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Umgangssprache in der Ich-Perspektive

 
 
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Max Oliver
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 28
Beiträge: 27
Wohnort: München


Beitrag19.09.2016 23:35
Umgangssprache in der Ich-Perspektive
von Max Oliver
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hay Ho,

habe gerade zwei Tage frei, und was kann man besseres machen, als während der Katerphase nach dem Wiesnabend am morgen ein Buch schreiben.

Ich fange schon wieder ein neues an. Die anderen Sechs vervollständige ich dann einfach mal, wenn ich Lust zu habe. Very Happy

Mein neuer Roman soll in der Ich-Perspektive geschrieben sein. Es geht um das Straßenleben und die etwas anderen Beschäftigungen der jetzigen Unterschicht. Mein Charakter soll nach außen hin eine etwas raue Art haben, innerlich jedoch ein totaler Engel sein, der sich vernünftige Gedanken macht. Wie wende ich seine Sprache an?
Gerade am Anfang, wo er durch seine »Hood« geht, soll er auch auf den Leser ziemlich hart rüber kommen, sprich, auch durch vulgäre Sprache. Wie viel davon, und auch von Umgangssprache ist erlaubt? Gerade am Anfang geht es sehr viel um seine Denkweise.
Soll ich den lieber normal denken lassen und wörtliche Rede einbauen, oder ist dann wieder der Abstand zwischen ihm und mir zu groß?

Liebste Grüße,

der Max


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nothingisreal
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4002
Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag19.09.2016 23:44

von nothingisreal
Antworten mit Zitat

Hallo Max,

ich verstehe deine Frage nicht ganz: Du willst aus der Ich-Perspektive schreiben, aber die Dialoge anders gestalten, als die Denke deines Protas?

Also:

Zitat:
"Was für eine abgefuckte Scheiße wird das?", fragte ich den Obdachlosen.


Für mich wäre das ehrlich gesagt ein Bruch.

Wenn dann:

Zitat:
"Was für eine abgefuckte Scheiße wird das?", fragte ich den Penner.


Aber das gesamte Buch in so einem Stil würde ich ehrlich gesagt nicht lesen wollen.

LG NIR


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"Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham
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Max Oliver
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 28
Beiträge: 27
Wohnort: München


Beitrag19.09.2016 23:54

von Max Oliver
pdf-Datei Antworten mit Zitat

nothingisreal hat Folgendes geschrieben:

Aber das gesamte Buch in so einem Stil würde ich ehrlich gesagt nicht lesen wollen.

Genau das ist es! Ich will ein Buch in der Ich-Perspektive über das Straßenleben machen, aber nicht zu vulgär werden. Selbst hätte ich auch keine Lust ein Buch zu lesen, was umgangssprachlich bis zum Ende ist.

Es soll wirklich seine Gefühle zeigen und auch wirken, als käme es von ihm. Es soll nicht zu umgangssprachlich sein, aber ich kann ihn ja nicht wie nen Engel denken lassen.


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nothingisreal
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4002
Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag20.09.2016 00:46

von nothingisreal
Antworten mit Zitat

Also ich habe oft Charaktere, die auf Ghettokinder tun. Da mache ich das so, dass ich nur in direkten Gedanken in die Gossensprache verfalle. Nehmen wir mal das von mir genannte Beispiel:

Prota steht neben einen Obdachlosen und ist nicht besonders angepisst:

Zitat:
"Was machen Sie denn da?", fragte ich den Obdachlosen.


Oder der Obdachlose zieht irgendeinen krassen Scheiß ab, frag mich nicht welchen. Da würde ich dann schreiben:

Zitat:
"Was für ’ne abgefuckte Scheiße wird das denn?", blaffte ich den Penner an.


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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5437
Wohnort: OWL


Beitrag20.09.2016 01:26

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Max Oliver hat Folgendes geschrieben:
nothingisreal hat Folgendes geschrieben:

Aber das gesamte Buch in so einem Stil würde ich ehrlich gesagt nicht lesen wollen.

Genau das ist es! Ich will ein Buch in der Ich-Perspektive über das Straßenleben machen, aber nicht zu vulgär werden. Selbst hätte ich auch keine Lust ein Buch zu lesen, was umgangssprachlich bis zum Ende ist.

