Konflikt

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Der Konflikt ist ein wichtiger Spannungsträger im Roman und zentraler Bestandteil der Handlung. Er liefert dem Protagonisten oft Motivation und Ziel und bestimmt damit maßgeblich den Verlauf der Geschichte. Im Normalfall erreicht die Spannungskurve ihren Höhepunkt, kurz bevor der tragende Konflikt von dem Protagonisten gelöst wird oder wenn dieser bei dem Versuch der Konfliktlösung scheitert.

Konfliktarten

Äußerer Konflikt

Die nachfolgende Liste gibt einen kurzen Überblick über mögliche Konfliktarten, ist jedoch keineswegs vollständig. Als Grundsatz kann man jeden äußeren oder inneren Einfluss, der die Welt des Protagonisten aus dem Gleichgewicht bringt, als Konflikt bezeichnen.

Der militärische Konflikt

Bei diesem Konflikttypus konkurrieren zwei oder mehr Parteen um die Kontrolle von Ländereien, Rohstoffen, oder allgemeiner um Besitztümer und Macht. Der Protagonist wird als Angehöriger eines Machtblockes oder als neutraler "Dritter" in die Handlung eingeführt und muss den schwelenden Konflikt beenden, ehe er eskaliert, oder eine bereits bestehende, bewaffnete Auseinandersetzung für seine Partei entscheiden.

Dabei können Kriege zwischen Nationen genau so Element des Konflikts sein wie eine staatliche Anti-Terror-Einheit, die gegen Terroristen kämpft, oder eine Gruppe Sklaven, die gegen ihren Besitzer rebellieren.

Die Verfolgung

Bei diesem Konflikttypus befindet sich der Protagonist zumeist auf der Flucht vor einer äußeren Macht. Grundthema eines solchen Konfliktes kann zum Beispiel ein Gefängnisausbruch sein oder dass vor allem in der Horrorliteratur vertretene "Versteckspiel" mit dem Mörder.

Verfolgungs-Konflikte mit umgekehrter Rollenverteilung (der Protagonist als Jäger) lassen sich eher dem Konflikttypus "Aufgabe oder Rätsel" (siehe nächster Punkt) zuordnen.

Die Aufgabe / Das Rätsel

Bei dieser Konfliktart wird dem Protagonisten zu Beginn der Geschichte eine Aufgabe (oder ein Rätsel) gestellt, die er lösen muss. Dazu gilt es im Verlaufe der Handlung Informationen und Gegenstände zu sammeln, andere Charaktere zu befragen und Hinweise zu suchen oder neue Ideen zu entwickeln. Motive können zum Beispiel eine Schatzsuche (im Abenteuerroman), das Demaskieren eines kriminellen Individuums (im Kriminalroman) oder das erfolgreiche Bestehen einer Klassenarbeit (in der Jugendliteratur) sein.

Zwischenmenschlicher Konflikt

Der zwischenmenschliche Konflikt beschreibt oft einen direkten, persönlichen Disput. Soziale Spannungen zwischen dem Protagonisten und dem Antagonisten, die im Verlauf der Handlung jeweils in die eine (Freundschaft, Liebe) oder andere (Feindschaft, Hass) Richtung umschlagen können. Dieses Motiv findet sich vor allem in romantischer Literatur (Hassliebe) oder der Jugendliteratur (Probleme mit den Eltern).

Innerer Konflikt

Zum Verstehen des inneren Konflikts müssen andere Begriffe, die mit einhergehen vorher abgeklärt werden: innerer Wunsch/Bedürfnis, innere Angst. Das innere Bedürfnis stellt die Motivation für die inneren Ziele dar. Die inneren Ziele versuchen, das innere Bedürfnis zu stillen.

Zum Beispiel kann jemand, der äußerlich nach Statussymbolen sucht, sein inneres Bedürfnis nach Anerkennung befriedigen. Sein inneres Ziel ist daher Anerkennung und nicht das Statussymbol per se.

Bei einem inneren Konflikt wird der Protagonist meistens durch äußere Einflüsse vor eine wichtige Entscheidung gestellt. Das Treffen der augenscheinlich richtigen Wahl wird ihm dabei jedoch durch eine negative, oft traumatische Erfahrung in seiner Vergangenheit, durch fehlendes Selbstwertgefühl oder sonstige psychologische Probleme zunächst unmöglich gemacht.

Die Handlung des Romans beschreibt daher eine Konfrontation des Protagonisten mit seiner eigenen Psyche: den Versuch, seinen "inneren Schweinehund" zu bewältigen, um schließlich die richtige Entscheidung treffen zu können.

Die Queste

Eine Sonderform des Konflikts ist die "Queste" oder sogenannte Heldenreise (siehe Plot), die sich normalerweise in der Fantasyliteratur aber auch in der Science-Fiction und vereinzelt in anderen Literaturtypen wiederfindet.

Ursprünglich geht das Motiv der Queste auf die Artussaga zurück, wo der Ritter als Held im Verlaufe einer ihm gestellten Aufgabe Prüfungen bewältigen und ritterliche Tugenden demonstrieren musste.

In der modernen Literatur gerät der Protagonist zumeist als Held in einen schwelenden Konflikt und begibt sich daraufhin auf eine Reise, in deren Verlauf ihm sich weitere Charaktere anschließen und zahllose Gefahren gemeistert werden müssen. Ebenso findet sich wiederholt das Motiv mächtiger und magischer Artefakte, die im Verlaufe der Handlung eine wichtige Position einnehmen.

Anwendung

Der Konflikt liefert im Verlaufe einer Romanhandlung dem Protagonisten sein Motiv und stellt gleichzeitig das finale "Ziel", nämlich die Lösung des Konfliktes. Der Antagonist kann dabei sowohl Verursacher als auch nur einfach Nutznießer des Konfliktes sein.

In komplexeren Romanhandlungen treten oft mehrere Konflikte auf, die nicht zwingend miteinander in Verbindung stehen müssen. Oft agiert dabei ein globaler Konflikt als "zentrales Leitmotiv", das die Handlung vorantreibt, während andere Charaktere, zumindest aber der Protagonist, noch einen weiteren, persönlichen Konflikt austragen müssen.

So verlaufen zum Beispiel der zwischenmenschliche und der innere Konflikt oft parallel zueinander, wenn der innere Konflikt des Protagonisten sich in sozialem Verhalten niederschlägt, das zum Auslöser des zwischenmenschlichen Konfliktes wird.

Ein Beispiel für einen Mehrfachkonflikt ist die Herr der Ringe-Trilogie, wo die militärische Bedrohung durch Saurons Armee den globalen Konflikt verkörpert und Frodos Versuchung durch den Ring als zusätzlicher innerer Konflikt des Protagonisten auftritt.