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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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M 27.03.2017 08:49 Du bestimmst, wann IKEA ist von Matthias Jecker
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Ein Urlaut löst sich aus den Untergründen
der Menschenseele, bricht sich einen Weg
durch ein Gewirr von Schluchten und von Schründen,
bestreicht im Strome weder Furt noch Steg.
Der Wölfe Jaulen will nicht Ruhe finden,
ein Zittern geht durchs nächtliche Geheg,
im Tümpel brodelt es von alten Sünden
und falsche Schlangen schlüpfen im Geleg.
Gefangen ist, wer jetzt das Böse sinnt,
sein elend Trachten kann ihn nicht befreien,
so heult er traurig, bis das Blut gerinnt.
Doch wehn die Lüfte milder erst im Maien
und will der Frühling rings im Rund gedeihen,
bekennt auch er: „Ich bin ein Aldi-Kind“.
Weitere Werke von Matthias Jecker:
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2451 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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27.03.2017 09:19
von menetekel
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Ha, ha,
der Kandidat erhält von mir 100 Punkte.
Hier kontrastieren die leicht altertümelnden Wendungen auf's Schönste die modernen Konsum- und Terrorstätten. - Elegant verspracht und von boshaftem Witz durchdrungen.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 27.03.2017 22:55 Hallo Matthias, von Perry
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die Botschaft les ich wohl, allein mir fehlt der Glaube, dass sie ankommt.
Spaß beiseite, mir ist die Vorgeschichte einfach zu gruselig, als dass sie den Bogen zur Konsumgesellschaft schlagen kann. Ich würde mir eine nachvollziehbarere Bildnähe wünschen. Z.B. könnten die Schluchten Gänge zwischen den Verkaufsregalen sein oder die Wölfe Graue Phanther (Rentner) auf Schnäppchenjagd.
Ob man Ikea und Aldi unbedingt in eine Reihe bringt, bezweifle ich auch ein wenig.
Klar ist nur meine Meinung, starke Bilder sind es allemal.
LG
Perry
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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28.03.2017 00:44
von firstoffertio
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Ich suche IKEA, und bin verblüfft, dass ich am Ende immerhin bei Aldi lande, nach einem Umweg über Schluchten mit Wölfen und Schlangen
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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28.03.2017 07:19
von BlueNote
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Gut gemacht das Teil!
Es ist eine spaßige Sache, sich durch all die altertümlichen Sprachkonstrukte zu wühlen, die bedeutungsschwangeren Metaphern aufzusaugen, um dann letztendlich (doch nur) in unserer trivialen, stinknormalen Aldi/Ikeawelt zu landen. Um darin einen "boshaften Witz" zu sehen, ist mir der Text allerdings zu verspielt und humorvoll. Wenn das alles auf einen "boshaften Witz" hinauslaufen sollte, wäre mir das zu verkrampft und gewollt. Ich sehe da eher ein kleines Augenzwinkern durch, was mir viel sympathischer ist, als wenn der boshafte Witz hämisch von den Aldiregalen auf uns (alle?) herabpinkeln würde. Warum, so frage ich mich, soll man z.B. einen wenig vermögenden Menschen für seinen "Terrorkonsum" oder vielmehr dafür kritisieren, dass er seine allernotwendigsten Grundnahrungsmittel (notgedrungen?) möglichst billig bei Aldi einholt - was wäre für ihn die Alternative - und was ist an Aldi eigentlich modern?
Trotzdem ist dir (sprachlich) ein wunderschönes Poem geglückt. Wenn damit allerdings wirklich eine konkretere Aussage/Kritik verbunden sein sollte, solltest du es dahingehend vielleicht noch einmal überprüfen. Aber vielleicht machst du dann (bei eventuellen Nachbesserungen) den augenzwinkernden Witz auch sehr schnell wieder kaputt.
BN
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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28.03.2017 10:00
von James Blond
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Wer unseren Jecken kennt, weiß, dass er im letzten Vers gerne schnell noch eine Wendung unterbringt, um mit dem Vorausgegangenen nicht allzu ernst genommen zu werden.
Auch hier klappt das Spielchen mit dem Reizwörtchen vortrefflich: Die dressierten Scanner apportieren brav: "Ha ha, ein ironisches Teil, das seinen historisierenden Sprachfluss als Aldi-Göre bekennt.
Ist es tatsächlich soo einfach, etwas "Modernes" zu schaffen? Da kämen mir die Thränen des Vaterlandes gerade recht, um den forensischen Klackchören einmal die Intonationen abzuhorchen.
In der Tat zehrt das Gedicht von seinem sprachlichen Duktus, gleichgültig aus welcher Zeit dieser stammt und wie abgenutzt seine Metaphern auch sein mögen: Dieser Inhalt lässt aufhorchen und liest sich wie ein Stück Sahnetorte, das hier nach schier endlosem Gedröge sprachlicher Krümeleien rutscht wie die Lawine vom Matterhorn.
Der Witz steckt in den Versen 1 bis 13, Vers 14 und der Titel wurden zur Sicherheit eingebaut; schließlich kann man nie wissen, was hier sonst so auf einen zurollt. Denn in V1-V13 holt die Sprache mächtig aus - zum Schattenboxen, eine echte Jecken-Spezialität. Im Grunde mag er diese Sprache, aber er weiß nicht so recht, was er damit sagen soll und eben auch nicht, was er damit sagen will.
Wir wissen's zwar auch nicht; macht auch nichts, Hauptsache modern, Hauptsache ironisch - und witzich: AldIKEA sei's gedankt!
Grüße
JB
_________________
Was soll ich mit guten Freunden?
Ich bräuchte bessere Feinde! |
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