Beitrag24.07.2017 13:25
Re: Einstand: Fragment ohne Namen
von Canyon
Antworten mit Zitat

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Canyon hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht sollte der Autor das doch lieber selber bestimmen; jedem (Leser) kann man es ohnehin nicht Recht machen.


Ich hoffe doch, dass keins der Statements hier den Wunsch enthält, der Autor möge es dem jeweiligen Leser recht machen, sondern eher, dem Autor möglichst viele Sichtweisen zur Verfügung zu stellen.


Das hoffe ich auch. smile


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schlumpf
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Beitrag24.07.2017 21:59

von schlumpf
pdf-Datei Antworten mit Zitat

guten abend miteinander,

ich danke euch, für die zahlreichen Tipps und Anregungen.
Jetzt zeigt sich mir erst, wieviel Gedanken man für einen so kurzen Text aufbringen muss, damit er funktionieren kann bzw. wieviel Feinschliff da eigentlich nötig ist.
Die Tipps mit den Adjektiven sind hier für mich von größtem Wert - und dies nicht nur fürs Schreiben, sondern auch für das Verstehen, wie Texte ihre Wirkung entfalten.
Es mag meiner Intelligenz nicht schmeicheln, aber meine Gedanken drehen sich sonst immer im Kreis und ich hätte nicht gedacht, dass ein paar Kommentare mich so rasch in eine andere Richtung lenken können, die zumindest, was die Erkenntnis anbelangt, Früchte trägt.

Zur Satzlänge kann ich nur sagen, dass ich ein Freund von langen, verschachtelten Sätzen bin, dies aber, hier geglaubt vermieden zu haben - was die Länge betrifft. Kurze Sätze, wenn sie nicht ordentlich eingesetzt sind, lösen bei mir meist das Gefühl von Beschränktheit bzw. Einschränkung in Zeit, Raum und Material aus. Ist wahrscheinlich einfach eine Eigenheit von mir smile
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