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Die Dampfnudeln


 
 
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Sonnenstunde
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 39
Beiträge: 15
Wohnort: Nordrhein-Westfalen


Beitrag21.05.2016 23:42
Die Dampfnudeln
von Sonnenstunde
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Hallo liebe Schreib-Verbündete,
inzwischen habe ich mich ein bisschen im Forum eingelebt und kann euch schon sagen: Ich bin wirklich gerne hier!
Also wage ich, nachdem ich mich an Kritiken für einige eurer Texte schon ein wenig versucht habe, nun auch den zweiten Schritt und stelle euch heute einen meiner Texte vor.
Viel Spaß!

--------------------------------------------

Die Dampfnudeln

Noch eine halbe Stunde.  Zufrieden ließ Tiffy den Blick von der kleinen Uhr im Regal zurück zum Badezimmer-Spiegel wandern.  Die Frisur war schon mal gelungen. So oft sich Tiffy auch ärgerte über ihre hellen Kräusel-Haare, die meistens einfach nicht liegen wollten – heute fielen sie in weichen sanften Wellen.

Noch 30 Minuten bis ihre Gäste kamen. In aller Seelenruhe frischte Tiffy den Lidschatten auf. Karamell-braun. Na klar. Eine perfekte Bühne für hellblaue Augen.  Kurz überlegte sie, auch Lippenstift aufzutragen. Nein, das würde sich doch gar nicht lohnen. Sobald ihre Freunde am Tisch säßen, würden sie sich ja eh gleich alle über die köstlichen Dampfnudeln hermachen, die in diesem Moment noch im Ofen ihrer Vollendung entgegen backten.

Sehr stolz war Tiffy auf die Idee, zu ihrem Geburtstag Dampfnudeln zu servieren. Das ist doch mal was anderes. Und sehr stolz war sie auch auf das Rezept. So wir ihre Oma sie immer machte, fand man es schließlich in keinem Kochbuch und auf keiner Internetseite.
Tiffy glaubte nicht, dass von ihren Gästen schon mal jemand selbstgemachte Dampfnudeln gegessen hatte. Peter und Daria waren sowieso im Backen nicht sonderlich bewandert. Und Lara? Lara mit ihren immer so perfekten Häppchen, mit dem perfekten Haushalt? In deren Wohnung sich Tiffy immer etwas unzulänglich fühlte, weil Lara immer so durchorganisiert und picobello war? Lara mit den perfekten Cupcakes? Eher nicht.

Ein warmes Gefühl der Vorfreude stieg in Tiffy auf, zog sich vom Magen hoch bis über Hals und Wangen. Ja, sie freute sich auf die Feier, freute sich darauf, ihre drei ältesten Freunde mal wieder zu sehen. Und ja, sie freute sich auch darauf, so richtig Eindruck zu schinden mit ihren tollen Dampfnudeln, die eigentlich jeden Moment…

Da war es, das Klingeln ihrer Muffin-förmigen Eieruhr, das ihr jedes Mal einen kleinen Stich versetzte, eine Mischung aus freudiger Erwartung und Anspannung.

Ein letzter strahlender Blick in den Spiegel . Aussehen gelungen. Kurzer Rundumblick. Bad perfekt sauber, wie der Rest der Wohnung ja auch, hatte ja auch lang genug gedauert.  Dann also schnell in die Küche, die Dampfnudeln warteten.

Tiffy öffnete die Küchentür -  und blieb abrupt auf der Schwelle stehen. Der feurig-kokelige Geruch war eine Beleidigung für ihre Nase und – viel schlimmer noch – versetzte das Herz jeder Bäckerin in Angst und Schrecken.
Es roch angebrannt. Aber das konnte doch nicht sein! Schließlich machte sie die Dampfnudeln nicht zum ersten Mal. Und dass sie die Zeit korrekt eingestellt hatte, wusste sie ganz genau, weil sie sich so blöd vorgekommen war, als sie extra nochmal in die Küche zurück gelaufen war, um es zu kontrollieren.
Bestimmt waren es nicht ihre Dampfnudeln. Unmöglich. Vielleicht zog der Geruch aus einer der Nachbarwohnungen herein. Oder der Herd! Im Herd klebte ein alter Essensrest. Ja, das musste es sein.
Essensrest? Der Zweifel nagte an ihr. Hätte da nicht auch schon beim letzten Mal was stinken müssen?

Der Blick in den Ofen machte allem Rätseln ein Ende.
Wo duftende, goldgelbe Dampfnudeln dicht an dicht in der Form hätten sitzen sollen, sah Tiffy nur kohlrabenschwarze Briketts.
Warum? Wie kann das sein? Tiffy schluckte. Nun gut, es hilft nichts, erst mal den Ofen ausschalten. Und da sah sie es. 230°C! Der Ofen war viel zu heiß eingestellt!
„Jemand hat mir die Temperatur verstellt.“, war ihr allererster Gedanke.
Ja klar! Tiffy schnaubte unwillkürlich durch die Nase, als ihr die Lächerlichkeit dieses Gedanken auffiel. Der einzige „Jemand“ in dieser Wohnung war sie selbst.

Sie stellte sich wieder gerade hin,  trat einen Schritt zurück und stieß in ihrer engen Küche an den großen Küchenschrank. Das war es. Sie hatte die Küche aufgeräumt, nachdem sie die Dampfnudeln in den Ofen geschoben hatte. Dabei hatte sie sich zwischen der offen stehenden Schranktür und dem Herd hindurchgeschoben. Sie erinnerte sich sogar daran, wie sie den Herd mit der Hüfte gestreift hatte.
Tatsächlich, der einzige „Jemand“ in dieser Wohnung hatte ihr die Temperatur verstellt.

Einen traurigen Anblick boten die verkohlten Dampfnudeln vor ihr. Tiffy hob dem Blick und fühlte wie die Verwunderung verschwand und Platz machte für die Panik, die sie nun überkam.
Noch 15 Minuten! Und nichts zum Servieren! Pure Vanille-Soße? Na großartig!
„Ok, bleib ruhig, denk nach.“, sagte Tiffy sich. „Welche Möglichkeiten gibt es?“
Neu backen?  Unmöglich, dafür bräuchte sie viel zu lange.
Etwas Tiefgefrorenes auftauen? Nein, auch das war keine Lösung. In ihrem Tiefkühlfach befand sich lediglich eine Tüte Erbsen.
Schnell zum Bäcker? Zu knapp! Kein Auto da. Hin und zurück bräuchte sie zu Fuß  fünfundzwanzig Minuten.

Es war schlimm. Nicht nur konnte sie den Freunden nichts anbieten, sie verpasste auch die Gelegenheit, ihnen endlich mal die Dampfnudeln zu präsentieren, auf die sie doch so stolz war. Und noch etwas wurmte sie ganz gewaltig. Am liebsten hätte sie es sich selbst gegenüber nicht zugegeben, denn sie war doch eine ihrer liebsten Freundinnen, doch es war so. Besonders ärgerlich war, dass sie nun Lara gegenüber so eine Schlappe zugeben musste. Total verbrannt, so was würde Lara sicherlich niemals passieren. Tiffy öffnete das Fenster. Lara musste es ja nicht gleich riechen, wenn sie zur Tür herein kam.
Und was nun?

