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P.&T. Ferbeth Schneckenpost
Beiträge: 8 Wohnort: Frankfurt
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30.06.2014 19:27 Fantasy ist out? von P.&T. Ferbeth
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Wir lieben Vampire, Gestaltwandler und sonstige Fabelwesen. Ob High-, Urban- oder Romance Fantasy, in diesem Genre gehen wir auf. Als Leser und als Autor. Doch kürzlich verkündete unsere Lektorin, dass laut eines großen Verlags Fantasy out ist. Der Markt wurde durch Material aus den USA überschwemmt und der Leser ist satt.
Warum legt sich die Buchbranche selbst Steine in den Weg? Das macht doch keinen Sinn
Wie geht ihr mit den Schwankungen um? Orientiert ihr euch am Markt und schreibt, was derzeit gefällt oder schreibt ihr ausschließlich was euch selbst gefällt?
Herzliche Grüße
Petra und Tamara
P. & T. Ferbeth
_________________ Jeder ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt. (Mark Twain) |
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Rainer Prem Reißwolf
R Alter: 66 Beiträge: 1271 Wohnort: Wiesbaden
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R 30.06.2014 20:13 Re: Fantasy ist out? von Rainer Prem
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Hallo,
wahrscheinlich hat dasselbe schon jemand den Gebrüdern Grimm, Edgar Rice Burroughs und Robert E. Howard gesagt, die jeweils zu ihrer Zeit den Markt mit Fantasy überschwemmt haben.
Es mag ja Wellen geben, aber fantastische Geschichten wollen die Leute wohl immer lesen. Das war bei Gilgamesch schon so, und wird - behaupte ich mal - in tausend Jahren immer noch so sein.
Grüße
Rainer
P.&T. Ferbeth hat Folgendes geschrieben: | Wir lieben Vampire, Gestaltwandler und sonstige Fabelwesen. Ob High-, Urban- oder Romance Fantasy, in diesem Genre gehen wir auf. Als Leser und als Autor. Doch kürzlich verkündete unsere Lektorin, dass laut eines großen Verlags Fantasy out ist. Der Markt wurde durch Material aus den USA überschwemmt und der Leser ist satt.
Warum legt sich die Buchbranche selbst Steine in den Weg? Das macht doch keinen Sinn
Wie geht ihr mit den Schwankungen um? Orientiert ihr euch am Markt und schreibt, was derzeit gefällt oder schreibt ihr ausschließlich was euch selbst gefällt?
Herzliche Grüße
Petra und Tamara
P. & T. Ferbeth |
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agu Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2018 Wohnort: deep down in the Brandenburger woods
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01.07.2014 01:10
von agu
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Die High Fantasy wird doch schon seit gut zwei Jahren wieder tot gesagt. Der Hype nach den Herr der Ringe Verfilmungen ist abgeklungen. Und auch der Romantasy-Hype rutscht langsam in normale Genre-Bahnen zurück - soll heißen, es wird von der Leserschaft nicht mehr blind alles gekauft, was entsprechende Schlüsselreize auf dem Cover hat.
Ein Ausnahme-Phänomen sind sicher noch die Game of Thrones Bücher, die durch die sehr erfolgreiche, immer noch aktuelle TV-Serie weiterhin befeuert wird.
Es stimmt auch, dass der Markt überschwemmt wurde - aber das passiert immer, wenn ein neuer heiliger Gral des Buchgeschmacks ausgerufen wurde, das ist kein Exklusiv-Problem der Fantasy. In den letzten Jahren wurden mindestens ebenso intensiv Boom-Genres wie Love&Landscape, Frauen-Mittelalter-Historienschinken oder YA-Dystopien schier zu Tode geritten. Es gibt sie alle noch, aber nun auf viel niedrigerem Niveau - soll heißen, dass sie nicht mehr mehrere Tische im Buchladen mit zum Verwechseln ähnlichen Covern und Titeln bedecken.
