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Die Zeit


 
 
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Joyaca
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 22
Wohnort: Berlin


Beitrag08.02.2017 20:41
Die Zeit
von Joyaca
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Passage aus einem Romanmanuskript:

DIE ZEIT

heilt alle Wunden, sagt man. Doch manche Wunden werden lediglich mit der Zeit zugekleistert. Irgendwann rennt sie davon, die kostbare Zeit. Und sie reißen wieder auf, treten wieder zutage. Die Wunden. Punkte.
Doch die Zeit log gut in Zoés Fall. Behutsam, aber geschwind entzog sie ihr jede Erinnerung, jeden Hauch einer Ahnung, verpackte alles sorgfältig, versteckte es in der hintersten Ecke ihres Unterbewusstseins und gab Zoé unbemerkt das schwere Päckchen mit auf den Weg. Nichts ist nun mehr kinderleicht. Für Zoé.
Sie haben sich getrennt, Zoés Eltern, so heißt es. Wie unendlich viele andere Eltern auch. Neue Wohnung irgendwo am anderen Ende der Stadt, neuer Job, neue Schule. Vater weg. Vielleicht ist er fremdgegangen. Vielleicht auch nicht. Beziehungen halten nicht immer ewig. Das passiert eben, so sagt man. So in etwa lernt Zoé es auswendig. Diesen Selbstschutzmechanismus hat die Zeit in Zusammenarbeit mit ihrer Mutter vorsorglich eingebaut. Aber noch etwas anderes hinterließ sie Zoé: das Gefühl des Anders-Seins und die vage Befürchtung, es könnte etwas nicht stimmen mit ihr.
Aber niemals würde sie freiwillig nach den Monstern suchen, die auf sie warten, in der Dunkelheit. Zoé meidet unwegsames Seelengelände. Doch Nacht für Nacht stehlen sie sich in ihre Träume, die ungebetenen Gäste, die Monster, Teufel, Skorpione und Fledermäuse. Und sie bleiben, auch wenn die Mutter das Licht anschaltet.
„Zoé, da ist doch niemand!“, so oder so ähnlich kreischt die Mutter in den Nächten und schüttelt das kreideweiße Mädchen.
„Ich weiß!“, brüllt Zoé dann zurück und reißt sich los.
„Mama, ich weiß, ich bin kein Baby mehr, aber ich sehe sie!“
Mit ihren dünnen Armen fuchtelt sie wild um sich und deutet immer wieder an die Decke. Ihre weitaufgerissenen Augen fixieren die riesigen Fledermäuse, die nicht real sind. Real - für Zoé fühlt sich nichts realer an, als die Geschöpfe, die ihr Nacht für Nacht den Schlaf rauben und sie durch die Wohnung jagen. Die sogenannte Realität hingegen verschwimmt vor ihren Augen und ihrer Seele. Nichts erreicht Zoé. Wie betäubt schwankt sie durch ihr eigenes Leben, als hätte sie sich in ein fremdes verlaufen. Manchmal erwartet sie beinahe sehnsüchtig den intensiven Schauer der Angst, der sie nachts beim Anblick der Monster überkommt. Denn sie fühlt sich echt an, diese Angst, ein glasklares Gefühl. Es beweist Zoé, dass etwas in ihr am Leben ist. Und wenn sie danach weinend in den Armen ihrer sprachlosen Mutter liegt, wünscht sie sich, es würde für immer so bleiben, so glasklar - auch wenn es weh tut.

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GloriaTab
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 31
Beiträge: 52



Beitrag08.02.2017 23:13

von GloriaTab
Antworten mit Zitat

Hallo Joyaca,

ich fand deinen Text sehr interessant. Gutes Thema. Erzählst du deinen gesamten Roman in dieser Perspektive? Sie wirkt für mich ein wenig distanziert.
Mir sind ein paar der kurzen Sätze aufgefallen:

Vater weg. Vielleicht ist er fremdgegangen. Vielleicht auch nicht. Beziehungen halten nicht immer ewig. Das passiert eben, so sagt man. So in etwa lernt Zoé es auswendig.


Ich habe selbst eine Vorliebe dafür, versuche aber an mir zu arbeiten. Sie wirken beim Lesen doch meist sehr abgehackt.

