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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Dichte Weite 02/2017
Acryllnackt: der seltsame Moment der Marionettentau

 
 
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag17.02.2017 20:00
Acryllnackt: der seltsame Moment der Marionettentau
von Stimmgabel
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

-









Acryllnackt: der seltsame Moment der Marionettentau


... sitzt da;

liegt eine tiefblaue Schreibröhre (metallic) in ihrer rechten Hand, wippt
in der trilogen Fingergabel; bereit Schwertblut aufs Papier zu schütten.

Zeitreife.

Braucht’s ein Szenario: Nacht; Feminina; Ödnis
dimmt vor sich hin.
Alleinsamkeit,
da sein ...
trockner Mund [ ihr Mund
und wo? ] leckt
zwischen den Beinen;
ein triftiger Grund. Die Endorphine!
sind’s ... irgendwie Weib, spürt die Marionetten_
tau. Das Bouquet: Erdbeeren
quallen

im Bassin der Pflaumen kauen an der literarischen Tür, will was raus,

Zuckerguss.

            Kniebeugen.
            Lust auf ein Leberwurstbrot

           sucht ...

ihre Seele; und laut über den Krokantkeks gehen, mega
ach, es klingt so gut:                        
                                                     Sehnsucht ist’s.
                                                     Triefe.
                                                     Action

Wer denn sonst? ICH.
Tiefe [ hat Hut ],
fügt sie noch dazu.

Fragt sich Tott und wo ist er?

Madame’s Kind sinniert: Brauch Literatur,
brauch Zeit ohne Grund, los
ihr Grund: bin Frau [ noch
tittvoll ], papillen ihre Finger am Papierrand
rückt schamsamt das einsame Blatt
zurecht, leicht schräg zum Moment;
braucht’s diese Nacht,
brauch sie  / ist schön
und sie, die Schöne
ist nackt. Sitzt vor dem schwarzen Holz
im schwülen Licht einer Tischleuchte
reflektiert das Schwarz, ist unnachgiebig
und sie ist unnachgiebig [ zu sich ]
auch heute. Kennt Madame.
Kennt die Hierachie der Ent_

scheider. Zweibeiner. Lieben dickes Holz für gehende Gedanken ver_

schraubt am Untergestell. Vier Beine, Halt, Symbiose, Sicherheit.

Ein Stillleben? ... arrangiert vor dem Fenster.
Vier Kuhlen im Teppich,
ein Abdruck. Von hier
der gezoomte Blick ins Weit
durch eine Glasmauer in das Draußen,
genau dazwischen in der Wand fest verankert
im Steineloch. Ein Versuch ... lehnt sich die Marionettentau an
schaut hinaus  / sieht René’s Bild.

Die Pfeife, verschwimmt
hinter dem Fenster
hängt über einer grüne Wiese
hängt frei drüber. Dürften wir hindurchschauen.

Sähn wir beides zugleich, so abstrus real  / gäb’s eine Grenze

zumindest für mich [ in
meinem Kopf ] egal wo
ich gerade steh
wär ich da, in einem um_Herum.
Dürfte mich entscheiden
nehm ich das Innen
ein Draußen, mich oder meine Ein_

bildung  / und dafür

die Glasmauer. Der Konjunktiv ist’s, exaltiert, bleibt ...
und was wäre wenn, schrieben sich Worps drauf?

hätten sie ihren Grund gefunden  /

so lange drauf gewartet. Falleri Fallera

gestatten: f
oder doch F?

Seltsam, seh den Unterschied.

Okay, ein Kopfspiel. Seh mich mit Hut, einen Chapeau Claque
könnte mir heute gefallen, samtiges Satin  / das Anthrazith
mit dem Duft Bleu; gespannt die Haut ... stand ich oft genug
vor dem Glas. Fallen meine Augen ins Haltlos in die Auslage  /
Hut an Hut, aalen sie über den Grund, teilweise hängen sie
am Hutbaum, erzählen vom Aal, vom Durchsicht dahinter;
angenehm, steh gefesselt davor, lass es zu will es und willen_

los. Den Chapeau Claque auf dem Kopf, sieht maulwurfig aus.
Denken die Leute, hielt ich mich bevorzugt im Irrenhaus auf;
alles nur Tarnung, denken sie ...
DER denkt nur Wirres,
wird mal berühmt später, lass ihn. Mein Glück, erinnere mich.

Schreib was ich will  / besuch mich jetzt mehr hier
drinnen, unter denen.
Bin ich zu Haus.
Hat man andere Zeit
irgendwie unauffälliger, gestreckter

vielleicht mundiger sind wir uns einig  / hier ist es anders. Stabile Wände mit

Fenstern. Haben ein eigenes Durchsicht, besucht mich Spatz draußen ab an
auf seinem Ast. Kennenlernen? mal ehrlich, lernst du wirklich einen Zeitstein
kennen, nur vom Anschauen. Wenigstens in der Hand. Schon mal ein Anfang.