Als Autor spürt man das noch deutlich vorm Leser - während der noch die letzten Wellen des ersterbenden Hypes in den Regalen stehen sieht, kriegt man als Autor entsprechende Manuskripte schon nicht mehr bei den Verlagen unter. Die Begründungen lauten dann 'schon ausreichend mit entsprechenden Stoffen eingedeckt' oder 'Verkaufszahlen entsprechen nicht mehr den Erwartungen' oder 'Das Genre ist tot'.
Diese extreme Ablehnungshaltung war in den letzten zwei Jahren für die Fantasy in der Tat stark zu spüren. Zum Schluss ging im Jugendbuch-Bereich noch ein bisschen was, aber auch da hat man immer öfter gehört, dass der Trend verstärkt wieder 'zu realistischen Stoffen' ginge.
So oder so dürften die Verlage die letzten zwei Jahre damit beschäftigt gewesen sein, die ganzen HighFantasy-Titel, die sie als Lizenz eingekauft haben, erstmal raus zu hauen - und das auf einem schrumpfenden Markt. Keine ideale Voraussetzung natürlich, um als Autor (erst recht als einer, der im Genre keine große Nummer ist) etwas Neues unterzubringen. Ich habe mir auch sagen lassen, dass amerikanische Erfolgslizenzen gern im Bundle mit B oder C Titeln verkauft werden, d.h. der interessierte deutsche Verlag kriegt die gewünschte Bestseller-Lizenz nur, wenn er zugleich auch noch Lizenzen für weniger populäre Titel mit abnimmt, die er dann natürlich ebenfalls bringen muss.
Jedenfalls habe ich selbst aus Leserperspektive auch bemerkt, dass eine starke Übersättigung eingetreten ist. Und zwar, weil es im allgemeinen Hype eine Phase gab, in der - sorry to say that - wirklich jeder Mist gedruckt wurde, sofern man nur vorn einen Titel draufschreiben konnte, der irgendwas mit Elfen, Zwergen oder - in der Romantasy - mit Vampiren zu tun hatte. Ich hatte in den letzten 2 Jahren oder so bestimmt eine Ausschussquote von 80% bei Neuentdeckungen - also Büchern von Autoren, die ich noch nicht kannte. Erst seit kurzem habe ich das Gefühl, dass zunehmend wieder Qualität seinen Weg in die (High)Fantasy-Regale findet, also richtig gute, gut geschriebene Geschichten abseits der Standard-Klischees und hundertmal durchgekauten Plots. Und ich vermute, das hat damit zu tun, dass von Verlagsseite wieder genauer hingeschaut wird, was sie auf die wenigen verbliebenen Programmplätze packen. Diese Phase der Konsolidierung wird nach und nach wohl auch die anderen Subgenres der Fantasy erfassen. Und die macht es zwar wieder schwieriger, einen Fuß in die Tür zu kriegen, aber zieht andererseits auch wieder die allgemeine Qualität nach oben und das hat auch sein Gutes.
Zitat: | Wie geht ihr mit den Schwankungen um? Orientiert ihr euch am Markt und schreibt, was derzeit gefällt oder schreibt ihr ausschließlich was euch selbst gefällt? |
Ich habe eine Zeitlang versucht, nach aktuellen Marktströmungen zu schreiben. Für mich war es gut, weil ich dadurch ein paar Genres ausprobiert habe, die ich sonst nicht angefasst hätte - und dadurch auch dazu gelernt habe. Grundsätzlich vertrete ich die Meinung, dass man schreiben sollte, was man wirklich möchte. Ich persönlich habe mich für die diversen Genre-Ausflüge nicht sonderlich verbiegen müssen, ich habe überall meinen persönlichen Stempel draufgedrückt (und bin, weil ich Genre-Konventionen gern mal links liegen gelassen habe, dafür von den Lesern zum Teil auch ordentlich abgestraft worden). Ich vertrete aber auf jeden Fall die Meinung, dass man nur das schreiben sollte, wo man auch mit dem Herzen dabei ist. Wenn es keinen Spaß macht und man nur aus wirtschaftlichen Gründen etwas schreibt, kann man's auch lassen. Denn es gibt einfachere Wege, mit Dingen, die man nicht gern tut, mehr Geld zu verdienen, als das mit dem Bücherschreiben gelingt.
