Fantasy-Roman

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Der moderne Fantasy-Roman entstammt dem literarischen Genre der Phantastik. Viele Fantasy-Romane werden der Jugend- bzw. Trivialliteratur zugerechnet. Das Genre der Fantasy grenzt sich von anderen Genres der Literatur vor allem durch gewollt phantastische Inhalte ab und schöpft seine Faszination aus der Fremde und dem Ungewöhnlichen sowie aus dem Bemühen des Autors, Vorgänge, die als wissenschaftlich nicht möglich gelten, innerhalb der Geschichte möglichst glaubhaft als Realität darzustellen.

Die Fantasy versucht nicht unbedingt, ein möglichst reales Bild existierender Gesellschaften abzubilden, sondern fremdartige Eindrucke in einem geschlossenen Zusammenhang darzustellen und somit ein zwar irreales, aber dennoch glaubhaftes alternatives Weltbild zu erzeugen. Einige Fantasy-Romane greifen aber auch Strukturen realer Gesellschaften auf, ahmen diese nach oder regen zum Nachdenken darüber an. Viele Romane dieses Genres weisen einen handlungsgetriebenen Plot auf (ein großer Held beschützt seine Welt vor einem großen Übel), damit ist die Fantasy aber noch lange nicht ausgereizt.

Inhaltliche Elemente

Häufig wiederkehrende Elemente der Fantasy sind vor allem übersinnliche Begegnungen, wissenschaftlich nicht erklärbare Phänomene oder unmittelbare Verstöße gegen anerkannte Naturgesetze. So werden Geistererscheinungen; Engel, Dämonen und Götter; sprechende Tiere, Magie, Zeitreisen, Außerirdische, Telepathie, fremde Welten, Drachen und Ähnliches im Kontext der jeweiligen Geschichte als Realität betrachtet.

Damit ist das Genre thematisch dem Märchen oder der Fabel nicht unähnlich, auch wenn dem Fantasy-Roman zumeist der belehrende Hintergrund fehlt, der Märchen und Fabeln ausmacht.

Oft lehnen sich Fantasy-Romane dabei an antiken und mittelalterlichen Mythen, Sagen, Religionen und Märchen an. Insbesondere die nordische Mythologie genießt bei vielen Fantasy-Fans starken Zuspruch und ist als Inspiration in vielen Fantasy-Mythen der Moderne als besonders dominant hervorzuheben.

Viele Fantasy-Romane spielen in fiktiven Ländern oder ganzen (Alternativ-)Welten, die von mehr oder weniger fremdartigen Geschöpfen wie Zwergen, Elfen, Feen oder Dämonen bewohnt werden.

Im Regelfall handeln Fantasy-Romane von einem Konflikt zwischen zwei voneinander getrennten Seiten, von denen eine klar als positiv, die andere als negativ charakterisiert wird, etwa die guten Rebellen, die sich gegen den bösen König auflehnen, der sein Volk unterdrückt. Differenzierte Betrachtungen der agierenden Parteien sind selten.

Die Erzählstrukturen von Fantasy-Romanen umfassen meistens einen epischen Handlungsbogen und stützen sich auf die Motive der klassischen Abenteuerliteratur (Reisen um die Welt, Begegnungen mit feindlich gesonnenen Kreaturen, epische Konflikte, große Schlachten). Obgleich die Ausübung von Gewalt in der Fantasy kein Definitionsmerkmal ist, besitzt die Mehrzahl der Fantasy-Erzählungen doch einen gewalttätigen Hintergrund und behandelt Themen wie Duelle, Schlachten, oder Kriege.

Geschichte

Zwar werden schon seit dem 18 Jahrhundert phantastische Elemente in Romanen verwendet – die wiederum von den mittelalterlichen Sagen und antiken Mythen abgeleitet wurden – die eigentliche „Geburt“ der modernen Fantasy-Literatur wird jedoch meistens um das Jahr 1960 herum datiert. Als Begründer des Genres gelten vor allem J. R. R. Tolkien (Der Herr der Ringe), C. S. Lewis (Die Chroniken von Narnia) und andere Autoren.

Einflüsse anderer Genres

Aufgrund der Tatsache, dass sich das Genre aus inhaltlichen Elementen definiert, und nicht über die Art der Handlung, ist der Einfluss vieler Genres in die Fantasy sehr groß, beziehungsweise ist die Abgrenzung zu anderen Romanarten schwer. So kann ein Fantasy-Roman beispielsweise thematisch eine Liebesgeschichte oder ein Kriminalroman sein, inhaltliche Nähe zu Historien-Romanen und Abenteuer-Romanen besitzen, oder Elemente der Science-Fiction und des Horrorthrillers beinhalten. Umgekehrt finden sich allerdings auch in Romanen, die nicht direkt der Fantasy zugeordnet werden, oft phantastische Elemente.