... wird vielleicht Stein zu dem was er ist, selbst er

will mehr. Da sein und wenn, wenigstens Stein und wenn, liegt er

in meiner Hand. Bemerkens_

wert,
in
meiner
Hand.

Ahnte ich’s, werde mal Herr über euch sein. Steine brauchen Hände und Gehör.

Zu euch. Lämmchen, darum, lieb ich’s hier drinnen.

Liebe ist Magma, Leben ist ...

Falleri Fallera ich fall. Falle in mich
[ zu feig, in dich hinein ]
bin ein Fallera,
lieb’s;

fließt’s. Mal heiß breiig, bleibt's knetig hier  / draußen erkaltet Leb so schnell.

Komm Kaninchen ich halt dich in meinen Armen; lass uns schmusen, wärmen
wirst es kaum merken, drück ganz langsam zu, ganz langsam müde, willst es
doch, einschlafen ... bei mir  / schreib auch ein Gedicht über dich in meinen

 Armen.


                         -----

Könnte ich’s nur ... ein einzig Wort in meinen raupenden Mund legen.
L finden, trefflich benennen, nur ein Wort, einem Satz einverbauen;
behaupten die andren um mich, sie können’s, sagen sie, trauen sich

arglos sein, mitten ins Waldlaub latschen blind drüber ist ja nur Laub
so weich samtig, flauschig ein Teppich, hier drinnen [ im Haus ] aus_
gebreitet, gibts deswegen hier, geh drüber ...

den Fehltritt schreiben.



-

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traumLos
Eselsohr


Beiträge: 380

Pokapro 2017


Beitrag18.02.2017 11:40

von traumLos
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Für mich kein Langgedicht, als ein Potpourri aus vielen Gedichten, ich mich als Leser kaum entscheiden kann, welches ich noch einmal und noch einmal lesen mag, und dann doch in allem wieder Langgedicht.

Ein Gedicht das sich dem Thema annimmt, sprachlich, ohne überbordende Formatierungsspielereien.
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Zinna
Geschlecht:weiblichschweißt zusammen, was


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Beitrag19.02.2017 12:34

von Zinna
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Kommentarplatzhalterplatz, wird (hoffentlich) ersetzt werden


Hallo Inko,

Bewertungen gemischt subjektiv/objektiv

Ich war gespannt, ob von jemandem das mathematische Magma (sowas gibts?) umsetzt wird und getippt, wenn ja, dann von dir.  wink

Hatte ich mich auf deinen Text eingelassen, kam ich mit in seinem Drive.

Obere Ränge

Gruß
Zinna


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(c) Zinna
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Terhoven
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 401



Beitrag19.02.2017 22:02

von Terhoven
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Ich fühle mich von diesem Gedicht geärgert. Das ist eine große Leistung, denn es lässt mich alles andere als kalt. Damit wäre ein Magma-Ziel erreicht. Mit Zeilen- Verslänge, mit Auslassungen und Nichtbuchstaben wird virtuos gespielt, soweit alles fein. Aber mich ärgert der Inhalt.

Wenn ich das richtig verstehe, überlegt das lyrische Ich am Anfang, was es schreiben könnte. Und dann fällt ihm ein -- sex sells und los gehts. Das mag ich schon mal nicht, da macht jemand es sich einfach zu einfach.
Dann fällt auch noch das Wort "tittvoll", das ist so grrrrr, dass es schon fast wieder hihihihi ist, aber eben nur fast. Und zum Schluss wird noch ein weißes Kaninchen gemeuchelt, nein nein nein.

This will be reflected in your tip, buddy.
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BlueNote
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Beitrag20.02.2017 09:23

von BlueNote
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Hmmm ... ist das von Stimmgabel?

Ich würde ihm ungern nur zwei Punkte geben.

Wahrscheinlich habe ich mich zu wenig mit dem Text beschäftigt. Aber es lockt mich wenig, mich mit ihm zu beschäftigen.
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dürüm
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Beitrag20.02.2017 20:35

von dürüm
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Hallo Inko,

das ist der Duktus von Stimmgabel (wenn Du selbst es nicht bist) und wie immer stehe ich ratlos vor den unglaublichen Wortschöpfungen und blicke hilflos um mich.

Was zum Teufel meinst Du mit Marionetten_tau???

Ich habe es jetzt x-mal gelesen ohne daraus schlau zu werden, zwischendurch immer wieder Bruchstücke, die etwas klingen lassen und gleich danach wieder totales Unverständnis.

Ich kann damit leider nichts anfangen.