Liebe Grüße,
Andrea
_________________ Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur) |
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1743
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01.07.2014 08:04
von Stefanie
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Ob der Markt jetzt wirklich schrumpft oder nur aufgrund des Überangebotes das Stück vom Kuchen für den einzelnen Verlag kleiner ist, kann ich nicht beurteilen. Tatsache ist, dass die Verlage mehr Aufwand betreiben müssten, um einem Titel Aufmerksamkeit zu verschaffen, allerdings sind die Bücher inzwischen so ähnlich, dass es schwer fällt, eins herauszustellen.
Ich war gestern in der Bücherei am Fantasy-Regal und habe kein Buch gefunden, wo mich die erste Seite dazu brachte, weiterzulesen.
Man sollte meinen, in der Fantasy müsste es origineller zugehen, aber irgendwie ist das alles ein Einheitsbrei. Und wenn doch mal die Idee neu ist, ist das Buch schlecht geschrieben.
Es gibt einfach so viele schlechte Bücher, dass die guten dazwischen untergehen.
Ich schreibe trotzdem weiter an meinem Fantasyroman, denn der wird natürlich völlig anders!
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Tintenfass Schneckenpost
T Alter: 29 Beiträge: 14 Wohnort: Nimmerland
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T 01.07.2014 19:38 Kommentar von Tintenfass
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Hey!
Ich bin noch keine veröffentlichte Autorin, doch was Agu da gesagt hat, habe ich als Leserin auch schon bemerkt. Ich gehe in einen Buchladen, wobei ich mich grundsätzlich nur für Fantasy interessiere und habe kaum Lust mir die Bücher nach etwas Brauchbarem zu durchsuchen. Es ist wirklich ein Überangebot voll mit Schrott. Trotzdem sollte man es versuchen, wenn dein Buch gut genug ist, schafft es den Weg auch ins Regal. Vielleicht sticht es nicht gleich heraus, aber allein das wäre doch schon toll.
Ich würde nicht daran denken etwas anderes als Fantasy zu schreiben. Was interessieren mich normale Leute mit normalen Problemen? Ich will in andere Welten reisen, neue Wesen kennen lernen und das Unmögliche als Mögliche serviert bekommen.
Und mal ganz ehrlich, wenn wir von übersättigten Genres reden:
Wie viele hunderte und aberhunderte Krimis gibt es?
Und die werden auch noch verkauft.
Selbst wenn meine Bücher niemals veröffentlicht werden, werde ich nie aufhören zu schreiben und zwar alles Fantasy.
mfg
Tintenfass
_________________ "Am Anfang war das Wort." |
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ascartin Gänsefüßchen
A
Beiträge: 17
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A 03.07.2014 19:00
von ascartin
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Ich glaube weniger, dass Fantasy unbedingt "out" ist, sondern das einfach momentan 2 Kernprobleme es gerade deutschen (Neu)Autoren sehr schwer machen:
- Es fehlt ein Hype. Keine HdR-Filme (wie schon angesprochen), Harry Potter und auch Twilight: All das ist lange vorbei. Einzig die GoT-Serie ist zwar sehr beliebt, das dazu passende Genre ist allerdings schon seit Urzeiten quasi ausschließlich von amerikanischen Autoren belegt.
- Das Genre der phantastischen Literatur ist völlig zerfasert: Romantasy, Social Fantasy, Biofantasy, Political Fantasy und so weiter und so fort. Viele Leser die ganz genau wissen, was sie wollen lesen eben NUR romantische Vampirromane, oder NUR blutige Ork-Thriller. Dadurch bleiben die einzelnen Subgenres aber klein und unwirtschaftlich.
