Der Dichter-Technologe stapft über den roten Teppich

[Curiepolis]

Es ist etwas Seltsames mit Traum und Wachen. Manchmal – die meisten erleben es nur als Kleinkind und vergessen es später; einige, so wie Annika, vermögen es auch noch in höherem Alter zu empfinden – kommt es, das Eerie Feeling, das flimmernde, stille, schwimmenden Gefühl der Seltsamkeit, das sich wie eine Schale um alles legt, eine Trennschicht zwischen Ich und Etwas, die sich nicht greifen lässt, die unsichtbar und luftspiegelungshaft und unheimlich massiv ist und einen fühlen lässt: Die Trennung von Traum und Realität ist ein künstlicher Luxus, eine praktische Fiktion für den Alltag, die uns einen Apfel einzukaufen ermöglicht, ohne dass wir ihn, rostrot und lindgrün und rund in unserer Hand, fasziniert betrachten und betrachten, das kleine Wunder, das ungeheure Wunder, diesen Planet voller winziger Maserungen und Furchen und Gebirgszüge, Kontinente und Ozeane, den wir als Apfel anzusehen gewohnt sind, weil es so einfacher ist, der aber eine Welt ist, eine riesige Welt, deren Geheimnisse wir nur zu winzigem Anteil ergründen können, selbst wenn wir unser ganzes Leben daran setzten. Nur wenn die Zeit sich zum gestirnten Möbiusband biegt und die Sterne aus der Tiefe des Bandes uns zuzwinkern, können wir eine Ahnung von der Gesamtheit der Wunder bekommen; die Möbiuszeit ist keine Zeit im üblichen Sinne, sie ist überhaupt keine Zeit, sondern einfach ein IST.

"Ah-ähm! Vielleicht legen Sie mal das Ding da weg!", sagte Edgar Poe, der als Securitymann am Eingang des Schriftstellerforums Wache hielt und den Apparat in der Hand des Dichter-Technologen mit wachsender Nervosität anstarrte. "Welches Ding denn?", brummte der D-T gutmütig. "Ei, Sie meinen wohl mein 40-Kilokelvin-Etyminoschweißgerät. Das brauche ich für meine Arbeit." "Sieht aber gefährlich aus", murmelte Poe, der Dichter-Priester, und schickte ein mentales Stoßgebet an seine Ligeia. Im zweiten Stock des Forums klappte ein Fenster auf, Arno Schmidt und Alfred Döblin streckten die Köpfe heraus. "Den kennen wir, das ist ein Freund", bemerkte Döblin. "Ja, lassen Se'n reinkommen", knurrte Schmidt. Zögernd trat Poe beiseite. Der D-T lächelte und trabte die Stufen hinauf...

Seit 2012 baue ich an meiner mächtigen Roman-Maschine "Curiepolis". Der erste Band nähert sich momentan behutsam dem Abschluss. Viele denken beim ersten Blick darauf: "Das ist Science Fiction." Doch das stimmt nicht, Curiepolis ist eher ein Super-Märchen, eine Geschichte über Geschichten. "Berge, Meere und Giganten" ist eine Inspirationsquelle, aber auch "Zettel's Traum" (und überhaupt alle Schmidt-Werke), sowie Lewis Carroll, Jorge Borges, Hermann Broch, Thomas Pynchon, Ernst Jünger, Schopenhauer, Timothy Leary und einige andere.

Am 11. September kommt Curiepolis übrigens in die Lettrétage in Berlin-Kreuzberg, und am 14. Oktober bin ich mit meinem Vortrag "Curiepolis: Das Längste Gedankenspiel" bei der Jahrestagung der Gesellschaft der Arno-Schmidt-Leser in Celle dabei.

Der Dichter-Technologe ist, anders als der ätherische Dichter-Priester, keinesfalls ungesellig: Er freut sich über Besucher in seinem Labor. Mittels World Wide Web kann man jederzeit einen Blick auf meine Apparaturen wagen und den Arbeitsfortgang (fast) in Echtzeit verfolgen:



("Bitte keine Links!", rief Securitymann Poe unruhig. "Aber ausgeschriebene Adressen zum Kopieren und Einfügen darf ich wohl nehmen?", fragte der D-T. Poe: "Ahem... na gut!")


Mod-Edit: Ausgeschriebene Adressen ebenfalls gelöscht, denn: Nein, darfst du natürlich ebenfalls nicht, denn das liefe ja auf nichts anderes hinaus. Hintergrund: Wir möchten vermeiden, dass das Forum von Usern geflutet wird, die letztlich nur Werbung für ihre Bücher oder ihre Seiten machen, sich aber nicht aktiv beteiligen wollen. Das muss auf dich persönlich natürlich nicht zutreffen, sondern ist eine Regel, die für alle gilt.




...und nun auch im Schriftstellerforum.

[IQ Dino]

Ich muss es wohl nochmal lesen
aber ... gefällt mir ...