Deshalb nur 9. Platz und damit

Deux points

Gruß
Kerem


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(Oscar Wilde)
Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
(Seneca)
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Heidi
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Beitrag20.02.2017 20:56

von Heidi
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Eine von anderen beeinflusste (sprich unselbstständige) Frau sitzt mit einem Kugelschreiber vor einem Blatt Papier und will tiefschürfende Gedanken niederschreiben. Das braucht natürlich Zeit. Sie entwirft eine Szene, begleitet von einem Gefühl der Einsamkeit. Noch ist sie von Ödnis und Trockenheit umgeben, nix will raus aus ihrem Inneren, doch schwupps, leckt sie sich die Trockenheit von den Lippen und schon schlägt der Geruch der Inspiration auf sie über. Erdbeeren, Pflaumen und schließlich zuckergussartige Gedanken schäumen aus ihr heraus – was so ein bisschen Glück (angeregt durch ihre Zunge) ausmacht, unglaublich. Darauf folgt die Sehnsucht nach Sehnsucht und Triefe und, ach, Action. Sie schreibt und schreibt und schreibt und merkt dabei gar nicht, dass ihre Schreibe gar nicht tiefschürfend ist, sondern eher marionettig, dabei steckt selbst ihrer Meinung nach die Tiefe im Hut (wo ich ihr absolut recht gebe, weil ich Hänschen klein auch recht gebe).
Nun fängt sie wieder an zu reflektieren, über Schönheit und Leid, gibt nicht auf, ringt um Worte, findet sie nicht – und am Ende weiß sie: Menschen begehren nach Struktur, sie wollen eine Form – lesen nach Form, keine Wirrnis, keine Bewegung, starres, lebloses Wort. Aber es geht noch weiter ...

... und trotzdem hör ich besser auf hier meine Gedanken niederzuschreiben, sonst werden das bei der inhaltlichen Dichte noch fünf Seiten und ich will ja nicht langweilen. Deine Wortschöpfungen mag ich, Falleri, Fallera selbstverständlich auch.
Was den Hut betrifft: Tiefer wär der noch, wenns ebenfalls einen Stock gäbe, weil wer ist Hänschen ohne den?

Fünf Punkte
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6152
Wohnort: Nullraum
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Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag20.02.2017 23:49

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Hallo Inko (wobei Inko hier ein Hohn ist, ist doch völlig klar, wer das geschrieben hat, den Stil erkenn ja sogar ich und Madame plus die Unterstich_trenner sowieso)

Eigentlich mag ich deine Gedichte ja. Dieses ist keine Ausnahme. Aber irgendwie auch nicht sonderlich origniell, mir fehlt hier das Wettbewerbspezifische, besondere. Und da bin ich auch schon bei meinem Problem mit dem Text: Passt er irgendwie ins Thema?

Da kommt zwar diese Passage vor:
Zitat:
Liebe ist Magma, Leben ist ...

Falleri Fallera ich fall. Falle in mich
[ zu feig, in dich hinein ]
bin ein Fallera,
lieb’s;

fließt’s. Mal heiß breiig, bleibt's knetig hier / draußen erkaltet Leb so schnell.
aber die wirkt auf mich fast nur wie ein Zwangs_tribut ans Thema. Eine strukturelle Umsetzung, wie in den Bedingungen gefordert, kann ich nicht wirklich entdecken. Auch inhaltlich sonst kein Bezug. Du wolltest frei schreiben was du schreiben wolltest. Was kümmert den Dichter ein vorgegebenes Thema, die Gedanken sind doch frei. Ob das jetzt Lob oder Kritik ist, liegt im Auge des Betrachters.

Inhaltlich finde ich vieles interessant, alles kann ich natürlich nicht verstehen, was aber von jemandem, der in Chiffren schreibt, auch bestimmt gar nicht intendiert ist. Eben Gedanken, an denen man (durch die Glaswand) teilhaben kann, die einen ein Stück tragen, bis die Kommunikation abbricht/abgebrochen wird und man nicht mehr weiterkommt, ohne sich intensiv mit dem Gesamtwerk des Dichters zu befassen. Aber es reicht, mich zu eigenen Gedanken anzuregen, deren Richtung du aber nur sehr vage vorgibst. Somit also eine Art Wundertüte für den HErrn (ungeachtet dessen, ob es ihn gibt oder nicht, A(r)men – und mein Gott, das arme Karnickel!), denn nur ein solcher könnte an unserer Kommunikation über dieses Gedicht_medium teilhaben, als allwissender Betrachter. Du kannst nicht wissen, welche Gedanke deine Chiffren bei mir hervorrufen. Schrieb's und warf einen Mem_klumpen in die literarische Landschaft, fire & forget. Nachricht erhalten, Absender unerreichbar verzogen in die Anders_welt, Empfänger entlaufen. Reality is the original Rorschach. Hat Spaß gemacht, danke.

Punkte vergebe ich erst, wenn ich alles mehrfach gelesen habe.