Und hier stand ich auf dem Schlauch:

Und sie reißen wieder auf, treten wieder zutage. Die Wunden. Punkte.


Meinst du "die wunden Punkte"? Oder bezieht sich "Punkte" auf etwas anderes?

Ich finde den Text gut! Smile Er regt zum Nachdenken an .. Ist das der Prolog aus deinem Roman?

Liebe Grüße
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Schneewitzchen
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 42
Wohnort: Hinter den sieben Bergen bei meinen Zwergen


Beitrag09.02.2017 10:36

von Schneewitzchen
Antworten mit Zitat

Hallo Joyaca!

Ich lass auch mal ein paar Gedanken da.

Dein Text hat auf jeden Fall mein Interesse, da möchte ich wissen, woher diese Angstzustände kommen. Geködert bin ich also Smile

Zoé meidet unwegsames Seelengelände.
..., als hätte sie sich in ein fremdes verlaufen.


  Bei diesen Sätzen dachte ich mir: schööön!

Worüber ich gestolpert bin beim Lesen, waren die Wunden. Punkte. und der Satz Nichts ist nun mehr kinderleicht. Für Zoé. An den Stellen würd es sich nach meinem Gefühl besser machen, keine Punkte zu setzen.
Die anderen kurzen Sätze haben mich nicht gestört. Das mach ich wohl selber zu gerne Laughing Es wirkt so ein bisschen, als ob es Gedankenfragmente wären, die Zoé durch den Kopf gehen. Und wenn es ihr grad schlecht geht, denkt sie wohl auch nicht so "schwungvoll", sag ich mal. Lockerer lesen lässt es sich natürlich mit ausgearbeiteten Sätzen, aber wenn du diesen oben genannten Eindruck hinterlassen willst, warum nicht.

Bei dem "kreischen" und "brüllen" dachte ich  mir so: holla, da geht ja nachts die Post ab! Wenn ich mein von Albträumen verängstigtes Kind trösten wollte, wäre kreischen das letzte, was mir einfiele Shocked Aber, dachte ich mir dann weiter, wahrscheinlich ist Mutti auch grad durch den Wind mit der ganzen Situation und schlichtweg überfordert. Oder die gute Zoé ist anders nicht von ihrem Angsttrip runterzuholen (ich denk da so an die obligatorische Ohrfeige "zur Besinnung")

Joa, ich hoffe, du konntest mit meiner Rückmeldung was anfangen.

Lieben Gruß!

Schneewitzchen

Hier Das passiert eben, so sagt man. So in etwa... würd ich das erste "so" weglassen.
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Muskat
Eselsohr


Beiträge: 343



Beitrag09.02.2017 12:31
Die Zeit
von Muskat
Antworten mit Zitat

Hallo Joyaca,

auch ich wüsste gerne, wie es mit Zoe weitergeht. Ich muss aber auch sagen, dass mir die Erklärungen am Anfang zuviel sind. Es klingt ein wenig so, als würde mir als Leser nicht zugetraut werden, dass ich von alleine mitbekomme, was mit Zoe los ist. Stattdessen wird mir aber haarklein der Selbstschutzmechanismus erklärt. Konkret meine ich das hier:

Zitat:
DIE ZEIT

heilt alle Wunden, sagt man. Doch manche Wunden werden lediglich mit der Zeit zugekleistert. Irgendwann rennt sie davon, die kostbare Zeit. Und sie reißen wieder auf, treten wieder zutage. Die Wunden. Punkte.
Doch die Zeit log gut in Zoés Fall. Behutsam, aber geschwind entzog sie ihr jede Erinnerung, jeden Hauch einer Ahnung, verpackte alles sorgfältig, versteckte es in der hintersten Ecke ihres Unterbewusstseins und gab Zoé unbemerkt das schwere Päckchen mit auf den Weg. Nichts ist nun mehr kinderleicht. Für Zoé.
Sie haben sich getrennt, Zoés Eltern, so heißt es. Wie unendlich viele andere Eltern auch. Neue Wohnung irgendwo am anderen Ende der Stadt, neuer Job, neue Schule. Vater weg. Vielleicht ist er fremdgegangen. Vielleicht auch nicht. Beziehungen halten nicht immer ewig. Das passiert eben, so sagt man. So in etwa lernt Zoé es auswendig. Diesen Selbstschutzmechanismus hat die Zeit in Zusammenarbeit mit ihrer Mutter vorsorglich eingebaut. Aber noch etwas anderes hinterließ sie Zoé: das Gefühl des Anders-Seins und die vage Befürchtung, es könnte etwas nicht stimmen mit ihr.
Aber niemals würde sie freiwillig nach den Monstern suchen, die auf sie warten, in der Dunkelheit. Zoé meidet unwegsames Seelengelände. Doch Nacht für Nacht stehlen sie sich in ihre Träume, die ungebetenen Gäste, die Monster, Teufel, Skorpione und Fledermäuse. Und sie bleiben, auch wenn die Mutter das Licht anschaltet.