Tiffy dachte daran, Peter und Daria anzurufen und sie zu bitten, unterwegs beim Bäcker anzuhalten und etwas mitzubringen. Aber nein, beide kamen von so weit her, dass sie inzwischen mit Sicherheit schon unterwegs waren. Am Steuer auf das Handy zu gucken, das würde keiner von beiden machen.
Blieb nur… Lara. Lara wohnte in der Nähe und würde vermutlich erst in ein paar Minuten losfahren -  mit dem Auto. Tiffy kniff die Lippen zusammen.

Es war so peinlich, so peinlich. Ausgerechnet Lara sollte doch das ganze am besten überhaupt nicht mitkriegen. Seit Jahren versuchte Tiffy, mit ihr in Sachen Haushalt und Küche gleichzuziehen. Und schaffte es jetzt wieder nicht. Wieder würde sie sich fühlen, als hätte sie zu Hause nichts im Griff. Tiffy nahm das Handy in die Hand, suchte Lara in der Kontaktliste heraus... Sie brachte es einfach nicht über sich. Nicht als Telefonat. Sie wollte nicht Laras unmittelbare Reaktion miterleben.
Eine Nachricht schreiben. Ok, das als Kompromiss. „ Dampfnudeln verbrannt, kannst du beim Bäcker vorbei und Kuchen für uns vier besorgen?“  Tiffy beschloss, es darauf ankommen zu lassen. Wenn Lara sie rechtzeitig las, ok. Und wenn nicht… naja, dann müsste man sehen.

Als sie den Blick wieder hob, fielen ihr die verunglückten Dampfnudeln ins Auge. Kein Wunder, dass der Gestank sich noch kein bisschen verflüchtigt hatte! Die Geruchsquelle musste weg, schnell.
Nachdem Tiffy die Dampfnudeln entsorgt und auch gleich noch dem Müll rausgebracht und die Form abgespült hatte, klingelte es an der Tür.

Ok, Showdown.

Die Treppe herauf kam Lara. Mit einer großen Kuchenplatte auf dem Arm. Und Tiffy merkte wie dieses Vorfreude-Gefühl von vorhin sich plötzlich wieder in ihrem Bauch ausbreitete.
Da war sie, ihre liebe Lara, ihre Freundin seit Jahrzehnten. Und nach der großen Aufregung, tat es einfach gut, sie zu sehen, egal wie perfekt ihre Kochkünste auch waren.

Offen strahlte Lara sie an. „Ganz herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine Liebe! Du hattest Dampfnudeln für uns und sie sind verbrannt?“
Tiffy konnte sich nur wundern, wie Lara es eigentlich schaffte, auf dem linken Arm ein voll bepacktes Papp-Tablett und auf der rechten Schulter ihre überdimensionale Designer-Handtasche zu  balancieren und ihr trotzdem noch mit einer festen Umarmung zu gratulieren.

Lara stöckelte bereits in die Küche. „ Die nach dem Rezept deiner Oma? Mensch, das ist aber so schade! Seit Jahren komme ich mir ein bisschen unzulänglich vor neben dir, weil ich nach Internet-Rezepten koche, während du so richtig tolle alte Familienrezepte von deiner Oma hast! Und jetzt hätte ich fast die Chance gehabt… „
Lara hatte den Kuchen auf der Anrichte abgestellt und schlüpfte nun mit Schwung aus ihrer braunen Lederjacke. „Aber weißt du was, Tiffy? Es hat doch auch sein Gutes: Ich hab die tollsten Törtchen für uns besorgt. Bin schnell bei der Konditorei Meyer vorbeigedüst. Die sind mein Lieblingsladen und mein absoluter Geheimtipp. Soll ich dir mal was sagen?“
Lara trat einen Schritt näher, streckte den Kopf vor und grinste verschwörerisch. „Du erinnerst dich an meine letzten beiden Geburtstage? An diese köstlichen Cupcakes? Kauf ich auch immer da!“

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MoL
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Beitrag22.05.2016 10:08

von MoL
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Liebe Sonnenstunde!

Zunächst einmal: Ich stolpere grade zu Anfang über Deinen Satzbau.
Beispiel: "So oft sich Tiffy auch ärgerte über ihre hellen Kräusel-Haare"
warum nicht "So oft sich Tiffy über ihre hellen Kräusel-Haare ärgerte"?

Dann ... nenn mich zynisch, aber mir ist die Geschichte schlichtweg zu nett, um mich anzusprechen. Nette Idee, nett geschrieben, aber das war es auch von meiner Seite.
Ist wohl auch Geschmackssache, aber das ist mir einfach zu harmlos: Die Nudeln brennen an, die beneidete Freundin outet sich, auch nicht selbst gebacken und die Hauptfigur beneidet zu haben. Ist mir einfach ... ja, zu harmlos.
Wenn das jetzt so eine richtige Giftzicken-"Freindschaft" gewesen wäre. Oder ein anderer beim Bäcker gewesen und durch einen Zufall Lara gesehen und enttarnt hätte, wie sie dort ihren angeblich immer selbstgemachten Nachtisch kauft, irgendwie sowas. Verstehst Du, was ich meine?

Ist mir einfach zu lieb. Ich bin`s nämlich nicht. Embarassed

LG, MoL

PS: Die Sache mit der Hüfte-an-Herd gefällt mir richtig gut! Ist mir nämlich auch schon oft passiert, tolle Idee! Smile
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Jack Burns
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Beitrag22.05.2016 12:37

von Jack Burns
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Hallo Sonnenstunde,
Ich würde gerne erfahren, ob es sich um eine Kindergeschichte oder Literatur für Erwachsene handelt. Nur um es richtig einzuordnen.

Gruß
Jack


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Sue Rovia
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Beitrag22.05.2016 13:08

von Sue Rovia
Antworten mit Zitat

Jack Burns hat Folgendes geschrieben:

Ich würde gerne erfahren, ob es sich um eine Kindergeschichte oder Literatur für Erwachsene handelt. Nur um es richtig einzuordnen


Mit Verlaub,  aber die Frage ist schon eine Beleidigung aller Kinder.
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Einar Inperson
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Beitrag22.05.2016 13:14

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Sue Ulmer hat Folgendes geschrieben:
Jack Burns hat Folgendes geschrieben:

Ich würde gerne erfahren, ob es sich um eine Kindergeschichte oder Literatur für Erwachsene handelt. Nur um es richtig einzuordnen


Mit Verlaub,  aber die Frage ist schon eine Beleidigung aller Kinder.


Sorry, schwach Sue, wirklich schwach.


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Rheinsberg
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Beitrag22.05.2016 13:16

von Rheinsberg
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Mal langsam, Leute.
Es ist eine Geschichte, die durchaus vernünftig aufgebaut und anständig geschrieben ist. Nirgendwo steht, dass im Einstand nur hohe Literatur gepostet werden dürfe.
Auch formal ist für mich alles in Ordnung.
Und wenn ich vergleiche, was in manchen gutverkauften Büchern steht, dann würde eine solche Episode dort nicht unbedingt unangenehm auffallen.

Der Handlung fehlt ein wenig der Pep, das stimmt wohl. Um aber erst mal einen Versuch loszulassen, welche Art von Kritiken man bekommt, ist sie sicher geeignet - wie ja gerade zu lesen ist.


