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Jäger und Gejagte


 
 
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Wildgooseman
Geschlecht:männlichSchneckenpost
W

Alter: 90
Beiträge: 7



W
Beitrag30.04.2017 19:54
Jäger und Gejagte
von Wildgooseman
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat


Eigentlich war e
s mehr ein zufälliges Zusammentreffen. Er hatte den Fuchs schon längst am Waldrand entdeckt, im Schatten der großen Kiefern war der zwar kaum auszumachen, aber er hatte scharfe Augen, die solche Schattenspiele gewohnt waren und kaum eine Täuschung zuließen.
»Mal sehen, was er jetzt macht«, dachte der Hase, »glaubt der vielleicht, er könne sich heranschleichen?«
Der Hase zog seine gespaltene Oberlippe etwas nach oben, es sah dadurch aus, als lächelte er. Nun, vielleicht lächelte er ja auch wirklich. Wer will das schon so genau sagen können?
Der Fuchs tat völlig uninteressiert, schlenderte langsam näher und näher, schnüffelte hier an einem Mauseloch und dort an einem Stängel der Schafgarbe. Dabei beäugte er den Hasen aus seinen Augenwinkeln und versuchte dabei, sich sein Interesse an dem Gegenüber nicht anmerken zu lassen. Als er dem Hasen nun bis auf zwanzig Schritte nähergekommen war, setzte der sich auf, richtete seine Löffel dem Fuchs entgegen und sagte dann ganz gelassen, aber dennoch laut und deutlich:
»Ich an deiner Stelle würde nicht näher herankommen!«
Der Fuchs blieb verblüfft stehen, schüttelte verwirrt seinen rostroten Kopf, sein Kopfhaar zerzauste sich dabei so sehr, dass es schien, als trüge er einen Strahlenkranz zwischen seinen Ohren. Die Haare seiner schneeweißen Brust bildeten dabei einen wunderschönen Kontrast zum übrigen rotbraunen Fell. Bernsteinfarbene Augen musterten dann aufmerksam den Hasen, versuchten zu ergründen, warum der ihn angesprochen hatte und vor allem, was der vorhatte.
»Möchtest du mir Vorschriften machen?« meinte er dann mit einer Stimme, die ruhig klingen sollte, der aber doch eine gewaltige Anspannung anzumerken war.
»Glaubst du wirklich, du würdest es schaffen, mich zu beeindrucken?«

