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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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M 08.02.2017 11:15 es ruckelt hin, es ruckelt her von Matthias Jecker
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Neue Version »
der eine geht, der andre kommt, von oben
fällt schnee auf parallelen, die geleise
berühren sich am horizont, die reise
geht dort zu end, wo hoffnungen zerstieben.
und wie nach plan fährt neue hoffnung ein,
in windeln und ein lachen im gesicht,
legt täglich zu an grösse und gewicht,
braucht trotzdem weder fahr- noch führerschein.
zwei züge ruckeln schwankend über weichen,
der eine saust ins schneetreiben hinaus,
gefüllt mit alter hoffnung und mit leichen.
ein andrer hält, da springt ein kind heraus,
das will die oma herzen, drücken, streicheln,
und draussen pfeift es frühlingshaft im baum.
Weitere Werke von Matthias Jecker:
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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08.02.2017 15:13 Es ruckelt von James Blond
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Zitat: | der eine geht, der andre kommt, von oben
fällt schnee auf parallelen, die geleise
berühren sich am horizont, die reise
geht dort zu end, wo hoffnungen zerstieben.
und wie nach plan fährt neue hoffnung ein,
in windeln und ein lachen im gesicht,
legt täglich zu an grösse und gewicht,
braucht trotzdem weder fahr- noch führerschein.
zwei züge ruckeln schwankend über weichen,
der eine saust ins schneetreiben hinaus,
gefüllt mit alter hoffnung und mit leichen.
ein andrer hält, da springt ein kind heraus,
das will die oma herzen, drücken, streicheln,
und draussen pfeift es frühlingshaft im baum. |
Ja, es ruckelt und zuckelt schon etwas, dieses sonette Züglein, vollbeladen mit Hoffnung, Leichen und frisch bekackten Windeln. Ich habe mir erlaubt, die ratternden Schienenstöße farblich zu markieren: blau = unschön; rot = störend.
Und ich frage mich, worin hier ein besonderer Charme zur Geltung kommen könnte, scheint mir doch diese Gleisallegorie des Lebens so abgefahren wie die Sommerreifen meines Käfers Bj '65. Und nichts ist da, was diese platt-plumpe-Forest-Gump-Alltagsphilosophie ("Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiß nie was drinnen ist." ) ein wenig aufmuntern könnte. Etwa die gewindelte, lachende Hoffnung, die keinen Fahr- noch Führerschein benötigt? Nun ja, schon komisch zwar, aber gleich reißt's dem Kind doch die Oma vom Herzen und das ist fast schon wieder so ärgerlich wie der Frühlingspfiff vom Baum.
Damit wir uns recht verstehen: Ich liebe Kitsch! Aber das ist ja nicht einmal mehr kitschig, das ist abgeklapperter als jedes Vorstadtzügli.
Sehr mutig hingegen der Nichtreim oben - zerstieben, jeder Formschwächling hätte doch zerstoben gewählt, in der Konsequenz zeigst du Charakter! Immerhin.
Grüße
JB
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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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M 08.02.2017 17:55 Re: es ruckelt hin, es ruckelt her von Matthias Jecker
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werter james blond
neue version im anschluss
du hast ja in allem recht, ausser in einem: das sonett besteht zwar traditionell aus iambischen fünfhebern, aber es wurde nie dazu verurteilt, den iambischen fünfheber zu einem gleichmässigen marsch-takt zu machen.
trotzdem habe ich von dir markierte stellen abgeändert, aber nicht, weil ich dort versmassstörung sah, sondern weil sich da und an und und artikel an artikel reihte, was auch mich stört.
herzlich danken möchte ich für die lediglich blau markierten stellen, wo sich unser beider sicht des iambischen fünfhebers offenbar nahe kommt.
dass bei mir einer stirbt und der andere frisch auf der welt ist, klingt tatsächlich kitschig. aber das leben ist kitschig. wie sagt doch der erfahrene lektor? "das richtige leben eignet sich nicht für literatur, es mangelt ihm die plausibilität".
dass die eine schon fast sinnlose füllzeile mit der ohne führerschein auskommenden hoffnung bei dir doch ein müdes lächeln auszulösen vermag, ist ja wohl mehr, als die hoffnung zulässt.
dass der seelenbaum nicht gänzlich zufällig neben diesem bahnhof steht, kann ich dir kaum plausibel machen, weil die idee dahinter komplett kindisch ist und auch von kindern kommt.
danke für deine mühe
und schönen abend
mj
der eine geht, der andre kommt, von oben
fällt schnee auf parallelen, bahngeleise
berühren sich am horizont, die reise
geht dort zu end, wo hoffnungen zerstieben.
und wie nach plan fährt neue hoffnung ein,
in weissen windeln, strahlen im gesicht,
legt täglich zu an grösse und gewicht,
braucht trotzdem weder fahr- noch führerschein.
zwei züge ruckeln schwankend über weichen,
der eine saust ins schneetreiben hinaus,
gefüllt mit alter hoffnung, frischen leichen.