Das ist schade, aber da es schon so viele Abgesänge auf die Branche gab, würde ich entspannt ein paar Jahre abwarten.
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P.&T. Ferbeth Schneckenpost
Beiträge: 8 Wohnort: Frankfurt
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04.07.2014 19:49
von P.&T. Ferbeth
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agu hat Folgendes geschrieben: | Ich vertrete aber auf jeden Fall die Meinung, dass man nur das schreiben sollte, wo man auch mit dem Herzen dabei ist. Wenn es keinen Spaß macht und man nur aus wirtschaftlichen Gründen etwas schreibt, kann man's auch lassen. Denn es gibt einfachere Wege, mit Dingen, die man nicht gern tut, mehr Geld zu verdienen, als das mit dem Bücherschreiben gelingt. |
Damit sprichst du mir/uns aus dem Herzen. Die Geschichte, die erzählt werden will, entspringt den Hirnwindungen des Autoren, was sich selten mit dem Geschmack der breiten Masse deckt.
Auch wir versuchen uns (zwischen der Schreibarbeit am Bund der Enigmar) in anderen Genres, aber nur worin wir uns auch wohlfühlen. Wir werden sehen, wohin uns dieser Weg führen wird.
_________________ Jeder ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt. (Mark Twain) |
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nothingisreal Papiertiger
Beiträge: 4002 Wohnort: unter einer Brücke
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04.07.2014 21:59 Re: Kommentar von nothingisreal
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Tintenfass hat Folgendes geschrieben: | Was interessieren mich normale Leute mit normalen Problemen? Ich will in andere Welten reisen, neue Wesen kennen lernen und das Unmögliche als Mögliche serviert bekommen.
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Dir ist aber klar, dass die Probleme der Fantasy-Leute auch die der "normalen" Leute sind? Lediglich sind sie nicht so auf den Tisch geknallt. Bam, es geht um eine Affäre. Bam, es geht um eine Vater-Sohn-Beziehung. Bam, da hat jemand Probleme mit den Erwachsenwerden.
Nope, in Fantasy/SF ist das: Königin Cixiti ist verheiratet mit Pitisi, liebt aber Nikisi; der Troll Bomwom möchte, dass sein Sohn Somdom genauso grausam wird wie er, aber sein Sohn Somdom liebt einfach kleine Vögelchen zeichnen und nicht eine Keule schwingen; die hässliche Feenschülerin Siijen liebt den jungen Feenjungen Vi-i, der sie einfach nicht beachtet.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Ajanoli Gänsefüßchen
Beiträge: 16
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16.06.2016 18:13
von Ajanoli
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Ich krame mal diesen alten Thread wieder aus und frage in die Runde, wie ihr es heute, zwei Jahre später, so seht.
Ich selbst hatte vor vier Jahren eine interessierte Agentin einer renommierten Literaturagentur, die sich nach sehr langem Überlegen schließlich gegen ein Werk von mir entschieden hat mit der Begründung, dass es fantastische Texte schwer haben, da die Verlage in diesem Bereich sehr wählerisch geworden wären. Mir wurde vorgeschlagen, ein realistisches Jugendbuch zu schreiben - was mir aber leider so gar nicht liegt und ich daher die Finger davon lasse. Lieber schreibe ich weiterhin Geschichten, die mir Spaß machen, aber keinen Abnehmer finden, als das ich Sachen schreibe, die mir keinen Spaß machen und ich folglich nicht mit ganzem Herzblut dahinterstehen kann - dafür aber verlegt werden.