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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firstoffertio
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Beitrag21.02.2017 22:13

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich werde nicht genug Zeit haben, mich eingehend mit den Texten dieses Wettbewerbs auseinanderzusetzen.

Magmatische Formatierung ist nichts Neues von diesem Autor.
Ich habe Probleme, mich einzulassen.

Mag viele Stellen, wie etwa
"ein einzig Wort in meinen raupenden Mund legen",

verliere mich aber beim Lesen.
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Lorraine
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Beitrag23.02.2017 13:24

von Lorraine
Antworten mit Zitat

Hallo!

Es wurden ganz bewusst keine inhaltlichen Vorgaben zum Thema gegeben, mit der »Struktur eines Magmas« sollte sich formal auseinandergesetzt werden. »Ein Magma ist e i n Magma«, hieß es, mir bleibt also beim Lesen eines jeden Gedichts, zu schauen: wie setzt sich dieses hier zusammen, was ist für mich erkennbar, welche Motive sind eingeschmolzen, gibt es Verhärtungen, wieder Aufgelöstes, Hinweise auf hohen Druck oder beginnende Erkaltung? Ist es Magma, das auf einen Aufbruch aus ist, oder wird es, im Gegenteil, dort wo es sich befindet, bleiben, immer neu verschmelzend, einem zähen, langanhaltenden Prozess unter hohem Druck zwar unterworfen, aber nicht zu einem aus der Tiefe an die Oberfläche gelangenden Streben, zu keiner Richtung gezwungen?

Formales in der Lyrik, vielleicht noch speziell in einem Langgedicht, das heißt für mich: Was für sprachliche Mittel, welche Art von Figuren werden eingesetzt: Wort- und Klangfiguren; Symbole, Vergleiche, Metaphern, also Tropen im weiteren Sinn; Satzfiguren?
Wie wirkt auf mich – und das ist in diesem Wettbewerb auffällig oft zur Anwendung gelangt – all das, was der konkreten Poesie entliehen ist? Vereinfacht ausgedrückt wäre meine Frage an die Texte, wie oder wodurch im Einzelnen visuell ausgedrückt werden sollte, was Sprache allein nicht hat leisten können; erhält dieser oder jener Text einen Mehrwert durch eine vollständige oder teilweise Gestaltung als eine Art Piktogramm?

Wie funktioniert An- oder Abwesenheit der Sprache und gibt es da einen Widerspruch zu dem, was gerade ein Langgedicht kann oder könnte, nämlich die Sprache aus ihrer Verknappung zu entlassen, ihr Gelegenheit zu geben, innerhalb eines Textes auf jegliche Einschränkung zu verzichten (eine, die in anderen, kürzeren Gedichtformen für einen Verfasser keine Einschränkung darstellt)? Ein Verzicht, der das Langgedicht vielleicht seiner Möglichkeiten beraubt?
Gibt es unter den vorliegenden Texten einen oder mehrere, die eine (in meinen Augen) gelungene Kombination versuchen?

Was ich hier vorausschicke, sollte dazu dienen, mir klar zu werden, unter welchen Aspekten ich versuchen kann, mich nicht ausschließlich über ein Gefallen/Nicht-Gefallen zu nähern. Und wenn es schon um ein Beurteilen gehen sollte, wollte ich jedem Text möglichst »vorurteilsfrei« begegnen, soweit das überhaupt ginge, angesichts meines inzwischen recht ausgeprägten »Eigensinns«, was die Rezeption von Lyrik und gerade auch die Erwartungen an längere Texte angeht. Was ich zu den einzelnen Texten zu sagen habe, kann immer nur der Versuch sein, mein Lesen zu beschreiben – ich wehre mich dagegen, einem Gedicht ungefragt Veränderungen oder gar Verbesserungen vorzuschlagen, so etwas ist Sache des Verfassers, dem es vorbehalten bleibt, seinen Text so oft und so lange neu zu bedenken, bis er in ihm ein zufriedenstellendes Maß an Qualität zu finden glaubt.


Zu: Acryllnackt: der seltsame Moment der Marionettentau

Zitat:
den Fehltritt schreiben.


