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Endstation Zwangseinweisung -Tatsachenberichte-


 
 
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HoWa
Erklärbär
H

Alter: 46
Beiträge: 1
Wohnort: Rhein Main


H
Beitrag16.02.2017 12:43
Endstation Zwangseinweisung -Tatsachenberichte-
von HoWa
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo, immer häufiger sehe ich mittlerweile Bücher in den Regalen wo echte Menschen über echte Erfahrungen die Sie gemacht haben schreiben. Polizisten, Rettungsdienstler ...). Ich selbst habe beim Ordnungsamt gearbeitet und dort gefährliche psychisch kranke Menschen in geschlossene Psychiatrien untergebracht. In dieser Zeit habe ich jede Menge wirklich spannende und ungewöhnliche Geschichten erlebt. gerne würde ich diese Erfahrungen auch zu Papier bringen und einem Leserkreis veröffentlichen, nur habe ich keine Ahnung ob meine Art zu schreiben dafür wirklich geeignet ist.
Gerne möchte ich einen bereits fertig geschriebenen Fall / Einsatz hier einstellen und würde mich freuen wenn ihr mir eine ehrliche Kritik hinterlasst.


Die dicke Frau

Wie es immer mal wieder vorkam, saßen der Kollege Tetzlaff und ich in Bereitschaft in unserer Telefonzentrale für „psychisch Auffällige“ des  Ordnungsamtes Frankfurt. Es war ein Dienstag, der bisher extrem ruhig verlaufen war. An diesem Tag gab es nicht einen einzigen Hinweis, welcher eines Einsatzes unseres Teams bedurft hätte. So beschäftigten wir uns mit den alltäglichen Büroarbeiten. Nicht sonderlich spannend bergeweise Ablage abzuheften und die Wiedervorlageakten zu durchforsten, aber auch das musste ja gemacht werden. Am späten Vormittag sollte ein Anruf den eintönigen Alltag jedoch gehörig auf den Kopf stellen. Das Telefon bimmelte. Schon am Klingelton war zu erkennen, dass es sich um einen „Externen“ Anrufer handelte, also kein Kollegenanruf zum Schwätzchen zwischendurch, sondern jetzt hieß es für den Kollegen Tetzlaff höchste Aufmerksamkeit, den jede Mitteilung die uns erreicht könnte eine Situation um Leben oder Tod beschreiben. Da gilt es auf jedes noch so kleine Detail zu achten, denn dies kann bei einem Einsatz Leben retten und wenn es nur die Gesundheit des Patienten oder aber auch des eigenen Teams vor Ort betrifft. Am Telefon meldete sich die Mutter einer offenbar psychisch kranken Patientin, so wurde es im Eingangssatz zumindest geschildert. Die Anruferin war mit den Nerven völlig fertig und weinte immer wieder, so dass der Kollege Schwierigkeiten hatte den Sachverhalt überhaupt vernünftig aufzunehmen. Auch Beruhigungsversuche des Kollegen Tezlaff halfen hier nur wenig. So war es, wie so häufig, dass sich die Hinweislage mehr als dürftig gestaltete, was für die  Vorbereitung auf einen Einsatz nicht wirklich förderlich war. Kurz gesagt, sollte es sich um Frau S.,eine 45 jährige Frau handeln, die schon viele Jahre psychisch krank ist. In akuten Krankheitsschüben soll es nahezu unmöglich sein verbal einen Zugang zu ihr zu bekommen. Auch heute sei die Situation so weit fortgeschritten, dass die Mutter ihre Tochter mit Worten nicht mehr erreichen kann. Aber auch ein persönliches Bild konnten sich die Mutter und die Nachbarn im Haus nicht von der Frau machen, da sie seit etwa zwei Wochen ihre Wohnung überhaupt nicht mehr verlassen haben soll. Eine dürftige Hinweislage, aber hinter diesen Hinweisen kann sich natürlich so einiges verbergen. Geht es der Frau körperlich gut? Wie versorgt sich ein Mensch der seit 2 Wochen seine Wohnung nicht mehr verlassen hat? Diese und viele weitere Fragen schwirrten mir und dem Kollegen nach dem Telefonat sofort im Kopf herum. Um das herauszufinden und dem kranken Mensch zu helfen