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Jack Burns
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Beitrag22.05.2016 13:22

von Jack Burns
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Also, der Text ist durchaus ordentlich geschrieben. Ausdruck, Grammatik und Satzstrukturen zeugen von handwerklichem Können.
Meine Frage war ernst gemeint.
Ich lese Neff-Nichten manchmal Kinderbücher vor und die Schlichtheit des Inhalts erscheint mir vertraut.

Jack


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Sue Rovia
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Beitrag22.05.2016 13:28

von Sue Rovia
Antworten mit Zitat

Einar Inperson hat Folgendes geschrieben:
Sue Ulmer hat Folgendes geschrieben:
Jack Burns hat Folgendes geschrieben:

Ich würde gerne erfahren, ob es sich um eine Kindergeschichte oder Literatur für Erwachsene handelt. Nur um es richtig einzuordnen


Mit Verlaub,  aber die Frage ist schon eine Beleidigung aller Kinder.


Sorry, schwach Sue, wirklich schwach.


Kein Problem. Auch Schwäche kann den Menschen adeln.

Ich will aber hinzufügen,  was wohl missverstanden wurde: Ich habe nicht gesagt, die Geschichte sei schlecht oder unlesbar,  und deswegen zu schlecht , um ein KinderBuch zu sein.
Wenn ich sage, dass die Frage meines Kollegen Jack Burns Kinder beleidigt, dann ganz einfach deswegen, weil wir Kindern damit unterstellen, sie würden sich für das Erschaffen von Dampfnudeln,  für Lippgloss, für perfekt bemalte Augen interessieren, als wären Kinder lediglich daran interessiert , Erwachsene zu imitieren. Ich weiß schon, dass wir das als Gesellschaft gern so fordern, aber es gibt nun einmal ein Alter, in dem ist Backen einfach nur langweilig.  
Es ist gemein, das zu leugnen. Mehr wollte ich nicht ausdrücken mit meinem Kommentar.
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Sonnenstunde
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Beitrag22.05.2016 14:38

von Sonnenstunde
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Hallo ihr Lieben!
Wow, dass diese kleine Geschichte eine solche Diskussion provozieren könnte, hätte ich nicht gedacht! Shocked

Lieber Jack, als ich deine Frage las, sah ich ja schon die Gewitterwolken auf mich zukommen. Ich bin froh, dass sie wohl doch an mir vorüber ziehen. Laughing Gleichzeitig fühlte ich mich ein bisschen ertappt, denn die Kinder- und Jugendliteratur ist tatsächlich ein Bereich in dem ich mich viel und gerne bewege. (Bin ich etwa so durchschaubar?)
Nicht aber in dieser Geschichte.
Ich bin überzeugt, dass auch Kinder das Thema der Ambivalenz in einer zwischenmenschlichen Beziehung nachvollziehen können. Dass man jemanden gleichzeitig von Herzen lieben und dennoch beneiden oder sich daneben unzulänglich fühlen kann, weiß wohl (fast) jeder, der Geschwister hat.
Das Ringen darum, zu einer "guten" Hausfrau und Gastgeberin zu reifen, interessiert Kinder meiner Meinung nach aber wohl eher nicht.
Oder?
Gedacht ist die Geschichte für eine Leserschaft in den 20ern, vielleicht noch Anfang 30.

In diesem Alter sind übrigens auch Tiffy und Lara. Ganz bewusst habe ich diese Information aber nicht eindeutig hinein geschrieben, denn ich wollte herausfinden, ob die Geschichte auch bei einer älteren Leserschaft funktioniert, die sich eventuell die Figuren dann eher im eigenen Alter vorstellt.

Dass das offenbar eher nicht so gut funktioniert, darauf liefert mir deine Kritik, liebe MoL, einen guten Hinweis, daher danke ich dir für deine Antwort und für deine Ehrlichkeit.

Tatsächlich erschien mir eine kleine Geschichte mit schlichter Handlung als guter Einstieg, um zum ersten Mal hier Fuß zu fassen, das hast du ganz richtig erkannt, liebe Rheinsberg.

Die Schlichtheit hat aber auch noch einen anderen Grund. Die Geschichte ist das Ergebnis einer Übung, deren Bedingungen lautete: Ein Konflikt, ein Handlungsstrang, anfangs steht nur eine Person, die von einer Situation, in der alles wunderbar ist, in eine Konfliktsituation gerät.
Das wollte ich euch aber lieber nicht von Anfang erzählen. Eigentlich sollte eine Geschichte ja für sich alleine wirken können...

Vielen Dank, dass ihr euch mit meinem Text auseinander setzt!
Liebe Grüße, Sonnenstunde
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Einar Inperson
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Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag22.05.2016 18:01

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Sue Ulmer hat Folgendes geschrieben:
Einar Inperson hat Folgendes geschrieben:
Sue Ulmer hat Folgendes geschrieben:
Jack Burns hat Folgendes geschrieben:

Ich würde gerne erfahren, ob es sich um eine Kindergeschichte oder Literatur für Erwachsene handelt. Nur um es richtig einzuordnen


Mit Verlaub,  aber die Frage ist schon eine Beleidigung aller Kinder.


Sorry, schwach Sue, wirklich schwach.


Kein Problem. Auch Schwäche kann den Menschen adeln.

Ich will aber hinzufügen,  was wohl missverstanden wurde: Ich habe nicht gesagt, die Geschichte sei schlecht oder unlesbar,  und deswegen zu schlecht , um ein KinderBuch zu sein.
Wenn ich sage, dass die Frage meines Kollegen Jack Burns Kinder beleidigt, dann ganz einfach deswegen, weil wir Kindern damit unterstellen, sie würden sich für das Erschaffen von Dampfnudeln,  für Lippgloss, für perfekt bemalte Augen interessieren, als wären Kinder lediglich daran interessiert , Erwachsene zu imitieren. Ich weiß schon, dass wir das als Gesellschaft gern so fordern, aber es gibt nun einmal ein Alter, in dem ist Backen einfach nur langweilig.  
Es ist gemein, das zu leugnen. Mehr wollte ich nicht ausdrücken mit meinem Kommentar.


Liebe Frau von Ulmer,

na ja, manchmal muss man halt etwas ansprechen, was sehr irriitierend ankommt. Very Happy

Liebe Sonnenstunde,

eigentlich müsste ich auch etwas zu deiner Geschichte sagen. Ich lasse das, weil es einfach nicht die Art von Text ist, die mich interessiert.

Lediglich das, was Rheinsberg schon angemerkt hat, möchte ich wiederholen. An Stil und Aufbau gibt es nichts Gravierendes zu bemängeln.

Vielleicht ein weiterer Einwand. Mit der von mir gestrichenen Passage erklärst du für mein Lesen zu viel. Rezept von Oma, Internetrezepte, Familienrezepte. All das weiß der Leser schon aus dem Vorherigen.

Und dazu nimmst du deiner Geschichte Tempo und eben die Prise Pep, die Rheinsberg auch schon benannt hat.

Sonnenstunde hat Folgendes geschrieben:
Offen strahlte Lara sie an. „Ganz herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine Liebe! Du hattest Dampfnudeln für uns und sie sind verbrannt?“
Tiffy konnte sich nur wundern, wie Lara es eigentlich schaffte, auf dem linken Arm ein voll bepacktes Papp-Tablett und auf der rechten Schulter ihre überdimensionale Designer-Handtasche zu balancieren und ihr trotzdem noch mit einer festen Umarmung zu gratulieren.

