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Forgotten


 
 
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Sparkle
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 33
Beiträge: 20
Wohnort: Zossen


Beitrag26.04.2017 23:47
Forgotten
von Sparkle
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nachdem ich nun hier viel gelesen und gelernt habe, ist es wohl Zeit für meinen Einstand.

Das 1. Buch ist bereits einmal fertig geschrieben. Begonnen habe ich mit 14 an der Geschichte zu schreiben. Ohne Plan und ohne, dass mir meine Charaktere vorher allzu viel über sich verraten hatten.
Nun überarbeite ich das Ganze.
Ich würde mich sehr sehr sehr über Hilfe dabei freuen smile

Es soll einmal ein Dreiteiler werden.

Auf gehts:

Forgotten

„My soul has forgotten to feel
My feet have forgotten to dance
My Voice has forgotten to sing
Well, I have forgotten my name“
- Miriam Schäfer -



Jede Faser meines Körpers wurde von purem Glücksgefühl durchströmt, als die leisen, wehleidigen Töne der Oboe den Saal füllten.
Lächelnd schloss ich die Augen, lauschte der anschwellenden Musik und strich über meinen Tüllrock.
Der süßliche Geruch des staubigen Vorhangs stieg mir in die Nase.
Hier gehörte ich hin. Hier fühlte ich mich zu Hause.
Pascal betrat die Bühne und ich bereitete mich darauf vor, mich in einen Schwan zu verwandeln.
Mein Herz pochte vor Aufregung.
Ich hatte hart dafür gearbeitet. Jahr für Jahr. Jeden Tag. Von früh bis spät.

Es gab nichts Kräftezehrenderes, nichts Nervenaufreibenderes, aber auch nichts Schöneres als Ballett.

Ich war so dankbar, dass meine Eltern mich adoptiert hatten und mir die Möglichkeit gaben, diesen Traum zu leben.
Sie hatten mir ermöglicht ab meinem 11. Lebensjahr die Royal Ballett School in London zu besuchen.
Meine Kindheit konnte ich so ganz und gar meiner Passion und meinem Talent widmen.
Meine Eltern waren immer da gewesen, um mich zu unterstützen.
Und auch heute waren sie hier, um mir zuzusehen, nachdem all die Jahre des Trainings sich ausgezahlt hatten.
Wie mein Leben wohl ausgesehen hätte, wenn meine leibliche Mutter mich nicht abgegeben hätte?

Pascal zielte mit einer Armbrust in meine Richtung und ich schob den Gedanken schnell beiseite.
Tief durchatmend richtete ich mich aus, ging auf die Spitze und glitt schwanengleich auf die Bühne.

Kapitel 1

Mit einem großen Blumenstrauß in der Hand, betrat ich meinen Umkleideraum.
Ich schloss die Tür und genoss den Moment der Stille.
Alle waren ausgelassen, über die Gänge hallte lautes Lachen und Tänzer fielen sich in die Arme.
Die Abschlussaufführung war ein voller Erfolg gewesen.
Alle waren glücklich. Ich auch. Aber ich war auch ziemlich erschöpft.
Ich glitt auf den Stuhl, legte den Strauß ab und schloss die Augen.
Es gab keinen Platz für Schwäche beim Ballett.
Niemand durfte auf der Bühne sehen, wie viel Kraft die Sprünge kosteten.
Und niemand sollte sehen, dass ich manchmal einfach kaputt war.

Ein leises Klopfen riss mich aus meinen Gedanken.
„Lella, bist du da?“ Ich erkannte Pascals Stimme sofort.
Er war nicht nur mein Tanzpartner, sondern auch mein bester Freund.
„Komm rein.“, erwiderte ich und setzte mich wieder auf, obwohl er schon halb im Raum stand.
Pascal balancierte einen mit Essen überladenen Teller auf der linken Hand.
„Hab ich vom Buffet mitgehen lassen.“ Er grinste breit und schloss schnell hinter sich die Tür.
„Hier. Iss!“ Er setzte mir den Teller vor die Nasen und schob die Blumen beiseite.
„Ich hab' keinen Hunger.“
„Wie kann man denn nach sowas keinen Hunger haben?“
„Mit vollem Mund spricht man nicht.“
„Ist mir egal. Ich sterbe vor Hunger.“ Er schob gleich eine weitere Lachsrolle in sich hinein.
„Du musst essen. Dringend. Ich weiß das, weil ich heute ausschließlich den kleinen Finger brauchte, um dich zu heben.“
„Ich bin immer noch nicht hungrig.“
„Du hast nie Hunger!“
„Ich vergesse einfach nur zu essen.“
„Wie kann man denn vergessen zu essen?“ Pascal schüttelte halb belustigt den Kopf, griff nach einer weiteren Lachsrolle und steckte sie mir in den Mund, bevor ich antworten konnte.

„Du solltest dich umziehen.“ Er stand auf und sah sich suchend um.
Essen. Umziehen. Am Besten noch alles gleichzeitig.
Ich befreite meine langen, honigblonden Haare aus der Steckfrisur und verstaute die Federn von meinem Kopf in einem Kästchen.
Pascal hatte von irgendwo eine Vase hervorgezaubert und steckte meinen Strauß dort hinein, bevor er meine Bürste ergriff und meine Haare auskämmte.
„Geht es dir wirklich gut?“
„Es ging mir nie besser.“ Das war mein voller Ernst.
Ich fühlte mich so gut, wie nie zuvor.
„Du wirst mir schon ein wenig fehlen.“, sagte er leise. Schmunzelnd sah ich in den Spiegel, mein Blick traf seinen.
„Wir sehen uns doch weiterhin fast jeden Tag.“
Wir waren nun 16. Die Lower Class war vorbei.
Von Klasse 7 bis 11 hatten wir in White Lodge gewohnt, gelernt, getanzt.
Die Upper Class fand in Covent Garden statt und beherbergte keine Studenten mehr.
Es gab Wohnheime, oder Appartements oder man wohnte eben allein.
Ich zog zurück nach Hause. Ich war in London groß geworden und im Gegensatz zu den meisten Anderen eben auch außerhalb der RBS hier zu Hause.
Mein Vater war ein sehr gefragter Anwalt. Wir besaßen wir ein großes Haus, das genug Platz bot, um ohne schlechtes Gewissen wieder nach Hause zu ziehen.
Ich freute mich nach Jahren einfach wieder jeden Tag bei meinen Eltern zu sein.
Ich vermisste die Kochkünste meiner Mutter, ihre lebensfrohe Art und die italienische Musik, die durchs Haus schallte.
Meine Mutter war gebürtige Italienerin und nur wegen meines Vaters in London geblieben.
Während mein Vater immer viel gearbeitet hatte, war meine Mutter rund um die Uhr für mich da gewesen.
Ich vermisste sie wirklich sehr.

Pascal reichte mir ein Abschminktuch und band meine Haare zu einem hohen Dutt zusammen, bevor er sich weiter dem Essen widmete. „Bereit für die Party?“
„Ich weiß nicht.“ Ich tauschte mein Kostüm gegen eine kurze Jeans und ein Top.
„Ach komm! Das wird lustig.“ Er hob die Augenbrauen. „So willst du zur Feier?“
Ich begutachtete erst sein Outfit, dann sah ich an mir hinunter.
„Du hast auch nur ein Polo-Shirt an?“
„Männer tragen auch keine Kleider?“
„Ich sagte bereits, dass ich nicht mal weiß, ob ich hingehe.“
„Es existiert eine Welt außerhalb des Tanzens. Die dürfen wir ab jetzt genießen!“
Er drehte sich erneut im Kreis, griff nach meiner Tasche und zog zwei Kleider hervor.
„Das Rote. Definitiv!“
Bevor ich etwas erwidern konnte, schmiss er es mir ins Gesicht und begab sich Richtung Tür.
„In 5 Minuten im Foyer. Du hast das nicht umsonst eingepackt. Deine Eltern wollen sicher auch auf dich anstoßen.“
Ich zog das Kleid von meinem Gesicht und legte stöhnend den Kopf in den Nacken.
„Ist ja gut!“
Grinsend schlüpfte er aus dem Zimmer. Er konnte so penetrant sein.
Aber manchmal wusste er besser als ich, was für mich gut war.