Der Fuchs versuchte höhnisch aufzulachen, es gelang ihm aber nur ein heiseres Gekrächze, das schließlich mit einem kurzen Reizhusten endete.
Der Hase, der bis dahin hoch aufgerichtet dastand, die langen Löffel nach vorn gerichtet, setzte sich nun auf seine Hinterläufe. Es schien, als nähme er überhaupt keine Notiz mehr von seinem Gegenüber, der immer noch verwirrt herüberblickte. Zupfte genüsslich an einem Kleeblättchen, beobachtete aber trotzdem den Fuchs mit vorsichtigen Blicken.
»Und nun?« Der Hase rief es zum Fuchs hinüber: »Was willst du nun tun?«
Der Jäger im roten Fell sah den Hasen aufmerksam und nachdenklich an, seine Erfahrung mahnte ihn, dass ein schneller Jagderfolg auf diese Entfernung wohl nicht zu erwarten war.
»Ich«, sagte er dann, - er stockte, »ich könnte dich fressen, zum Beispiel!«
»Tz, tz«, machte der Hase, »Könntest du. Natürlich könntest du das.«
Er hob die rechte Vorderpfote. »Da gibt es nur zwei Schwierigkeiten!«
»Haha«, meinte der Fuchs und versuchte, höhnisch zu klingen, »da bin ich aber gespannt. Willst du klüger sein als ich, der ich der Schlaue genannt werde? Schwierigkeiten? Gleich lache ich!«
»Hm«, sagte der Hase gleichmütig, nickte darauf mehrfach mit dem Kopf, dass seine langen Löffel nur so klapperten. »Lach du nur.«  »Ad eins: Du musst mich erst einmal haben! Das ist dir doch wohl klar, oder?«
»Red nur weiter«, sagte der Fuchs, »ich bin gespannt, was das andere Gegenargument sein soll!«
»Ganz einfach, lieber Fuchs!« Der Hase machte mit der Pfote eine kreisende Bewegung, erhob dann seine Stimme: »Ad zwei: Du wärst dann später ganz allein!«
»Allein! Später! Was soll das?« Der Fuchs fragte es verwundert.
»Sprichst du jetzt in Rätseln? Allein! Jedenfalls werde ich mal wieder satt!«
»Sicher«, sagte der Hase, »du wärst satt. Für kurze Zeit wär dein Verlangen gestillt. Und dann? Was wäre dann?«
»Was wäre dann? Diese Frage lass dir patentieren«, sagte der Fuchs,
 »warum soll ich nach Morgen fragen? Morgen ist gar nicht aktuell!«
Der Fuchs war inzwischen näher gerückt, der Sicherheitsabstand zum Hasen war schon gefährlich zusammengeschrumpft. Trotzdem hielt sich die Ängstlichkeit des Hasen in Grenzen. Er wusste, wie schnell er reagieren konnte, er verließ sich auf seine Schnelligkeit. Sein Großvater hatte ihm eingebläut, bis fast zur letzten Sekunde in seiner Sasse liegen zu bleiben und erst dann, wenn es gar nicht anders mehr ging, in rasendem Zickzacklauf das Weite zu suchen. Bei den Treibjagden der Zweibeiner im letzten Herbst hatte er immer bewiesen, dass diese Haken-Schlag-Methode stets die effektivste war. Ob sie aber auch beim Fuchs wirkte? Verdrängte da der Optimismus nicht doch ein wenig die Realität?
»Mein Freund«, sagte der Hase dann freundlich, »bleib bitte dort bei dem Holunderbusch liegen, ja? Ich hab nämlich noch keine Lust, als Familienbraten zu enden!«
Der Fuchs lächelte. Tatsächlich, er setzte sich still auf seine Hinterläufe und lächelte.
»Du imponierst mir«, sagte er dann, und seine weißen Barthaare zitterten nervös, »ich weiß nicht warum, - aber ich habe Respekt vor dir.«
Nachdenklich legte er den Kopf in den Nacken und schaute in das Cölinblau des unendlichen Himmels.
»Wo waren wir stehengeblieben?« fragte er dann, »bei der Zukunft, nicht wahr? Was würde dann sein, fragtest du!«
»Richtig,« entgegnete der Hase, »denn du hast nicht weiter gedacht. Wenn du mich gefressen hast, dann bist du allein, du musst deinen Lebensstil verleugnen. Du bist dann kein Fuchs mehr, kein Jäger, denn was wolltest du jagen?«
Der Fuchs überlegte. Er versuchte, eine Antwort zu finden, eine Erklärung für die Diskrepanz zwischen den Auffassungen der beiden Geschöpfe. Jäger, Gejagte, töten und getötet werden, konnte das der Lauf der Welt, der Sinn des Lebens sein?
»Ich wäre gern dein Freund, Hase«, sagte der Fuchs leise.