Du beginnst mit einer Phrase und dann erklärst du das, was im Anschluss zusammen mit Zoe erlebt wird. Wozu?
Ich meine, dass du das doch viel schöner innerhalb der Geschichte einbringen könntest: Vater weg, neuer Wohnort usw.

Mir gefiele es besser, wenn ich das alles miterleben könnte und du mit der eigentlichen Geschichte starten würdest, also damit:

Zitat:
„Zoé, da ist doch niemand!“, so oder so ähnlich kreischt die Mutter in den Nächten und schüttelt das kreideweiße Mädchen.
„Ich weiß!“, brüllt Zoé dann zurück und reißt sich los.
„Mama, ich weiß, ich bin kein Baby mehr, aber ich sehe sie!“


Und da verstehe auch ich das Kreischen der Mutter nicht. Ist es nicht so, dass sie eher verzweifelt ist? Und ebenso Zoe?

Hier stimmt die Perspektive nicht, denn ich gehe davon aus, dass du aus der Zoes erzählst, weil wir ja später ihre Gedanken und Gefühle erfahren:

Zitat:
und schüttelt das kreideweiße Mädchen.

Zitat:
Mit ihren dünnen Armen fuchtelt sie wild um sich und deutet immer wieder an die Decke. Ihre weitaufgerissenen Augen fixieren die riesigen Fledermäuse, die nicht real sind.


Soweit meine Meinung.

Liebe Grüße

Muskat
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Joyaca
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 22
Wohnort: Berlin


Beitrag10.02.2017 12:05

von Joyaca
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke euch allen!

Eure Assoziationen sind sehr hilfreich. Ich verstehe gerade noch nicht, wie ich hier diese Zitate einbringen kann Rolling Eyes , daher antworte ich mal allgemein.

Ich gebe euch ein paar (kontextuelle) Erklärungen und mich würde interessieren, was ihr dazu sagt:

Zu den abgehackten Sätzen: Zoé hatte ein schweres Trauma erlitten. Es wird nicht darüber gesprochen, die Mutter ist nicht nur überfordert, sie iverhält sich auch sehr ambivalent gegenüber ihrer Tochter.

Diese Passage (etwa nzu Beginn 2. Hälte des Romans) ist vor allem deshalb in diesem abgehackten Stil geschrieben (und soll auch tatsächlich Distanz herstellen), weil Zoés denken nun immer zerfahrener wird.

Im Verlauf der Geschichte wechseln situative, detaillierte Passagen und allgemein gehaltenere sich ab (wie diese) - letztere sollen eigentlich das Vergehen von Zeit und das immer nebliger und distanziertere Denken des Mädchens verdeutlichen...das scheint bedingt zu klappen. Ich wollte bewusste eine Außenperspektive, die auch etwas erklärend wirken darf, einnehmen, aber vielleicht ist das zu viel von show-don't-tell... genau das wollte dich herausfinden, wobei das wahrscheinlich auch schwierig zu bewerten ist, so losgelöst vom Kontext.

"Das Mädchen" und alles, was perspektivisch "durcheinander" wirkt, soll psychotische Zustände ankündigen bzw stilistisch unterstreichen.