„Wir sind so stolz auf dich, Leonora!“ Meine Mutter begrüßte mich überschwänglich, als ich im Foyer auftauchte. Ihre Augen waren feucht.
Sie nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich abwechselnd auf die Wangen. „Das war unglaublich.“, fügte sie auf italienisch hinzu.
„Danke, Mamma.“ Ich lächelte sie an, bevor ich mich von meinem Vater in den Arm nehmen ließ.
„Deine Mutter treibt mich in den Wahnsinn! Sie kann es kaum erwarten, dass du nach Hause kommst.“
Mein Vater tätschelte mir den Kopf als wäre ich immer noch 7.
„Dad, ich bin 16. Du ruinierst meine Haare.“
Er hob beschwichtigend die Hände. „Schon okay.“ Er lächelte, aber irgendwie wirkte er anders als sonst.
Sein Blick ließ er immer wieder durch die Menge schweifen und fuhr sich durch sein dunkles Haar.
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, zuppelte aber bereits meine Mutter schon wieder an mir herum.
„Du siehst umwerfend aus in dem Kleid. So weiblich.“
Soweit ein Stock eben weiblich sein konnte.
Ich atmete tief ein und hörbar aus. „Ich hätte Jeans und T-Shirt ja vorgezogen, aber Pascal bestand auf ein Kleid für die After-Show-Party.“
„Wo ist dein Freund eigentlich?“
„Er ist nicht mein Freund.“ Ich rollte mit den Augen. Jedes Mal wenn wir uns sahen, musste ich das von Neuem erklären. „Wir sind nur Freunde.“
„Mit 16 hatte ich deinen Vater bereits kennengelernt.“ Die Geschichte kannte ich bereits auswendig.
„Ich weiß.“, unterbrach ich sie und nahm sie sanft an den Schultern. „Warum gönnt ihr euch nicht ein Glas Wein und ich komme gleich nach?“
Ich wusste, dass ich bereits 16 war und sie begannen sich Sorgen zu machen, da ich noch kein Interesse an der Männerwelt zeigte, aber ich hatte dafür einfach keine Zeit und keinen Nerv.
Pascal war wie der Bruder, den ich nie hatte.
Meine Mutter nickte und sah zu meinem Vater. Der hatte uns aber offensichtlich gar nicht zugehört.
„John?“ Mamma tippte ihm auf die Schulter.
„Hm?“
„Kannst du nicht ein einziges Mal die Arbeit zu Hause lassen?“, schimpfte sie mit ihm und gestikulierte dabei wild mit ihren Händen.
Mein Vater sah sich hilfesuchend zu mir um, doch ich zuckte nur schmunzelnd mit den Schultern. Sie waren wirklich ein lustiges Paar.

Lächelnd drehte ich auf dem Absatz, um Pascal suchen zu gehen.
Ich drängte mich durch die Menge und sah ihn bereits von Weitem winken, als ich plötzlich mit einem Mann zusammenstieß.
„Oh Gott, tut mir leid!“, sagte er und hielt mich an den Schultern fest. „Bin ich dir auf den Fuß getreten?“
Ich sah auf und wurde knallrot. „Das war meine Schuld. Tut mir leid.“
Seine dunklen Augen fixierten mich. Er war bestimmt 15 Jahre älter als ich.
„Meinen Füßen geht es gut.“, stammelte ich und wich seinem Blick aus.
„Das ist gut.“, sagte er und lächelte. „Füße sind wichtig.“
Ich nickte mit einem aufgesetzten Lächeln.
„Darf ich die Gelegenheit beim Schopf packen und der Primaballerina gratulieren?“, sagte er auf italienisch. Woher wusste er, dass ich italienisch sprach?
Er nahm meine Hand und küsste meinen Handrücken.
„Vielen Dank.“, murmelte ich ebenfalls auf italienisch und zog meine Hand schnell zurück.
„Ich muss jetzt gehen.“ Ich sah hinüber zu Pascal. Schnell verabschiedete ich mich und verschwand in der Masse. Der Typ war irgendwie seltsam.

Pascal zog mich mit sich und ich vergaß den Mann sehr schnell wieder.
Den Rest des Abends ließ ich mich einfach treiben.
Ich war wirklich müde. Aber ich war glücklich. Und das hielt mich auf den Beinen.

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Verena72
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Beitrag27.04.2017 16:07

von Verena72
Antworten mit Zitat

Hallo Sparkle,

Deine klare Schreibweise und die Struktur des Textes haben mir das Lesen sehr leicht gemacht, was ich sehr angenehm empfinde.
Deine Sätze sind für meinen Geschmack aber teils ein bisschen kurz und zu sehr stakkato hintereinander gesetzt. Einige Sätze könntest Du bestimmt miteinander verknüpfen, so dass die Sätze nicht so abgehackt wie Gewehrschüsse wirken, aber trotzdem leicht lesbar sind.

Warum der Texttitel "Forgotten" lautet und warum zu Beginn das Zitat aufgeführt hast wird dann wahrscheinlich im Fortlauf der Geschichte klar, oder?

Pascal kann ich noch nicht ganz einsortieren. Ich gehe davon aus, dass Pascal homosexuell ist und auf Männer steht, da er Lella ja die Haare gebürstet hat, ihr ein Kleid aufzwängt, sich explizit für das rote ausspricht  und sich ansonsten auch bevormundend verhält. Ein heterosexueller Junge würde wohl so nicht agieren. Solltest Du ihn als heterosexuellen Charakter, bei dem sich im Laufe der Geschichte was mit Lella und ihm ergeben sollte, darstellen wollen, würde ich ihm (Dir) das nicht abnehmen. (Wenn er schwul ist, ist er o.k. so. Wenn er heterosexuell ist, würde ich ihn unbedingt anders darstellen.)
Da stellt sich mir die Frage, warum Lellas Mutter vermutet, dass Pascal ihr Freund (Liebesbeziehung) sein könnte. Wenn Lella seit ihrer frühen Kindheit bereits auf die Ballettschule geht und immer schon mit Pascal zu tun hatte, müsste die Mutter ihn ja auch (gut) kennen und das wissen.

Das hier ist mir nicht ganz klar:
Zitat:

Wir waren nun 16. Die Lower Class war vorbei.
Von Klasse 7 bis 11 hatten wir in White Lodge gewohnt, gelernt, getanzt.
Die Upper Class fand in Covent Garden statt und beherbergte keine Studenten mehr.
Es gab Wohnheime, oder Appartements oder man wohnte eben allein.
Ich zog zurück nach Hause. (Ist das schon passiert oder steht das noch an?) Ich war in London groß geworden und im Gegensatz zu den meisten Anderen eben auch außerhalb der RBS hier zu Hause.

Lella hat also bisher wo gewohnt? In einem Wohnheim? Und jetzt erst, also aktuell, steht sie kurz davor zurück zu ihren Eltern ins Elternhaus zu ziehen?
Und Pascal zieht wo hin?
Du hast zwar später
Zitat:
„Deine Mutter treibt mich in den Wahnsinn! Sie kann es kaum erwarten, dass du nach Hause kommst.“
erwähnt, aber ich bin mir da trotzdem nicht sicher, ob von "Plan nach hause zurück zu ziehen" oder "heute Abend nach Hause kommen weil wir noch mit Oma und Deinen Geschwistern auf Dich anstoßen wollen" die Rede ist

Zitat:

Mein Vater tätschelte mir den Kopf als wäre ich immer noch 7.
„Dad, ich bin 16. Du ruinierst meine Haare.“
Er hob beschwichtigend die Hände. „Schon okay.“ Er lächelte, aber irgendwie wirkte er anders als sonst.

Folgt irgendwann später die Erklärung dafür, warum ihr Vater anders wirkt als sonst? Oder ist das die Erklärung dafür?
Zitat:

Kannst du nicht ein einziges Mal die Arbeit zu Hause lassen?“, schimpfte sie mit ihm und gestikulierte dabei wild mit ihren Händen.
Mein Vater sah sich hilfesuchend zu mir um, doch ich zuckte nur schmunzelnd mit den Schultern. Sie waren wirklich ein lustiges Paar.

Wenn es wirklich nur um die Arbeit geht, würde ich das "anders als sonst" irgendwie entkräften, denn so ein Hinweis bedeutet ja meist im Handlungsstrang einer Geschichte, dass da weiß-Gott-was hintersteckt, was den Vater so arg innerlich beschäftigt.
Aber dann - wenn kein Geheimnis dahinter steckt - könntest Du das auch komplett weglassen, weil es ansonsten mehr verwirrt.

Ich bin gespannt wie es weiter geht. Ich denke jungen Mädchen wird das Thema/Buch bestimmt gut gefallen.