Es soll wirklich seine Gefühle zeigen und auch wirken, als käme es von ihm. Es soll nicht zu umgangssprachlich sein, aber ich kann ihn ja nicht wie nen Engel denken lassen.


Da hast du dir eine schwierige Aufgabe gestellt. Eigentlich kaum denkbar, daß jemand ganz anders spricht, als er dann schreibt. Es sei denn, er läßt durchblicken, daß Schreiben für ihn was Besonderes ist und er sich dabei anders auszudrücken versucht. Dazu müßte das aber thematisiert werden und nicht einfach die normale Ich-Form benutzt werden.

Andere Möglichkeit: Das Ich erzählt aus einer Zukunft, wo es sich besser ausdrücken kann.

Vielleicht kann es auch funktionieren wie beim Simplizius Simplizissimus.
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Max Oliver
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 28
Beiträge: 27
Wohnort: München


Beitrag20.09.2016 01:54

von Max Oliver
pdf-Datei Antworten mit Zitat

nothingisreal hat Folgendes geschrieben:
Also ich habe oft Charaktere, die auf Ghettokinder tun. Da mache ich das so, dass ich nur in direkten Gedanken in die Gossensprache verfalle. Nehmen wir mal das von mir genannte Beispiel:

Oh, das ist in der Tat genial, so könnte ich es gut wirken lassen. Als eine Art normalen, der halt in der Aggression seine Nerven verliert.


Willebroer hat Folgendes geschrieben:


Andere Möglichkeit: Das Ich erzählt aus einer Zukunft, wo es sich besser ausdrücken kann.


Ich habe das auch schon gedacht, ihn in eine Selbsthilfegruppe zu setzen oder ihn zum Psychologen zu schicken. Da es ihm aber paar Mal wahrscheinlich eher dreckig gehen wird, will ich davor nicht verraten, ob er das überlebt hat alles und vor allem diese Charakterverwandlung soll bis zum Ende gewahrt bleiben.


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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag20.09.2016 08:53

von Stefanie
Antworten mit Zitat

Oder du stellst von Anfang an den inneren Konflikt dar.
ZB könnte er Angst haben, dass seine Kumpel Bücher in seinem Rucksack entdecken und sich über ihn lustig machen, also zieht er eine Show ab und haut haut lockere Sprüche raus.
So wird es glaubwürdig, wenn seine Gedanken nicht den Äußerungen oder Taten entsprechen.
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Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3379
Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag20.09.2016 09:00

von Michel
Antworten mit Zitat

Zitat:
Da es ihm aber paar Mal wahrscheinlich eher dreckig gehen wird, will ich davor nicht verraten, ob er das überlebt hat
Das würde eine Ich-Perspektive für mich aber implizieren, andernfalls stolpere ich beim Lesen irgendwann über einen Satz wie "Und jetzt bin ich tot". Oder stehe ich auf der Leitung?
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Max Oliver
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 28
Beiträge: 27
Wohnort: München


Beitrag20.09.2016 12:21

von Max Oliver
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Stefanie hat Folgendes geschrieben:
Oder du stellst von Anfang an den inneren Konflikt dar.
ZB könnte er Angst haben, dass seine Kumpel Bücher in seinem Rucksack entdecken und sich über ihn lustig machen, also zieht er eine Show ab und haut haut lockere Sprüche raus.
So wird es glaubwürdig, wenn seine Gedanken nicht den Äußerungen oder Taten entsprechen.

An so etwas habe ich ohnehin schon gedacht, ich wollte ohnehin etwas zeigen, wie ihn die Nachbarschaft runterzieht.

Michel hat Folgendes geschrieben:
Das würde eine Ich-Perspektive für mich aber implizieren, andernfalls stolpere ich beim Lesen irgendwann über einen Satz wie "Und jetzt bin ich tot". Oder stehe ich auf der Leitung?


Da hast du nun auch wieder Recht. smile


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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag20.09.2016 18:20

von Babella
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Vielleicht gibst du deinem "Engel" erst mal einen IQ, bevor du ihn denken oder sprechen lässt. "Engel" ist eine moralische Bewertung (er ist ein "guter Mensch"?) - sich "vernünftige" Gedanken machen muss man erst mal intellektuell schaffen. Das scheint mir doch noch recht unausgegoren zu sein.