Er war inzwischen auf zwei Körperlängen herangekommen und saß nun dem Hasen gegenüber.
»Aber es kann nicht sein. Das Paradies gibt es nicht mehr, in dem alles friedlich beieinander leben konnte.«
Der Hase hatte die Annäherung zugelassen, ohne eine Flucht zu versuchen.
»Also musst du mich fressen? Töten um des Lebens willen? Ich sterbe dann also, damit du leben kannst. Das ist ein trauriges Endergebnis. Kannst du damit so ohne weiteres leben?«
Der Fuchs schwieg und schaute den Hasen nachdenklich an. »Oder«, fuhr der Hase fort, »wenn du mich nicht fängst, stirbst du vor Hunger!«
»Es tut mir doch auch leid um dich«, sagte der Fuchs, »es tut mir wirklich leid, ich mag dich, ich wäre gern dein Freund! Kann es denn gar nicht sein?«
Der Hase zuckte zweifelnd mit seinen langen Ohren. Die Beiden saßen noch lange beieinander und blickten in den violetten Sonnenuntergang. Eine späte Amsel sang irgendwo ihr melodiöses Abendlied.
»Ich werde jetzt gehen«, meinte der Fuchs dann nach langem Schweigen, »man wartet auf mich. Ich wünsche dir für die Zukunft noch viel Glück!«
Im Fortgehen drehte er den Kopf noch einmal zurück und sah dabei den Hasen lange an, während er eine Pfote wie grüßend hob.
»Es ist wirklich schade.«
Die großen Augen des Hasen blickten traurig dem Fuchs hinterher.
»Ich bedaure es auch, wirklich, aber ich kann dir kein Glück wünschen! Denn wenn DU nächstes Mal Glück hast, habe ICH Pech!«

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Vincent Vice.
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 33
Beiträge: 428
Wohnort: Heute


Beitrag10.05.2017 16:48

von Vincent Vice.
Antworten mit Zitat

Hallo Wildgooseman,

ich finde es schade, wenn eine schöne Geschichte so lange unkommentiert bleibt.
Deshalb geb´ ich jetzt meinen Senf dazu.

Ich finde die Idee ziemlich interessant.
Ist sehr romantisch, aber ich mag das.

Die Umsetzung finde ich noch nicht optimal.
Die Dialoge wirken auf mich stellenweise sehr gestellt und nicht authentisch.
Auch der Sinneswandel des Fuchses kam mir irgendwie zu abrupt.
Ich habe ein paar Dinge angemerkt, von denen natürlich nicht alles stimmen muss:

___________________________________________________________

Eigentlich war es mehr ein zufälliges Zusammentreffen.
Ist das wichtig?

Er hatte den Fuchs schon längst am Waldrand entdeckt, im Schatten der großen Kiefern war der zwar kaum auszumachen, aber er hatte scharfe Augen, die solche Schattenspiele gewohnt waren und kaum eine Täuschung zuließen.
Der Satz war für mich etwas lang.

»Mal sehen, was er jetzt macht«, dachte der Hase, »glaubt der vielleicht, er könne sich heranschleichen?«
Das fand ich irgendwie eine komische Reaktion. Ist der Hase lebensmüde?

Der Hase zog seine gespaltene Oberlippe etwas nach oben, es sah dadurch aus, als lächelte er. Nun, vielleicht lächelte er ja auch wirklich. Wer will das schon so genau sagen können?
Die Beiden sind ja schon ziemlich vermenschlicht. Ich würde den Hasen einfach Lächeln lassen, anstatt darüber zu mutmaßen, ob er nun lächelt oder nicht, zumal der Fuchs später ja auch einfach lächelt. Da es für die Geschichte nicht relevant ist, wäre es wahrscheinlich sogar besser, das ganz auszulassen.

Der Fuchs tat völlig uninteressiert, schlenderte langsam näher und näher, schnüffelte hier an einem Mauseloch und dort an einem Stängel der Schafgarbe. Dabei beäugte er den Hasen aus seinen Augenwinkeln und versuchte dabei, sich sein Interesse an dem Gegenüber nicht anmerken zu lassen. Als er dem Hasen nun bis auf zwanzig Schritte nähergekommen war, setzte der sich auf, richtete seine Löffel dem Fuchs entgegen und sagte dann ganz gelassen, aber dennoch laut und deutlich:
»Ich an deiner Stelle würde nicht näher herankommen!«
Der Fuchs blieb verblüfft stehen, schüttelte verwirrt seinen rostroten Kopf, sein Kopfhaar zerzauste sich dabei so sehr, dass es schien, als trüge er einen Strahlenkranz zwischen seinen Ohren.