Lara stöckelte bereits in die Küche. „ Die nach dem Rezept deiner Oma? Mensch, das ist aber so schade! Seit Jahren komme ich mir ein bisschen unzulänglich vor neben dir, weil ich nach Internet-Rezepten koche, während du so richtig tolle alte Familienrezepte von deiner Oma hast! Und jetzt hätte ich fast die Chance gehabt… „
Lara hatte den Kuchen auf der Anrichte abgestellt und schlüpfte nun mit Schwung aus ihrer braunen Lederjacke. „Aber weißt du was, Tiffy? Es hat doch auch sein Gutes: Ich hab die tollsten Törtchen für uns besorgt. Bin schnell bei der Konditorei Meyer vorbeigedüst. Die sind mein Lieblingsladen und mein absoluter Geheimtipp. Soll ich dir mal was sagen?“
Lara trat einen Schritt näher, streckte den Kopf vor und grinste verschwörerisch. „Du erinnerst dich an meine letzten beiden Geburtstage? An diese köstlichen Cupcakes? Kauf ich auch immer da!“


Also ich finde, ohne die gestrichene Stelle würde nichts fehlen.

Sonnenstunde hat Folgendes geschrieben:
Offen strahlte Lara sie an. „Ganz herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine Liebe! Du hattest Dampfnudeln für uns und sie sind verbrannt?“
Tiffy konnte sich nur wundern, wie Lara es eigentlich schaffte, auf dem linken Arm ein voll bepacktes Papp-Tablett und auf der rechten Schulter ihre überdimensionale Designer-Handtasche zu balancieren und ihr trotzdem noch mit einer festen Umarmung zu gratulieren.

Lara hatte den Kuchen auf der Anrichte abgestellt und schlüpfte nun mit Schwung aus ihrer braunen Lederjacke. „Aber weißt du was, Tiffy? Es hat doch auch sein Gutes: Ich hab die tollsten Törtchen für uns besorgt. Bin schnell bei der Konditorei Meyer vorbeigedüst. Die sind mein Lieblingsladen und mein absoluter Geheimtipp. Soll ich dir mal was sagen?“
Lara trat einen Schritt näher, streckte den Kopf vor und grinste verschwörerisch. „Du erinnerst dich an meine letzten beiden Geburtstage? An diese köstlichen Cupcakes? Kauf ich auch immer da!“


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Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag22.05.2016 21:41

von MoL
Antworten mit Zitat

Sonnenstunde hat Folgendes geschrieben:


In diesem Alter sind übrigens auch Tiffy und Lara. Ganz bewusst habe ich diese Information aber nicht eindeutig hinein geschrieben, denn ich wollte herausfinden, ob die Geschichte auch bei einer älteren Leserschaft funktioniert, die sich eventuell die Figuren dann eher im eigenen Alter vorstellt.

Dass das offenbar eher nicht so gut funktioniert, darauf liefert mir deine Kritik, liebe MoL, einen guten Hinweis, daher danke ich dir für deine Antwort und für deine Ehrlichkeit.



Nein, daran liegt es meiner Meinung nach nicht, liebe Sonnenstunde.
Aber zunächst einmal: Nachdem ich die Aufgabenstellung Deiner Übung gelesen habe, muss ich sagen: Das hast Du wirklich sehr gut gelöst, prima! Das ist auch ein nicht zu verachtendes Talent, weißt Du? Dass man überhaupt etwas mit einer so starren Aufgabenstellung anfangen kann. Klasse, das wird Dir z.B. bei Schreibwettbewerben sicher mal von großem Nutzen sein! Smile

Jetzt nochmal zum Text und warum er mich nicht anspricht: Es ist einfach ... so banal. Harmlos, alltäglich. Natürlich ist der Text authentisch, keine Frage. Und spiegelt wieder, was sicher schon tausend mal auf der Welt passiert ist.
Ist mir nur leider langweilig.
Ist Dir die "tragische Fallhöhe" ein Begriff? Um es mal kurz und knackig zu formulieren: Keinen Menschen juckt es, wenn ich betrunken irgendwelche Discostufen runterfalle, aber wenn das z.B. Dieter Bohlen passieren würde, der ja reich und berühmt ist, dann wären am nächsten Tag die Klatschzeitungen voll davon.
Ist eben so.

Für Dich heißt das, dass Du Deine Figur/en erstmal auf ein Podest "erheben" musst - und sie anschließend mit Schmackes hinunter stößt. Anfänge hast Du gemacht, indem Du Tiffy darüber "erzählen" lässt, wie perfekt Lara immer ist. Das reicht allerdings leider nicht aus, um sie für mich interessant genug zu machen, weißt Du? Das könnte man - um bei dem Vergleich zu bleiben - jetzt gerne mit Prominenten vergleichen. Weder Lara noch Tiffy sind für mich als Leser Promis, nichtmal C-Promis, die ich für Baumarkteröffnungen buchen würde!

Tiffy ist die Identifikationsfigur Nummer 1. Aber irgendwie ist sie mir zu fremd, zu unvertraut, um bei mir dieses "Hach ja, kenne ich, die Arme!" zu erzeugen. Dafür müsste sie schon - sorry, Tiffy! - mehr leiden! Ich z.B. koche oft umschwirrt von kleinen Kindern. Da ganz in Ruhe und allein zu kochen, erscheint mir eher paradisisch - sorry, kein Mitleid. Ich hoffe, Du verstehst, wie ich das meine, Very Happy, ich drücke mich glaube ich gerade ziemlich schwurbelig aus.

Lara ist diejenige mit dem größten "Promifaktor": Sie ist die Perfekte, die wir heimlich beneiden und unheimlich doof finden. Aber auch hier reicht es für mich einfach nicht aus. Klingt jetzt vielleicht doof, aber man muss Dinge, die, würden sie uns selbst geschehen, reichlich aufregend wären, schon arg zuspitzen, damit sie auch für andere interessant werden.

Dies nur nochmal zur Erlärung meines Kommentars. Ist wie gesagt oft auch einfach Geschmacksache. Hast Du Dich schon einmal an einem Mord versucht? Wink
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Sonnenstunde
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Beitrag22.05.2016 23:27

von Sonnenstunde
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Danke, Einar!
Ich gebe zu, im ersten Moment war ich von deinem Vorschlag überrascht - dachte ich doch, darzustellen, dass auch Lara ihre Komplexe vor Tiffy hat, sei sehr wichtig. Aber nein, du hast recht, die erneute Rezept-Schwafelei nervt eigentlich. Die Cupcakes-Pointe reicht auch.
Vor allem aber hast du mich durch deinen Vorschlag gelehrt, nach Änderungen (in der ersten Fassung war die Pointe etwas anders) nochmals alle Elemente eines Abschnitts auf ihre Wirkung und Wichtigkeit im neuen Gesamt-Zusammenhang zu überprüfen. Gewiss eine wichtige Lektion! Also vielen Dank!