oder ihn gar in eine geschlossene Psychiatrie unterbringen zu müssen kann man natürlich nur vor Ort klären. In solchen Fällen gibt es keine Diskussion, hier wird ein sofortiger Einsatz ausgelöst. Der Mutter teilte der Kollege Tetzlaff mit, dass wir sie mit dem Problem nicht alleine lassen werden und ein Team sofort vorbeischauen wird. Nachdem ich mir meine Einsatztasche mit der entsprechenden Schutzausrüstung geschnappt habe, stieg ich dem  Einsatzbus, welcher schon mit den Kollegen Sehle und Sarotti vor dem Haus warteten, zu. Wie so oft lag die Adresse natürlich am anderen Ende der Stadt. Das hatte den Vorteil, dass ich während der Fahrt schon mal die Kollegen mit den entsprechenden Fakten versorgen konnte. Auch für das Anlegen der Schutzausrüstung in Form einer Schuss- und Stichfesten Weste und einem paar Einsatzhandschuhe blieb noch ausreichend Zeit. Meine Kollegen der Stadtpolizei sind in ihrer Bereitschaftszeit natürlich bereits vollständig ausgerüstet. Da sie die Vollzugsaufgaben vor Ort übernehmen und im Bedarfsfall auch die körperlichen Kämpfchen austragen müssen, sind Kollege Sehle und Sarotti mit Schussicherer Weste, Pfefferspray, Handschellen, Schlagstock und Schusswaffe ausgestattet.
Nach einer Fahrt von etwa 20 Minuten erreichten wir das 3- geschossige Wohnhaus in einer ruhigen, für städtische Verhältnisse fast schon dörflichen Umgebung. Auf den ersten Blick alles gepflegt und ordentlich, da erwartet man kaum dass sich hinter diesen Wänden möglicherweise Tragödien und Szenarien abspielen. Ein erstes Indiz das hier etwas nicht stimmt, zeigte sich jedoch bei befahren der Hofeinfahrt. Es wartete bereits eine ganze Traube von Menschen. Beim ersten Überblicken bestimmt an die zehn Personen. Dies kann natürlich von Vorteil sein, wenn die Leute entsprechende Informationen geben können die dem Fall dienlich sind. Oft ist es jedoch auch einfach nur so, dass alle durcheinander reden und die Sitaution noch verwirrender machen, weil man erst alle Gesprächsfetzen entsprechend filtern muss um überhaupt einen Bezug zum Fall zu bekommen. Vor Ort hatten sich die Mutter, die Schwester, Nichten und Neffen und noch weitere Bewohner des Hauses versammelt. Viel Neues gab es hier jedoch nicht zu erfahren, außer dass die Patientin im Erdgeschoss wohnt. Ganz beiläufig erzählte die Mutter, fast etwas beschämt, dass ihre Tochter sich in diesen psychischen Ausnahmezuständen in der Vergangenheit immer wieder selbst verletzt hat. Vor zwei Jahren sei es in einer ähnlichen Situation sogar zu einem Selbstmordversuch gekommen, welcher jedoch glücklicherweise in letzter Minute verhindert werden konnte. Jetzt schrillten bei mir und meinen Kollegen die Alarmglocken in den höchsten Tönen. Eine schwere psychische Erkrankung mit Suizidgedanken ist natürlich keine Bagatelle mehr. So wurde der Einsatz der sich zunächst eher als Hilfseinsatz abgezeichnet hat plötzlich zu einer Notfallangelegenheit. Es galt keine Zeit zu verlieren. Von der Mutter wurden wir zur Wohnungstür geführt. Eine ältere Holztür. Über der Zarge waren die damals so beliebten Milchglasfester angebracht. Im Anhang die ganzen Angehörigen und Mitbewohner die immer noch auf uns einplapperten. Um hier ordentlich arbeiten zu können wurde erst mal alle vor die Haustür geschickt. Weitere Sachdienliche Informationen waren ohnehin nicht mehr zu erwarten. Nachdem Ruhe eingekehrt war, wurde erst mal an der Tür gelauscht ob sich was in der Wohnung tut, irgendwelche Geräusche oder Stimmen? Nichts !. Dann probierten wir es mal mit Klingeln. Gesagt getan, 1x klingeln nichts, 2 x klingeln nichts, 3x mal klingeln weiterhin gespenstische Ruhe aus der Wohnung. Auch im Treppenhaus alles