Die Haare seiner schneeweißen Brust bildeten dabei einen wunderschönen Kontrast zum übrigen rotbraunen Fell.
Den Satz könnte man vielleicht streichen?
Die vorgehende Beschreibung hast Du geschickt in die Handlung eingeflochten. Der Satz wirkt irgendwie nachgeschoben.


Bernsteinfarbene Augen musterten dann aufmerksam den Hasen, versuchten zu ergründen, warum der ihn angesprochen hatte und vor allem, was der vorhatte.
»Möchtest du mir Vorschriften machen?« meinte er dann mit einer Stimme, die ruhig klingen sollte, der aber doch eine gewaltige Anspannung anzumerken war.
Warum Anspannung? Wäre Spott nicht passender? Der Fuchs fühlt sich ja nicht bedroht.

»Glaubst du wirklich, du würdest es schaffen, mich zu beeindrucken?«
Hat der Hase doch gar nicht versucht. Er hat ihm ´nen Rat gegeben. Das ärgert den Fuchs.

Der Fuchs versuchte höhnisch aufzulachen, es gelang ihm aber nur ein heiseres Gekrächze, das schließlich mit einem kurzen Reizhusten endete.
Wofür dieser Satz? Um den Fuchs lächerlich zu machen? Das ist doch gar nicht nötig.

Der Hase, der bis dahin hoch aufgerichtet dastand, die langen Löffel nach vorn gerichtet, setzte sich nun auf seine Hinterläufe. Es schien, als nähme er überhaupt keine Notiz mehr von seinem Gegenüber, der immer noch verwirrt herüberblickte. Zupfte genüsslich an einem Kleeblättchen, beobachtete aber trotzdem den Fuchs mit vorsichtigen Blicken.
»Und nun?« Der Hase rief es zum Fuchs hinüber: »Was willst du nun tun?«
Der Jäger im roten Fell sah den Hasen aufmerksam und nachdenklich an, seine Erfahrung mahnte ihn, dass ein schneller Jagderfolg auf diese Entfernung wohl nicht zu erwarten war.
»Ich«, sagte er dann, - er stockte, »ich könnte dich fressen, zum Beispiel!«
Warum ist der Fuchs plötzlich so unsicher?
Klar, die Reaktion des Hasen kommt wohl unerwartet.
Aber er war doch vor einer Sekunde noch überheblich.


»Tz, tz«, machte der Hase, »Könntest du. Natürlich könntest du das.«
Er hob die rechte Vorderpfote. »Da gibt es nur zwei Schwierigkeiten!«
»Haha«, meinte der Fuchs und versuchte, höhnisch zu klingen,
Er versucht es nur. Also glaubt er dem Hasen eigentlich schon? Warum?


»da bin ich aber gespannt. Willst du klüger sein als ich, der ich der Schlaue genannt werde? Schwierigkeiten? Gleich lache ich!«
»Hm«, sagte der Hase gleichmütig, nickte darauf mehrfach mit dem Kopf, dass seine langen Löffel nur so klapperten. »Lach du nur.« »Ad eins: Du musst mich erst einmal haben! Das ist dir doch wohl klar, oder?«
»Red nur weiter«, sagte der Fuchs,

»ich bin gespannt, was das andere Gegenargument sein soll!«
Den Satz könnte man mMn auch streichen. Ist nicht so stark.

»Ganz einfach, lieber Fuchs!« Der Hase machte mit der Pfote eine kreisende Bewegung, erhob dann seine Stimme: »Ad zwei: Du wärst dann später ganz allein!«
Warum wäre der Fuchs alleine? Ist das der letzte Hase im Wald?