Und liebe MoL, dir ein ganz besonders dickes Dankeschön! Dass du mir nun nochmal so detaillierte Hilfestellung gibst, finde ich wirklich toll!
Bis hierhin hatte ich verstanden: Sprache ok, Geschichte nett, aber zu platt.
Nur was genau ihr euch für die Geschichte mehr gewünscht hättet, dahinter war ich noch nicht so richtig gekommen. Denn gerade das Alltägliche, das aus dem Leben Gegriffene, gerade die Tatsache, dass das so ähnlich jedem passieren könnte, hat für mich den besonderen Reiz der Geschichte ausgemacht.
Nun verstehe ich schon ein bisschen besser.
Die "tragische Fallhöhe" war mir bisher kein Begriff, hier hast du mir gerade so richtig etwas beigebracht. Ich glaube, ganz gut verstanden zu haben, was du meinst. Du hast mich allerdings motiviert, das Thema auch noch selbst weiter zu recherchieren und ich freue mich gerade richtig darüber, etwas Neues entdeckt zu haben! Smile
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Federfarbenfee
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Beitrag23.05.2016 01:28

von Federfarbenfee
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Liebe Sonnenstunde,

Deine Geschichte ist so freundlich und warm wie Dein Nick! Smile

Allerdings kommt sie ein wenig naiv daher. Eine Naivität, die Deinen Kommentaren etwa gänzlich fehlt und die mich daher um einiges mehr überzeugen.

Die von Einar angesprochene Passage würde ich auch eliminieren.

Ebenso wie den Satz "Und sehr stolz war sie auch auf das Rezept." Der klingt etwas holprig.

Und eine Frage hätte ich noch: Sind das nicht eher Rohrnudeln als Dampfnudeln? Übrigens beides sehr lecker. Smile

Herzliche Grüße
Mary
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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

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Beiträge: 1444



Beitrag23.05.2016 10:31

von Jack Burns
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Hallo Sonnenstunde,
Nach mehrmaligem Lesen kann ich keine ironische Distanz zur Protagonistin erkennen. Weder sie selbst, noch die Randfiguren oder die Erzählerin stellen zu irgendeinem Zeitpunkt ihr Handeln und Denken in Frage. In einem Erzählton, der nicht erwachsenen Lesern, sondern den Figuren der Geschichte angemessen erscheint, wird hier ein Frauenbild präsentiert, über das meine Großmutter entsetzt gewesen wäre. Ich versuche herauszufinden, was dieser Text transportieren soll. Ein Abziehbild der westdeutschen Kleinbürgerdylle der 50er Jahre? Oder ist es eine Parodie auf Frauen, die den Sinn des Lebens in einem perfekt geführten Haushalt und der Aufbereitung ihres Äußeren suchen?
Dafür sehe ich keine Anzeichen. Ich muss annehmen, dass der dargestellte Konflikt - Oh Gott! Mein Kuchen ist verbrannt. Was sollen die anderen von mir halten - tatsächlich ernst gemeint ist.
Die Spannungslosigkeit wurde schon mit netten Worten "kritisiert". Ich muss sagen, dass mir das vermittelte Wertesystem und seine Wirkung auf sehr junge, noch ungeformte Leserinnen, weit mehr Sorgen bereitet, als die unermessliche Banalität der Geschichte.

Gruß
Jack


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Sonnenstunde
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Wohnort: Nordrhein-Westfalen


Beitrag23.05.2016 13:48

von Sonnenstunde
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Hallo Jack Burns,
ganz recht, der Text ist keine Satire auf das Wertesystem der 50er.
Ganz recht, der dargestellte Konflikt ist ernst gemeint.
Allerdings lautet der dargestellte Konflikt nicht, wie von dir verstanden
Zitat:
Oh Gott! Mein Kuchen ist verbrannt. Was sollen die anderen von mir halten

sondern
"Oh Gott! Mein Kuchen ist verbrannt. Ich verpasse knapp die Gelegenheit mit der Person gleichzuziehen, die mir immer ein Stück voraus ist."

Dass du mir unterstellst, mit der Geschichte eine 50er-Jahre-Moral oder eine Heimchen-an-den-Herd-Lobhudelei transportieren zu wollen, schockiert und, ja, trifft mich.

Du fragst, ob es hier um eine Frau geht, die "den Sinn des Lebens in einem perfekt geführten Haushalt..." sucht.
Nein, ganz sicher nicht. Denn Tiffys Haushalt ist alles andere als perfekt. Das ist ja gerade das Problem.
Der Text macht extra einen Schlenker (bevor sie das Bad verlässt) in dem darauf hingewiesen wird, dass es lange gedauert hat, die Wohnung auf Vordermann zu bringen.

Du fragst, ob es hier um den Konflikt geht "Was sollen die anderen von mir halten?"
Nein, es geht nicht um die anderen. Es sind ja noch zwei Gäste unterwegs, die anzurufen kein Problem für Tiffy gewesen wäre, wären da nicht die äußeren Umstände.
Es geht ganz konkret um Lara.
Der Konflikt besteht in der Ambivalenz in dieser Freundschaft.

Die zentrale Frage ist: Warum kann Tiffy nicht einfach mit den Schultern zucken und abwarten bis alle Gäste da sind?
Tiffy hat wegen ihres Haushalts im Kontrast zu Lara einen Komplex. Und Komplexe veranlassen uns leider zu den irrationalsten Verhaltensweisen.
Sicherlich fehlen ihr hier auch ein Stück weit die Reife und die innere Größe, da hast du ganz recht.

Lass mich versuchen, die den Konflikt mit einem anderen Bild zu zeigen, das die vielleicht eher liegt:
Stell dir vor, du bist ein leidenschaftlicher Hobbyschriftsteller.
Stell dir vor, du hältst dich für mindestens genauso gut wie deinen Bruder, der ebenfalls Hobbyschriftsteller ist, es aber im Gegensatz zu dir bereits zu einigen Veröffentlichungen und Preisen gebracht hat. Du liebst deinen Bruder, die deutlich größere Aufmerksamkeit, die seinen Werken zugute kommt, jedoch wurmt dich.
Stell dir vor, man hat für die nächste große Familienfeier DICH gebeten, einen deiner Texte vorzulesen.
Du hast auf deinem Tablet einen neuen Text dabei, der einfach genial ist, das beste, was du je verfasst hast.
Stell dir vor, kurz bevor du mit deiner Lesung beginnen willst, stellst du fest, das dein Tablet einen Virus hat und der ganze Text verloren ist.
Unglücklich? Enttäuscht? Sauer?
Stell dir vor, um die Lücke zu füllen, soll nun dein Bruder etwas lesen.
Ja genau. DAS ist der Konflikt.

Da es ja hier für mich darum geht, herauszubekommen, was ich an diesem Text hätte besser machen können und/oder bei folgenden besser machen kann, bringt deine Kritik mich ins Grübeln.
Dass der Vorwurf der 50er-Jahre-Moral kommen könnte, hätte ich mir nie träumen lassen!
Was habe ich nur falsch gemacht, dass du den Text so missverstehen konntest?

Ich frage mich, ob es ein Fehler war, das Überthema Haushalt/Backen zu wählen, denn vielleicht gerät man damit all zu leicht in die 50er-Ecke.
Andererseits gefiel mir die Ausgangssituation der Geschichte gerade WEGEN ihrer Alltäglichkeit.
Und mal ehrlich, Jack: Wenn du Gäste erwartest, versuchst du dann nicht, ihnen ein besonders gutes Essen vorzusetzen?

Ich frage mich, ob ich noch mehr über Tiffys Komplex gegenüber Lara hätte schreiben sollen.
Tatsächlich hatte ich eher befürchtet, ihr würdet mir rückmelden, ich solle weniger darüber schreiben. Das Thema "Laras perfekter Haushalt" kommt in dieser kurzen Geschichte immerhin gleich drei Mal.
(Auch galt es ja, im Rahmen der Übung eine gewisse Textlänge nicht zu überschreiten, aber das nur nebenbei.)