Sub-Genres

Die Fantasy kann in verschiedene Bereiche untergliedert werden. Beachtet werden sollte dabei, dass es fast unmöglich ist, ein Fantasy-Werk einem einzelnen Sub-Genre zuzuordnen. Viele Romane weisen Merkmale von zwei oder noch mehr Sub-Genres auf. Diese Liste dient daher nur der groben Orientierung, und keiner Klassifizierung.

Animal-Fantasy
Fantasy-Geschichten, die im Tierreich angesiedelt sind und in denen sprechende Tiere agieren.

Dark-Fantasy
Fantasy, die durch düstere und manchmal abstoßende Elemente eine eher unheimliche Atmosphäre erzeugt. Verwandt mit dem klassischen Horror-Roman. Kann auch erotische Elemente enthalten.

High-Fantasy
Die High-Fantasy ist die klassische Fantasy, die auf den Werken von J. R. R. Tolkien fußt und sich bei der Gestaltung der Umgebung sehr stark an der nordischen Mythologie und dem europäischen Mittelalter orientiert.

In der Regel spielen epische Konflikte zwischen Gut und Böse, Schwertkämpfe, Ritter und Drachen darin eine Rolle. Viele High-Fantasy-Welten bedienen sich dabei der „Vorarbeit“ von Tolkien und greifen auf bereits bestehende Elemente der tolkienschen Schöpfungen zu. So sind etwa die Elben, Orks und Halblinge (Hobbits) in vielen Fantasy-Mythen eher von Tolkiens Völkern inspiriert als von den Vorbildern der jeweiligen ursprünglichen Mythologie.

Humoristische Fantasy
Selbstkritische und ironische Fantasy-Parodien.

Kunstmärchen
Märchenhafte Erzählungen, deren Autor jedoch bekannt ist (der Erstautor von „echten“ Märchen ist dagegen stets unbekannt).

Low-Fantasy
Die Low-Fantasy ähnelt in ihrem Konzept der High-Fantasy, ist im Gegensatz zu dieser jedoch weniger episch orientiert und handelt zumeist nur von einem einzelnen Charakter.

Pseudohistorische Fantasy
Ein Mischgenre aus Historien-Romanen und Fantasy, in dem reale Ereignisse vergangener irdischer Epochen (meist Mittelalter oder Antike) mit typischen Elementen der Fantasy – wie Magie oder Göttern – in Verbindung gebracht werden.

Science-Fantasy
Mischgattung aus Fantasy und Science-Fiction.

Social-Fantasy
Fantasy-Genre, das vornehmlich gesellschafts- und politikkritische Themen behandelt.

Steam-Punk
Der Steam-Punk als Untergenre der Fantasy geht zumeist davon aus, dass an irgendeinem Punkt im Verlauf der Weltgeschichte die Dampfkraft eine größere Bedeutung erlangt hat, als dies tatsächlich der Fall war. Steampunk-Romane bilden eine alternative, meist dystopische Vergangenheit ab, in der die Menschen Zugang zu modernen Technologien besitzen, die sie in der Realität noch nicht besaßen (etwa Flugzeuge und Roboter im 18. jahrhundert). Steam-Punk-Romane gelten als sehr gesellschafts- und zeitkritisch.

Steam-Fantasy
Die Steam-Fantasy gleicht dem Steam-Punk in vielerlei Hinsicht. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass sie in einer fiktiven Welt angesiedelt ist, in der auch typische High-Fantasy-Elemente wie Magie und Drachen vorkommen können.

Urban-Fantasy
Ein Misch-Genre, in dem gewöhnlich magische oder übernatürliche Ereignisse in der Realität stattfinden, fiktive Wesen einen Weg in die Realität finden, oder umgekehrt Charaktere aus der Realität in eine fiktive Welt gelangen.

Kontroverse

Fantasy-Romane unterliegen im Punkt Qualität und Inhalt oft starker Kritik. Auch wenn klargestellt werden muss, das viele Kritikpunkte nur auf wenige oder vor allem auf ältere Werke der Fantasy anwendbar sind, sollte sich jeder angehende Fantasy-Autor mit eben diesen möglichen Fußfesseln gut auseinandersetzen.

Fantasy-Romane stellen nicht selten stark vereinfachte oder naive Gesellschaftsstrukturen zur Schau, die oft eine idealisierte Form mittelalterlicher oder allgemein feudaler Kulturen sind. Dabei werden sowohl aktuelle Gesellschaftsprobleme als auch in der jeweiligen Zeit vorhandene Probleme außer Acht gelassen.