Was meint ihr: haben es deutsche (unbekannte) Fantasy-Autoren inzwischen wieder etwas einfacher, einen Verlag zu finden?
lg Steffi aka Ajanoli
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agu Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2018 Wohnort: deep down in the Brandenburger woods
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16.06.2016 19:30
von agu
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Ajanoli hat Folgendes geschrieben: | ... mit der Begründung, dass es fantastische Texte schwer haben, da die Verlage in diesem Bereich sehr wählerisch geworden wären. [...] Was meint ihr: haben es deutsche (unbekannte) Fantasy-Autoren inzwischen wieder etwas einfacher, einen Verlag zu finden? |
Ich bin zugegebenermaßen nicht mehr ganz so am Puls des Themas, wie noch vor anderthalb oder zwei Jahren. Nichtsdesdotrotz habe ich das Gefühl, dass High Fantasy in seine Nische zurückgerutscht ist, die jetzt vielleicht größer ist als noch vor ein paar Jahren, aber nichtsdesdotrotz Nische. Die extreme Abwehrhaltung mancher Verlage gegen Fantasy scheint nicht mehr ganz so ausgeprägt - ich sehe, dass z.B. Ueberreuter doch auch wieder Fantasy in den Jugendbüchern hat, etwas, wovon sie sich vor 2 Jahren komplett abgewendet haben.
Aber ein Boom-Genre ist es nach wie vor nicht.
Mithilfe eines gut vernetzten Agenten, der an den Autor glaubt, mag es auch ein Newcomer schaffen, einen Fantasy-Roman an den Verlag zu bringen. Aber neben einem wirklich guten Manuskript gehört garantiert sehr viel Glück dazu.
Bei kleinen Verlagen scheint der Trend sich übrigens eher wieder weg von deutschen Autoren, und hin zu US Lizenzen zu bewegen, quer durch alle Genres. Neben der Tatsache, dass die Lizenzen der sehr erfolgreichen Selfpublisher preislich so günstig sind, dass auch kleinere Verlage sich das leisten können, und der Verkaufserfolg ihnen i.d.R. Recht gibt, munkelt man, dass - ebenfalls bedingt durch das SP-Phänomen - die Attitüde vieler deutscher Nachwuchs-Autoren nicht mehr sonderlich geschätzt wird. Scheinbar kommt es häufiger vor, dass die - wenig professionell - ihre Verträge verletzen, Titel vor Ablauf der Vertragsdauer einfach mal auf eigene Faust im Selfpublishing neu rausbringen und es auch sonst ganz gern an Höflichkeit im Umgang vermissen lassen. Es scheint sich für Verlage im Schnitt nicht mehr zu lohnen, Neuautoren mühsam aufzubauen, weil die gern nach dem ersten Erfolg eines Buches losrennen, um das nächste im Selfpublishing rauszuhauen, da sie das Gefühl haben, damit mehr zu verdienen (und im Einzelfall stimmt das ja auch).
Jedenfalls, das macht den Einstieg für Nachwuchsautoren bei Verlagen nicht gerade leichter. Das Klima ist frostiger geworden. Mit Lizenzen hat man als Verlag diesen ganzen Stress nicht: Man spart sich die Diskussionen, die Zerrerei, die Autoreneitelkeiten a la 'Wieso kriege ich weniger Werbung als die Kollegin XY', hat nur einen Bruchteil des Aufwands, und meistens eine Erfolgsgarantie. Ich habe im letzten Jahr von mehreren Verlegern gehört (von denen einer auch High Fantasy macht, die anderen zumindest Romantasy im Programm haben), dass sie deutsche Neuautoren nur noch im absoluten Ausnahmefall annehmen würden, nämlich wenn das MS makellos und richtig gut ist. Was im übrigen extrem selten der Fall ist. Und einer schmeißt Fantasy komplett aus dem Programm, weil es sich nicht verkauft.
Ich weiß, das klingt alles nicht so trara ... aber hey, was wäre das Leben ohne ein bisschen Herausforderung
Manchmal geschehen ja trotzdem Zeichen und Wunder. Und zur Not kann man das MS immer noch im Selbstverlag verheizen ... nur gilt leider auch da, dass reinrassige Fantasy nur ganz selten gut läuft. Der SP-Markt bildet ab, was sich auch bei den Verlagen gut verkauft: Erotik, Liebesroman, Krimi/Thriller und gelegentlich Sachbücher.