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Sparkle
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Beitrag27.04.2017 22:41

von Sparkle
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Embarassed  Daanke für dein ausführliches Feedback!
Ich musste nur ein wenig schmunzeln - die Sätze sind für meine Verhältnisse schon wirklich lang. Ich neige zu Miniatursätzen. rotwerd
Ich werd mal versuchen, sie etwas umzugestalten.

Zu deinen Anmerkungen:

Verena72 hat Folgendes geschrieben:

Warum der Texttitel "Forgotten" lautet und warum zu Beginn das Zitat aufgeführt hast wird dann wahrscheinlich im Fortlauf der Geschichte klar, oder?

Ja, das klärt sich erst im Laufe der Reihe smile

Pascal kann ich noch nicht ganz einsortieren. Ich gehe davon aus, dass Pascal homosexuell ist und auf Männer steht, da er Lella ja die Haare gebürstet hat, ihr ein Kleid aufzwängt, sich explizit für das rote ausspricht  und sich ansonsten auch bevormundend verhält. Ein heterosexueller Junge würde wohl so nicht agieren. Solltest Du ihn als heterosexuellen Charakter, bei dem sich im Laufe der Geschichte was mit Lella und ihm ergeben sollte, darstellen wollen, würde ich ihm (Dir) das nicht abnehmen. (Wenn er schwul ist, ist er o.k. so. Wenn er heterosexuell ist, würde ich ihn unbedingt anders darstellen.)

Ja, er ist schwul. Ich wollte das nur nicht so...direkt schreiben, sondern eher zeigen.

Da stellt sich mir die Frage, warum Lellas Mutter vermutet, dass Pascal ihr Freund (Liebesbeziehung) sein könnte. Wenn Lella seit ihrer frühen Kindheit bereits auf die Ballettschule geht und immer schon mit Pascal zu tun hatte, müsste die Mutter ihn ja auch (gut) kennen und das wissen.

Das hier ist mir nicht ganz klar:
Zitat:

Wir waren nun 16. Die Lower Class war vorbei.
Von Klasse 7 bis 11 hatten wir in White Lodge gewohnt, gelernt, getanzt.
Die Upper Class fand in Covent Garden statt und beherbergte keine Studenten mehr.
Es gab Wohnheime, oder Appartements oder man wohnte eben allein.
Ich zog zurück nach Hause. (Ist das schon passiert oder steht das noch an?) Ich war in London groß geworden und im Gegensatz zu den meisten Anderen eben auch außerhalb der RBS hier zu Hause.

Lella hat also bisher wo gewohnt? In einem Wohnheim? Und jetzt erst, also aktuell, steht sie kurz davor zurück zu ihren Eltern ins Elternhaus zu ziehen?
Und Pascal zieht wo hin?
Du hast zwar später
Zitat:
„Deine Mutter treibt mich in den Wahnsinn! Sie kann es kaum erwarten, dass du nach Hause kommst.“
erwähnt, aber ich bin mir da trotzdem nicht sicher, ob von "Plan nach hause zurück zu ziehen" oder "heute Abend nach Hause kommen weil wir noch mit Oma und Deinen Geschwistern auf Dich anstoßen wollen" die Rede ist

Das beantworte ich mal als Ganzes: Danke! Ich wusste, ich würde irgendwas vergessen. Mir war so klar, dass man ab Klasse 7 dort wohnt, dass ich nicht daran gedacht habe, es explizit für den Leser zu erwähnen.
White Lodge ist so wie ein Internat. Die Kinder wohnen dort und haben neben Rehearsels auch normalen Unterricht.
Die Upper Class gibt es in diesem Modell nicht mehr. Daher zieht Lella aus dem Internat zurück nach Hause.
Das bedeutet auch, dass ihre Eltern sie nicht allzu oft gesehen haben in den letzten Jahren... auch Pascal nicht. Pascal ist nicht der Typ, der so schwul ist, dass es ihm auf die Stirn geschrieben steht.

Mir stellt sich jetzt die Frage: Wie viel Informationen braucht der Text, ohne dass es zu viel wird?
Also an familiären Hintergründen etc...
Pascal zieht vielleicht in ein Wohnheim, spielt aber eigentlich keine Rolle mehr, daher bin ich da bisher nicht genau drauf eingegangen. Wäre vielleicht runder.


Zitat:

Mein Vater tätschelte mir den Kopf als wäre ich immer noch 7.
„Dad, ich bin 16. Du ruinierst meine Haare.“
Er hob beschwichtigend die Hände. „Schon okay.“ Er lächelte, aber irgendwie wirkte er anders als sonst.

Folgt irgendwann später die Erklärung dafür, warum ihr Vater anders wirkt als sonst? Oder ist das die Erklärung dafür?
Zitat:

Kannst du nicht ein einziges Mal die Arbeit zu Hause lassen?“, schimpfte sie mit ihm und gestikulierte dabei wild mit ihren Händen.
Mein Vater sah sich hilfesuchend zu mir um, doch ich zuckte nur schmunzelnd mit den Schultern. Sie waren wirklich ein lustiges Paar.

Wenn es wirklich nur um die Arbeit geht, würde ich das "anders als sonst" irgendwie entkräften, denn so ein Hinweis bedeutet ja meist im Handlungsstrang einer Geschichte, dass da weiß-Gott-was hintersteckt, was den Vater so arg innerlich beschäftigt.
Aber dann - wenn kein Geheimnis dahinter steckt - könntest Du das auch komplett weglassen, weil es ansonsten mehr verwirrt.

Der Vater ist Anwalt. Es geht um seine Arbeit. Ich muss dazu sagen: Ich arbeite seit Jahren an der Staatsanwaltschaft. Ich weiß, wie viel Sorgen man sich um diesen Beruf machen kann und in seinem Fall auch sollte. Allerdings erzähle ich die Geschichte ausschließlich aus Lellas Sicht und es kann noch eine ganze Weile dauern (in Buch 2 um genau zu sein) bis Sie alle Einzelteile zusammen hat und erfährt, was hinter all dem steckt.
Vielleicht lass ich auch noch einen Hinweis weg... es soll nicht so 'gewollt, aber nicht gekonnt' aussehen Confused

Zitat:

Ich bin gespannt wie es weiter geht. Ich denke jungen Mädchen wird das Thema/Buch bestimmt gut gefallen.


Das freut mich.
Ich hoffe, ich bekomme das Buch etwas jugendtauglicher...
Ich verarbeite darin ein ganz schönes Stück meines Berufs.
Es sollte ein Jugenbuch werden, ist aber über die Jahre des Schreibens auch durch das Studium eher zum Krimi mutiert und ich habe vor einer Weile eine Serie gesehen, die sehr sehr sehr ähnlich ist (sogar die Namen! Verdammt!) , aber weit nach meinem Buch entstanden. Das muss ich irgendwie anders lösen also...

Na, mal sehen wie ich das neu schreiben hinbekomme smile
Ich hab auch noch ein paar Clichés, die ich rauswerfen muss.
[/quote]
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Verena72
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

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Beitrag28.04.2017 09:31

von Verena72
Antworten mit Zitat

Zitat:

Mir war so klar, dass man ab Klasse 7 dort wohnt, dass ich nicht daran gedacht habe, es explizit für den Leser zu erwähnen.
 White Lodge ist so wie ein Internat. Die Kinder wohnen dort und haben neben Rehearsels auch normalen Unterricht.
 Die Upper Class gibt es in diesem Modell nicht mehr. Daher zieht Lella aus dem Internat zurück nach Hause.
 Das bedeutet auch, dass ihre Eltern sie nicht allzu oft gesehen haben in den letzten Jahren... auch Pascal nicht. Pascal ist nicht der Typ, der so schwul ist, dass es ihm auf die Stirn geschrieben steht.

 Mir stellt sich jetzt die Frage: Wie viel Informationen braucht der Text, ohne dass es zu viel wird?
 Also an familiären Hintergründen etc...
 Pascal zieht vielleicht in ein Wohnheim, spielt aber eigentlich keine Rolle mehr, daher bin ich da bisher nicht genau drauf eingegangen. Wäre vielleicht runder.  


Für mich bräuchte es im Grunde das, was Du hier erklärt hast.
Ich konnte mir bis gerade nichts unter White Lodge und Covent Garden vorstellen.
Für mich war es eher ein Stadtteil, denn Du hast ja geschrieben
Zitat:

Von Klasse 7 bis 11 hatten wir in White Lodge gewohnt, gelernt, getanzt. Die Upper Class fand in Covent Garden statt und beherbergte keine Studenten mehr.