ein andrer hält, es springt ein kind heraus,
das will die oma herzen, drücken, streicheln,
da singen seelen frühlingshaft im baum.[/quote]
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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08.02.2017 20:41 Re: es ruckelt hin, es ruckelt her von Stimmgabel
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Hallo Matthias Jecker,
ich springe gleich mal auf deine Neue Version / Hach , mMn teuflisch gut im Rhythmus-Swing und waisischen Unterlegungen gelungen; würde aber in S4 / Z3 die originale Zeile belassen mit:
** und draussen pfeift es frühlingshaft im baum.
Ergo:
es ruckelt hin, es ruckelt her
der eine geht, der andre kommt, von oben
fällt schnee auf parallelen, bahngeleise
berühren sich am horizont, die reise
geht dort zu end, wo hoffnungen zerstieben.
und wie nach plan fährt neue hoffnung ein,
in weissen windeln, strahlen im gesicht,
legt täglich zu an grösse und gewicht,
braucht trotzdem weder fahr- noch führerschein.
zwei züge ruckeln schwankend über weichen,
der eine saust ins schneetreiben hinaus,
gefüllt mit alter hoffnung, frischen leichen.
ein andrer hält. es springt ein kind heraus,
das will die oma herzen, drücken, streicheln,
da singen seelen frühlingshaft im baum.
mit alter letzter (waisen)Zeile: und draussen pfeift es frühlingshaft im baum.
... zumal doch gerade mit diesem (orig) zeilen_Bild die absurde menck_Melange bzgl ihres irr_witzigen Hoffnungtanzes so exzellent auf die Spitze getrieben wird / als wär quasi das kuschlige Klischee-Bild der z.B. Oma ein beruhigendes q.e.d. -Indiz für das quirlende Leben und seinem aprior lebenswollenden Frühlingstrieb
Auch wäre ich in S2 mutiger / z.B. derart:
, wo hoffnungen zerstieben.
und wie nach plan fährt neue hoffnung ein,
in weissen windeln, strahlen im gesicht,
legt täglich zu an grösse und gewicht,
braucht trotzdem weder fahr- noch führerschein.
dafür anstelle _________________________ :
, wo hoffnungen zerstieben <-- ein Umbruch
und wie. nach plan fährt neue hoffnung ein(,) <-- ein Umbruch
in weissen windeln, strahlen im gesicht,
legt täglich zu an grösse auch ohne: Rollator-
führerschein.
Zumal du ja sowieso deinen Rhythmus über jambisch, alternierend, über Daktylus und Anapäst [ sogar ein Spondeus ] wunderbar arrangiert hast [ ... und die Waisen / ach wie herrlich dem leier_Reimen auch mal zu entrinnen ];
genauso die Hebungen der Verse von dreihebig bis fünfhebeig lebendig daher_tänzeln ... also warum nicht S2 im Übergang von Z3 nach Z4 derart wais/reimisch verkürzt, trochäisch auf den inhaltlichen Punkt bringen [ anstatt dieses jambisch_zeilig sinnleere Doppelgemoppel von "fahr- noch führerschein" reinzuquälen ]
Zudem stimme ich deiner Aussage vollends zu:
Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: |
: das sonett besteht zwar traditionell aus iambischen fünfhebern, aber es wurde nie dazu verurteilt, den iambischen fünfheber zu einem gleichmässigen marsch-takt zu machen.
. |
Und: gerade mit der orig letzten Strophe, in seiner surrealen Abstrusion wird aus dem Gedicht ein Sonett gemäß seiner inhaltlichen, dialektischen Funktion / guutest !!!
[ fastest ] rundum für mich [ inklusive meiner Hubberls ] mal ein Sonett, dass echt der heutigen Sprache angemessen die knorrige metrik_Rinde Lilith'esk umtänzelt ... eine Freude für mich
wieder einen Gruß, Stimmgabel ...
[ bitte davon mehr, oder anders gesagt: für mich eine gelungene Matthias Jecker Lyrik in Form und Unterhand grummelndem Querulatiuszucker ]
-
_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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Matthias Jecker Eselsohr
M
Beiträge: 328
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Matthias Jecker Eselsohr
M
Beiträge: 328
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M 14.02.2017 19:40
von Matthias Jecker
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der eine geht, der andre kommt, von oben
fällt schnee auf parallelen, bahngeleise
berühren sich am horizont, die reise
geht dort zu end, wo hoffnungen zerstieben.
und wie nach plan fährt neue hoffnung ein,
in weissen windeln, strahlen im gesicht,
legt täglich zu an grösse und gewicht,
beansprucht weder fahr- noch totenschein.
zwei züge ruckeln schwankend über weichen,
der eine saust ins schneetreiben hinaus,
gefüllt mit alter hoffnung, frischen leichen.
ein andrer hält, es springt ein kind heraus,
das will die oma herzen, drücken, streicheln,
und draussen singt es frühlingshaft im baum.
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