LG Andrea
_________________ Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur) |
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Blaubeere Wortedrechsler
Beiträge: 75 Wohnort: Hessen/Wetteraukreis
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16.06.2016 19:44
von Blaubeere
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Agu hat es schön formuliert. Genres kommen und gehen, sind aber nie ganz verschwunden.
Ich schreibe Fantasie, weil es mir am Herzen liegt, ganz gleich ob es nun im Trend liegt oder nicht.
LG
Blaubeere
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Arcularius Eselsohr
A
Beiträge: 202
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A 22.06.2016 21:28
von Arcularius
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Fantasy sehe ich aktuell in einer "Erholungsphase". Es wurde ja bereits gesagt, dass der Markt nach ein paar Hypes überschwemmt wurde. In den nächsten Jahren wird aus meiner Sicht wieder so ein Überflieger dabei sein (ob nun Film oder Buch) und den Fantasymarkt erneut ordentlich ankurbeln.
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Poolshark Klammeraffe
Alter: 42 Beiträge: 827 NaNoWriMo: 8384 Wohnort: Berlin
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22.06.2016 22:55
von Poolshark
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Ich denke, dass sich das Genre einfach stark verändert. Mit Autoren wie Rothfuss und Martin, die zeigen, was Fantasy alles kann, ist die klassische High Fantasy mit leuchtenden Helden in polierter Rüstung und Prinzessinen in Elfenbeintürmen ziemlich out.
Mir gefällt dieser Trend ehrlich gesagt. Mehr Substanz, weniger Special Effects.
_________________ "But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro |
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Arcularius Eselsohr
A
Beiträge: 202
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A 23.06.2016 09:22
von Arcularius
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Dem schließe ich mich an: der Blick über die Genre-Grenzen und neue Gehrichtungen (auch wenn sich die großen Verlage dagegen oft streuben) sind mehr als erfrischend. Durch die Sättigung, die in einigen Bereichen erreicht wurde, mussten auch die sonst eher starren Großverlage sich neueren Entwicklungen öffnen. Das tun sie zwar nur langsam, aber immerhin. Ich freue mich auf das, was uns in den nächsten Jahren Neues erwartet.
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Micki Vampirprinzessin
Alter: 44 Beiträge: 2241 Wohnort: mit dem Kopf in den Wolken
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23.06.2016 09:42
von Micki
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Aus eigener Erfahrung sage ich "Einmal Fantasy - immer Fantasy"
Das ist erst einmal alles grob über einen Kamm geschert aber ich verfolge dieses Thema schon lange und kann sagen, dass die meisten die gerne Fantasy in irgendeiner Form lesen, oft über viele Jahre Genretreu bleiben.
Schau sich nur einer den Drachenmond Verlag an. Der scheint immer mehr zu boomen, sie haben einen großen, festen Leserkreis. Die weiblichen Fans beim Lyx Verlag rotieren gerade wegen dem Zusammenschluss mit einem anderen Verlag (kann den Namen grad nicht sagen, weil ich nicht drauf komme), weil sie keine Rückmeldung bekommen, was mit der laufenden Romantasy, Urban Fantasy und was es da sonst noch so gibt, passiert.
Es gibt sie also, diese Leserschaft, es war nur lange Zeit nichts mehr da, was verlegt werden konnte und so hat die Verlagswelt dieses Genre tot gesagt, damit sie andere Bücher verkaufen können.