Leider lässt mich deine Kritik etwas ratlos zurück.

Eine Bitte zuletzt: Du erwähnst einen
Zitat:
Erzählton, der nicht erwachsenen Lesern, sondern den Figuren der Geschichte angemessen erscheint

Hier wittere ich einen Kritikpunkt, aus dem ich potentiell noch viele Lehren ziehen könnte. Dafür wäre es toll, wenn du das nochmal ein wenig konkretisieren könntest.
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Graven
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 281



Beitrag23.05.2016 19:16
Re: Die Dampfnudeln
von Graven
Antworten mit Zitat

Hallo Sonnenstunde,

Auch wenn ich die Meinung, die Geschichte sei zu brav, mit den anderen teile, finde ich sie nicht schlecht. In dieser Fassung wäre sie für mich der Ausgangsstoff für eine Überarbeitung.

Sie ist gut aufgebaut und hat einen Konflikt. Was ihr fehlt, ist Klarheit und Zuspitzung. Auch behauptest Du oft die Gefühle, ohne das der Leser sie nachempfinden kann. Unten versuche ich Dir an einigen Beispielen mit blauen Markierungen zu zeigen, was ich meine. Meine Kommentare in grün. Nur Vorschläge, damit Du verstehst, was ich meine.

Sonnenstunde hat Folgendes geschrieben:


--------------------------------------------

Die Dampfnudeln

Noch eine halbe Stunde.  Zufrieden ließ Tiffy den Blick von der kleinen Uhr im Regal zurück zum Badezimmer-Spiegel wandern.  Die Frisur war schon mal gelungen. So oft sich Tiffy auch ärgerte über ihre hellen Kräusel-Haare, die meistens einfach nicht liegen wollten – heute fielen sie in weichen sanften Wellen.

Noch 30 Minuten bis ihre Gäste kamen. In aller Seelenruhe frischte Tiffy den Lidschatten auf. Karamell-braun. Na klar. Eine perfekte Bühne für hellblaue Augen.  Kurz überlegte sie, auch Lippenstift aufzutragen. Nein, das würde sich doch gar nicht lohnen. Sobald ihre Freunde am Tisch säßen, würden sie sich ja eh gleich alle über die köstlichen Dampfnudeln hermachen, die in diesem Moment noch im Ofen ihrer Vollendung entgegen backten.

Sehr stolz war Tiffy auf die Idee, zu ihrem Geburtstag Dampfnudeln zu servieren. Das ist doch mal was anderes. Und sehr stolz war sie auch auf das Rezept. Hier behauptest Du, Tiffy sei stolz auf... Zeige das dem Leser, indem Du Tiffys Gedanken mitteilst, ungefähr so: Dampfnudeln zum Geburtstag, das war der beste Geschenk, das Tiffy sich vorstellen konnte. Und den machte sie sich selbst. Weder eine teure Parfümflasche noch eine Ballonfahrt würden sich mit ihnen messen können. Denn endlich, endlich würden ihre Freundinen anerkennen müssen, dass sie, Tiffy, die perfekte Hausfrau war. Sie würden  an dem Abend ihre Diäten vergessen, sie würden sich um die letzte Nudel fast prügeln. Und sie, Tiffy, sie würde ihnen lächelnd zuschauen, und sich weigern, das alte Rezept ihrer Oma zu verraten. Na ja, wenigstens am Anfang. Wenn sie sie lange genug angefleht haben, wenn keine Zweifel mehr an ihrer Perfektion mehr aufkommen dürften, dann gab sie vielleicht das Rezept preis. Schließlich waren es ihre Freundinen. die perfekte Dampfnudeln So wir ihre Oma sie immer machte, fand man es schließlich in keinem Kochbuch und auf keiner Internetseite.
Tiffy glaubte nicht, dass von ihren Gästen schon mal jemand selbstgemachte Dampfnudeln gegessen hatte. Peter und Daria waren sowieso im Backen nicht sonderlich bewandert. Und Lara? Lara mit ihren immer so perfekten Häppchen, mit dem perfekten Haushalt? In deren Wohnung sich Tiffy immer etwas unzulänglich fühlte, weil Lara immer so durchorganisiert und picobello war? Lara mit den perfekten Cupcakes? Eher nicht.

Ein warmes Gefühl der Vorfreude stieg in Tiffy auf, zog sich vom Magen hoch bis über Hals und Wangen. Ja, sie freute sich auf die Feier, freute sich darauf, ihre drei ältesten Freunde mal wieder zu sehen. Und ja, sie freute sich auch darauf, so richtig Eindruck zu schinden mit ihren tollen Dampfnudeln, die eigentlich jeden Moment…

Da war es, das Klingeln ihrer Muffin-förmigen Eieruhr, das ihr jedes Mal einen kleinen Stich versetzte, eine Mischung aus freudiger Erwartung und Anspannung.

Ein letzter strahlender Blick in den Spiegel . Aussehen gelungen. Kurzer Rundumblick. Bad perfekt sauber, wie der Rest der Wohnung ja auch, hatte ja auch lang genug gedauert. Niemand würde mehr vermuten, dass noch vor wenigen Stunden schwarzer Schimmel die Fugen belegte. Jetzt brauchte sie auch die Hauptbeleuchtung nicht mehr ausschrauben, um den Dreck in den Ecken zu verstecken. Dann also schnell in die Küche, die Dampfnudeln warteten.

Tiffy öffnete die Küchentür -  und blieb abrupt auf der Schwelle stehen. Der feurig-kokelige Geruch war eine Beleidigung für ihre Nase und – viel schlimmer noch – versetzte das Herz jeder Bäckerin in Angst und Schrecken.
Es roch angebrannt. Aber das konnte doch nicht sein! Schließlich machte sie die Dampfnudeln nicht zum ersten Mal. Und dass sie die Zeit korrekt eingestellt hatte, wusste sie ganz genau, weil sie sich so blöd vorgekommen war, als sie extra nochmal in die Küche zurück gelaufen war, um es zu kontrollieren.
Bestimmt waren es nicht ihre Dampfnudeln. Unmöglich. Vielleicht zog der Geruch aus einer der Nachbarwohnungen herein. Oder der Herd! Im Herd klebte ein alter Essensrest. Ja, das musste es sein.
Essensrest? Der Zweifel nagte an ihr. Hätte da nicht auch schon beim letzten Mal was stinken müssen?

Der Blick in den Ofen machte allem Rätseln ein Ende.
Wo duftende, goldgelbe Dampfnudeln dicht an dicht in der Form hätten sitzen sollen, sah Tiffy nur kohlrabenschwarze Briketts.
Warum? Wie kann das sein? Tiffy schluckte. Nun gut, es hilft nichts, erst mal den Ofen ausschalten. Und da sah sie es. 230°C! Der Ofen war viel zu heiß eingestellt!
„Jemand hat mir die Temperatur verstellt.“, war ihr allererster Gedanke.
Ja klar! Tiffy schnaubte unwillkürlich durch die Nase, als ihr die Lächerlichkeit dieses Gedanken auffiel. Der einzige „Jemand“ in dieser Wohnung war sie selbst.

