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Sie sah mich an


 
 
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Fridolin
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 85
Beiträge: 304
Wohnort: Fellbach


Beitrag24.11.2015 19:12
Sie sah mich an
von Fridolin
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Sie sah mich an mit Augen voller Güte
und einem Lächeln, Mona Lisa gleich,
geheimnisvoll, jedoch an Demut reich,
als ob sie eine stille Freude hüte.

Doch als ich unter ihrem Blick erglühte,
da brachen alle Dämme, Deich um Deich,
und plötzlich wurden meine Knie weich.
Dass mir im Alter solches Glück erblühte!

Zwei Jahre, die in einem Rausch vergingen,
in denen sie vor Liebe überfloss,
bis sie für immer ihre Augen schloss.

Ach, könnt ich meine Qual wie Orpheus singen!
Kein Erdendasein kann mich je beglücken.
Oh Gott, lass mich in ihre Welt entrücken.

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Zettelhexe
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 53
Beiträge: 136



Beitrag24.11.2015 19:58

von Zettelhexe
Antworten mit Zitat

Wenn man "Knie" als Kni-e liest, gibt es rein vom Technischen her nichts auszusetzen. Reime, Silbenzahl, Sprachrhythmus, alles perfekt.

Für mich persönlich fühlt sich der Sprachstil allerdings etwas uneinheitlich an. Teils eher altertümlich/poetisch, dann wieder moderner. Bin aber vielleicht nur ich.

Jedenfalls schön zu sehen, dass auch heutzutage noch Gedichte dieser Art geschrieben werden.
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Gast







Beitrag24.11.2015 23:17

von Gast
Antworten mit Zitat

Lieber Fridolin - warum hast du das nicht geschüttelt?
Hast du es versucht, und es ist dir nicht gelungen, oder schien das dir hier unpassend?

Das ist bestimmt ein gutes Gedicht, aber in deinen besten Momenten sind deine geschüttelten Gedichte außergewöhnlich, und ich wünsche mir, daß du gerade bei dem Thema diese Dimension freisetzt.
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Fridolin
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 85
Beiträge: 304
Wohnort: Fellbach


Beitrag25.11.2015 09:55

von Fridolin
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zettelhexe hat Folgendes geschrieben:
Wenn man "Knie" als Kni-e liest, gibt es rein vom Technischen her nichts auszusetzen. Reime, Silbenzahl, Sprachrhythmus, alles perfekt.

Für mich persönlich fühlt sich der Sprachstil allerdings etwas uneinheitlich an. Teils eher altertümlich/poetisch, dann wieder moderner. Bin aber vielleicht nur ich.

Jedenfalls schön zu sehen, dass auch heutzutage noch Gedichte dieser Art geschrieben werden.


Liebe Zettelhexe,

laut DUDEN lautet der Plural von Knie (gesprochen) Kni-e, mir ist auch noch die Schreibweise Kniee vertraut, wie sie zurzeit Mörikes noch üblich war.
 
Zitat:
Lieber Fridolin - warum hast du das nicht geschüttelt?
Hast du es versucht, und es ist dir nicht gelungen, oder schien das dir hier unpassend?

Das ist bestimmt ein gutes Gedicht, aber in deinen besten Momenten sind deine geschüttelten Gedichte außergewöhnlich, und ich wünsche mir, daß du gerade bei dem Thema diese Dimension freisetzt.


Lieber Kurt,

es freut mich, dass du von meinen Schüttelgedichten so eine hohe Meinung hast. Ich habe schon viele Schüttelsonette verfasst und in meinem Schüttelbuch veröffentlicht, in diesem Fall habe ich aber eine Ausnahme gemacht, weil sich die Verse so fügten. Gleichwohl  haben sich im zweiten Quartett Schüttler eingeschlichen, auch unbeabsichtigt. Andrerseits möchte ich auch nicht nur als Schüttelreimer wahrgenommen werden. Schließlich sind auch die Einwände von Ferdi zum Thema Schüttelreime in meinem Faden hier klicken zu bedenken.

LG Fridolin
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Gast







Beitrag25.11.2015 10:10

von Gast
Antworten mit Zitat

Ich sage es mal andersrum - was mir bei deinen tollen Schüttelreimen manchmal an Tiefe fehlt, finde ich hier: in diesem ziemlich flachen Gedicht.

Wenn du das koppelst, ist es wirklich genial.
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Fridolin
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 85
Beiträge: 304
Wohnort: Fellbach


Beitrag25.11.2015 11:09

von Fridolin
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich sage es mal andersrum - was mir bei deinen tollen Schüttelreimen manchmal an Tiefe fehlt, finde ich hier: in diesem ziemlich flachen Gedicht.

Wenn du das koppelst, ist es wirklich genial.


Sorry, aber das verstehe ich nicht, du findest also die Tiefe, die dir manchmal in meinen Schüttelreimen fehlt, in diesem ziemlich flachen Gedicht?

Schüttelreime sind ja perse zunächst mal Wortspielereien, transportieren vorwiegend bloßen Unsinn, eignen sich aber auch für epigrammatische, ja philosophische Inhalte, also alles: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Um all dies bemühe ich mich, wie das der Leser empfindet, steht auf einem anderen Blatt. Die Resonanz bei meinen Lesern und Hörern bei Vorträgen ist aber äußerst positiv.