Mein Roman ist seit letztem Herbst draußen und die Verkaufszahlen sprechen für einen Debütroman von einer Autorin die bis dahin keiner auf dem Schirm hatte für sich. Ich denke man muss nur das Glück haben im richtigen Verlag unterzukommen und dann verkauft es sich auch. (Wenn denn alles passt natürlich! Werbung Cover ect)
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agu Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2018 Wohnort: deep down in the Brandenburger woods
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23.06.2016 11:00
von agu
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Micki hat Folgendes geschrieben: | Die weiblichen Fans beim Lyx Verlag rotieren gerade wegen dem Zusammenschluss mit einem anderen Verlag (kann den Namen grad nicht sagen, weil ich nicht drauf komme), weil sie keine Rückmeldung bekommen, was mit der laufenden Romantasy, Urban Fantasy und was es da sonst noch so gibt, passiert. |
LYX und INK (das Jugendbuch-Label von Egmont) wurden beide von Bastei Lübbe gekauft. In den Pressemeldungen erklärt Lübbe hierzu, sie wollen erstmal alles lassen wie es ist (also gleiches Team, gleiches Programm), aber das ist die Standard-Formulierung, die jeder Konzern verwendet, wenn er eine andere Firma geschluckt hat. In der Realität werden sie vermutlich ein Jahr lang gucken, wie alles so läuft, und dann mit Veränderungen anfangen - wie auch immer die aussehen mögen. Kleine Verlage, die die gleichen Genres bedienen, haben Sorge, dass Lübbe die LYX-Bücher auf die Billigpreis-Schiene runterzieht, und die kleine Konkurrenz damit preislich stärker unter Druck gerät, weil sie sich die 2,99€-Schleuderpreise nicht leisten können, da ihnen die Masse fehlt, um das auszugleichen.
Arcularius hat Folgendes geschrieben: | Ich freue mich auf das, was uns in den nächsten Jahren Neues erwartet. |
Ich auch. Vor allem bei der klassischen Fantasy gibt es derzeit eine tolle Frischzellenkur - das Programm von Klett-Cotta z.B. ist einen gründlichen Blick wert.
_________________ Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur) |
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hexsaa Reißwolf
Alter: 56 Beiträge: 1826 Wohnort: im Schneckenhaus
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23.06.2016 12:42
von hexsaa
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Meiner Erfahrung nach läuft Fantasy "gut" in Kleinverlagen, weil die sowieso mit wesentlich geringeren Absatzzahlen rechnen und in Ebookimprints, dort allerdings hauptsächlich die Jugendbuch/Romantasy Sachen. Was Großverlage auf den Markt werfen, stammt entweder von bekannten deutschen und internationalen Autoren oder wurde aus dem Ausland eingekauft.
Für deutsche Nachwuchsautoren, die Fantasy schreiben, bleibt die Großverlagstür bis auf wenige Ausnahmen zu.
_________________ Ich lebe in meiner eigenen Welt.
Das ist okay, man kennt mich dort. |
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Mim Wortedrechsler
Alter: 34 Beiträge: 97 Wohnort: Bayern
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27.07.2016 11:02
von Mim
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Wenn ich das so lese, freue ich mich noch mehr, dass ich mich damit nicht herum schlagen muss
Natürlich habe ich im Auge, was aktuell im Trend liegt. Aber ich bin nicht daran gebunden. Ich schreibe lieber das, was mir aktuell im Kopf herum lungert. Egal, welches Genre es hat.
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hexsaa Reißwolf
Alter: 56 Beiträge: 1826 Wohnort: im Schneckenhaus
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16.09.2016 10:41
von hexsaa
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Das sagt Denis Scheck, der wohl härteste und scharfsinnigste deutsche Literaturkritiker über Fantasy:
Zitat: | Manche Leser können mit solchen Fantasyromanen rein gar nichts anfangen. Das soll vorkommen – mein Gott, es soll dem Vernehmen nach ja sogar Menschen geben, die keine Krimis mögen. Aber manche Menschen begründen ihre literarischen Geschmacksvorlieben mit einer angeblichen Minderwertigkeit von Krimis oder eben Fantasy. Das ist absurd.
Abgesehen von einer vielleicht doch eher kurzlebigen Mode namens bürgerlichem Realismus von noch nicht mal zweihundert Jahren sind in der gut dreitausendjährigen Geschichte der Literatur Erzählungen mit Elfen, Drachen, Riesen, Zwergen und Monstern in der Literatur aber nun mal eher die Regel, denn die Ausnahme. Mir jedenfalls wäre es daher auch viel lieber, in unseren Buchhandlungen anstelle der eigens für Fantasy reservierten Regale spezielle Abteilungen für jene Bücher zu sehen, in denen garantiert keine solchen Phantasiegeschöpfe und keine Zauberei vorkommt: quasi das literarische Pendant zum Nichtschwimmerbecken im Freibad oder der Schonkost für Menschen mit empfindlichen Mägen.