Klischeebildung

Viele Fantasy-Mythen lehnen sich aneinander an und gerade unerfahrene Jungautoren klauen oft von den „Großmeistern“ des Genres. So finden sich vor allem die von Tolkien geschaffenen Zwergen-, Elfen- und Orkmotive in vielen modernen Fantasy-Werken auf die eine oder andere Art und Weise wieder. Auch die Tatsachen, dass viele Fantasy-Mythen vom europäischen Mittelalter und der nordischen Mythologie inspiriert sind, ähnlichen Handlungsbögen folgen und sich auf identische Motive stützen (der epische Kampf zwischen „Gut“ und „Böse“), tragen ihren Teil zu einer wachsenden Homogenität im Genre bei.

Letztlich schlagen sich diese Umstände in einer starken Tendenz zur Klischeebildung nieder, und das ausgerechnet in einem Genre, dessen zentrales Element die „Phantasie“ des Autoren sein sollte.

Stereotype und Rollenverteilung

Innerhalb der fiktiven Welten werden die einzelnen Rassen gewöhnlich über einfach strukturierte, stereotype Verhaltensformen charakterisiert. So gelten Elfen meistens als weise, gut aussehend und magiebegabt, Zwerge als bärtige, versoffene Schmiede und Bergarbeiter und Orks als unzivilisierte und grausame Krieger.

Individuen, die von dieser Norm abweichen, sind selten und soziale Gruppierungen, die unterschiedliche Interessen verfolgen, quasi nicht existent. Dass einigen Völkern überwiegend negative Eigenschaften (hässlich, dumm, brutal) auferlegt werden, anderen überwiegend gute, wird von einigen Kritikern darüber hinaus als Existenz rassistischer Motive in der Fantasy-Literatur gedeutet.

Systematische Vereinfachung

Durch die wenig differenzierte und oberflächliche Darstellung der agierenden Völker entsteht oft eine klare Unterteilung in eine gute und eine böse Seite. Dies resultiert schließlich in einer möglichst einfach gestrickten Welt mit klar organisierten Strukturen. Im Verlaufe der Handlung wird den agierenden Charakteren so oft die Orientierung vereinfacht („Entweder stehst du auf dieser Seite oder auf jener.“) und die globalen Konsequenzen werden einzelner Entscheidungen auf ein Minimum reduziert.

Antidemokratische Orientierung

In den meisten Fantasy-Romanen ist eine klassische Führerrolle vertreten. Auch wenn dies nicht zwangsläufig der Protagonist der Geschichte sein muss, zeigt sich in vielen phantastischen Erzählungen eine Tendenz zur Verehrung einzelner Personen. Helden, Könige oder andere große Anführer werden zumeist als grundsätzlich gut und rechtschaffen gezeichnet: von allen geliebte Führer, hinter denen sich die übrigen Charaktere sammeln. Aus diesem Umstand kann beim Leser der Eindruck entstehen, der Autor wolle ein verherrlichtes Abbild absoluter Herrschaftssysteme schaffen und den Wunsch nach einem starken Führer statt nach bürgerlicher Demokratie wecken.

Gewaltverherrlichung

Fantasy-Romane erwecken häufig den Eindruck, in Konflikten von vielerlei Art und Gestalt sei die Ausübung von Gewalt bzw. das Töten des Gegners die einzige zur Verfügung stehende Methode zur Beilegung. Dieses Vorgehen wird zumeist dadurch legitimiert, dass die Antagonisten dem Stereotyp des „absoluten Bösen“ entsprechen und diplomatische Verhandlungen deshalb schon von vorne herein zum Scheitern verurteilt sind.

Des Weiteren enthalten viele typische Fantasy-Romane Tendenzen zur Glorifizierung von Kriegshelden, wodurch dem Krieg eine gewisse Form der Romantik aufgedrückt wird (Der tapfere Krieger, der alle „Bösen“ tötet und dadurch am Ende das Herz seiner Allerliebsten gewinnt).

Bekannte Werke der Fantasy

Buchtitel / Serientitel Erschienene Bücher Autor
Cthulu Mythos ? H. P. Lovecraft
Das Rad der Zeit 12 Robert Jordan
Der dunkle Turm 7 Stephen King
Der Herr der Ringe Trilogie 3 J. R. R. Tolkien
Die Chroniken von Narnia 7 C. S. Lewis
Drakula 1 Bram Stoker
Eragon 4 Christopher Paolini
Harry Potter 7 Johanne K. Rowling
His dark materials Trilogie 3 Phillip Pullman
Scheibenweltwelt Reihe 36 Terry Pratchett
Stardust 1 Neil Gaiman
Tintenwelt Trilogie 3 Cornelia Funke
Das Lied von Eis und Feuer 8 George R. R. Martin
Ulldart Zyklus (1 & 2) 9 Markus Heitz