Da hatte ich irgendwie einen Stadtteil/Bezirk vor Augen und keine Internats-ähnlichen Gebäude.
Die Infos würde ich kurz halten, vielleicht sogar nur als kleine Nebensätze zur Ergänzung einfügen und das nicht zu sehr ausführen. Nur klar sollte es jedem, der von diesem System keine Ahnung hat, werden.
Vielleicht so in der Richtung:
Zitat:

Von Klasse 7 bis 11 hatten wir  in White Lodge - einem Internat/Internatsteil der Ballettschule/richtige kurze Beschreibung mit wenigen Worten was das ist -  gewohnt, gelernt, getanzt.
Es gab Wohnheime, oder Appartements oder man wohnte eben allein.
(Satz hochgeschoben, da er ja nur White Lodge betrifft und eben nicht Covent Garden)
Die Upper Class fand in Covent Garden statt und beherbergte keine Studenten mehr.

Für mich würde das so reichen, denn dann könnte ich mir denken, dass Covent Garden ebenfalls ein (Gebäude)Teil der Ballettschule ist, wie White Lodge, nur eben ohne Wohnheim.

Nein, wenn es nicht wichtig ist, wo Pascal hinzieht, dann brauchst Du das nicht erwähnen, meine ich.

Zitat:

Ich hoffe, ich bekomme das Buch etwas jugendtauglicher...
Ich verarbeite darin ein ganz schönes Stück meines Berufs.
Es sollte ein Jugenbuch werden, ist aber über die Jahre des Schreibens auch durch das Studium eher zum Krimi mutiert und ich habe vor einer Weile eine Serie gesehen, die sehr sehr sehr ähnlich ist (sogar die Namen! Verdammt!) , aber weit nach meinem Buch entstanden. Das muss ich irgendwie anders lösen also...

Krimi muss ja nicht gleich ungeeignet für Jugendliche sein. Ein bisschen Krimifeeling finde ich vollkommen in Ordnung. Du wirst da ja keine Massenmorde im Detail beschreiben Wink
Spannend sollte es schon sein; ich denke da an meine Tochter (13 Jahre, tanzt selber Ballett), sonst würde sie das Buch bestimmt bald weglegen.
Ballett und Krimielemente, leicht unheimliches bzw. auch ein zu lösendes "Rätsel", kommen super gut an.


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Vincent Vice.
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Beitrag28.04.2017 09:31

von Vincent Vice.
Antworten mit Zitat

Hey Sparkle,

mir hat Dein Einstieg gefallen.
Du hast mich neugierig gemacht und ich würde gerne weiter lesen. smile

Hier ein paar subjektive Kleinigkeiten:

Ich finde es ein bisschen unvorteilhaft, wenn eine deutsche Geschichte einen englischen Titel hat. Das wirkt auf mich irgendwie "gewollt".
Mag aber auch an mir liegen.

„Ich war so dankbar, dass meine Eltern mich adoptiert hatten und mir die Möglichkeit gaben, diesen Traum zu leben.
Sie hatten mir ermöglicht ab meinem 11. Lebensjahr die Royal Ballett School in London zu besuchen.
Meine Kindheit konnte ich so ganz und gar meiner Passion und meinem Talent widmen.
Meine Eltern waren immer da gewesen, um mich zu unterstützen.
Und auch heute waren sie hier, um mir zuzusehen, nachdem all die Jahre des Trainings sich ausgezahlt hatten.
Wie mein Leben wohl ausgesehen hätte, wenn meine leibliche Mutter mich nicht abgegeben hätte?“

Der Absatz hat mich überrascht. Bei mir kam das Gefühl auf, dass er nur dazu da ist um dem Leser Infos zu geben. Die Protagonistin würde in dieser Situation doch nicht an so etwas denken?



„Und niemand sollte sehen, dass ich manchmal einfach kaputt war.“
Die Zeile könnte man mMn streichen. Das klingt ein bisschen nach Wiederholung. Die Vorzeile sagt ja schon, was Du meinst.

„Ich vergesse einfach nur zu essen.“
Der Satz ist bestimmt für die Charakterzeichnung da?
Gerade hat sie doch gesagt, dass sie keinen Hunger hat.
Dann hat es doch in der Situation nichts damit zu tun, dass sie essen manchmal vergisst?


„Vielen Dank.“, murmelte ich ebenfalls auf italienisch“
Da hätte ich vielleicht einfach geschrieben:
„Grazie“, murmelte ich.




Ansonsten:
“Ich weiß.“, sagte ich.
Richtig wäre „Ich weiß“, sagte ich.

Der Punkt ist hier zu viel. Das ist bei den anderen Sätzen auch so.
Satzzeichen werden in solchen Momenten nur gesetzt, wenn es keine Punkte sind (zB „Weißt du?“, fragte ich.)

Gerne gelesen!
W


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Sparkle
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Wohnort: Zossen


Beitrag29.04.2017 07:03

von Sparkle
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vincent Vice. hat Folgendes geschrieben:
Hey Sparkle,

mir hat Dein Einstieg gefallen.
Du hast mich neugierig gemacht und ich würde gerne weiter lesen. smile

Hier ein paar subjektive Kleinigkeiten:

Ich finde es ein bisschen unvorteilhaft, wenn eine deutsche Geschichte einen englischen Titel hat. Das wirkt auf mich irgendwie "gewollt".
Mag aber auch an mir liegen.


Hey VV!
Nur kurz weil ich auf dem Sprung bin:
Erinnerst du dich an meine Vorstellung? wink

Die Bücher haben englische Namen, weil sie auf englisch entstehen.
Allerdings spielt das Buch in London und Schottland.
Ich kann die sprachlichen Unterschiede (britisch weniger als schottisch) nicht so darstellen wie ich müsste und der aktive Wortschatz ist trotz bilingualer Erziehung zu klein, um ein ausgewogenes Buch zu schreiben.

Einen deutschen Titel werde ich für keines meiner Bücher je finden. lol2
Bzw wäre ich damit nicht zufrieden.
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Heidi
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Der goldene Durchblick


Beitrag30.04.2017 22:32
Re: Forgotten
von Heidi
Antworten mit Zitat

Hallo Sparkle,

dein Romananfang liest sich flüssig; der Schluss des ersten Kapitels macht neugierig auf das nächste. Ein bisschen viel Info hast du zwischendurch drin, auch bekomme ich noch kein rechtes Gefühl für deine Protagonistin, mir fehlen ein wenig ihre Empfindungen und auch ihre Gedanken (wobei letztere deutlich besser zum Vorschein kommen) aber dazu mehr im Detail.
Auch wirkt Lella im Moment (vielleicht auch, weil ich nur sehr wenig Gedanken und Gefühle an die Hand bekomme) wie in einer schönen, heilen Welt - als wäre sie in einer Luftblase des Glücks (gefangen), was die Spannung teils mindert, weil es doch häufig die Konflikte sind, die mich mit einer Figur mitfiebern lassen.

Ich habe die anderen Kommentare nicht gelesen, also nicht böse sein, wenn ich bereits Gesagtes wiederhole. Auch sind meine Verbesserungsvorschläge nicht allgemeingültig - unterschiedliche Leser haben unterschiedliche Geschmäcker und Meinungen.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Jede Faser meines Körpers wurde von purem Glücksgefühl durchströmt, als die leisen, wehleidigen Töne der Oboe den Saal füllten.


Besser aktiv erzählen, z.B. Pures Glücksgefühl durchströmte meinen Körper, oder Jede Faser meines Körpers durchströmte pures Glücksgefühl.
Noch schöner wärs, wenn du mir das Glücksgefühl zeigen würdest. Im Moment handelt es sich um einen abstrakten Begriff, der durch Lella zu einem individuellen Gefühl werden könnte.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Der süßliche Geruch des staubigen Vorhangs stieg mir in die Nase.


Der Staub riecht süßlich? Das passt mMn nicht. Außerdem ist es besser, wenn du mit Adjektiven sparsam umgehst. Wenn du Markiertes streichst, würde die Sache runder klingen.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Pascal betrat die Bühne und ich bereitete mich darauf vor, mich in einen Schwan zu verwandeln.