Vielleicht muss ich aber doch Inhaltliches mehr von Stilistischem trennen Laughing

Die. Sache. Mit. Den. Punkten - ach ich weiß auch nicht... mein Freund rollte auch nur noch mit den Augen Laughing Ja, das sind vielleicht ein wenig zu viele Punkte Wink

LG Joyaca
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Muskat
Eselsohr


Beiträge: 343



Beitrag10.02.2017 13:57
Die Zeit
von Muskat
Antworten mit Zitat

Hallo Joyaca,

du schreibst: mittels der abgehackten Sätze willst du das Zerfahrene in Zoes Denken zeigen. Das fände ich super und das Abgehackte störte mich auch in dem Fall nicht, wenn du es aus Zoes Perspektive erzähltest. Tust du aber nicht, sondern hast wie du selbst schreibst, eine Perspektive von außen gewählt. Warum? Warum die Distanz? Wäre es nicht berührender, wenn der Leser mit Zoe mitfühlen könnte? So aber ist es nicht Zoes Denken, sondern das des beobachtenden Erzählers. Wieso sollte ich, als Leser, dessen Meinung übernehmen. Ich will sie mir selbst bilden. Und das kann ich, denn nach dessen Erklärungen  zeigst du schön das Leiden Zoes. Daher bleibe ich bei meiner Meinung: Die Erklärungen braucht es nicht. Sie nehmen vorweg, was danach gezeigt wird.
Wenn die Zeit verstreichen soll, dann lass doch den Leser miterleben,  wie sich Zoes Leiden zuspitzt.

Das ist nun aber meine Meinung dazu.

Liebe Grüße

Muskat
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Phenolphthalein
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 838

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Beitrag10.02.2017 16:59

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Hallo Joyaca,

also ich für meinen Teil hätte das als etwas experimentelles angesehen. Dann ist's auch interessant, also irgendwie zumindest, aber als Roman? Wirklich?

[Dünnhäuteralarm] In dem Fall besser nicht lesen [/Dünnhäuteralarm]
Wie lange hältst du durch?
Das geht. Sagt er. Der Kritiker. In einer Kurzgeschichte. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Als Roman geht es eher nicht. Oder gar nicht. Bekommt man Aneurysmen oder Magengeschwüre. Ist aber subjektiv. Klar, ist es das. Weiß auch Zoé. Und der Kritiker auch.

Sorry, ich will dich nicht kränken, aber um ehrlich zu sein ging mir genau das durch den Kopf.

Durch diesen Stil erzeugst du bei mir keine Distanz, weil du , so denke ich, gar nicht erst versuchst eine Nähe zu vermitteln.
Aber du erzeugst ein Gefühl, als würde mir ein Besserwisser/Klatschweib die Geschichte erzählen.
"Kennt man ja. Gesocks geht zu Gesocks."
"Ja, ja schlimm."
"Ich sags dir, aber haste auch gehört: Er soll se' betrogen haben."
"Echt? Der? Nie im Leben!"
"Vielleicht auch nicht, aber ich kann es mir schon vorstellen."
"Schlimm, echt Schlimm. Widerlich, der [...]"

GloriaTab hat Folgendes geschrieben:
Und hier stand ich auf dem Schlauch:

Und sie reißen wieder auf, treten wieder zutage. Die Wunden. Punkte.

Ich würde sogar versuchen es an Worten festzumachen.
zugekleistert in Verbindung mit (erneut) aufreißen ist in diesem Zuge nicht die beste Wahl.

Dennoch verstehe mich nicht falsch:
Das ist im Grunde nicht wirklich schlecht und wenn du etwas ausdrücken(Aussagen) willst, könnte ich mir das auch vorstellen.
Als Roman hingegen: Schauder, bitte nicht.
Nach 5  Minuten beiße ich in die Tischplatte oder schlag mir das Buch solange gegen den Schädel bis ich Sterne sehe.

LG,

Pheno


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Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Joyaca
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Beiträge: 22
Wohnort: Berlin


Beitrag16.02.2017 12:55

von Joyaca
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hm, also ich kann das sehr wohl nachvollziehen, frage mich aber, ob es einen Unterschied macht, wenn ich erwähne, dass ja nun nicht der gesamte Roman in diesem Stil verfasst ist. Nähe wird (ähm oder sollte) in anderen Passagen vermittelt werden. Aber ja, da muss ich mir wohl Gedanken drüber machen, wenn das grundsätzlich eher arrogant oder besserwisserisch ankommt.
Ich springe im Roman jedenfalls sehr zwischen Stilen hin und her - eigentlich mit Absaicht, aber vielleicht ist das doch keine so gute Idee.