So endet dein Gedicht, man könnte sagen: Das stellt den Boden-Satz, und damit etwas Grundlegendes, oder Zugrunde-Liegendes dar, man musste also bis hierher lesen, dort unten ankommen, um das Ganze (möglicherweise) nochmals und anders zu sehen. Dieses Gedicht kann ich auch gut hören, es mir vorlesen, ohne mir Farbtöne als Backgroundgesang dazuspielen zu müssen, was mir ganz recht ist.
Einen Fehltritt schreiben, besser als gar nichts (versuchen)? Die beiden, in Strophen verfassten Abschnitte darüber sprechen zu mir von Poetologischem, aber auch vom Wunsch "es" zu können, das grosse "L" (Liebe ist Magma, Leben ist ...) in einem Wort "trefflich" zu benennen oder es überhaupt erst zu finden.
Es sind Räume in deinem Gedicht, vielleicht sind es ja Magmakammern, immerhin braucht es grosse Hitze, um Gläsernes zu schaffen, diese Durchsicht, von der die Rede ist, oder Durchblick?
Überhaupt, ein Draussen, ein Innen - Kälte, Leblosigkeit gegen Hitze, Formbarkeit. Aber es stimmt nicht, es stimmt etwas nicht: Wenn ich so die Motive betrachte, die mit Eingeschlossenem, Umschlossenem zu tun haben, dann kehrt sich da etwas um - nichts bleibt folgerichtig, auch die Fallrichtung - stimmt die? Und wo kommt der Spott her, den ich so oft meine, durchscheinen zu sehen? Wer ist "wir", wenn vielleicht Einigkeit herrscht?

Zitat:
Schreib was ich will / besuch mich jetzt mehr hier
drinnen, unter denen.
Bin ich zu Haus.
Hat man andere Zeit
irgendwie unauffälliger, gestreckter


Ein Spiel mit Räumen, dem Personal, wer worin wie lange bleibt, den Druck aushält (das Lämmchen weniger) - es gibt viel zu lesen, manches zu entdecken, von draussen ist es schwer und nicht nur, weil man sich zwar einlassen kann, auf ein Gedicht - ob man eingelassen wird, werden will, ist die andere, weitere Frage. Ceci est un poème.

Grüsse von hier
Lorraine
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HerbertH
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Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag23.02.2017 21:08

von HerbertH
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Mit dem Marionettentau Bild kann ich leider nicht viel anfangen. Die letzte "Strophe"  nach dem ---- wirkt auf mich seltsam, wie angehängt, fast schon ein Fremdkörper.

Was das magmatische angeht, fehlt ein wenig Farbe.

Als eine Art Stream of Consciousness gefällt es mir aber echt gut.


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poetnick
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Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag23.02.2017 21:39

von poetnick
Antworten mit Zitat

Hallo Autor,

Dein Text, ich sage es gleich, stellt meine Rezeptionsfähigkeit auf eine harte Nuss.
Das geht nun nicht unbedingt zu Lasten des Gedichts. (klar)

Es hat hier Stellen die mich staunen und auch schmunzeln lassen, hervorgerufen
durch Neologismen, frische unvermutete Satzwendungen und Bilder.
Vielleicht ist dieser, für mich starke Satz, bezeichnend für die Möglichkeit meiner
Annäherung:   
Zitat:
mal ehrlich, lernst du wirklich einen Zeitstein
kennen, nur vom Anschauen. Wenigstens in der Hand. Schon mal ein Anfang.


Vieles, sehr vieles bleibt mir enigmatisch, komme nicht recht durch zum Pflaumenkern…
damit fehlt mir auch der Anschluss an Emotionen um das Ganze magmatisch verkosten zu
können.  

Zitat:
Ahnte ich’s, werde mal Herr über euch sein. Steine brauchen Hände und Gehör.
Zu euch. Lämmchen, darum, lieb ich’s hier drinnen.
Liebe ist Magma, Leben ist
(!)

Komme trotz dieser Zeilen einfach nicht (keiner hat gesagt, es muss einfach sein), in ein
kohärentes Erleben und Durchdringen; zu wenig jedenfalls um an die Magmakammern
(mit ihrem Feuer und Emotionen und Glutpfropfen) zu gelangen.

Das mag jedoch anderen gelingen. In jedem Fall bleibt mir das Lesen Deines Textes
eine Reise, Sprache in interessanter Entfesselung, oder ‚Neubindung‘ zu erfahren.

Für eine höhere Punktzuweisung (2), habe ich mich dann vertrauteren Schloten und
Strömen zugewandt.

Liebe Grüsse - Poetnick


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Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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gold
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Beitrag24.02.2017 17:15

von gold
Antworten mit Zitat

hallo Long Johnson,

falleri, fallera, das Bild von Madame ist wunderbar.

Leider ist für mich zu wenig Magma enthalten.
Daher muss ich ein paar Punkte abziehen.

Dennoch habe ich deinen Text sehr gern gelesen.