Hier werde ich neugierig. Wie bereitet er sie denn vor? Aber da es sich um den Prolog handelt, wirst du das vielleicht noch nicht verraten.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Ich war so dankbar, dass meine Eltern mich adoptiert hatten und mir die Möglichkeit gaben, diesen Traum zu leben.
Sie hatten mir ermöglicht ab meinem 11. Lebensjahr die Royal Ballett School in London zu besuchen.
Meine Kindheit konnte ich so ganz und gar meiner Passion und meinem Talent widmen.
Meine Eltern waren immer da gewesen, um mich zu unterstützen.
Und auch heute waren sie hier, um mir zuzusehen, nachdem all die Jahre des Trainings sich ausgezahlt hatten.
Wie mein Leben wohl ausgesehen hätte, wenn meine leibliche Mutter mich nicht abgegeben hätte?


Du wirst es nicht gerne hören: Aber ich rate dir, diesen Abschnitt rauszunehmen und später einzustreuen. Es sind zu viele Informationen, die später noch zur Sprache kommen können - dadurch baust du auch Spannung auf.
Es würde sich anbieten, dass du die Eltern zwar erwähnst, aber nicht das Verhältnis von deiner Protagonistin zu ihnen. Also nicht, dass es ihre Adoptiveltern sind, und, dass sie sich gut verstehen, sondern eher ein Gedanke an die Mutter, oder den Vater, vielleicht auch gar nichts Positives (Konflikte machen eine Geschichte spannend. Im nächsten Satz schiebt sie den Gedanken beiseite, was auch eher wie ein Wegdrängen anmutet), wie ein kurzes Aufflackern um dann zum nächsten Satz überzugehen.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Mit einem großen Blumenstrauß in der Hand, betrat ich meinen Umkleideraum.


Markiertes kann weg.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Alle waren glücklich. Ich auch. Aber ich war auch ziemlich erschöpft.


Der dritte Satz klingt wie so beiläufig erwähnt, kommt also bei mir eher beliebig an. Die Erschöpfung besser zeigen. Zittern die Hände deiner Protagonistin, oder wie macht sich ihr Zustand bei ihr (innerlich) bemerkbar.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Und niemand sollte sehen, dass ich manchmal einfach kaputt war.


Markiertes Wort relativiert die Sache. Das geht mMn dramatischer, wenn du den Satz anders formulierst.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
„Lella, bist du da?“ Ich erkannte Pascals Stimme sofort.


Markiertes kann weg.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
„Hier. Iss!“ Er setzte mir den Teller vor die Nasen <-- Nase und schob die Blumen beiseite.


Sparkle hat Folgendes geschrieben:
„Ich hab' keinen Hunger.“
„Wie kann man denn nach sowas keinen Hunger haben?“
„Mit vollem Mund spricht man nicht.“
„Ist mir egal. Ich sterbe vor Hunger.“ Er schob gleich eine weitere Lachsrolle in sich hinein.
„Du musst essen. Dringend. Ich weiß das, weil ich heute ausschließlich den kleinen Finger brauchte, um dich zu heben.“
„Ich bin immer noch nicht hungrig.“
„Du hast nie Hunger!“


Hier hast du eindeutig zu viel hungrige Wiederholung. Das liest sich nicht schön. Mit ein wenig Umschreibung kriegst du das hin und zur Not gibts auch noch den Appetit.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
„Ich vergesse einfach nur zu essen.“
„Wie kann man denn vergessen zu essen?“ Pascal schüttelte halb belustigt den Kopf, griff nach einer weiteren Lachsrolle und steckte sie mir in den Mund, bevor ich antworten konnte.


Hier lässt du Pascal Lellas Wortlaut exakt wiedergeben (mit dem Unterschied, dass er das Gesagte in eine Frage umformt). Ich fände es interessanter, wenn er etwa: Wie kann man denn darauf vergessen? antworten würde (aber es gibt natürlich auch noch andere Möglichkeiten).

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
„Du solltest dich umziehen.“ Er stand auf und sah sich suchend um.


Markiertes kann weg.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Ich befreite meine langen, honigblonden Haare aus der Steckfrisur und verstaute die Federn von meinem Kopf in einem Kästchen.


Hier besser auch die Adjektive streichen, das liest sich einfach besser, außerdem erzählst du in der Ich-Perspektive, da finde ich Beschreibungen von außen schwierig, weil sie sich selbst ja nicht sehen kann (es sei denn, sie schaut in den Spiegel). Das Aussehen kannst du aber auch später in Form von Gedanken einstreuen.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Pascal hatte von irgendwo eine Vase hervorgezaubert und steckte meinen Strauß dort hinein, bevor er meine Bürste ergriff und meine Haare auskämmte.


Ist die Sache mit der Vase wichtig? Lass ihn doch nur die Haare bürsten, so in der Form wirkt der Satz etwas zerfleddert, weil es keinen Zusammenhang zwischen seinen Handlungen gibt.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
„Geht es dir wirklich gut?“
„Es ging mir nie besser.“ Das war mein voller Ernst.
Ich fühlte mich so gut, wie nie zuvor.
„Du wirst mir schon ein wenig fehlen.“, sagte er leise. Schmunzelnd sah ich in den Spiegel, mein Blick traf seinen.
„Wir sehen uns doch weiterhin fast jeden Tag.“


Hier fehlen mir ein wenig die Gefühle deiner Protagonistin. Ihr Tanzpartner kämmt ihr gerade die Haare, da muss sie doch irgendwas empfinden. Lass mich in sie reingucken.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Wir waren nun 16. Die Lower Class war vorbei.
Von Klasse 7 bis 11 hatten wir in White Lodge gewohnt, gelernt, getanzt.
Die Upper Class fand in Covent Garden statt und beherbergte keine Studenten mehr.
Es gab Wohnheime, oder Appartements oder man wohnte eben allein.
Ich zog zurück nach Hause. Ich war in London groß geworden und im Gegensatz zu den meisten Anderen eben auch außerhalb der RBS hier zu Hause.
Mein Vater war ein sehr gefragter Anwalt. Wir besaßen wir ein großes Haus, das genug Platz bot, um ohne schlechtes Gewissen wieder nach Hause zu ziehen.
Ich freute mich nach Jahren einfach wieder jeden Tag bei meinen Eltern zu sein.
Ich vermisste die Kochkünste meiner Mutter, ihre lebensfrohe Art und die italienische Musik, die durchs Haus schallte.
Meine Mutter war gebürtige Italienerin und nur wegen meines Vaters in London geblieben.
Während mein Vater immer viel gearbeitet hatte, war meine Mutter rund um die Uhr für mich da gewesen.
Ich vermisste sie wirklich sehr.


Das hier ist wieder sehr viel Information, die du besser später einstreuen solltest. Im Moment ist noch nicht viel passiert. Sie ist erschöpft, ihr Tanzpartner betritt den Umkleideraum, sie hat das Essen verweigert und nun bürstet er ihr die Haare - als Leser will ich jetzt keine Hintergrundinfos erfahren (oder wenn, nur wenige Zeilen/Wörter), sondern wissen, warum Pascal jetzt bei Lella ist, warum er ihr die Haare kämmt usw.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
„Ich weiß nicht.“ Ich tauschte mein Kostüm gegen eine kurze Jeans und ein Top.


Hier könnte ein wenig Innenleben zum Vorschein kommen. Ein Gedanke oder ein Gefühl, warum sie nicht weiß.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Er drehte sich erneut im Kreis, griff nach meiner Tasche und zog zwei Kleider hervor.
„Das Rote. Definitiv!“
Bevor ich etwas erwidern konnte, schmiss er es mir ins Gesicht und begab sich Richtung Tür.


Auch hier würde ich eine Reaktion in Form von einem Gefühl oder einem Gedanken erwarten. Das kann sie doch nicht einfach so hinnehmen.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Aber manchmal wusste er besser als ich, was für mich gut war.


Der Satz kann getrost weg.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Mein Vater tätschelte mir den Kopf als wäre ich immer noch 7.
„Dad, ich bin 16. Du ruinierst meine Haare.“


Zahlen besser ausschreiben, es sei denn 327, oder so)

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Soweit ein Stock eben weiblich sein konnte.


Endlich, ein Gedanke. Das sagt so viel mehr über Lella aus, als die ganzen Infos.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Lächelnd drehte ich auf dem Absatz, um Pascal suchen zu gehen.


Das müsste wohl heißen: Lächelnd drehte ich mich auf dem Absatz um, aber das würde dann mit dem um vor Pascal kollidieren. Also besser anders formulieren.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Ich sah auf und wurde knallrot. „Das war meine Schuld. Tut mir leid.“


Sie kann sich selbst nicht sehen - zeig mir ihre Gefühle (optimal), oder lass sie denken: Bestimmt war ich knallrot im Gesicht.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Seine dunklen Augen fixierten mich. Er war bestimmt 15 Jahre älter als ich.