Also vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue, und lesen Sie Patrick Rothfuss. |
und:
Zitat: | Ich würde die Amerikanerin Elizabeth Kostova mit „Der Historiker“ empfehlen. Außerdem Jack Vance, Stephen King und James Tiptree Jr. Ich persönlich habe zwischen 10 und 20 ein ausgesprochenes Faible für Vampir-, SF- und Fantasyromane gehabt und habe es immer noch. Gegenüber dieser Art von Literatur gibt es leider viel hohle Arroganz. |
_________________ Ich lebe in meiner eigenen Welt.
Das ist okay, man kennt mich dort. |
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Poolshark Klammeraffe
Alter: 42 Beiträge: 827 NaNoWriMo: 8384 Wohnort: Berlin
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16.09.2016 12:50
von Poolshark
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Wo wir grad bei Rothfuss sind: https://www.youtube.com/watch?v=QFI30pcv4sM (englisch)
Quintessenz: die reinen Literaten mit ihrem Fantasy-Snobismus sollen mal die Füße stillhalten. Sie sind schließlich immer noch die Neuankömmlinge in der Literatur. Nach ein paar tausend Jahren Fantastik.
_________________ "But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro |
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sleepless_lives Schall und Wahn
Administrator Alter: 58 Beiträge: 6460 Wohnort: München
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16.09.2016 21:15
von sleepless_lives
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hexsaa hat Folgendes geschrieben: | Denis Scheck, der wohl härteste und scharfsinnigste deutsche Literaturkritiker |
Wer sagt denn so etwas Seltsames? Der Mann kann offensichtlich noch nicht einmal Fantasy von phantastischer Literatur und von Literatur mit phantastischen Elementen unterschieden. Der heutige Durchschnittsfantasyleser würde wahrscheinlich noch nicht einmal Beowulf oder das Gilgamesch-Epos lesen, wenn es als Geschenk auf dem Weihnachtstisch liegen würde, und die behandeln immerhin ähnliche Themen wie High-Fantasy. Genauso wenig Werke des südamerikanischen magischen Realismus und wahrscheinlich 90 % Prozent des Restes, den Scheck uns als irgendwie Fantasy verkaufen will. Kafka oder Calvino im Fantasy-Regal? Warum ist das wohl nicht der Fall? Weil Fantasy sich nicht über phantastische Elemente definiert.
Zitat: | Abgesehen von einer vielleicht doch eher kurzlebigen Mode namens bürgerlichem Realismus von noch nicht mal zweihundert Jahren sind in der gut dreitausendjährigen Geschichte der Literatur Erzählungen mit Elfen, Drachen, Riesen, Zwergen und Monstern in der Literatur aber nun mal eher die Regel, denn die Ausnahme. |
Genauso sind Krieg, Folter, die Todesstrafe, Leibeigenschaft und Sklaverei, Unterdrückung von Frauen in den letzten drei tausend Jahren der Geschichte der Menschheit eher die Regel als die Ausnahme gewesen. Macht das sie erstrebenswert? Das Argument ist unbrauchbar.
_________________ Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)
If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright) |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5398 Wohnort: OWL
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16.09.2016 21:24
von Willebroer
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben: |
Genauso sind Krieg, Folter, die Todesstrafe, Leibeigenschaft und Sklaverei, Unterdrückung von Frauen in den letzten drei tausend Jahren der Geschichte der Menschheit eher die Regel als die Ausnahme gewesen. Macht das sie erstrebenswert? Das Argument ist unbrauchbar. |
Du meinst, nur erstrebenswerte Dinge dürfen Thema der Literatur sein?
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