Sie stellte sich wieder gerade hin,  trat einen Schritt zurück und stieß in ihrer engen Küche an den großen Küchenschrank. Das war es. Sie hatte die Küche aufgeräumt, nachdem sie die Dampfnudeln in den Ofen geschoben hatte. Dabei hatte sie sich zwischen der offen stehenden Schranktür und dem Herd hindurchgeschoben. Sie erinnerte sich sogar daran, wie sie den Herd mit der Hüfte gestreift hatte.
Tatsächlich, der einzige „Jemand“ in dieser Wohnung hatte ihr die Temperatur verstellt.

Einen traurigen Anblick boten die verkohlten Dampfnudeln vor ihr. Tiffy hob dem Blick und fühlte wie die Verwunderung verschwand und Platz machte für die Panik, die sie nun überkam.
Noch 15 Minuten! Und nichts zum Servieren! Pure Vanille-Soße? Na großartig!
„Ok, bleib ruhig, denk nach.“, sagte Tiffy sich. „Welche Möglichkeiten gibt es?“
Neu backen?  Unmöglich, dafür bräuchte sie viel zu lange.
Etwas Tiefgefrorenes auftauen? Nein, auch das war keine Lösung. In ihrem Tiefkühlfach befand sich lediglich eine Tüte Erbsen.
Schnell zum Bäcker? Zu knapp! Kein Auto da. Hin und zurück bräuchte sie zu Fuß  fünfundzwanzig Minuten.

Es war schlimm. Nicht nur konnte sie den Freunden nichts anbieten, sie verpasste auch die Gelegenheit, ihnen endlich mal die Dampfnudeln zu präsentieren, auf die sie doch so stolz war. Und noch etwas wurmte sie ganz gewaltig. Am liebsten hätte sie es sich selbst gegenüber nicht zugegeben, denn sie war doch eine ihrer liebsten Freundinnen, doch es war so. Besonders ärgerlich war, dass sie nun Lara gegenüber so eine Schlappe zugeben musste. Total verbrannt, so was würde Lara sicherlich niemals passieren. Tiffy öffnete das Fenster. Lara musste es ja nicht gleich riechen, wenn sie zur Tür herein kam.
Und was nun?

Tiffy dachte daran, Peter und Daria anzurufen und sie zu bitten, unterwegs beim Bäcker anzuhalten und etwas mitzubringen. Aber nein, beide kamen von so weit her, dass sie inzwischen mit Sicherheit schon unterwegs waren. Am Steuer auf das Handy zu gucken, das würde keiner von beiden machen.
Blieb nur… Lara. Lara wohnte in der Nähe und würde vermutlich erst in ein paar Minuten losfahren -  mit dem Auto. Tiffy kniff die Lippen zusammen.

Es war so peinlich, so peinlich. Ausgerechnet Lara sollte doch das ganze am besten überhaupt nicht mitkriegen. Seit Jahren versuchte Tiffy, mit ihr in Sachen Haushalt und Küche gleichzuziehen. Und schaffte es jetzt wieder nicht. Wieder würde sie sich fühlen, als hätte sie zu Hause nichts im Griff. Tiffy nahm das Handy in die Hand, suchte Lara in der Kontaktliste heraus... Sie brachte es einfach nicht über sich. Nicht als Telefonat. Sie wollte nicht Laras unmittelbare Reaktion miterleben.
Eine Nachricht schreiben. Ok, das als Kompromiss. „ Dampfnudeln verbrannt, kannst du beim Bäcker vorbei und Kuchen für uns vier besorgen?“  Tiffy beschloss, es darauf ankommen zu lassen. Wenn Lara sie rechtzeitig las, ok. Und wenn nicht… naja, dann müsste man sehen.

Als sie den Blick wieder hob, fielen ihr die verunglückten Dampfnudeln ins Auge. Kein Wunder, dass der Gestank sich noch kein bisschen verflüchtigt hatte! Die Geruchsquelle musste weg, schnell.
Nachdem Tiffy die Dampfnudeln entsorgt und auch gleich noch dem Müll rausgebracht und die Form abgespült hatte, klingelte es an der Tür.

Ok, Showdown.

Die Treppe herauf kam Lara. Mit einer großen Kuchenplatte auf dem Arm. Und Tiffy merkte wie dieses Vorfreude-Gefühl von vorhin sich plötzlich wieder in ihrem Bauch ausbreitete.
Da war sie, ihre liebe Lara, ihre Freundin seit Jahrzehnten. Und nach der großen Aufregung, tat es einfach gut, sie zu sehen, egal wie perfekt ihre Kochkünste auch waren.

Offen strahlte Lara sie an. „Ganz herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine Liebe! Du hattest Dampfnudeln für uns und sie sind verbrannt?“
Tiffy konnte sich nur wundern, wie Lara es eigentlich schaffte, auf dem linken Arm ein voll bepacktes Papp-Tablett und auf der rechten Schulter ihre überdimensionale Designer-Handtasche zu  balancieren und ihr trotzdem noch mit einer festen Umarmung zu gratulieren.

Lara stöckelte bereits in die Küche. „ Die nach dem Rezept deiner Oma? Mensch, das ist aber so schade! Seit Jahren komme ich mir ein bisschen unzulänglich vor neben dir, weil ich nach Internet-Rezepten koche, während du so richtig tolle alte Familienrezepte von deiner Oma hast! Und jetzt hätte ich fast die Chance gehabt… „
Lara hatte den Kuchen auf der Anrichte abgestellt und schlüpfte nun mit Schwung aus ihrer braunen Lederjacke. „Aber weißt du was, Tiffy? Es hat doch auch sein Gutes: Ich hab die tollsten Törtchen für uns besorgt. Bin schnell bei der Konditorei Meyer vorbeigedüst. Die sind mein Lieblingsladen und mein absoluter Geheimtipp. Soll ich dir mal was sagen?“
Lara trat einen Schritt näher, streckte den Kopf vor und grinste verschwörerisch. „Du erinnerst dich an meine letzten beiden Geburtstage? An diese köstlichen Cupcakes? Kauf ich auch immer da!“


Und so weiter. Gehe den Text noch einmal durch, ich muss jetzt aufhören und meine Pflanzen vor dem Gewitter retten. Ich hoffe,  Du kannst etwas mit meinen Anmerkungen anfangen.

Grüß Graven
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TZH85
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Beiträge: 300
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Pokapro 2017


Beitrag23.05.2016 20:17

von TZH85
Antworten mit Zitat

Hm, ich hab die Diskussion rund um die angeblichen Kinder-Küche-Kirchen-Anwandlungen des Texts interessiert mitverfolgt und konnte mir bisher keine rechte Meinung dazu bilden.

Jetzt glaube ich, dass mir aufgefallen ist, was ein bischen schief wirkt. Sprachlich ist der Text in Ordnung, bis auf ein paar kleine Fehler, die meine Vorredner schon angesprochen haben. Die Pointe passt auch - auch wenn der Konflikt wie schon angesprochen etwas harmlos ist. Aber es gibt ihn ja, also ist der Text nicht spannungsfrei.

