Bestandsaufnahme

[onart]

Jedesmal wenn man aufwacht, auch wenn es nach Monaten ist, wundert man sich, wer von den Freunden wohl noch existiert. Verbannt, verstorben, verschollen. Man weess es nicht - aber weg sind sie. Man schaut durch seine Liste der Bekanntschaften und denkt: Was aus dem wohl geworden ist? Oder auch manchmal: Wer war denn das eigentlich? The answer is blowing in the wind.
Einer ist dann doch anwesend und man freut sich. Ein Ueberlebender. Man schickt eine Botschaft und bekommt tatsaechlich eine Antwort. Er weiss sogar noch, wer man eigentlich ist. Das ist sehr schoen, es gibt einem das
Gefuehl, doch auf eine oder die andere Art, einen Eindruck hinterlassen zu haben. Das Ego blaeht sich auf.
Man steckt in einem Koerper, der nicht der eigene ist. Er hat nichts gemeinsam, nichtmal das Geschlecht. Sicher nicht das Alter, weil wir sind alle 23 und perfekt. Wir sind alle wir und nicht wirklich wir. Wir sind
vielleicht nicht einmal wer wir glauben zu sein. Das war schon immer so. Und wenn wir nicht mehr sind, oder nicht mehr wir sind, oder nicht mehr wer wir waren als wir glaubten zu sein dass wir wir sind sind, dann wird
unser falsches Dasein trotzdem weiter existieren, auch wenn es niemand sehen wird.Der Geist lebt weiter, sagt man. Aber hier lebt nicht einmal der Geist. Nur der falsche Koerper und der ist auch nur Teil einer Datenbank.

Ich steh auf der Terasse und betrachte die Blumen. Die Blumen wechseln staendig ihre Position. Sie tun das auch, wenn ich nicht hier bin. 24 Stunden am Tag , fuer jeden der sie sieht. Und jeder sieht sie anders. Es sind schoene Blumen, ein dichtes Feld das lustig herumhuepft. Komischerweise sind sie zweidimensional, aber das stoert nicht, weil, ich sehe sie immer von vorn. Wenn ich den Kopf bewege, bewegen sie sich mit meinem Blick.

Sie wachsen nicht, sie sind immer gleich gesund und frisch. Ewige Jugend um die ich sie beneide. Nein, falsch...ich habe die ja auch.

Das Haus ist so, wie ich es mir wuensche. Wie ich es mir wuenschte , als ich es dorthin gestellt hatte. Wenn es mir nicht mehr gefaellt, stelle ich halt ein anderes dahin, ueberhaupt kein problem. Es ist mein Haus. In meinem Garten. Auf meinem Land. Solange ich die Rechnung bezahle.

Es gibt ein Signal in meinem Kopf und das teilt mir mit, das der Ueberlebende mich sprechen will. Er fragt wo ich denn gewesen sei und das er mich vermisst haette. Man wurde immer vermisst, wenn man nicht anwesend war und ploetzlich wieder hier ist. Wird man auch vermisst, wenn man nicht anwesend ist und nicht wieder hier ist? Die Namen derer die einen vermissen koennten, sind ausgegraut, gibt es jemanden der sie sieht und an mich denkt?

Ich bin doch wichtig, oder? Ohne mich wuerde der Laden hier doch zusammenbrechen. Also schaut gefaelligst in Eure Liste der grauen Namen und teilt mir mit, das Ihr mich vermisst. Das ist, wie man so sagt, Balsam fuer die Seele. Die Seele? Habe ich sowas denn? Leider, wenn ich nur noch der falsche Koerper ohne Geist bin, nutzt mir selbst das nicht. Nicht die Seele, nicht Euer Schaun.

Die Katze moechte meine Aufmerksamkeit, das ist wichtig. Die Katze ist immer hier, auch wenn ich es nicht bin. Sie wandert ziellos im Haus herum und zerkratzt keine Moebel. Die Katze wird auch noch lange hier sein wenn ich es nicht mehr bin. Sie ist 23 und perfekt. Und sie zerkratzt keine Moebel. Good kitty! Ich habe wohl nicht schnell genug reagiert, jetzt hat sie sich schlafen gelegt und laechelt ihr Spielkissen an. Tut mit leid das ich nicht schnell genug war..geht halt nicht mehr immer so gut mit 23.

Ich schaue herum auf das Land. Es ist - schaetze ich mal - einen Millimeter dick.Darunter ist Wasser. Endloses Wasser. Auch einen Millimeter dick, dann kommt schwarz. Schwarze Schwaerze. Kann auch dunkelblau sein, aber
schwarz.

Wohin wollen wir als naechtes gehen?

[sonjaeule]

Hi onart,

kurze Antwort auf deinen Text: Er gefällt mir so richtig
An der Rechtschreibung/Zeichensetzung könntest du allerdings noch ein wenig arbeiten.

LG, Sonja

[Erdferkel]

Dein Text ruft bei mir unterschiedliche Assoziationen hervor.
Zuerst dachte ich an eine Person in einem Altersheim, deren Körper und Geist nachlassen, die aber manchmal noch wache Momente hat.
Später kam es mir vor, als würde jemand "Sims" spielen und darüber den Bezug zur Wirklichkeit verlieren.
Was du tatsächlich aussagen wolltest, bleibt ein Rätsel, aber immerhin habe ich den Text gern gelesen, auch wenn die Formatierung (Zeilenumbrüche) an einigen Stellen irritierend war.

[onart]

Ich hab den Text so ca 5x durchgelesen um Fehler zu korrigieren. Aber ich sehe da sind immer noch welche. Die ae oe und ue kommen da ich ein US keyboard benutze.

Ich habe es mit Absicht offen gelassen in dem Text zu sagen, worum es eigentlich ging. Sims4 kommt schon etwas nahe. Aber nur etwas  

[Murmeltier]

Ich bin noch hin- und hergerissen, ob mir der Text nun sehr gut gefällt, oder eher nicht. Die Antwort ist wohl ein klares Jein.

Der erste Satz zieht mich sofort. Er löst Spannung aus, ich will wissen, worum es geht. Auch ich hatte erst die Assoziation "alter Mensch", aber das ist ja sicher auch gewollt. Im Folgenden wechselte der Eindruck schnell zur virtuellen Welt, der Übergang gefällt mir gut.

[onart]

... interessante Stellungnahmen die ich leider sehr spaet beantworte, aber vielleicht bekommts ja einer doch noch zu-ge-mailt. Des Raetsels Loesung ist Second Life, wo ich seit ueber 12 Jahren residiere. Und ja, das hab ich bewusst ausgelassen, teils weil ich sehen wollte was darauf als Reaktion kommt. Bastel grad an was neuem zum Thema Internet aber das funktioniert nur wenn ih Bilder einfuegen kann und ich finde es hier nicht heraus ob ich das kann bisher...