mucksmäuschenstill. Doch mit einem Schlag verwandelte sich die himmlische Ruhe in eine infernalische Hölle. Von der Innenseite der Wohnung wurde in Stakkato ähnlicher Abfolge mit unbändiger Kraft gegen die Tür geschlagen. Das hörte sich nicht nach einer Faust oder einem menschlichen Körperteil an, sondern hier mussten rohe Kräfte am Werk sein. Dazu ertönten aus der Wohnung fast schon unmenschlich Klingende Schreie. Hier war höchste Vorsicht aber auch Beunruhigung angesagt. Wie mag es der Frau in dieser Wohnung gehen? Was passiert wenn sich jetzt plötzlich die Tür öffnet? Die Schläge und Schreie steigerten sich fast ins unermessliche. Mit einem ohrenbetäubenden Schlag zerbarst sogar der Michglaseinsatz über der Tür. In einem Scherbenhagel bereiteten wir uns auf das Äußerste vor. Es war offenbar höchste Eile geboten, aber wie an die Frau herrankommen. Obwohl ich mir nicht viel davon erhoffte versuchte ich sie in ein Gespräch zu verwickeln um sie zu beruhigen oder sie gar dazu zu bewegen uns die Tür zu öffnen. Wie erwartet war diese Aktion von wenig Erfolg gekrönt, aber immerhin schien mich die Bewohnerin wahrgenommen zu haben. Ich konnte Wortfetzen verstehen, die nicht zur Beruhigung der Situation beitrugen. „…überall viel Blut“, „…toter Mann“. Jetzt war Zeit zu handeln, den Kollegen Sarotti beauftragte ich umgehend die Feuerwehr zur Türöffnung zu bestellen, da hier Gefahr im Verzug bestand. Kollege Sehle rief Verstärkung seitens weiterer Kollegen der Stadtpolizei herbei. Schon nach wenigen Minuten trafen Feuerwehr, Krankenwagen und auch unsere Verstärkung ein. Die Feuerwehr konnte direkt mit der Türöffnung beginnen. Nachdem das mitgeführte Dietrichset keinen Erfolg zeigte, wurde die hydraulische Spreize am Türrahmen angesetzt. Mit lautem Knacken gab das Türrahmenholz immer weiter nach bis der Rahmen schlussendlich mit großem Getöse barst. Die Tür war frei, meine Stadtpolizeikollegen bereits auf der Türschwelle. Mit einem großen Schwung wurde die Tür aufgestoßen und jetzt konnten wir Frau S. endlich gegenüberstehen. Wie in Schockstarre stand Frau S., wie aber auch wir im Hausflur der Wohnung. Der Anblick der Patientin erschrak uns zunächst bis aufs Mark. Frau S., eine Frau mit 1,60 Meter Körpergröße aber einer Körperfülle von mindestens 150 kg stand uns völlig nackt gegenüber. Sie war am ganzen Körper stark verschmutzt, wirkte ungewaschen und hatte lange vor Fett triefende Haare im Gesicht hängen. Was jedoch viel schlimmer war, dass sie in der erhobenen Hand einen Zimmermannshammer hielt. Das Überraschungsmoment wurde von Frau S. damit beendet, dass sie versuchte dem Kollegen Sarotti mit dem Hammer die Schulter zu zertrümmern. Dank guter Reaktion konnte dieser dem Schlag jedoch ausweichen. Währenddessen war bereits der Kollege Sehle und die weiteren Unterstützungskräfte bei der Patientin und konnten diese unter heftiger Gegenwehr zunächst am Boden fixieren. Während des gesamten Vorgangs schrie, schlug und trat Frau S. nach meinen Kollegen. Selbst auf dem Boden liegend gab sie ihre Gegenwehr nicht auf und versuchte meine Kollegen zu beißen. Mit viel Mühe und großer Kraftanstrengung konnten ihr Handschellen angelegt und sie schlussendlich ins angrenzende Schlafzimmer auf das Bett gelegt werden. Jetzt konnten die anwesenden Rettungssanitäter zunächst nach dem allgemeinen Gesundheitszustand von Frau S. schauen. Während dessen war etwas Zeit sich in der Wohnung umzuschauen um ein Gesamtbild der Lage zu erfassen. Die gesamten Räumlichkeiten waren in einem erbärmlichen Zustand. Jeder Raum war mit Müll übersät. Überall lagen Einrichtungsgegenstände wild verstreut herum, im Flur und im Wohnzimmer waren die Spiegel zerschlagen und in der Küche bot sich ebenfalls ein fürchterlicher Anblick. Auf allen Ablageflächen und auf dem Boden lagen Lebensmittel herum. Diese waren teils so stark verschimmelt und verwest, dass man nicht mal mehr erkennen konnte um was es sich ursprünglich handelte. „Viel Blut“ oder gar den „toten Mann“ von Frau S. sprach konnten wir Gott sei Dank nicht entdecken.