Danke auf jeden Fall an alle!
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Phenolphthalein
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Beiträge: 838

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Beitrag17.02.2017 06:32

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Hallo Joyaca,

ich habe jetzt auch ein(e) (paar) Frage(n):
Haben wir es in dieser Szene direkt oder indirekt mit dem Pro- oder Antagonisten zutun?

Joyaca hat Folgendes geschrieben:
Hm, also ich kann das sehr wohl nachvollziehen, frage mich aber, ob es einen Unterschied macht, wenn ich erwähne, dass ja nun nicht der gesamte Roman in diesem Stil verfasst ist. Nähe wird (ähm oder sollte) in anderen Passagen vermittelt werden. Aber ja, da muss ich mir wohl Gedanken drüber machen, wenn das grundsätzlich eher arrogant oder besserwisserisch ankommt.
Ich springe im Roman jedenfalls sehr zwischen Stilen hin und her - eigentlich mit Absaicht, aber vielleicht ist das doch keine so gute Idee.

Danke auf jeden Fall an alle!


Wie so häufig lautet die Antwort auf deine Frage: Das kommt darauf an.

Prinzipiell wird es besser sein, wenn du diesen Stil nicht konsequent weiter verwendest, denke ich.
Aber:
Wen willst du mit der Geschichte erreichen? (Zielgruppe)
Was bezweckst du mit der Geschichte?

Schreibst du Unterhaltungsiteratur?
Dann gehe davon aus, dass der Leser auch (nur) genau das will.

Je auffälliger dein Text ist, sei er zu einfach oder zu komplex, desto weniger Leser wirst du gewinnen können.

Wenn ich das einmal gelesen hätte, würde ich vielleicht darüber hinweg sehen, habe ich das alle drei Kapitel, klappe ich das Buch trotzdem zu.

Dann stellt ich die Frage: Wo plazierst du diese Stelle?
Am Anfang?
Dann lese ich nicht weiter. Mich schreckt das ab.

Am wichtigsten finde ich jedoch:

Wozu nutzt du diesen Schreibstil? Wenn es keinen (! passenden !) Grund gibt, dann lass es.  Nochmal: Bei Unterhaltungsliteratur sollte die Unterhaltung im Vordergrund stehen.

Ständige Wechsel im Stil reißen aus der Geschichte heraus und das kann, muss, wird sogar nicht immer gut sein.

Es gab einmal seine Studie, die sich (erinnere ich mich richtig) damit beschäftigte, welche Fehler man vom Schriftbild her nicht bei einer wissenschaftlichen Arbeit (i.w.S) machen sollte.

Dazu gehörte, dass man mit maximal 3 Schriftgrößen arbeiten soll, weil es sonst den Leser abschreckt oder irritiert.
Grundsätzlich sucht das Hirn nach Ordnung (pauschalisiert) . Wenn du das ständig über den Haufen wirfst, wird das Lesen, Bearbeiten oder Einschätzen deines Textes erschwert.

In meiner Freizeit habe ich besseres zu tun, als mich dann durch solche Texte zu wühlen.

Liebe Grüße,

Pheno


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-Arthur Schopenhauer
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Muskat
Eselsohr


Beiträge: 343



Beitrag17.02.2017 10:07
Die Zeit
von Muskat
Antworten mit Zitat

Hallo Joyaca,

mir geht es nicht um deinen Stil, sondern um die Perspektive und die damit verbundene Distanz, die du erschaffst. Wie Pheno frage ich: Warum ist sie so gewählt?

Als Leser will ich nicht mit dem Erzähler von außen auf Zoe schauen, sondern mit ihr mitfühlen. Wenn Zoe in der Art Probleme hat, dass sie sich selbst von außen betrachtet, dann erzähle es auch so. Denn mit einem externen Erzähler kann ich nicht mitfühlen.

Also, was bezweckst du mit der Distanz?

Liebe Grüße

Muskat
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