LG Fridolin
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Gast







Beitrag25.11.2015 11:17

von Gast
Antworten mit Zitat

Genau diesen Widerspruch meine ich.
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Fridolin
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 85
Beiträge: 304
Wohnort: Fellbach


Beitrag25.11.2015 11:33

von Fridolin
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Genau diesen Widerspruch meine ich.


Das leuchtet mir nicht ein, wieso ist das Gedicht dann flach? Das ist es doch gar nicht.
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Gast







Beitrag25.11.2015 12:11

von Gast
Antworten mit Zitat

Ich will nicht auf die einzelnen Bilder eingehen, die korrespondieren damit, dieses Gedicht ist linear -- mir fehlt das, was du eben selbst besser ausgedrückt hast, als ich es kann: du schüttelst dich auf eine höhere Ebene, aber das finde ich hier nicht.

Ich vermisse genau jetzt, wo es dir richtig nahe geht, diesen philosophischen Unsinn, dann entrückst du mich wirklich in die Welt, die Orpheus schüttelt
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Quadratschädel
Geschlecht:männlichLeseratte
Q

Alter: 70
Beiträge: 159
Wohnort: Berlin-Ost


Q
Beitrag21.12.2015 14:35

von Quadratschädel
Antworten mit Zitat

Fridolin, deine gereimten Gedichte strahlen eine Perfektion aus, von der ich spüre, dass Handwerk für dich einen sehr hohen Stellenwert besitzt. Ich finde das gut, vermute aber, dass über dem Handwerk manchmal aber das eigentliche Anliegen etwas in den Hintergrund tritt oder auch verunklart wird. Auch dieses Gedicht ist handwerklich perfekt bis auf den letzten Leeranschlag, bewundernswert, aber etwas stört mich. Ich versuche das mal zu formulieren. Ob es mir glückt, bin ich mir nicht sicher.

Es gefällt mir, dass du jede Larmoyanz vermeidest. Ein Dritter wird niemals das fühlen, was der Trauernde fühlt, du berücksichtigst das in dem Gedicht. Wobei ich die vielleicht seltsame Ansicht habe, dass es nicht immer ein Sonett sein muss. Wie gesagt, das ist mein Fabel, ein anderer sieht das vielleicht anders. Einfache Vierzeiler sind auch Gedichte und besitzen den Vorzug, dass man sich "ausssprechen" kann, ohne sich unter die Form beugen zu müssen.

Was mich ein wenig stört, ist einmal der Rückgriff auf den griechischen Mythos, das kommt zu gewollt und macht die Trauersituation des LI nicht gerade glaubwürdig, sondern entschwebt mehr oder weniger ins hier unpassende Reich der Kunst. Dem Gedicht fehlt nach meinem Eindruck das, was das LI direkt, ohne klassischen Umweg, bewegt, ich lese nicht den Schock, das Erkennen darüber, dass nun nichts mehr so sein wird, wie es war. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll: Was mir fehlt, das ist das lyrische Ich, der Mensch, der trauert.

Quadratschädel
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Fridolin
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 85
Beiträge: 304
Wohnort: Fellbach


Beitrag26.12.2015 18:59

von Fridolin
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Quadratschädel,

etwas wegen der Weihnachtstage verspätet, komme ich nun dazu, auf dein ausführliche Besprechung, für die ich sehr danke, zu antworten.

Ich bin ja von Haus aus Humordichter und schreibe vor allem Gedichte in Schüttelreimen. Die ernste Lyrik ist nicht so mein Ding. Gleichwohl werde ich immer wieder dazu ermuntert. Als ich vor einigen Jahren auf einer anderen Plattform ein Gedicht in Schüttelreimen vorstellte, bestehend aus drei Vierzeilern im Kreuzreim und einem anschließenden Zweizeiler im Paarreim, wurde mein Werk als Schüttelsonett im Stile von Shakespeare gepriesen. Ich hatte zuvor noch kein Sonett verfasst. Ein forenweit aktiver Sonettist riet mir aber, ich solle das Schütteln lassen und erst mal ein normales Sonett verfassen. Da gerade mein Wanderurlaub auf der Schwäbischen Alb anstand, habe ich mir Bücher mit Sonetten und das grundlegende Werk von Walter Mönch "Das Sonett, Gestalt und Geschichte" angeschafft und im Urlaub gründlich studiert, insbesondere aber auch die Sonette an Orpheus von Rilke. In diesem Umfeld ist mein Gedicht "Sie sah mich an mit Augen voller Güte" entstanden. In der Deutung von Walter Mönch hat Rilke den Sinn der griechischen Orpheus-Sage, als deren Mittelpunkt uns die schmerzliche Empfindung des Verlustes Eurydikes erscheint, " ganz und gar verwandelt". Für Rilke enthalte der Mythos nicht wie für die Griechen und Römer das Symbol unüberwindlicher Kluft zwischen Lebenden und Toten, sondern für ihn ist der Tod Eingang zu neuem, lebensspendendem Prozess. Diesen Gedanken habe ich in meinem Gedicht versucht aufzugreifen. In meinem Gedicht wünscht das LI durch die Macht des Gesangs wie Orpheus in die Welt der verstorbenen Geliebten zu entrücken.

Weihnachtliche Grüße
Fridolin
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