Vielleicht erst mal den Restalkohol abbauen Laughing
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Aneurysm
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 462



Beitrag20.09.2016 21:42

von Aneurysm
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Max Oliver hat Folgendes geschrieben:
Wie viel davon, und auch von Umgangssprache ist erlaubt?

So viel, wie du willst. Dafür brauchst du keine Erlaubnis.

Insgesamt kann ich mich da weitestgehend Babella anschließen. Bisher hast du, wenn ich das richtig verstanden habe, nur eine grobe Idee. Da kann ich als Außenstehender noch weniger zur Sprache sagen als du. Man sollte wie immer ein gesundes Mittelmaß finden, aber was das konkret heißt, musst du für dich selbst entscheiden. Generell schließen sich Vernunft und vulgäre Sprache aber keinesfalls aus – warum denn auch?
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czil
Geschlecht:männlichEselsohr
C

Alter: 63
Beiträge: 399
Wohnort: Dachau


C
Beitrag20.09.2016 22:27

von czil
Antworten mit Zitat

Oder du liest einfach mal »Die dunklen Gassen des Himmels« von tad Williams.
Da hast du deinen vulgären Engel, der aber Grips in der Birne hat und durchaus charmant sein kann, wenns denn sein muss.
Umgangssprache ist immer eine Gratwanderung im »Bildungsroman« - aber, wenn die Geschichte in München spielt, wie soll da ein gehobelter Charakter draus werden?


_________________
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Max Oliver
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 28
Beiträge: 27
Wohnort: München


Beitrag21.09.2016 02:10

von Max Oliver
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Babella hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht gibst du deinem "Engel" erst mal einen IQ, bevor du ihn denken oder sprechen lässt. "Engel" ist eine moralische Bewertung (er ist ein "guter Mensch"?) - sich "vernünftige" Gedanken machen muss man erst mal intellektuell schaffen. Das scheint mir doch noch recht unausgegoren zu sein.

Vielleicht erst mal den Restalkohol abbauen Laughing

Keine Angst, ein Engel wird das nicht. Das war lediglich etwas Ironie, nicht zu ernst nehmen. Wieso kann man sich nicht schon im Vornherein bei der Charakterentwicklung um die Sprache Sorgen machen und um Rat fragen?

Aneurysm hat Folgendes geschrieben:
Bisher hast du, wenn ich das richtig verstanden habe, nur eine grobe Idee. Da kann ich als Außenstehender noch weniger zur Sprache sagen als du. Man sollte wie immer ein gesundes Mittelmaß finden, aber was das konkret heißt, musst du für dich selbst entscheiden. Generell schließen sich Vernunft und vulgäre Sprache aber keinesfalls aus – warum denn auch?

Ich weiß, dass es zwischen den beiden Begriffen keinen Zusammenhang gibt. Es geht mir nur darum, dass ich einen Roman über eine Person in der ich-Perspektive schreiben will, deren Gedanken, also mein Geschreibsel, nun mal ein bisschen authentisch rüberkommen soll.

czil hat Folgendes geschrieben:

Umgangssprache ist immer eine Gratwanderung im »Bildungsroman« - aber, wenn die Geschichte in München spielt, wie soll da ein gehobelter Charakter draus werden?

Die Geschichte wird nicht in München stattfinden, es wird eine erfundene Großstadt sein, welche gerade auch ein bisschen das Großstadtleben kritisieren soll.


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scura
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 43
Beiträge: 104
Wohnort: Österreich


Beitrag22.09.2016 20:24

von scura
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Hi Max...

also du könntest deinen Protagonisten als sehr klug darstellen. Wie alt soll er denn sein? Wäre es möglich, dass er studiert?   Und auch immer schon viel gelesen hat... und deshalb auch von seiner Umwelt aufs Korn genommen mit... zum Beispiel sein Spitzname ist "Professor" oder "Einstein" oder so etwas.... und manchmal passiert es ihm, dass er sich auch im Dialog etwas gewählter ausdrückt als seine Kumpels und die nehmen ihn dann deswegen gleich wieder auf die Schaufel...  dann könntest du ihn normal denken lassen.

ich weiß nicht ob das klappen würde... war nur so eine spontane Idee...


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Im blinzeln eines Augenblickes,
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in dem mein ganzes Hoffen in die Zukunft liegt.
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