Vielleicht ist es die Kombination. Sonnenstunde, du hast deiner Protagonistin einen sehr niedlichen Namen gegeben. Aber auch einen kindlichen. Tiffy weckt erst mal Assoziationen mit der Sesamstraße - man denkt automatisch "Kind".
Dann kommt noch der Satzbau hinzu, der oft recht simpel gestrickt ist und die Namen - vor allem Tiffys - oft an den Anfang setzt und wiederholt. Man assoziiert gleich "Kinderbuch". Das ging so weit, dass ich beim allerersten Lesen beinahe das Gefühl hatte, ich säße mit meiner Oma auf dem Bett und mir würde ein Bilderbuch vorgelesen.
Außerdem wählst du eine Erzählperspektive, die sehr nah an einem allwissenden Erzähler dran ist. Der interpretiert Tiffys Gedankenwelt und Reaktionen meist gleich für den Leser, so dass es praktisch keine Bedeutungen und Interpretationsspielräume zwischen den Zeilen gibt. Das verstärkt noch mal den Eindruck "Kinderbuch".
Plus, die Figuren wirken so unheimlich nett. Tiffy bereut quasi sofort, wenn so etwas wie Eifersucht Lara gegenüber aufkeimt und Lara, die sie auf ein Podest gestellt hatte, verrät auch gleich gutgelaunt frei heraus, dass sie eigentlich immer zu Tiffy aufgesehen hat. Man fragt sich, wie so eine "Freindschaft" jahrelang Bestand hat, wenn doch alle Zutaten für eine ehrliche Aussprache von Anfang an gegeben sind.

Das Thema selbst - junge Frau definiert ihren Selbstwert über ihre Kochkünste und ihren Haushalt - tja, da scheiden sich wohl die Geister. Ich kann das Argument nachvollziehen, dass das nicht ganz zeitgemäß wirkt. Andererseits gibt's solche Leute ja tatsächlich. Allerdings sind die meiner persönlichen Erfahrung nach strunzlangweilig, denn wer sich über den Haushalt echauffiert, hat meist einfach keine anderen Interessen oder Talente - und jede Menge freie Zeit.

So viel dazu. Vielleicht konnte die Beobachtung ja etwas Licht ins Dunkel bringen.
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Sonnenstunde
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Beitrag23.05.2016 23:45

von Sonnenstunde
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Federfarbenfee, stimmt ja, die meisten machen Dampfnudeln im Topf. Geht aber auch im Ofen. Wink

Liebe Graven, herzlichen Dank für deine Vorschläge, die mir erstens sehr gut vermitteln konnten, was du meinst, und die ich zweitens sehr gelungen finde!
Höchstens das mit der "Perfekten Hausfrau" ist vielleicht in deiner Version wieder etwas zu dick aufgetragen.
Weißt du, so wie Tiffy von mir gemeint war, geht es ihr ja gar nicht darum, die perfekte Hausfrau zu sein. Sie will einfach nur auch mal ein bisschen prahlen. Und das eigentlich auch vornehmlich mit ihrem Back-Talent.

Und ganz herzlichen Dank auch an dich, liebe THZ85. Es tat sehr gut, nun einmal die Einschätzung von jemandem zu lesen, der einen Schritt zurück getreten ist und versucht, das ganze ein bisschen von außen zu analysieren.
Bei vielem gebe ich dir recht.
Der niedliche Name -  ja, stimmt. Darüber habe ich gar nicht nachgedacht.
Die oft einfachen Sätze - ja, stimmt auch. Aber die möchte ich nicht bereuen. Die nutze ich gerne im Sinne der guten Lesbarkeit.
Der Name häufig am Anfang, häufig wiederholt - so was! Das habe ich selbst gar nicht so empfunden. Gut, dass du mich darauf aufmerksam machst.
Interpretiere die Gedankenwelt zu viel selbst - auch hier gebe ich dir (und Graven) recht. Daran zukünftig zu arbeiten, gehört zu meinen wertvollsten Erkenntnissen aus dieser Diskussion!
Wieso besteht die Freindschaft eigentlich so lange - hihi, ja, ertappt. Das habe ich mich auch schon gefragt. Cool
Liebe Grüße, Sonnenstunde
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lebefroh
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L
Beitrag27.05.2016 20:24

von lebefroh
Antworten mit Zitat

Ich bin über die Metapher "Eine perfekte Bühne für hellblaue Augen" gestolpert. Weil - eine Bühne ist doch etwas, auf der etwas passiert. Aber der Lidschatten ist ja über den Augen.

Zu kleinlich?
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Tjana
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Beitrag28.05.2016 00:58

von Tjana
Antworten mit Zitat

lebefroh hat Folgendes geschrieben:
Ich bin über die Metapher "Eine perfekte Bühne für hellblaue Augen" gestolpert. Weil - eine Bühne ist doch etwas, auf der etwas passiert. Aber der Lidschatten ist ja über den Augen.

Zu kleinlich?

Ja! Smile


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czil
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C
Beitrag28.05.2016 22:39

von czil
Antworten mit Zitat

Hallo sonnige Stunde.
will mal auch ein wenig klugscheißen. Smile
Zitat:
Liebe Federfarbenfee, stimmt ja, die meisten machen Dampfnudeln im Topf. Geht aber auch im Ofen.

Ja. Wenn man viele Leute zu bekochen hat. Aber: Geschlossen. Denn auch im Backofen werden Dampfnudeln mit Deckel gemacht. (halt ne Alufolie), sonst sinds Rohrnudeln. Und wenn Dampfnudeln verbrennen, dann stinkt das dermaßen, dass man das durch einfaches Lüften nicht innerhalb von 2 Stunden aus dem Raum bringt. (Milch/Sahne!)

Ja. Und Hefesachen machen, für viele? Das ist schon ganz schön angeberisch, denn viele "Hausfrauen" lassen von so was die Finger, weils ja angeblich so kompliziert ist. Damit entlarvt sich deine Prota schon als ganz schöner Angeber. (Meine Tochter hätte allein dafür, dass sie in ihrer Abschlussprüfung an der Schule Hefegebäck gemacht hat, eine Notenstufe besser gekriegt, wenns nicht eh ne 1 gewesen wäre)

Und, in Zeiten des kollektiven Kochwahns angeregt durch diverse Fernsehköche?
Macht von denen einer Hefegebäck?
Kaum einer.

Damit wische ich auch das Argument der 50igerjahre-Hausfrau für dich vom Tisch. Dazu ist deine Prota viel zu eingebildet.
Und zu perfektionistisch. (mir persönlich unsympathisch)

Dass jemand nicht merkt, dass er mit der Bluse an einem Knopf hängen bleibt (den Backofen zeigst du mir!) und bei einer so "wichtigen" Speise nicht alle 10 Minuten nachkontrolliert ob noch alles stimmt?

Wenn du das wolltest, dass sie hier unsympathisch rüberkommt, dann ist dir das geglückt.

Ein wenig zu einfach machst du es dir meiner Meinung nach mit der Reaktion deiner perfekten Dinnerköchin auf die Offenbarung der "Gegnerin" dass sie ihre so perfekten Speisen gekauft hat.
Hier habe ich den "mich-hauts-auf-den-Hintern-Effekt" vermisst.

sonst fand ich die  
Cpt. Jack hat Folgendes geschrieben:
unermessliche Banalität der Geschichte.

nahezu genial. Zeitgemäß. Modisch. In.
Aus dem Leben gegriffen.
(Ich kenne die Unterhaltungen zur Genüge die eine Fernsehkochsendung auslösen kann...)

Hab sehr gerne drüber geschmunzelt.


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