Ist Aufwachen das neue Wetter?

[Municat]

Tja ... wenn es schon ein NoGo für Einsteiger ist: Wo hört das Aufwachen auf?

Klar. Auf das Handy neben dem Kopfkissen schielen, feststellen, dass es schon viel zu hell für einen Arbeitstag ist und begreifen, dass man wieder mal verpennt hat ... das ist wohl im Sinne der zitierten Ranglisten ein eindeutiger Rohrkrepierer (und wenn man einigen von Euch glauben darf, eine fast-100-Prozent-Chance für das Manuskript, im Papierkorb zu landen).

Aber wie sieht es aus, wenn man gefühlte 10 Minuten später einsteigt und sich die Protagonistin die Pfoten am Teekessel verbrennt, WEIL sie fahrig und hektisch ist WEIL sie verpennt hat?

[Elster]

[Kris]

[Municat]

In meinem Fall bin ich schon der Auffassung, dass der Moment des Aufwachens einen Bezug zur Story hat und ich finde den Anfang auch rund. Andererseits könnte ich auch ohne größere Probleme ein wenig später einsteigen und den Bezug zu dem Traum, den sie zuletzt hatte, über einen Gegenstand herstellen, der eh schon erwähnt wird.

Für eine höhere Chance, nicht beim Lektor im Papierkorb zu landen, würde ich das schon ändern. Meine Überlegung ist eben nur, ob es Sinn macht, einfach 10 Minuten später in die Story einzusteigen. Das erste Bild ist dann eben kein aufwachen mehr, aber aus der Handlung wird schon deutlich, dass sie vor kurzem erst aufgestanden und viel zu spät dran ist. Wenn ein Lektor diese Situation auch noch als Negativ-Einstieg sieht, weil sie zu nah am verpöhnten Aufwachen selbst ist, ist es die Mühe nicht wert, einen runden EInstieg noch mal aufzubohren.

[Taranisa]

@Municat: gestört hat mich dein Aufwach-Einstieg nicht und (zur Sicherheit müsste ich in deiner AG nochmal nachschauen) auch die anderen fanden an dem Punkt nichts zu meckern.
Wenn sich bei der x-ten Überarbeitung der Anfang immer noch für dich rund anfühlt, würde ich es so lassen.

[Municat]

keinen von Euch hat der Einstieg gestört

[1991]

In einem YA-WIP von mir betrachtet sich die Protagonistin im Spiegel und denkt über ihr Äußeres nach. Und ein anderes Schreibprojekt beginnt mit dem Aufwachen der Erzählerin. Eine Wetterbeschreibung als Einsteig hab ich bislang noch nicht, aber jetzt Lust, einen Text so beginnen zu lassen.

Ehrlich gesagt, sehe ich nicht ein, mich über Topoi und Klischees herumzuschreiben: Wenn sie in die Story passen, haben sie ihre Daseinsberechtigung.

Ich halte wenig davon, irgendwelche No-Gos zu formulieren. Ermüdend wirken Topoi mMN nur dann, wenn den entsprechenden Szenen kein Leben eingehaucht wird. Aber das gilt wohl für alles Geschriebene.

[Arcularius]

Bei einer Recherche per Suchmaschine bin ich grade zufällig über eine Leseprobe des S. Fischer Verlages gestolpert und schwupps: eine Aufwachszene springt mir entgegen. In diesem Fall ein aus meiner Sicht toller Einstieg: die ersten beiden Sätze machen neugierig, das Aufwachen ist storyrelevant.

http://www.fischerverlage.de/media/fs/308/LP_978-3-596-81156-4.pdf

[Emanuela]

Schade, jetzt habe ich gerade festgestellt, dass mein drittes Buch nicht mit dem Aufwachen und auch nicht mit dem Wetter anfängt. Sondern mitten am Nachmittag

[Gast]

[Willebroer]

Puh, das klingt grausam, eine echte Horrorstory: nie mehr aufwachen!

[Beka]