Klasse - der Altersunterschied. Ein Grund, weshalb ich weiterlesen würde.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Er nahm meine Hand und küsste meinen Handrücken.


Warum nicht einfach: Er küsste mich auf den Handrücken?

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
„Vielen Dank.“, murmelte ich ebenfalls auf italienisch und zog meine Hand schnell zurück.
„Ich muss jetzt gehen.“ Ich sah hinüber zu Pascal. Schnell verabschiedete ich mich und verschwand in der Masse. Der Typ war irgendwie seltsam.

Pascal zog mich mit sich und ich vergaß den Mann sehr schnell wieder.
Den Rest des Abends ließ ich mich einfach treiben.
Ich war wirklich müde. Aber ich war glücklich. Und das hielt mich auf den Beinen.


Markiertes kann weg. Es spielt erst mal keine Rolle, ob der Typ für Lella seltsam ist, seltsam ist die Situation für mich ohnehin, bzw. macht sie den Schluss vom Kapitel spannend. Der kurze Abschnitt mit Pascal bremst das Ganze dann wieder aus - also besser weg damit.

Viele Grüße
Heidi
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Sparkle
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Beitrag01.05.2017 12:40
Re: Forgotten
von Sparkle
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich danke euch so sehr love
Ich bin grad glücklich und voll motiviert, weil mir das zerpflücken so viel mehr hilft, als die Bücher und generellen Schreibtipps.

Ich nehme für mich mit:
Show, don't tell üben.
Die Umgebung genauer Malen.
Infos weiter verteilen übers Buch.

Ich sehe schon an den Kommentaren, dass Geschmäcker sehr unterschiedlich sind. Und dass es einige Vorschläge nicht umsetzbar sind, weil man nicht weiß, wo ich hinwill. Das ist aber für mich wunderbar zu sehen, weil ich mich aufgrund dieses Wissens einfach nicht mehr ganz in einen Leser hineinversetzen kann.

Einzig eine Sache lässt mich grübelnd zurück.
Die Sprache.
Ich habe italienisch gelernt. Ich kann es also schreiben. Allerdings habe ich mir gedacht, dass ich es besser ganz rauslasse.
Vincent Vice schrieb, ich solle sie auf italienisch antworten lassen. Aber wo fange ich an und wo höre ich auf?
Sie spricht mit ihrer Mutter fast ausschließlich italienisch.
Sie beschreibt in der Erstfassung ihre Gefühle auf italienisch, allerdings mit Übersetzung gleich hinten dran. (Bsp: inquieta unruhig)
Bei Grazie bekommen die Leser wahrscheinlich noch zusammen, was es heißt.
Wenn ihre Mutter aber später zu ihr sagt 'Mi sei mancata', dann bin ich gezwungen eine Übersetzung zu liefern, da die wenigsten Leser wissen, dass es 'Ich habe dich vermisst bzw du hast mir gefehlt' bedeutet. Oder?
Wie seht ihr das?
Wie gesagt spielt das Buch zum Teil in London, zum Teil in Schottland, wo sehr unterschiedliches englisch gesprochen wird. Italiener werden auch vermehrt eine Rolle spielen, so dass auch mal mehr, mal weniger italienisch gesprochen wird.
Da bin ich sehr unsicher, wie ich es darstellen soll.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Auch wirkt Lella im Moment (vielleicht auch, weil ich nur sehr wenig Gedanken und Gefühle an die Hand bekomme) wie in einer schönen, heilen Welt - als wäre sie in einer Luftblase des Glücks (gefangen), was die Spannung teils mindert, weil es doch häufig die Konflikte sind, die mich mit einer Figur mitfiebern lassen.

Ganz genau! Für sie gibt es keine Konflikte bisher. Auch nicht mit den Eltern.
Die Dinge, die passieren werden, wird sie selbst lange nicht verstehen.
In dem Buch geht es darum, nach und nach die heile Welt, die ich anfangs versuche zu malen, zu erschüttern.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Der süßliche Geruch des staubigen Vorhangs stieg mir in die Nase.


Der Staub riecht süßlich? Das passt mMn nicht. Außerdem ist es besser, wenn du mit Adjektiven sparsam umgehst. Wenn du Markiertes streichst, würde die Sache runder klingen.

Kennst nicht diesen furchtbar süßlichen Staubgeruch? lol2
Hmm... ich dachte das ginge nicht nur mir so. Dann überlasse ich wohl dem Leser wie der staubige Vorhang riecht lol2

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Pascal betrat die Bühne und ich bereitete mich darauf vor, mich in einen Schwan zu verwandeln.


Hier werde ich neugierig. Wie bereitet er sie denn vor? Aber da es sich um den Prolog handelt, wirst du das vielleicht noch nicht verraten.

Ich weiß nicht, ob dir an der Stelle klar geworden ist, dass sie die Hauptrolle in Schwanensee tanzt. Das müsste ich dann vielleicht noch klarer aufzeigen?
Sie ist der weiße Schwan, Pascal der Prinz.
Nicht Pascal verwandelt sie, sie verwandelt sich selbst. Sie schlüpft in ihre Rolle.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Ich war so dankbar, dass meine Eltern mich adoptiert hatten und mir die Möglichkeit gaben, diesen Traum zu leben.
Sie hatten mir ermöglicht ab meinem 11. Lebensjahr die Royal Ballett School in London zu besuchen.
Meine Kindheit konnte ich so ganz und gar meiner Passion und meinem Talent widmen.
Meine Eltern waren immer da gewesen, um mich zu unterstützen.
Und auch heute waren sie hier, um mir zuzusehen, nachdem all die Jahre des Trainings sich ausgezahlt hatten.
Wie mein Leben wohl ausgesehen hätte, wenn meine leibliche Mutter mich nicht abgegeben hätte?


Du wirst es nicht gerne hören: Aber ich rate dir, diesen Abschnitt rauszunehmen und später einzustreuen. Es sind zu viele Informationen, die später noch zur Sprache kommen können - dadurch baust du auch Spannung auf.
Es würde sich anbieten, dass du die Eltern zwar erwähnst, aber nicht das Verhältnis von deiner Protagonistin zu ihnen. Also nicht, dass es ihre Adoptiveltern sind, und, dass sie sich gut verstehen, sondern eher ein Gedanke an die Mutter, oder den Vater, vielleicht auch gar nichts Positives (Konflikte machen eine Geschichte spannend. Im nächsten Satz schiebt sie den Gedanken beiseite, was auch eher wie ein Wegdrängen anmutet), wie ein kurzes Aufflackern um dann zum nächsten Satz überzugehen.

Ich bin am Überlegen.... die Adoption ist das wichtigste Detail in der Geschichte. Das Problem ist ihr in der Zeit aber noch gar nicht bewusst.
Also später in die Geschichte schieben. Und wie oben gesagt: Probleme mit ihren Eltern darf es zu dem Zeitpunkt noch nicht geben.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Ich befreite meine langen, honigblonden Haare aus der Steckfrisur und verstaute die Federn von meinem Kopf in einem Kästchen.


Hier besser auch die Adjektive streichen, das liest sich einfach besser, außerdem erzählst du in der Ich-Perspektive, da finde ich Beschreibungen von außen schwierig, weil sie sich selbst ja nicht sehen kann (es sei denn, sie schaut in den Spiegel). Das Aussehen kannst du aber auch später in Form von Gedanken einstreuen.


Sie sitzt vor dem Spiegel.
Dafür müsste ich sicher noch mehr beschreiben, wie die Räumlichkeiten so aussehen. Die Räume bestehen fast nur aus Spiegeln.

Ich werde den Text überarbeiten und dann erneut einstellen.
Ich danke euch für alle die Anmerkungen!
Mal sehen, wie ich das umgesetzt bekomme smile
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Rainer Prem
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R
Beitrag02.05.2017 06:45
Re: Forgotten
von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Sparkle hat Folgendes geschrieben:

...