LG
gold


_________________
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Jenni
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Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag25.02.2017 00:30

von Jenni
Antworten mit Zitat

Eine Marionette? (Warum Marionettentau?) Acryll statt Acryl - soll das so? (Acryl meinst du doch, es soll etwas künstliches sein, ein künstlicher Moment? Oder eine Kunstfigur.) Manche Bilder gefallen mir sehr gut, das sitzen mit dem Stift in der Hand, befühlen des Papiers, die Ironie, „Tiefe hat Hut“. Das bunt zusammengewürfelte mag dem Magma geschuldet sein, es wirkt wahnsinnig. Und das soll es offenbar, der Text kokettiert damit, diesen Eindruck zu erwecken, mit seinen wirren Gedanken. Er kokettiert weiter sogar damit oder thematisiert zumindest seine hervorstechende Bildlichkeit. Und er kokettiert mit seiner Unzulänglichkeit. Moment mal. Seiner? Da sag einer (ich), ich lese keine Lyrik, aber selbst ich erkenne eine Stimmgabel, wenn ich eine höre, und nicht nur das, schwant mir, (Tiefe hat) Hut, Hüte, Chapeau Claque mit dem Duft Bleu (selbst die Tau finde ich wieder, wer das auch immer ist, wenn ich diese Spur verfolge), ich erinnere mich auch an Maulwürfe, und suchte ich weiter, ich bin sicher, da gäbe es noch mehr Querverweise. Nimmt sich hier die Stimmgabel selbst aufs Korn oder jemand anders (was dreist wäre)? Und falls ja-nein-vielleicht, welche Rolle spielt das für ein Schelmenstück.
Zitat:
Wer denn sonst? ICH.

Der Gedankenfluss und auch sprachlich, der Rhythmus, da ist schon die Magma-Vorgabe sehr gut umgesetzt. Das einerseits. Ich bin auch gerade etwas amüsiert. Und beschäftigt zugleich. Mit dem Text.
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag25.02.2017 00:31

von Jenni
Antworten mit Zitat

(versehentlich Doppelpost)
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Aranka
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A
Beitrag26.02.2017 18:10

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Inko!

Gleich vorab: ich werde nicht bewerten, da ich es nicht schaffe, allen Texten die gebührende Lese- und Kommentarzeit zu widmen. Die Texte haben mich unterschiedlich intensiv und auch auf recht unterschiedliche Weise erreicht. Versuche dies und meine Gedanken und Fragen dem Autor offenzulegen.
Da mich „Langgedicht“ generell interessiert, werde ich auch immer einmal meinen Blick auf dieses Phänomen werfen. Vielleicht ergibt sich nach der Bewertung in dem einen oder anderen Faden einmal eine konkrete Textdiskussion unter diesem Fokus.

Die Aufgabenstellung fand ich reizvoll.

Jetzt zum Text:

Ein reicher Text, habe ihn oft besucht und bin immer wieder fündig geworden. Hatte zufällig eine Dokumentation über „Fallada“ gesehen und war mir sicher, dass der Autor sich mit dem Schreiben und Leben von Fallada auseinandergesetzt hatte. Ein Leben zwischen „Leberwurstbrot und Rausch“, (so will ich es einmal arg versimpelt zusammenfassen.) Der Text tut dies wesentlich detaillierter, und führt mich als Leser an fragile Fragen, die von Falladas Leben losgelöst, auch die Fragen eines jeden sind, der ein Berühren der Dinge im Kern sucht, der Leben und Lieben sucht und den Ort in sich, in dem Zeit eine andere sein kann.

Ein intensiver Text, der weit ausholt und ganz im Sinne eines Langgedichtes, die ganze Bandbreite der lyrischen und prosaischen Stilmittel nutzt. So finde ich Bilder, die sich sinnlich ausbreiten, Verdichtungen, Erzählendes. Greife einmal für mich besondere Stellen heraus.

Zitat:
… , papillen ihre Finger am Papierrand
rückt schamsamt das einsame Blatt
zurecht,
leicht schräg zum Moment;
braucht’s diese Nacht,
brauch sie  / ist schön

und sie, die Schöne
ist nackt. Sitzt vor dem schwarzen Holz
im schwülen Licht einer Tischleuchte

reflektiert das Schwarz, ist unnachgiebig
und sie ist unnachgiebig [ zu sich ]
auch heute.
Kennt Madame.
Kennt die Hierachie der Ent_

scheider. Zweibeiner.
Lieben dickes Holz für gehende Gedanken ver_

schraubt am Untergestell.


*Hier beispielhaft für viele andere Stellen der gelungene Wechsel zwischen Bildhaftem (Grün) (zart ebenso wie handfest) und philosophischen Gedanken. (Blau) Hier auch eine der wenigen Stellen, bei denen ich glaube, dass der Autor den Leser auf der Strecke lässt, weil er hier seine ganz speziellen Gedanken nicht mehr zugänglich macht. (Rot) Wer sind hier die Entscheider. Mir bleibt nur die Spekulation.