»Allein! Später! Was soll das?« Der Fuchs fragte es verwundert.
»Sprichst du jetzt in Rätseln? Allein! Jedenfalls werde ich mal wieder satt!«
»Sicher«, sagte der Hase, »du wärst satt. Für kurze Zeit wär dein Verlangen gestillt. Und dann? Was wäre dann?«
»Was wäre dann? Diese Frage lass dir patentieren«, sagte der Fuchs,
Gut, die Tiere reden. Das ist natürlich in Ordnung. Wörter wie patentieren würde ich sie aber nicht benutzen lassen.

»warum soll ich nach Morgen fragen? Morgen ist gar nicht aktuell!«
Den letzten Satz bräuchte es auch nicht. Das klingt fast nach Wiederholung.

Der Fuchs war inzwischen näher gerückt, der Sicherheitsabstand zum Hasen war schon gefährlich zusammengeschrumpft. Trotzdem hielt sich die Ängstlichkeit des Hasen in Grenzen. Er wusste, wie schnell er reagieren konnte, er verließ sich auf seine Schnelligkeit.
Auch hier: Der Zusatz kann weg. Sagt ja nichts neues.

Sein Großvater hatte ihm eingebläut, bis fast zur letzten Sekunde in seiner Sasse liegen zu bleiben und erst dann, wenn es gar nicht anders mehr ging, in rasendem Zickzacklauf das Weite zu suchen. Bei den Treibjagden der Zweibeiner im letzten Herbst hatte er immer bewiesen, dass diese Haken-Schlag-Methode stets die effektivste war. Ob sie aber auch beim Fuchs wirkte? Verdrängte da der Optimismus nicht doch ein wenig die Realität?
Der Hase ist doch die ganze Zeit gelassen. Woher kommen dann jetzt die Ängste?

»Mein Freund«, sagte der Hase dann freundlich, »bleib bitte dort bei dem Holunderbusch liegen, ja? Ich hab nämlich noch keine Lust, als Familienbraten zu enden!«
Der Fuchs ist doch alleine. Warum also Familienbraten?

Der Fuchs lächelte. Tatsächlich, er setzte sich still auf seine Hinterläufe und lächelte.
Der zweite Satz ist schon wieder eine Wiederholung.

»Du imponierst mir«, sagte er

dann, und seine weißen Barthaare zitterten nervös, »ich weiß nicht warum, - aber ich habe Respekt vor dir.«
Das könnte man alles streichen. Wirkt für mich zu unsicher.


Nachdenklich legte er den Kopf in den Nacken und schaute in das Cölinblau des unendlichen Himmels.
»Wo waren wir stehengeblieben?« fragte er dann, »bei der Zukunft, nicht wahr? Was würde dann sein, fragtest du!«
»Richtig,« entgegnete der Hase, »denn du hast nicht weiter gedacht. Wenn du mich gefressen hast, dann bist du allein, du musst deinen Lebensstil verleugnen. Du bist dann kein Fuchs mehr, kein Jäger, denn was wolltest du jagen?«
Der Fuchs überlegte. Er versuchte, eine Antwort zu finden, eine Erklärung für die Diskrepanz zwischen den Auffassungen der beiden Geschöpfe. Jäger, Gejagte, töten und getötet werden, konnte das der Lauf der Welt, der Sinn des Lebens sein?
»Ich wäre gern dein Freund, Hase«, sagte der Fuchs leise.
Das kommt ziemlich plötzlich für mein Empfinden.