Einzig eine Sache lässt mich grübelnd zurück.
Die Sprache.
Ich habe italienisch gelernt. Ich kann es also schreiben. Allerdings habe ich mir gedacht, dass ich es besser ganz rauslasse.
Vincent Vice schrieb, ich solle sie auf italienisch antworten lassen. Aber wo fange ich an und wo höre ich auf?
Sie spricht mit ihrer Mutter fast ausschließlich italienisch.
Sie beschreibt in der Erstfassung ihre Gefühle auf italienisch, allerdings mit Übersetzung gleich hinten dran. (Bsp: inquieta unruhig)
Bei Grazie bekommen die Leser wahrscheinlich noch zusammen, was es heißt.
Wenn ihre Mutter aber später zu ihr sagt 'Mi sei mancata', dann bin ich gezwungen eine Übersetzung zu liefern, da die wenigsten Leser wissen, dass es 'Ich habe dich vermisst bzw du hast mir gefehlt' bedeutet. Oder?
Wie seht ihr das?

...


Hallo,

bekannte oder aus dem Kontext eindeutig erkennbare Teile kannst du durchaus in Italienisch stehen lassen, einfach um dem Leser zu zeigen, dass hier eine andere Sprache gesprochen wird.

Bei Sätzen, die im ersten Moment unverständlich sind, bringe um Himmels willen keine Übersetzung. Wenn Mama sagt "Mi sei mancata", kann die Tochter einfach antworten. "Ich habe dich auch vermisst", und schon ist alles klar.

Wenn das nicht möglich ist, weglassen. Zu viele Winke mit dem Zaunpfahl bereiten Schmerzen.

Grüße
Rainer
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Heidi
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Der goldene Durchblick


Beitrag05.05.2017 22:35
Re: Forgotten
von Heidi
Antworten mit Zitat

Hallo Sparkle,

schön, dass dir die Vorschläge weiterhelfen und du dich darüber freust.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:

Kennst nicht diesen furchtbar süßlichen Staubgeruch? lol2
Hmm... ich dachte das ginge nicht nur mir so. Dann überlasse ich wohl dem Leser wie der staubige Vorhang riecht lol2


Wie etwas riecht, nehmen verschiedene Menschen unterschiedlich wahr. Außerdem lässt du dem Leser mehr Freiraum für die eigene Fantasie, wenn du nicht zu viele Adjektive und detaillierte Beschreibungen vorgibst. Klar kannst und sollst du auch Adjektive einsetzen, aber du solltest dir genau überlegen und abwägen, ob es der Text wirklich braucht, oder auch ohne auskommen kann.

Sparkle hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß nicht, ob dir an der Stelle klar geworden ist, dass sie die Hauptrolle in Schwanensee tanzt. Das müsste ich dann vielleicht noch klarer aufzeigen?
Sie ist der weiße Schwan, Pascal der Prinz.
Nicht Pascal verwandelt sie, sie verwandelt sich selbst. Sie schlüpft in ihre Rolle.


Ich hab falsch gelesen. Ich las: [...] und er bereitete mich darauf vor, mich in einen Schwan zu verwandeln. Embarassed
Dass es sich um Schwanensee handelt und sie die Primaballerina ist, war mir schon klar, mir kam es nur seltsam vor, dass er sie auf die Schwanenverwandlung vorbereiten muss, aber da hab ich schlusig gelesen. Entschuldige.

Zitat:
Sie sitzt vor dem Spiegel.
Dafür müsste ich sicher noch mehr beschreiben, wie die Räumlichkeiten so aussehen. Die Räume bestehen fast nur aus Spiegeln.


Ein wenig mehr Setting würde nicht schaden, aber besser behutsam einsetzen und nicht zu viel, weil ellenlange Beschreibungen schnell langweilig werden können.
Trotzdem rate ich davon ab, sie jetzt in den Spiegel starren zu lassen, nur um das honigblonde Haar zeigen zu können - das hat Zeit. Bestimmt findest du später noch eine passende Stelle dafür.

Liebe Grüße
Heidi
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manon
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Beiträge: 111



Beitrag06.05.2017 00:19
Re: Forgotten
von manon
Antworten mit Zitat

Hallo Sparkle,

ich habe deinen Romananfang gern gelesen und dein Schreibstil ist flüssig. Du hast einiges angedeutet, weshalb du Spannung erzeugst. Allerdings finde ich, dass du es kürzen könntest, um es noch lesbarer zu machen.

Es handelt von einer jungen Frau, die von einem reichen Ehepaar adoptiert wurde und die Chance erhielt an einer renommierten Ballettschule zu studieren. Oder war es ein Internat? Mit 16 hat sie ihren ersten großen Auftritt und es stehen Veränderungen bevor. Das Studium beginnt und sie zieht zurück zu den Eltern.

Angedeutet wurden eine Magersucht, Probleme des Vaters und ein Fremder.

Hat es einen Grund, dass du nach jedem Satz einen Absatz gemacht hast? So fand ich es nicht so schön zu lesen, weshalb ich es ändern würde. Da gibt es ja Regeln oder hast du absichtlich dagegen verstoßen? Wenn ja, würde mich interessieren warum.

Hat das Zitat am Anfang eine Bedeutung für den Text oder die Geschichte?

Zitat:
Jede Faser meines Körpers wurde von purem Glücksgefühl durchströmt, als die leisen, wehleidigen Töne der Oboe den Saal füllten.
Lächelnd schloss ich die Augen, lauschte der anschwellenden Musik und strich über meinen Tüllrock.


Hier hatte ich erst nicht verstanden, dass es die Tänzerin ist, sondern dachte, es wäre jemand aus dem Publikum mit merkwürdigen Modegeschmack. Very Happy

Zitat:
Der süßliche Geruch des staubigen Vorhangs stieg mir in die Nase.
Hier gehörte ich hin. Hier fühlte ich mich zu Hause.


mit dem süßlichen Geruch konnte ich nichts anfangen. Auch weiß ich nicht, wo sich die Frau befindet. Ist es Absicht, dass du hier nicht näher drauf eingehst?  

Zitat:
Es gab nichts Kräftezehrenderes, nichts Nervenaufreibenderes, aber auch nichts Schöneres als Ballett.

Du erklärst sehr viel, statt es mir als Leserin zu zeigen. Du schreibst in der Ich-Perspektive und da ist die Frage, ob die Frau das so in dem Moment denken würde oder nicht eher etwas wie "die Mühen haben sich gelohnt".

Zitat:
Ich war so dankbar, dass meine Eltern mich adoptiert hatten und mir die Möglichkeit gaben, diesen Traum zu leben.
Sie hatten mir ermöglicht ab meinem 11. Lebensjahr die Royal Ballett School in London zu besuchen.
Meine Kindheit konnte ich so ganz und gar meiner Passion und meinem Talent widmen.
Meine Eltern waren immer da gewesen, um mich zu unterstützen.
Und auch heute waren sie hier, um mir zuzusehen, nachdem all die Jahre des Trainings sich ausgezahlt hatten.
Wie mein Leben wohl ausgesehen hätte, wenn meine leibliche Mutter mich nicht abgegeben hätte?

Ab nun kommt viel Infodump und es stellt sich die Frage, ob das die Person in der Form denken würde. Es wäre mMn besser, wenn du diese ganzen Informationen in den Text einarbeiten würdest und uns nicht einfach so vor den Latz knallst. Smile Dann würde die eigentliche Geschichte weitergehen, denn durch die vielen Informationen hemmst du den Fluss der Geschichte. Zumal diese Informationen direkt vor ihrem Auftritt kommen. Das finde ich unpassend. Vorher war ich noch bei der Frau, die aufgeregt war, und jetzt lehne ich mich zurück und höre mir Informationen an. Verstehst du?

Zitat:
Pascal zielte mit einer Armbrust in meine Richtung und ich schob den Gedanken schnell beiseite.
Tief durchatmend richtete ich mich aus, ging auf die Spitze und glitt schwanengleich auf die Bühne.

Hier bist du wieder in der eigentlichen Geschichte von der ich mehr lesen möchte. Die Informationen brauche ich erstmal nicht, um in die Geschichte einzutauchen.

Zitat:
Kapitel 1

Wenn das Kapitel 1 ist, was war der Text davor? Denn Prolog war es ja nicht, da die Geschichte direkt weiter geht.

Zitat:
„Wie kann man denn nach sowas keinen Hunger haben?“
„Mit vollem Mund spricht man nicht.“


Wenn er mit vollem Mund spricht, dann solltet du das auch zeigen. Lass ihn wirklich mit vollem Mund sprechen und ändere den korrekten Satz ab.