Auch das Hämmern und Schlagen gegen die Wände und Türen hatte sichtbare Spuren hinterlassen. Die Zimmertüren waren zum Teil vollständig zerstört. In den Wänden fanden sich Zentimetertiefe Schlaglöcher. Vermutlich herbeigeführt durch den Hammer, den Frau S. in der Hand hielt und einem Teleskopschlagstock welcher zusätzlich in der Wohnung bereitlag. Nachdem die Sanitäter grünes Licht gaben, da alle Vitalwerte von unserer Patientin im Normbereich lagen und sie keine sichtbaren Verletzungen aufwies, versuchte ich erneut einen Kontakt mit ihr herzustellen. Dies war jedoch weiterhin nahezu unmöglich, da Frau S. sich auf dem Bett liegend weiterhin heftig zur Wehr setzte und versuchte aus der Fesselung zu gelangen. Nachdem ich aufgrund der gesamten Umstände entschieden hatte, Frau S. in unser Einweisungskrankenhaus zu bringen und ihr das unterbreitete steigerte sich die Situation dahingehend, dass sie, nackt wie sie war, ihre Beine weit abspreizte und schrie: „Jetzt bumst mich doch endlich“. Peinlich überrascht, aber innerlich auch mit einem Schmunzeln, war jetzt höchste Zeit Frau S. irgendetwas anzuziehen. Die in der Wohnung herumliegenden Kleidungsstücke verweigerte sie vehement. Es gelang meinen Kollegen nicht einmal ihr Socken anzuziehen, so dass der Kollege Sarotti auf einen Einweganzug, welchen wir immer im Einsatzfahrzeug hatten, zurückgriff. Größe XXL, das sollte ja wohl passen. Weit gefehlt, kaum über die Oberschenkel gezogen riss dieser in ganzer Länge auf. Um Frau S. wenigstens einigermaßen Menschenwürdig in das Einsatzfahrzeug zu verbringen wurde ihr kurzum die Sofadecke umgehängt und von sechs meiner Kollegen in unserer Fahrzeug getragen. Aber auch hier hatte die Gegenwehr kein Ende. Frau S. versuchte unentwegt nach meinen Kollegen, welche sich mit der Patientin im Transportbereich unseres Busses befanden, zu treten und diese zu beißen. So half es alles nichts und Frau S. mussten zusätzlich noch Fußfesseln und ein Beißschutz angelegt werden. Nach Abgabe in unserer Einweisungsklinik und Übergabe an den Stationsarzt mussten wir alle erst mal hörbar durchatmen. Mit dem Verlauf dieses Falls hatte bei dem Anruf heuten Morgen wirklich niemand gerechnet. Wie es der Zufall so will, war ich wegen eines anderen Falls etwa drei Wochen später wieder in der Einweisungsklinik, in welche wir Frau S. eingeliefert hatten. Hier saß sie im Aufenthaltsraum, versorgt mit neuen Kleidungsstücken, frisch geduscht und wenn man in ihre Augen blickte konnte man erkennen, dass ihr Blick wieder klarer wirkte. Und ich hätte es nicht für möglich gehalten sprach sie mich tatsächlich an und erzählte mir dass sie sich noch schemenhaft an den Einsatz in ihrer Wohnung erinnern konnte und sich diesbezüglich auch an mein Gesicht erinnern könnte. Sie erzählte mir, dass sie wie neben sich gestanden habe, die Situation, aber auch die Wochen vor dem Einsatz, kaum noch wahrgenommen habe. Sie nehme jetzt Medikamente und sie fühle sich viel besser. Zum Abschluss drückte sie mir die Hand und bedankte sich bei mir und meinen Kollegen, dass wir sie in die Klinik gebracht haben, damit ihr geholfen wurde. Selbst hätte sie diesen Weg nicht mehr geschafft.
Das sich jemand für seine zwangsweise Einweisung in eine Psychiatrie bei mir bedankt hat, ist jedoch ein Einzelfall geblieben.