Er war inzwischen auf zwei Körperlängen herangekommen und saß nun dem Hasen gegenüber.
»Aber es kann nicht sein. Das Paradies gibt es nicht mehr, in dem alles friedlich beieinander leben konnte.«
Der Hase hatte die Annäherung zugelassen, ohne eine Flucht zu versuchen.
»Also musst du mich fressen? Töten um des Lebens willen? Ich sterbe dann also, damit du leben kannst. Das ist ein trauriges Endergebnis. Kannst du damit so ohne weiteres leben?«
Der Fuchs schwieg und schaute den Hasen nachdenklich an. »Oder«, fuhr der Hase fort, »wenn du mich nicht fängst, stirbst du vor Hunger!«
»Es tut mir doch auch leid um dich«, sagte der Fuchs, »es tut mir wirklich leid, ich mag dich, ich wäre gern dein Freund! Kann es denn gar nicht sein?«
Das ist irgendwie schön. Aber irgendwie auch unglaubwürdig.
Ich weiß nur selbst nicht, wie man das besser ausbauen könnte.
Vielleicht hat noch jemand eine Idee dazu.


Der Hase zuckte zweifelnd mit seinen langen Ohren. Die Beiden saßen noch lange beieinander und blickten in den violetten Sonnenuntergang. Eine späte Amsel sang irgendwo ihr melodiöses Abendlied.
Melodiös könnte man vielleicht streichen.

»Ich werde jetzt gehen«, meinte der Fuchs dann nach langem Schweigen, »man wartet auf mich. Ich wünsche dir für die Zukunft noch viel Glück!«
Im Fortgehen drehte er den Kopf noch einmal zurück und sah dabei den Hasen lange an, während er eine Pfote wie grüßend hob.
»Es ist wirklich schade.«
Die großen Augen des Hasen blickten traurig dem Fuchs hinterher.
»Ich bedaure es auch, wirklich, aber ich kann dir kein Glück wünschen! Denn wenn DU nächstes Mal Glück hast, habe ICH Pech!«
Der letzte Satz ist wirklich stark. Du und ich würde ich vielleicht nicht groß schreiben, das drängt etwas auf.

LG

W

Edith:
Zum Titel wollte ich noch etwas schreiben.
Es reden zwar der Jäger und der Gejagter miteinander, aber eigentlich geht es doch nur um das Schicksal des Jägers und die Konsequenz seines Handelns.
Der Gejagte ist thematisch irgendwie außen vor finde ich.


_________________
Wenn der scheiß Berg nicht zum Propheten kommt, fahr ich halt ans Meer.
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Tarrantio
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
T

Alter: 37
Beiträge: 17
Wohnort: Langenhagen


T
Beitrag10.05.2017 22:20

von Tarrantio
Antworten mit Zitat

Ich mag die Idee deiner Geschichte, allerdings bin ich der Meinung, dass sie vom Stil noch ein wenig Feinschliff verträgt smile

Der Fuchs blieb verblüfft stehen, schüttelte verwirrt seinen rostroten Kopf, sein Kopfhaar zerzauste sich dabei so sehr, dass es schien, als trüge er einen Strahlenkranz zwischen seinen Ohren. Die Haare seiner schneeweißen Brust bildeten dabei einen wunderschönen Kontrast zum übrigen rotbraunen Fell.

Ich finde, der Satz enthält zu viele Wortwiederholungen.

Der Fuchs blieb stehen, zog die Augenbrauen hoch (impliziert das verwirrt sein) und schüttelte seinen Kopf. Das rostrote Haar wirkte für einen Moment wie ein Strahlenkranz zwischen seinen Ohren, während die schneeweiße Brust durch Sonnenstrahlen für einen Moment aufleuchteten (impliziert den Kontrast).
Ist nur ein Gegenvorschlag von mir smile

»Hm«, sagte der Hase gleichmütig.
-> Das "Hm" sagt es für mich schon aus, streich das gleichmütig.

»Allein! Später! Was soll das?« Der Fuchs fragte es verwundert.
-> Das merkt der Leser durch die Situation, streich das Wort

Endergebnis... auch so ein Wort, dass ich persönlich nicht mag. Ein Ergebnis ist ein Ergebnis. Genauso wenig mag ich Rückfragen... Fragen sind Fragen smile
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