*
Zitat:
Okay, ein Kopfspiel. Seh mich mit Hut, einen Chapeau Claque
könnte mir heute gefallen, samtiges Satin  / das Anthrazith
mit dem Duft Bleu; gespannt die Haut ... stand ich oft genug
vor dem Glas. Fallen meine Augen ins Haltlos in die Auslage  /
Hut an Hut, aalen sie über den Grund, teilweise hängen sie
am Hutbaum, erzählen vom Aal, vom Durchsicht dahinter;
angenehm, steh gefesselt davor, lass es zu will es und willen_


Hier lässt der Text Luft, nimmt den Leser mit in die Szene, gönnt sich ein Verweilen (ganz im Sinne des Langgedichts nMn) Das Verweilen vor der Hutauslage, wofür sie auch immer stehen mag als Bild: es ist Fallada ebenso wie das erzählende  dichterische ICH// Und dann ein Herüberwechseln in eine Reflexion der „Irrenhaussituation“.

Zitat:
willen-
los. Den Chapeau Claque auf dem Kopf, sieht maulwurfig aus.
Denken die Leute, hielt ich mich bevorzugt im Irrenhaus auf;
alles nur Tarnung, denken sie ...
DER denkt nur Wirres,
wird mal berühmt später, lass ihn. Mein Glück, erinnere mich.


Auch diese Passage, ein für mich gekonntes Spiel zwischen Bildern/Szenen/fast Stillleben und dem daraus bedingten Abschweifen in die Gedanken. Hier wieder nah an Falladas Biographie und doch auch vollkommen losgelöst davon zu betrachten und aussagekräftig.

*
Zitat:
Schreib was ich will  / besuch mich jetzt mehr hier
drinnen, unter denen.
Bin ich zu Haus.
Hat man andere Zeit
irgendwie unauffälliger, gestreckter


Dieser geschützte „Innenort“, die stabilen Wände, das innere Brodeln des Dichters braucht es.

Zitat:
vielleicht mundiger sind wir uns einig  / hier ist es anders. Stabile Wände mit

Fenstern. Haben ein eigenes Durchsicht, besucht mich Spatz draußen ab an
auf seinem Ast. Kennenlernen? mal ehrlich, lernst du wirklich einen Zeitstein
kennen, nur vom Anschauen. Wenigstens in der Hand. Schon mal ein Anfang.


Es geht um das Kennenlernen, das Nah-Berühren. Die Suche nach diesen ehrlichen Momenten. Und wie schön der Text diesen Gedanken bildhaft umkreist. Der Stein in der Hand!!!! Selbst der will mehr!

Zitat:
... wird vielleicht Stein zu dem was er ist, selbst er

will mehr. Da sein und wenn, wenigstens Stein und wenn, liegt er

in meiner Hand. Bemerkens_

wert,
in
meiner
Hand.

Wunderbare Gedanken in feinen Bildern über das Berühren der Dinge, des Lebens, über das Zuhausesein bei sich, über Zeit. Immer wieder von anderen Seiten nähert sich der Text diesen Fragen: Wie kann es Gelingen? Was kann ich es finden? Was ist mein Vermissen, was mein Scheitern?

Durch die Bildhaftigkeit und den Wechsel zwischen lebendigen und nachdenklichen Passagen und einer Sprache immer auch nahe am Erzählen, nimmt mich der Text trotz der Länge bis zum Schluss in einer neugierigen und gespannten Lesehaltung mit.

Zitat:
*Könnte ich’s nur ... ein einzig Wort in meinen raupenden Mund legen.
L finden, trefflich benennen, nur ein Wort, einem Satz einverbauen;
behaupten die andren um mich, sie können’s, sagen sie, trauen sich


Ja, das ist eine der zentralen Fragen um die der Text kreist, in immer anderen Tonlagen (hier sehnsuchtsvoll) und aus anderen Perspektiven.
 „L“ lese ich hier vielfältig. Beziehe ich es auf Fallada, so ist es „Lämmchen, seine Frau“. Löse ich es von der Fallada-Folie ab, steht das L für Leben, für Liebe, für das Ganze und für das „Allem ganz nah sein“.

Zitat:
arglos sein, mitten ins Waldlaub latschen blind drüber ist ja nur Laub
so weich samtig, flauschig ein Teppich, hier drinnen [ im Haus ] aus_
gebreitet, gibts deswegen hier, geh drüber ...

den Fehltritt schreiben.


„den Fehltritt schreiben“- gleichbedeutend mit: Sein Leben beschreiben, nachschreiben und erschreiben? Bei Fallada könnte man das vielleicht so formulieren.

Zitat:
*Liebe ist Magma, Leben ist ...

Falleri Fallera ich fall. Falle in mich
[ zu feig, in dich hinein ]
bin ein Fallera,
lieb’s;

fließt’s. Mal heiß breiig, bleibt's knetig hier  / draußen erkaltet Leb so schnell.


Eine bemerkenswerte und mutige Stelle:

Zitat:
Komm Kaninchen ich halt dich in meinen Armen; lass uns schmusen, wärmen
wirst es kaum merken, drück ganz langsam zu, ganz langsam müde, willst es
doch, einschlafen ... bei mir  / schreib auch ein Gedicht über dich in meinen

 Armen.