Zitat:
„Ist mir egal. Ich sterbe vor Hunger.“ Er schob gleich eine weitere Lachsrolle in sich hinein. „Du musst essen. Dringend. Ich weiß das, weil ich heute ausschließlich den kleinen Finger brauchte, um dich zu heben.“

Hier erweckst du bei der zweiten wörtlichen Rede den Eindruck, dass jemand anderes spricht als Pascal, weil du die wörtliche Rede im neuen Absatz schreibst. Wenn es zusammengehört, müsste es hintereinander geschrieben werden. (Ich habe es verbessert.)
Dann weiß die Leserin, dass immer noch Pascal spricht.


Zitat:
„Wie kann man denn vergessen zu essen?“ Pascal schüttelte halb belustigt den Kopf, griff nach einer weiteren Lachsrolle und steckte sie mir in den Mund, bevor ich antworten konnte.

Hier erfahre ich, dass Pascal zwar der beste Freund ist, aber scheinbar nicht so viel von seiner Freundin mitbekommt.


Zitat:
Wir waren nun 16. Die Lower Class war vorbei.
Von Klasse 7 bis 11 hatten wir in White Lodge gewohnt, gelernt, getanzt.
Die Upper Class fand in Covent Garden statt und beherbergte keine Studenten mehr.
Es gab Wohnheime, oder Appartements oder man wohnte eben allein.
Ich zog zurück nach Hause. Ich war in London groß geworden und im Gegensatz zu den meisten Anderen eben auch außerhalb der RBS hier zu Hause.
Mein Vater war ein sehr gefragter Anwalt. Wir besaßen wir ein großes Haus, das genug Platz bot, um ohne schlechtes Gewissen wieder nach Hause zu ziehen.
Ich freute mich nach Jahren einfach wieder jeden Tag bei meinen Eltern zu sein.
Ich vermisste die Kochkünste meiner Mutter, ihre lebensfrohe Art und die italienische Musik, die durchs Haus schallte.
Meine Mutter war gebürtige Italienerin und nur wegen meines Vaters in London geblieben.
Während mein Vater immer viel gearbeitet hatte, war meine Mutter rund um die Uhr für mich da gewesen.
Ich vermisste sie wirklich sehr.

Hier bringst du nur Informationen. Zum Beispiel zeigst du doch später, dass sie zurück zu ihren Eltern zieht. Deshalb bräuchtest du das hier nicht erwähnen. Und auch alles andere könntest du zeigen, statt es hier einfach zu behaupten.


Zitat:
„Ich sagte bereits, dass ich nicht mal weiß, ob ich hingehe.“

Obwohl ihre Eltern da sind, möchte sie sich nicht blicken lassen?

Zitat:
„Es existiert eine Welt außerhalb des Tanzens. Die dürfen wir ab jetzt genießen!“
Er drehte sich erneut im Kreis, griff nach meiner Tasche und zog zwei Kleider hervor.
„Das Rote. Definitiv!“
Bevor ich etwas erwidern konnte, schmiss er es mir ins Gesicht und begab sich Richtung Tür.
„In 5 Minuten im Foyer. Du hast das nicht umsonst eingepackt. Deine Eltern wollen sicher auch auf dich anstoßen.“


Das hier sollte alles in einen Absatz, weil es alles von Pascal gesprochen wird bzw. ihn zeigt. Es ist dann wesentlich lesbarer.


Zitat:
Ich wusste, dass ich bereits 16 war und sie begannen sich Sorgen zu machen, da ich noch kein Interesse an der Männerwelt zeigte, aber ich hatte dafür einfach keine Zeit und keinen Nerv.


Das fängt etwas sperrig an und würde ich streichen.


Aber lass dich von meinen Anmerkungen nicht täuschen. Ich finde, dass du schön schreibst und wenn du es überarbeitest, wird es eine schöne Geschichte.

Viele Grüße
 Smile
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Sparkle
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Beitrag06.05.2017 00:48

von Sparkle
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Danke für dein Feedback!
Ich bin bereits am Überarbeiten smile

Der richtige Text hat nicht sooo viel Absätze.
Aber ja, ich nutze doch mehr Absätze als manch andere. Ich kann diese blockartigen Texte nicht leiden lol2

Interessant finde ich manche Assoziationen.
Einen einzigen Charakterzug hat Lella von mir: Sie vergisst das Essen, wenn sie beschäftigt ist.
Mein Freund weiß das, er kennt mich und trotzdem fragt er jedes Mal wieder, wie ich das denn vergessen kann, weil er es einfach nicht versteht.
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manon
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Beitrag09.05.2017 12:17

von manon
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EDIT: nun fand ich meine Antwort wieder. Das Alter? Shocked

Hallo Sparkle,

ich dachte, ich hätte dir schon etwas geschrieben. Da ich es aber nicht mehr sehen kann, hier noch mal eine Rückmeldung.

Mir hat deine Geschichte gefallen. Du hast ein interessantes Setting (Ballett, Internat/Homosexualität, reiche Eltern) und gute Figuren.

Zum Text selber haben die anderen schon sehr viel geschrieben, weshalb ich darauf nicht noch mal eingehe.

Den Titel würde ich nicht auf englisch lassen, das führt auf eine falsche Fährte. Nur weil es in England spielt, muss der Titel nicht englisch sein.

Viele Grüße

 Smile
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Beitrag10.05.2017 18:13

von Sparkle
pdf-Datei Antworten mit Zitat

manon hat Folgendes geschrieben:
EDIT: nun fand ich meine Antwort wieder. Das Alter? Shocked

Hallo Sparkle,

ich dachte, ich hätte dir schon etwas geschrieben. Da ich es aber nicht mehr sehen kann, hier noch mal eine Rückmeldung.

Mir hat deine Geschichte gefallen. Du hast ein interessantes Setting (Ballett, Internat/Homosexualität, reiche Eltern) und gute Figuren.

Zum Text selber haben die anderen schon sehr viel geschrieben, weshalb ich darauf nicht noch mal eingehe.

Den Titel würde ich nicht auf englisch lassen, das führt auf eine falsche Fährte. Nur weil es in England spielt, muss der Titel nicht englisch sein.

Viele Grüße

 Smile


Haha Very Happy Na, wir werden alle irgendwann alt.
Ich danke dir für das erneute Feedback lol2

Ich habe mich vor ein paar Tagen hingesetzt und Titelbrainstorming gemacht.
Ich muss mein Hirn echt zwingen im Deutschen zu bleiben und habe dabei ein entscheidendes Problem bei mir festgestellt - ich schreibe auf deutsch, aber ich lese keine deutschen Bücher, schaue keine deutschen Filme und höre keine deutsche Musik.
Meine Denkmuster sind nachhaltig umgepolt lol2
ich habe keinen englischen Titel weil das Buch in England spielt.
Ich habe einen englischen Titel, weil ich Halb Amerikanerin bin und in englisch denke.
Mein aktiver Wortschatz ist nur etwas zu unausgereift, um ein wirklich stilistisch schönes Buch auf englisch zu schreiben.
Die Rohfassung ist übrigens zu 30% mit englischen Sätzen ausgestattet, die ich bisher nicht adäquat übersetzt bekommen habe.

Ich habe mir zig Leseproben von deutschen Büchern heruntergeladen, um zu sehen - wie ist der Anfang gestaltet? Welche Titel sprechen mich an? Und welche Bücher mich besonders ansprechen.

Ich kann mich bisher mit keinem einzigen deutschen Titel wirklich anfreunden.
Und wenn doch, dann ist er so flach, dass es ihn schon mehrfach gibt.

Es geht in dem Buch weniger um Ballett.
Es geht ganz viel um ihre Hintergrundgeschichte - wir begleiten Lella sozusagen auf dem Weg zu ihr selbst, während sich ihre Welt auf den Kopf stellt.
Sie verlässt London recht bald und muss sich neu definieren.
Sie lernt die Hintergründe hinter ihrer Adoption kennen.
Und sie lernt, dass sie eigentlich nichts weiter als eine Schachfigur ist.
Es geht hintergründig um die italienische Mafia in Großbrittannien.
Die ganze Geschichte soll ein bisschen wie...puzzeln sein.
Für den Leser, wie auch für Lella selbst - wenn es mir so gelingt, wie ich es mir vorstelle.
Ein bisschen fühlt es sich an wie eine schamanische Unterbewusstseinsreise auf der Suche nach abgesplitteten Seelenteilen.
Nur dass die Geschichte nichts esoterisches an sich hat.

So... damit habe ich nach einem Titel gesucht und ... ich finde alles, was aus meiner Feder kam bisher furchtbar.

Das Lied v. Miriam Schäfer hat mich damals inspiriert zu der Geschichte.
Und irgendwie ist es schwer von Forgotten wegzukommen...
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