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Schneewitzchen
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 42
Wohnort: Hinter den sieben Bergen bei meinen Zwergen


Beitrag16.02.2017 14:27

von Schneewitzchen
Antworten mit Zitat

Hallo HoWa!

Du hast ja echt krasse Sachen erlebt... Ok, ich versuche mal, ein paar erste Gedanken da zu lassen. Ich bin kein Profi, aber einige Dinge sind mir doch gleich aufgefallen.

Du hast sicher schon selbst daran gedacht, Namen und Sachverhalte so zu verändern/tarnen, dass nicht auf den realen Fall zurück geschlossen werden kann, nicht wahr? Ich persönlich mag solche Texte nur, wenn der Verfasser empathisch auf den Patienten eingeht, mitfühlt, sonst fühlt sich das für mich voyeristisch an. So RTL-Doku-mässig. Nicht persönlich nehmen, bitte, ich weiß ja nicht, was deine Absicht war.

Was ganz wichtig wäre: Absätze! Dein Text ist wirklich schwer zu lesen, so im Block.

Dann schreibst du sehr sachlich, wie ein Polizeibericht liest sich das fast. Da würde ich nicht ein ganzes Buch lang dranbleiben, auch hier hab ich nach dem ersten Drittel nur noch überflogen. Du könntest wann immer möglich wörtliche Rede verwenden (auch wenn du natürlich nicht mehr jedes Wort von damals im Detail weißt, aber du sitzt ja nicht vor Gericht, ne), und vor allem, deine eigenen Gefühle und Sinneseindrücke mehr erwähnen. Damit hättest du den Leser gleich mehr im Bann.

Vielleicht könntest du auch in der Gegenwart schreiben, das packt noch mehr?!

Und nicht die Wendungen verraten! Wenn du damit anfängst, dass heute noch gar kein interessanter Anruf kam etc., dann weiß jeder Leser, dass der Anruf gleich kommen wird.

Der Titel ist jetzt auch nicht unbedingt der Reißer. Vielleicht kannst du hervorheben, was das wirklich besondere für dich war an diesem Fall - dass die Frau sich bedankt hat, oder die ungewöhnliche (?) Aggressivität... und dann das natürlich nicht verraten, aber andeuten, damit der Leser gleich neugierig wird.

Soweit erstmal in Kürze, ich hoffe, du kannst was mit meinen Ideen anfangen!

Lieben Gruß!

Schneewitzchen
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Yorinde
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 36
Beiträge: 165
Wohnort: Stendal


Beitrag16.02.2017 17:21

von Yorinde
Antworten mit Zitat

Hallo HoWa!
Also erstmal vorweg: Ist schon eine spannende und irgendwie phasenweise auch amüsante Szene, von der du da berichtest.
Jetzt muss ich allerdings ein großes WENN NICHT hinterherschieben.
Wenn nicht klar wäre, dass es real passiert ist. Als ein Phantasieprodukt in einem guten Thriller wäre das echt spannend. Aber ich kann mich da Schneewitzchen nur anschließen:

Zitat:
Du hast sicher schon selbst daran gedacht, Namen und Sachverhalte so zu verändern/tarnen, dass nicht auf den realen Fall zurück geschlossen werden kann, nicht wahr?


Ich glaube, die Sachverhalte in diesem Fall sind zu eindeutig, als das man die Identität der Person verschleiern könnte.
Das ist eben ein heißes Eisen. Machmal schreibt das Leben die besten Geschichten, aber in Hinblick auf Datenschutz und Wahrung der Menschenwürde sollte man sie manchmal besser nicht der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Das ist zumindest meine Meinung. Ich bin da vielleicht auch etwas vorbelastet als Pädagogin in einem Brennpunktstadtteil...

Zitat:
steigerte sich die Situation dahingehend, dass sie, nackt wie sie war, ihre Beine weit abspreizte und schrie: „Jetzt bumst mich doch endlich“. Peinlich überrascht, aber innerlich auch mit einem Schmunzeln, war jetzt höchste Zeit Frau S. irgendetwas anzuziehen.