Eine für mich bedeutende Stelle und formal genial gelöst. Das Hin und her, das Gerissen- und Geworfensein spürbar im Textfluss. Heikel dann die Szene mit den Kaninchen und formal in einen festen Block gesetzt, wird sie gehalten und sehr sensibel und gleichzeitig intensiv geschrieben.  Das „Armen“ wie ein „Amen“ darunter. „So soll es sein.“

Ich könnte noch vieles benennen, komme jedoch zu einem Fazit.
Ein Text der unendlich reich ist, der weite Bezüge herstellt, der den sensiblen Dingen nachspürt und auf den Grund geht, der nichts scheut: keine Gefühle, keine Abwege, keine Nähe. Ein Text der Vieles wagt, inhaltlich und formal. Ein Text, der den Leser in weiten Teilen gut mitnimmt und ihn gleichzeitig herausfordert.

Die äußere Textgestaltung hier durchaus bewusst und vielfälltig gesetzt, aber wohltuend unauffällig und zurückhaltend, so dass die Formatierung nicht dominiert.

Das alles unter Wettbewerbsbedingungen und einer knappen Zeitvorgabe. Ich bin beeindruckt und vom Text bewegt.

Liebe Grüße und für die Bewertung halte ich die Daumen. Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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albaa
Geschlecht:weiblichLeseratte
A


Beiträge: 131



A
Beitrag26.02.2017 19:54

von albaa
Antworten mit Zitat

Sorry, ich bin mit dem Kommentieren nicht fertig geworden bzw. nicht damit zufrieden gewesen. Mit dem Bepunkten bin ich teilweise auch nicht ganz glücklich (nur bei meinem Favoriten bin ich ganz sicher, schon bei Platz zwei und drei hab ich mehr oder weniger zwischen zwei Texten gewürfelt, die mir beide eigentlich gleich gut gefielen). Vielleicht liegt meine Unsicherheit auch daran, dass ich mich bei dieser Langdings-Schwurbel-Form auch nicht wirklich wohl fühle - weder als Schreiber (ich habs einfach einmal versucht) noch als Leser (beim überwiegenden Teil der Beiträge zumindest). Als Teilnehmer muss ich aber wohl auch Punkte vergeben. Ich habe mich wirklich bemüht und immer wieder gelesen. Also tut mir leid, falls sich jemand ungerecht bepunktet fühlt.

Lieben Gruß
albaa
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag05.03.2017 22:40

von Stimmgabel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

.

[ I ]


Liebe Leser und Kommentierende, ein erstes vielen Dank für euer Befassen mit diesem Text  Smile

[ und ja, ist’s ein langes Langgedicht, und wer Lust hat, Bilder
  reich an der Schnur Falladas aufgeklammert  / oder
  auch nicht, dann an einer beliebigen Wäscheleine,
  ist da (s)ein Auseinandersetzen mit
  dem Schreiben in seinerselbst,
  mit dem Schreiben ’mit mir’  [ geht Prota diese Gedankenreise ein ];

  hätt ich was damit zu tun?
  schreiben sie sich ... Gedanken auf,
  aufs Papier [ im

  tint_Röth

  Durst ]

  und

  die ewige Selbsteinschätzung, Erkenntnis, Wusstsein  / ICH bleibt, ewiglich in einem bleibenden Fehltritt zu weilen :

 “werde dennoch schreiben“ ...

  findet Prota [ F, oder doch f ] seine Begründung,
  seine Motivation  / ist da : Lust
  auf Worte ;
  auf Gedanken. Finden sie sich  / ab und an, warum nicht auf dem Papier, verschenken sich, seh sie vielleicht ...

  durch die Glasmauer? zwischen mir und dem Draußen ]


Okay, hat der Text einerseits die durchsichtige Grundfolie der intertextuellen Figur Fallada, lebt er [ der Text ] andererseits, mMn auch ohne sie, erzählend ausreichend; für sich allein, darf der Text selbst sein und wie es Aranka so fein entdeckte, auch mit der parallelen durchsicht_Spur Fallada’s [ ... bekommen die fein_Nischen einen zusätzlichen Duft ].

Und [ gleich

wie ] verläuft sie, die Textspur durchsichtig konturt übers Papier,
wagen Tintenschritte ihr Wagnis auf diesem Fasrigen [ immer
ein Wagnis im Kopf ], lässt sich Prota auf jenes Durchsicht ein,
lässt sich Prota auf Reflektionen ein oder toch Reflexionen? und

Erinnerungen
und sein Heute ...

bleibt die Lust  / auf den ewigen Fehltritt, Scheu  ________________
passiert. SchwarzaufWeiß.


Nochmal ein erstes Danke für euer Lesen/Kommentieren ... gehe dann im Folgenden auf einige eurer Gedanken im Einzelnen ein Smile

... Gruß Stimmgabel


-


_________________
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