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O Long Johnson Hauptberuflicher Identitätenverwalter
Beiträge: 23
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29.01.2017 01:09 Was ist ein Langgedicht? von O Long Johnson
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Langgedichte
Langgedichte. Was ist das, sind das lange Gedichte? Ja und nein. Romane sind nun mal auch keine langen Kurzgeschichten. Langgedichte sind Gedichte zwar, aber eine eigene Textform (wie ein Sonett, wie ein Limerick eigene Texttformen sind).
Langgedichte bis ins Detail zu beschreiben, wird aber nicht funktionieren. Wenigstens umschreiben können wir sie:
Walter Höllerer hat Folgendes geschrieben: | „Im langen Gedicht will nicht jedes Wort besonders beladen sein. Flache Passagen sind nicht schlechte Passagen, wohl aber sind ausgedrechselte Stellen, die sich gegenwärtig mehr und mehr ins kurze Gedicht eingedrängt haben, ärmliche Stellen. [...] Subtile und triviale, literarische und alltägliche Ausdrücke finden im langen Gedicht zusammen.“ |
Metzler Lexikon Literatur hat Folgendes geschrieben: | "Vier Strategien der Organisation des Textmaterials greifen beim Langgedicht ineinander: 1. Heterogenität der Formen, Kontexte, Sprachen; 2. Offenheit von Form und intendierter Aussage; 3. Diskontinuität inhaltlicher Bezüge; 4. Progressionsstruktur analog zur Prosanarration. -"
"- Gegenüber dem aus einem, emphatisch aufgeladenen Augenblick generierten kurzen Gedicht der Moderne (-> Plötzlichkeit) zeichnet sich das Langgedicht dadurch aus, dass sich zwischen seinen Einzelmomenten überraschende Zusammenhänge herstellen lassen." |
Langgedichte sind eine Gratwanderung. Wenn ein Kurzgedicht hochprozentiger Kräuterschnaps ist, dann ist das Langgedicht eine Familienpackung Long Island Ice Tea. Das ist aber nicht schlimm: es knallt trotzdem.
Oder anders gesagt: Langgedichte können - ja, müssen es sich sogar leisten, erzählender zu wirken als Kurzgedichte. Beispiele für Langgedichte:
– Rolf Dieter Brinkmann: Ein Gedicht & Mondlicht in einem Baugerüst
– Peter Rühmkorf: Mit den Jahren ...
– Paulus Böhmer: Only Rock'n'Roll
– Gerhard Falkner: Entwurf einer Demolation
– T.S. Eliot: The Waste Land (auf Englisch)
Im Sachwörterbuch der Literatur von Gero Wilpert steht, das Langgedicht sei ein "mod. Formtyp des phil. Epos". Da steht auch, es sei mit der Verserzählung verwandt, einer "Sammelbz. für alle Formen kürzerer ep. Versdichtung". Oder mit dem russischen Poem: ["jede längere Versdichtung erzählenden oder gedankl. Inhalts (Puskin, Lermontov, Blok u.a.)"]
Wem das weiterhilft, darf das gerne mitnehmen.
Bei Fragen steht euch das Team O Long Johnson jederzeit zur Verfügung.
Liebste Grüße,
Nihil und Eredor
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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31.01.2017 23:05
von firstoffertio
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Darf ich noch ein Langgedicht, als Beispiel, hinzufügen?
Ich habe meistens Probleme mit den langen, aber dieses finde ich erstaunlich:
http://thepoeticquotidian.blogspot.ie/2007/02/paul-muldoon-incantata.html
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3415 Wohnort: Heidelberg
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31.01.2017 23:21
von Eredor
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Boah, ist das ein Oschi!
An Langgedichten fasziniert mich immer dieser Fluss, der sich nach wenigen Zeilen herausbildet. Als befände ich mich in einem langen, dichten Traum. Und gerade bei Gedichten, in denen man sich wünscht, ewig versinken zu können, ist die Länge ein Geschenk. Auch bei dem, das du eingestellt hast, ist das so. Danke, dass du das gepostet hast!
Ein ganz persönlicher Favorit von mir auf englisch:
Richard Siken - Saying your Names
_________________ "vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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Mettbrötchen Eselsohr
Alter: 35 Beiträge: 490 Wohnort: Rheinland
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01.02.2017 16:22
von Mettbrötchen
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_________________ I read somewhere how important it is in life not necessarily to be strong... but to feel strong.
(Christopher McCandless |
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albaa Leseratte
A
Beiträge: 131
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A 02.02.2017 18:32
von albaa
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Also ich muss gestehen, ich tue mir mit diesem Endlosgeschwurbel ziemlich schwer; beim Selberschreiben macht es natürlich Spaß. Jetzt hab ich aber ein foreninternes Langgedicht entdeckt, bei dem ich es tatsächlich geschafft habe, vom Anfang bis zum Ende zu lesen, ohne Passagen zu überspringen:
http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=52542
WOW, Respekt Crim!
Ich hoffe, man darf das hier einstellen und ich pfusche jetzt nicht nihil und Eredor ins Einführungs-Handwerk. Sonst bitte einfach diesen Eintrag löschen.
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sleepless_lives Schall und Wahn
Administrator Alter: 58 Beiträge: 6476 Wohnort: München
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02.02.2017 21:14
von sleepless_lives
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Das ist die Nummer eins vom letzten Mal.
_________________ Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)
If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright) |
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