Mit der Passage hab ich echt ein Problem. Wie gesagt, Phantasie ist das eine. Da es sich aber, wie du ja erklärt hast, um einen realen Fall und damit auch um eine reale Person handelt, finde ich ganz arg schwierig eine höchstwahrscheinlich vorhandene psychische Störung, möglicherweise auch ein Trauma aus einer sexuellen Misshandlung o.ä., mit einem Schmunzeln abzutun. Ich finde es total ok, wenn das in deinem Kopf vorgeht und deine Art ist, mit so krassen Situationen umzugehen. Aber gehört das in die Öffentlichkeit? Ich bin mir nicht sicher...

Also kurz und gut: Ich glaube, deine Tätigkeit bietet eine Menge Potential für spannende und kuriose Geschichten. Vielleicht macht es Sinn, die realen Erlebnisse eher als Inspiration zu nehmen. Oder mehrere Fälle so miteinander zu vermischen, dass Einzelpersonen nicht mehr klar erkennbar sind.
Auf alle Fälle kann ich mir aber vorstellen, dass so eine Art von Geschichte seine Leserschaft findet.
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Phenolphthalein
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 838

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Beitrag17.02.2017 14:54

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Hallo HoWa,

Es gibt leider einige handwerklich Schwächen in deinem Text.
1.) Bandwurmsätze
2.) Interpunktion (inkl. Rechtschreibung)
3) Zeitfehler
4) Stellenweise Hilfsverben (Über den Gesamttext verteilt okay (2,5%)*
*Sprachlich ist es generell ausbaufähig. Liest sich stellenweise wirklich wie bei einem Gespräch unter Kollegen. Wenn das Absicht wäre, gut, ist es aber nicht. (Falls doch, hast du keine Probleme damit mir die eingesetzten Stilmittel aufzuzeigen).

Du könntest auch dann und wann einen Absatz machen oder sind die zu teuer?

Bei dem, was du vermittelst, bezweifele ich nicht, dass du in diesem Bereich gearbeitet hast oder arbeitest.
Du schreibst so, wie ich es von jemanden vermute, der sich mit der Materie auskennt.
Dabei verlierst du aber die Sicht auf das, was einen Text spannend macht oder was langweilt. Was für den Leser relevant ist oder was ihn für die Handlung oder Stimmung des Textes nicht weiterbringt.
Ohne dass ich dir etwas will: Du hast bestimmt viel erlebt. Einiges davon kann sicher auch die ein oder andere nette Story füllen.
Aber sprachlich verpacken müsstest du es schon und da merke ich dir fehlende Übung an.

Wie viele chronisch Kranke würden beispielsweise gerne über ihr Leiden sprechen  (therapeutisch gesehen durchaus sinnvoll)?
Doch wer hätte  »Das Schicksal ist ein mieser Verräter« gelesen, wenn
a) die Emotionen nicht getroffen worden wären
b) die Story todernst über das Schicksal der Protagonistin berichtet hätte
(c) ohne Hintergrundstory)

Alle »Realstorys« oder solche die daran anlehnen, brauchen unbedingt einen Träger für die Handlung und/oder eine ausgereifte Technik.
Eine andere Möglichkeit: Du kennst jemanden der sie für dich beherrscht.
Wer weiß, ob Edward Michael Grylls (Bear Grylls) gut schreiben kann oder ob er nur einen guten Lektor hat?

Für dich ist es noch zu früh, finde ich. Bis dahin hilft üben.

Viele Grüße,

Pheno.

PS: Fairerweise muss ich zugeben, dass ich den Text nicht bis zum Schluss gelesen habe. Ich bezweifle aber das sich dadurch mein Eindruck geändert hätte.


_________________
Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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medizynicus
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 477
Wohnort: Bad Dingenskirchen


Beitrag17.02.2017 20:33

von medizynicus
Antworten mit Zitat

Für solche Bücher gibt es einen Markt.
Du hast sogar dann Chancen, wenn Du nur mäßig gut schreiben kannst - was zählt sind die krassen Geschichten.
Wenn Du Glück hast, und das Buch gut läuft, bekommst Du auch noch eine zweite Chance auf ein Folgebuch. Die Gefahr besteht allerdings, dass Du damit auf ein Thema festgelegt wirst.
Als Grundstein für eine echte Autoren-Karriere taugt das aber nur, wenn Du dann wirklich schreiben kannst und es Dir gelingt, Dich von dem Anfangs-Thema zu lösen... das ist nicht einfach.
Also: geht hin und mach ein Exposé. Bei Sachbüchern funktioniert das anders als in der Belletristik, Du musst ein sehr ausführliches Konzept vorlegen... versuch es einfach!
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